PDA

View Full Version : Sedochol


otto
04.09.2002, 00:48
Hallo Sportsfreund Dr. Mohr,
Neulich kam mich ein Taubenfreund besuchen und schwärmte von dem Mittel "Sedochol" aus Belgien. Es wäre sehr, sehr gut für die Mauser sowie dient der Entgiftung der Leber. Meine Frage, was ist das für ein Mittelchen und wie ist die Zusammensetzung?
MfG
Otto

TM
09.09.2002, 03:07
Dieses Präparat ist mir nicht bekannt. Sollten Sie die Inhaltsangaben besorgen können, schicken Sie mir diese oder stellen Sie die Liste ins Forum. Ich werde mich anschließend darum kümmern.

Ihrer Beschreibung nach könnte es sich um ein Methionin-Präparat handeln. Früher glaubte man nämlich, Methionin würde die Leber „schonen“ und entgiften, es wurden ganze Leberschutzpro-gramme auf Methionin aufgebaut, bis sich vor wenigen Jahren aufgrund neuerer Forschungsergeb-nisse herausgestellt hat, dass Methionin bei einem bestehenden Leberleiden sogar kontraindiziert, also eher schädlich ist.
In den Mauserpräparaten ist so gut wie immer Methionin enthalten. Da Ihr Freund im selben A-temzug die Leberentgiftung angesprochen hat, vermute ich, dass es sich um Methionin handeln könnte.

(Nicht missverstehen: Methionin ist in der Mauser – und in anderen Lebensabschnitte der Taube – absolut lebenswichtig, Methionin gehört zu den essenziellen Aminosäuren. Gegenanzeigen beste-hen ausschließlich bei einem bereits BESTEHENDEN Leberschaden)

Dem Namen nach könnte es sich aber auch um ein Schmerzmittel handeln, dass bei Koliken und Gallenblasensteinen eingesetzt wird. Die Endsilbe CHOL (Sedochol) deutet auf die Gallen-blase als Zielorgan hin.

Zur Verdeutlichung hier noch einige Beispiele:
Cholangiographie = Röntgenkontrastdarstellung der Gallengänge
Cholezystektomie = 0perative Entfernung der Gallenblase
Cholelithiasis = Gallenblasensteine)

Die Vorsilbe SED (Sedochol) weist in der Medizin auf die schmerzausschaltende Wirkung eines Arzneimittels hin (Ableitung von Sedation). „O“ hat in diesem Fall wohl nur Aufgabe, die zwei Fachbegriffe aussprechbar aneinander zu knüpfen.

Anmerkung:
Tauben besitzen keine Gallenblase. Aus diesem Grund ist stark anzunehmen, dass Sedochol kein Arzneimittel für Tauben ist – würde wenig Sinn machen…

TM

TM
13.09.2002, 00:03
Ergänzung

Es gibt noch eine Deutungsmöglichkeit für die Endung „Chol“. Es könnte sich auch um ein Cholinpräparat handeln. Cholin gilt ebenfalls als „Leberschutzstoff“.

Ich habe mich dermaßen an der Gallenblase festgebissen, dass ich an Cholin gar nicht mehr gedacht habe, bis mich Herr A. Berger darauf aufmerksam gemacht hat — der Beitrag war jedoch schon im Forum, daher diese nachträgliche Ergänzung.

Was es immer auch sein mag, ich bin neugierig geworden und würde mich gerne mit dem Präparat näher beschäftigen und seine Tauglichkeit für den Brieftaubensport bewerten. Vielleicht hat jemand aus dem Forum das Präparat zuhause und kann die Liste der Inhalts-stoffe ins Forum setzen…

TM

NiNo
13.09.2002, 11:13
Um dem Rätselraten hier ein Ende zu machen!

Sedochol wird von der Firma Merial/Belgien hergestellt!

Inhaltsangabe:

Methionin 1%
Cholin 150 mg/ml
Sorbitol 546 mg/ml
Methylparahydroxybenzoat
L-Weinsteinsäure
Farbstoff

MfG

NiNo

Filz
13.09.2002, 17:51
Hallo Herr Mohr,

geben Sie den Produktnamen doch mal bei google.de unter Suchbegriff ein, da bekommen Sie schon einige Bezugsquellen angezeigt.

Mit Sportsgruß

roland filz

TM
17.09.2002, 23:54
Ich bin noch nicht dazu gekommen, nach dem Hinweis von Herrn Filz das In-ternet daraufhin zu durchsuchen… Jetzt wissen wir es!

Der Methionin-Verdacht als Unterstützer der Mauser und „Leberschutzstoff“ hat sich also bestätigt, was die Endsilbe „Chol“ betrifft hatte Herr Berger mit Cholin recht. Wofür aber die Vorsilbe „Sed“ steht, ist mir immer noch nicht klar. Vermutlich klingt Sedochol besser als die anderen Alternativen, die bei der Namensgebung zur Verfügung standen.

Der Zusammensetzung nach ist das „ein Fall“ für Herrn Berger. Aus medizini-scher Sicht ist das Präparat nicht sinnvoll zusammengesetzt und ich würde es auf keinen Fall als alleiniges Präparat für die Unterstützung der Mauser – oder von was auch immer – einsetzen. Über den „zusatzfütterischen“ As-pekt möchte ich mich nicht äußern, darüber kann uns Herrn Berger sicherlich einiges erzählen.

TM