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View Full Version : Sallmonellenimpfung ????


tiffy
06.09.2000, 05:03
Ist es ratsam gegen Salmonellen zu impfen?Wenn ja:
Mit einem Lebend- Impfstoff oder einem Tot-Impfstoff?
Man liest hier sehr widersprüchliche Auffassungen.

Welchen Impfstoff (Name) kann man empfehlen?

Sollte man den Bestand jetzt im September impfen
oder gibt es einen günstigeren Zeitpunkt?

Ist es sinnvoll die Impfung im Frühjahr und danach jährlich zu wiederholen?

P.S.
Ich hatte vor 5 Jahren masiv Salmonellen im Bestand und mache seither jedes Frühjahr vorbeugend eine Kur mit Baytril,seither hatte ich nie wieder Probleme mit Salmonellen.

Für Ihre Antworten im voraus besten Dank.

Frank

Tiberius Mohr, Tierarzt
11.09.2000, 21:16
Sehr geehrter Herr Frank,

zu impfen ist (fast) immer ratsam. Man erreicht damit — bei minimalem zeitlichen und finanziellen Aufwand — den größtmöglichen Schutz. Außerdem ist die Belastung des Körpers nach einer Impfung nicht einmal annähernd mit der während und nach einer Antibiotika-Kur zu vergleichen.

Bezogen auf Salmonellen sollte man heutzutage ausschließlich einen Tot-Impfstoff verwenden. Diese Empfehlung ist nicht auf die Impfung gegen andere Krankheitserreger übertragbar.
Sie haben völlig Recht, die Aussagen hierzu sind in der Taubenliteratur tatsächlich widersprüchlich. In der medizinischen Fachliteratur hingegen herrscht eine einheitliche Auffassung: der zur Zeit verfügbare Lebendimpfstoff gegen Salmonellen bei Tauben gehört aufgrund der damit verbundenen Probleme zur Geschichte der Veterinärmedizin.

Wir setzen bei unseren Patienten den Tot-Impfstoff Colombovac Paratyphus der Firma Fort Dodge ein. Die Gründe sind beste Verträglichkeit und sehr guter Schutz vor einer Neuansteckung. Der Preis pro Impfung ist mit DM 1,- pro Taube auch für Großbestände akzeptabel.

Der günstigste Zeitpunkt ist nach der Mauser und nach Abschluß der Kontrolluntersuchung auf Salmonellen. Die Impfung muß in einem Abstand von 6 Monaten wiederholt werden. Dieser Zeitplan sollte mehrere Jahre hintereinander beibehalten werden.
Man sollte jedoch erst dann impfen, wenn der betreuende Tierarzt sich darüber im Klaren ist, was im Bestand los ist, nur so kann der Bestand saniert werden. Ein Salmonellen-Problem muß innerhalb eines Zeitraumes von maximal 3 Monaten erledigt sein. Fünf Jahre damit herumzumachen ist untragbar (für Züchter und Tauben!).

Gegen Salmonellen kann man keine vorbeugenden Antibiotika-Kuren durchführen. Antibiotika wirken gegen vorhandene Bakterien, nicht gegen solche, die in Zukunft die Taube noch anstecken werden. Ein Schutz vor Neuinfektionen kann nur durch eine Impfung erreicht werden.
Der unplanmäßige Einsatz von Baytril (und anderen Antibiotika) führt nur zur Verschiebung des Problems und zum Auftreten von Soorpilz-Erkrankungen. Auf diese Weise bestehen geringe Chancen „auf einen grünen Zweig“ zu kommen. Die Gefahr von Soorpilzinfektionen ist zwar bei Baytril etwas geringer als beispielsweise bei Tetracyclinen, aber noch hoch genug, um von einem regelmäßigen Einsatz ohne mykologische Kontrolle abzuraten.

Der genaue Impf- und Behandlungsplan muß vom behandelnden Tierarzt nach Abschluß einer eingehenden Untersuchung Ihres Bestandes erstellt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Tiberius Mohr
E-Mail: t.mohr@brieftaubenmedizin.de
Internet: www.brieftaubenmedizin.de

tiffy
24.10.2000, 10:36
Hallo Herr Mohr,
meine Tauben wurden untersucht und sind sallmonellenfrei ,danach wurden sie geimpft (mit Colombovac Paratyphus) . Jetzt empfiehlt mir mein Tierarzt eine Zweitimpfung nach 4 Wochen; ist dies sinnvoll,da ich sowieso vorhabe meinen Bestand im März erneut gg. Sallmonellen impfen zu lassen?

Nach Recherche in Fachzeitschriften fiel mir sogar auf,daß H. Dr. Sudhof die orale Gabe des Impfstoffes , 4 Wochen nach der Erstimpfung empfiehlt!(Brieftaubensport Internetional 02/2000)
Wie stehen Sie dazu?

