Trichomonadenbekämpfung

[Tiberius Mohr, Tierarzt]

Bitte beachten Sie den neuen Beitrag über die Bekämpfung von Trichomonaden.
Siehe Taubenmedizin -> Berichte -> Trichomonaden.

[Andreas]

Sehr geehrter Herr Mohr,

mit Interesse las ich Ihren Artikel zur Trichomonadenbekämpfung.
Ich weiss nicht, ob Sie mir zustimmen koennen, wenn ich behaupte, dass der Bekaempfung der Trichomonaden insbesondere waehrend der Reisesaison das Hauptaugenmerk gewidmet werden muss. Ich bin der Meinung, dass sehr viele Dinge (Krankheiten) mit den Trichomonaden beginnen.
Daher bin ich immer auf der Suche nach dem bestmoeglichen Weg, meine Tiere Trichomonadenfrei zu halten.

Wenn ich Ihren Beitrag richtig verstanden habe, raten sie von Gaben ueber das Trinkwasser waehrend der Reise ab und befuerworten die Einzelbehandlung, vornehmlich mit Metro-fluessig oder entsprechenen Praeparaten, die mittels Spritze direkt in den Kropf gespritzt werden. Richtig?

Genau das habe ich einmal in einem Jahr bei den Witwern gemacht und leider Schiffbruch erlitten.
Ich bin damals folgendermassen vorgegangen:
Vor der Reise eine 8 taegige Kur mit einem Ronidozolhaltigen Praeparat und waehrend der Reise etwa alle zwei Wochen eine Gabe von Metro-fluessig (Einzelbehandlung, direkt in den Kropf) Die ersten 8 Fluege liefen prima, der neunte war schlechter und der 10. Flug war wirklich schlecht.
Gleich am naechsten morgen bin ich mit einigen Tieren zu meinem Tierarzt gefahren. Der hat, wie schon des oefteren waehrend der Reisesaison, einige Kropfabstriche gemacht und nichts festgestellt. Erst als er zusaetzlich noch Abstriche aus der Gaumenspalte sowie aus der Nase gemacht hatte, fanden wir eine Erklaerung. Denn jetzt war ein Trichomonadenbefall zu erkennen.
Ich war natuerlich ob meiner 14-taegigen Behandlung mit Metro-fluessig erstaunt.
Eine fuer uns moegliche Erklaerung lag darin, dass
durch die Gabe des Medikamentes mittels Spritze dieses direkt relativ tief in den Kropf gegeben wurde, wodurch es dort auch "ordentlich seine Arbeit erledigt hat" allerdings nicht im oberen Bereich. Wir entschlossen uns daher von der alleinigen Gabe von Trichomonadenmitteln in Form von Tabletten oder Kropfspritzen abzusehen und waehrend der Reisesaison auch einige Male ein Mittel in der Traenke einzusetzen, wodurch beim Saufen der Tauben auch die oberen Partien "gespuelt" werden. Seit ich so vorgegangen bin, hatte ich eigentlich keine Probleme mehr.

Mich wuerde nun interessieren, ob auch Sie unsere Schlussfolgerungen fuer nachvollziehbar halten? Liegen Ihnen vielleicht aehnliche Beobachtungen vor?

mfG
Andreas

[Tiberius Mohr, Tierarzt]

Sehr geehrter Herr Andreas,

hinsichtlich der Bedeutung der Trichomonadenbekämpfung in der Saison stimme ich Ihnen voll zu: Trichomonaden sind die Haupt-Leistungsminderer im Brieftaubensport. Einerseits verursachen sie erhebliche Schäden an der Kropfschleimhaut, was die Verdauung beeinträchtigt und natürlich auch Schmerzen bereitet, andererseits führen sie zu einer verminderten Widerstandskraft gegenüber Bakterien, Viren und Pilzen (in der geschädigten Schleimhaut können sich andere Krankheitserreger schneller einnisten). Die Ansteckungsgefahr mit Trichomonaden im Kabinenexpreß ist sehr groß (Wasserrinne!), was eine regelmäßige Behandlung während der Flüge erforderlich macht.

Wir befürworten nicht grundsätzlich die Einzeltier-Verabreichung von Metronidazol, weil dadurch oft nur die Trichomonaden IM KROPF abgetötet werden. Wir setzen Präparate ein, die zwar in den Kropf verabreicht werden, aber ihre Wirkung im gesamten Körper entfalten.

Ihre Beobachtungen hinsichtlich der Trichomonadenbekämpfung während der Reise sind schlüssig und gut nachvollziehbar. Bei der Verabreichung von Ronidazol oder Dimetridazol über die Tränke sollte man aber die Mindest-Behandlungsdauer von 9 Tagen (Ronidazol) bzw. 5 Tagen (Dimetridazol) unbedingt einhalten — sicherlich ist das in der Reise nicht möglich, dafür stehen andere Präparate zur Verfügung. Der von Ihnen angesprochene Erfolg der Ein-Tag-Behandlung in der Reise muß eventuell durch Resistenzentwicklungen später teuer bezahlt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Tiberius Mohr

[Andreas]

Sehr geehrter Herr Mohr,

leider ist mir noch nicht ganz klar geworden, welche Präparate ihnen zur Bestandsbehandlung während der Reise über die Tränke als geeignet erscheinen.
Wenn ich alles richtig verstanden habe, ist Ronidazol fuer eine Bestandsbehandlung bei ausreichend langer Dauer gut geeignet, aber wegen der langen Anwendungsdauer nicht während der Reise. Gleiches gilt für Dimetridazol und Tricho-Stop.
Für die Reise empfehlen sie Metronidazol, Carnidazol und Tricho-Stop-Flüssig, wobei letzteres besonders empfohlen wird. Allerdings ist keines der Präparate für eine Bestandsbehandlunhg über die Tränke geeignet. Richtig?

Was empfehlen sie also zur Ergänzung einer Einzeltierbehandlung während der Reisezeit, um auch einmal (Damit meine ich nicht nur einen Tag) eine Bestandsbehandlung über das Trinkwasser durchzuführen, um die von mir in meinem Beitrag beschriebenen negativen Folgen einer auschliesslichen Einzelbehandlung zu vermeiden.

mfG
Andreas

[Tiberius Mohr, Tierarzt]

Sehr geehrter Herr Andreas,

erst heute ist mir aufgefallen, daß ich Ihre letzte Frage hinsichtlich der Trichomonadenbekämpfung übersehen habe. Der durch die Aktualisierung bedingte ständige Wechsel der Reihenfolge der Beiträge ist zwar logisch, aber für mich noch etwas verwirrend. Erst durch die Anmerkung von Wolfgang (siehe seine Antwort zu meiner Frage vom 25.10.00) bin ich auf mein Versehen aufmerksam geworden — im Übrigen habe ich in meiner Bemerkung zum Herumdoktern nicht Sie gemeint (konnte ich auch nicht, denn Ihren Beitrag kannte ich zu dieser Zeit gar nicht).

Ich möchte mich hiermit bei Ihnen für meine Unaufmerksamkeit entschuldigen. Die Antwort werde ich noch heute verfassen und ins Forum setzen.
Es kommt zwar vor, daß meine Antworten mit einigen Tagen Verzögerung erscheinen, denn in der Hauptuntersuchungszeit der Tauben kann ich mich nicht täglich um das Forum kümmern. Ich versuche jedoch, zumindest wöchentlich die Fragen zu lesen und darauf zu antworten.

Mit freundlichen Grüßen

Tiberius Mohr