Im voraus besten Dank
Mit freundlichen Grüßen
Frank

Tiberius Mohr, Tierarzt
25.10.2000, 15:29
Die Empfehlung des Tierarztes ist berechtigt. Nach einer Erstimpfung mit einem Totimpfstoff bilden die Tauben nur für kurze Dauer eine Immunität aus (bei Lebendimpfstoffen ist das anders, denn hier handelt es sich um LEBENDE, lediglich etwas abgeschwächte Krankheitserreger, die sich nach der Impfung im Körper noch vermehren können — mit allen Vor- und Nachteilen).
Bei einem Totimpfstoff ist erst mit der Wiederholung nach 4 Wochen die GRUNDIMMUNISIERUNG abgeschlossen und der Schutz für ca. ein Jahr gewährleistet. Tauben, die nach 4 Wochen nachgeimpft wurden, brauchen dann nur in einem Abstand von 11-12 Monaten geimpft zu werden.
Vergessen Sie nicht, die Jungtauben eines jeden Jahrganges und alle Neuzugänge zu impfen und diese Impfung nach jeweils 4 Wochen zu wiederholen.

Den von Ihnen erwähnten Artikel des Kollegen Sudhoff kenne ich nicht, aber die orale Verabreichung eines Totimpfstoffes ist medizinisch unsinnig. Vielleicht meint Herr Sudhoff einen anderen Impfstoff. Falls er jedoch wirklich den Totimpfstoff Colombovac Paratyphus gemeint haben sollte, dann müssen Sie ihn selbst fragen, was er sich dabei gedacht hat — auf die Begründung wäre ich auch sehr gespannt!

Alex
10.01.2001, 13:37
Guten Tag Hr.Mohr,
Ich habe mehere Fragen und vielleicht auch Antworten zu dieser Diskussion.
In letzter Zeit ist es in unserer Region zu massiven Ausbrüchen von Salmonellose gekommen.
Auch sehr gut reisende Schläge sind hiervon nicht verschont geblieben. So z.B. haben Schläge mit dieser Krankheit zu kämpfen, die sich auf Verbandsebene unter den ersten zehn Meistern plazieren konnten.
Damit möchte ich zeigen, daß die Krankheit Salmonellose/Parathyphus auch bei so genannten Top-Züchtern auftreten kann.
Ich habe ebenfalls mit dieser Krankheit zu kämpfen, obwohl ich eigentlich alles erdenkliche zur Vermeidung von Krankheiten mache und mir der Erfolg eigentlich auch recht gibt.
Dennoch mußte ich eines Tages diese Erkrankung feststellen.
Im November 2000 habe ich dann auf Anraten eines bekannten Tierarzt folgende Behandlung durchgeführt:
1. 10 Tage Baytril
2. 3 Tage Pause
3. 5 Tage zur Hälfte Chloramphenicol und Forazolidon (ich hoffe richtig geschrieben)von Chevita
=> alles in entsprechender Dosierung
4. Desinfektion der gesamten Schlaganlage
5. Nach ca.1Woche Impfung mit Colombovac Paratyphus (Tierarzt hat die Impfung durchgeführt)
6. Erneute Desinfektion der gesamten Schlaganlage

Anschließend habe ich dann mit der Zuchtvorbereitung begonnen, sodaß ich meine besten Zuchtpaare kurz vor Jahreswechsel anpaaren konnte. Scheinbar habe ich dadurch auch die Krankheit in den Griff bekommen.
Tauben die massive Anzeichen aufwiesen mußten der Evolution weichen.
Nun mein Problem/Frage:
Eine meiner besten Zuchttäubinen zeigte nun während des Treibens wieder eindeutige Anzeichen dieser Krankheit (Abmagerung, dünner/grünlicher Kot, Verdickung des Flügelgelenks).
-Kann man dieser Täubin noch helfen?
-Sind die mittlerweile gelegten und auch scheinbar befruchteten Eier noch zu gebrauchen?
-Ist eine Infektion des Partners (Stammvogel)zu befürchten?
-Muß tatsächlich eine zweite Impfung erfolgen?
-Halten sie insgesamt diese Behandlungsmethode für empfehlenswert?

Nun meine Antwort zu der vom Kollegen Frank gestellten Frage:
Es handelt sich bei dem "oralen Impfstoff" um lebende Salmonellen, die über das Wasser verabreicht werden!
Ob dies empfehlenswert ist, laße ich mal dahingestellt.

Gruß Alex

Tiberius Mohr, Tierarzt
20.01.2001, 07:44
Natürlich tritt die Salmonellose auch bei „Top-Züchtern“ auf. Warum auch nicht? Bekannte Züchter sind sogar gefährdeter, denn sie führen erfahrungsgemäß häufiger neue Tauben ein, um ihr hohes Niveau zu halten.

Zu Ihren Fragen:

- Kann man dieser Täubin noch helfen?
Ja, vermutlich kann man der Täubin noch helfen, jedoch nicht nach dem Schrotflintenprinzip, wie bereits durchgeführt. Eine Resistenzbestimmung ist in diesem Fall unumgänglich, genau wie eine eingehende Untersuchung der Täubin auf Haupt-Lokalisation der Salmonellen und bestehenden Schäden. Eventuell werden die Eileiter demnächst verkleben — bei einer generalisierten Salmonelleninfektion üblich — dann wird die Täubin nicht mehr legen bzw. Legenot oder „Baucheier“ bekommen.

- Sind die mittlerweile gelegten und auch scheinbar befruchteten Eier noch zu gebrauchen?
Ein Absterben des Embryos im Ei ist noch bis kurz vor dem Schlupf möglich. Ebenso eine Übertragung von Salmonellen auf das geschlüpfte Küken.

- Ist eine Infektion des Partners (Stammvogel)zu befürchten?
Ja, das Risiko ist sogar recht hoch.

- Muß tatsächlich eine zweite Impfung erfolgen?
Ja, unbedingt — sonst war die erste Impfung umsonst. Die sog. Grundimmunisierung ist erst nach der zweiten (Wiederholungs-)Impfung abgeschlossen.

- Halten sie insgesamt diese Behandlungsmethode für empfehlenswert?
Im konkret vorliegenden Fall ist die Behandlungsempfehlung des Tierarztes sicherlich angebracht gewesen, es handelte sich um die Sanierung eines bereits betroffenen Bestandes und nicht um die Behandlung eines gesunden Bestandes vor bzw. nach der Routineimpfung. Ohne die genauen Begleitumstände zu kennen, möchte ich nur bemerken, daß eventuell zu viel des Guten getan wurde. Wenn die Salmonellen gegen eines der drei Antibiotika empfindlich gewesen sind, haben die armen Tauben die übrigen zwei umsonst geschluckt (mit den entsprechenden Folgen). Waren sie gegen keines der drei Antibiotika ausreichend empfindlich, haben Sie die Tauben unnötig belastet und die Bestandssanierung aufs Äußerste gefährdet. Eine Resistenzbestimmung vor Beginn der Behandlung wäre angebracht gewesen... Vermutlich hätte sich dabei herausgestellt, daß Baytril wirksam gewesen ist, die richtige Dosierung (meistens in solchen Fällen 5 ml / 1 Liter TW, 21 tage in Folge) hätte man anhand der Plättchenbeladung auch ablesen können. Aber grundsätzlich war es nicht falsch, es sieht nur eher nach einer Verzweiflungstat aus, als nach einer gezielten und fachgerechten Behandlung. Außerdem ist die Kombination Chloramphenikol-Furazolidon zwar grundsätzlich möglich, jedoch aus pharmakologischer Sicht nicht vorteilhaft.
Beim aufgeführten Behandlungsplan vermisse ich Maßnahmen zur Wiederbesiedlung des angeschlagenen Darmes (Probiotikabehandlung) und die Kontrolluntersuchung — sowohl auf Salmonellen als auch auf Pilze. Sie können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, daß nach einem derartig „scharfen“ Behandlungsplan eine Pilzverbreitung stattgefunden hat.

Bemerkung:
Da ein sehr guter und verträglicher Totimpfstoff zur Verfügung steht, sollten Lebende Salmonellen zu keiner Zeit und in keiner Form den Tauben zugänglich gemacht werden — ganz egal was die Hersteller solch archaischer Impfstoffe behaupten.

Tiberius Mohr

Alex
12.02.2001, 11:15
Es gibt mittlerweile soviele verschiedene Salmonellenstämme, daß es wichtig ist vor einer Behandlung einen Resistenztest zu machen. In sofern stimme ich Ihren Ausführungen zu.
Aber eine Frage bleibt: Kann man von einem Resistenztest bei einer Taube (Salmonellen einer Taube) auf die Gesamtheit schließen?
Besteht nicht die Möglichkeit, daß die Salmonellen der untersuchten Taube auf ein bestimmtes Medikament reagieren, aber das Medikament bei einer anderen Taube völlig wirkungslos ist?
Die Wahrscheinlichkeit, daß die Schlaggenossen den selben Salmonellenstamm inne haben, ist zwar groß, aber doch nicht 100% zutreffend, oder?
Zudem ist auch nicht jede Taube krank, sodaß eine Einzeltierbehandlung das Beste wäre. Aber dies ist bei der Größe der Bestände wohl nicht möglich (=> Belastung der gesunden Taube)
Zum anderen muß ich leider zugeben, daß mir die Bildung von Pilzen nach einer Antibiotikabehandlung bisher nicht bekannt war.
(Im Übrigen bin ich auch nicht vom Tierarzt darauf aufmerksam gemacht worden.)
Was versteht man unter einer "Probiotischen Behandlung"? (Wiederherstellung der Darmflora durch Gabe eines natürlichen Darmtherapeutikas z.B. Ropa-B?? und Joghurt???)

Alexander Linges

P.S.: In einem Videofilm berichtet Dr.Erdös aus Köln, daß die Gabe von Furazolidon zu einer Vergrößerung der Leber geführt hat. Können sie diese Aussage bestätigen?

Tiberius Mohr, Tierarzt
13.02.2001, 23:32
Ja, man kann von einem Resistenztest auf die Empfindlichkeit aller Salmonellen im betreffenden Bestand schließen. Erfahrungsgemäß handelt es sich bei allen Tauben des Bestandes um den selben Stamm. Außerdem beinhaltet die Bestandssanierung die Überprüfung aller Tauben nach Abschluß der Behandlung — ich glaube dieses Verfahren in einem der vielen Salmonellenbeiträge erwähnt zu haben. Bei dieser Gelegenheit werden auch Stämme entdeckt, die die Behandlung überstanden haben (aus welchen Gründen auch immer).
Obwohl es unzählige Salmonellenstämme gibt, verursacht nur ein einziger die Probleme, die wir als Paratyphus kennen und fürchten: Salmonella typhimurium var. Kopenhagen.
Es besteht zwar die Möglichkeit, daß ein Arzneimittel bei der einen Taube wirkt und bei der anderen nicht. Dies hängt aber nicht mit den Eigenschaften des Arzneimittels zusammen, sondern mit der Physiologie der Salmonellen. Aus diesem Grund ist die Überprüfung des Behandlungserfolges so wichtig.

Ja, unter einer probiotischen Behandlung versteht man (unter anderem) die Wiederherstellung der natürlichen Darmflora nach einer Antibiotikabehandlung. Ropa-B enthält keine Bakterien, die diese Aufgabe erfüllen könnten. Joghurt zwar schon, ist aber für Tauben dennoch ungeeignet (es sind die „falschen“ Stämme, sie können sich im Darm der Taube nicht ansiedeln, da sie in ihrem Nahrungsanspruch laktoseabhängig sind, und Laktose hat im Darm gesunder Tauben nichts verloren). Für Tauben geeignete Produkte sind TS-6, Bird Bene-Bac und Probiotikum BT-2000. In irgend einem Beitrag aus diesem Forum habe ich die Eigenschaften dieser drei Produkte kurz angeschnitten, siehe dort.

Was mein Kollege Erdös festgestellt hat, kann ich direkt weder bestätigen noch ausschließen — ich war ja nicht dabei. Richtig ist aber, daß Furazolidon zu Leber- und Nierenschäden führt. Auch bei fachgerecht durchgeführter Behandlung kann es zur Dauerschädigung (vor allem der Nieren) kommen. Die Anzeichen treten aber oft erst Wochen oder sogar Monate nach Abschluß der Behandlung auf und werden daher nicht mehr mit der so weit zurückliegenden Furazolidonbehandlung in Zusammenhang gebracht. Eine Leberschwellung ist in diesem Zusammenhang sehr wahrscheinlich. Außerdem ist Furazolidon krebserregend — eine Menge Gründe um auf ein anderes Antibiotikum auszuweichen. Furazolidon wird heutzutage so gut wie nur noch von Tierärzten eingesetzt, die ihre Fachinformationen hinsichtlich der Behandlung von Tauben aus dem Produktkatalog eines bestimmten Herstellers beziehen — nach dem Motto „wenn es im Katalog der Firma X steht wird es wohl für Tauben gut sein“.

Tiberius Mohr

haranni
26.02.2001, 07:21
Liebe Sportfreunde!
Als Laie, aber besorgter BrieftaubenLIEBHABER (!)
kann ich aus eigener Erfahrung nur dringend anraten gegen Salmos zu impfen. Ich selbst lasse meine Tauben seit 1997 regelmäßig impfen. Im Verein warb ich seit dieser Zeit immer wieder die aus meiner Sicht wichtige Impfung durchzuführen. Leider war ich der sprichwörtliche "Rufer in der Wüste". Doch dieses änderte sich schlagartig in der letzten Woche, drei mal dürft ihr raten warum, naja die Antwort schenke ich ir an dieser Stelle. Deshalb auch hier der hoffentlich nicht vergebliche Aufruf zur Schutzimpfung, bei allem für und wieder.
Sportsgruß
Jan