pilze [Archiv] - Internet-Taubenschlag Diskussions Forum

17.09.2002, 23:52

Ja, es gibt sogar mehrere Verfahren, mit deren Hilfe untersucht wird, ob Pilze die Schleimhäute, die Organe oder das Innere der Luftsäcke befallen haben.

Der Nachweis kann entweder direkt (am lebenden oder sezierten Vogel), so-wohl makro- als auch mikroskopisch und auch indirekt durch mykologische Untersuchungen durchgeführt werden. Die mykologische Untersuchung ver-läuft ähnlich wie die bakteriologische: Probenmaterial, das an bestimmten Stellen von der Taube entnommen wurde, wird auf geeignete Nährböden ü-bertragen und angezüchtet. Nachdem sich die Pilze auf bzw. im Nährboden (je nach Verfahren) vermehrt haben, werden sie „geerntet“ und mikrosko-pisch bzw. biochemisch untersucht.
Ein Pilzbefall der Luftsäcke kann auch mittels einer Röntgenaufnahme nach-gewiesen werden, wobei das Verfahren nicht sehr empfindlich ist. Es kann damit ein Befall nicht ausgeschlossen werden, weil die pilzbedingten Verände-rungen erst ab einer bestimmten Befallsstärke röntgenologisch nachgewiesen werden können. Bei Großpapageien hat sich diese Methode zum Standard entwickelt, sie gehört bei bestimmten Papageienarten zur tierärztlichen Rou-tineuntersuchung. Bei Brieftauben fertigen wir eine Röntgenaufnahme der Luftsäcke ausschließlich dann an, wenn ein entsprechender Verdacht vorliegt und aufgrund des schlechten Allgemeinzustandes andere Verfahren des Di-rektnachweises nicht durchführbar sind.
Als direktes, außerdem sehr zuverlässiges Verfahren gibt es noch die Luftsack-endoskopie, die allerdings sehr selten und auch so gut wie nur bei Großpapa-geien angewendet wird. Bei Brieftauben spielt es als diagnostisches Mittel kei-ne Rolle, zumal Brieftauben eine natürliche Resistenz gegen Schimmelpilze besitzen (in den Luftsäcken vermehren sich nur Schimmelpilze, nicht aber der für Tauben gefährliche Soorpilz).

Obwohl mehrere Pilzarten die Taube befallen können, sind nur die Soorpilze (Candida albicans) für die Taube gefährlich (sogar sehr gefährlich!). Die ande-ren Pilzarten, zu denen auch der Schimmelpilz gehört, sind in den meisten Fällen für die Taube kein Problem. Sie können sogar in relativ großer Menge mit dem Futter aufgenommen werden, ohne dass die Taube daran erkrankt. Die Pilze werden mit dem Kot ausgeschieden, ohne die Taube auf irgend eine Art zu beeinträchtigen. Lediglich wenn Schimmelpilz-Sporen EINGEATMET werden, kann sich auch bei Tauben, ähnlich wie bei Papageien, eine Luft-sackmykose entwickeln. Bereits durch andere Krankheitserreger geschwächte Tauben entwickeln viel schneller eine Luftsackmykose, deren Verlauf dann auch meist tödlich ist, als rundum gesunde Tiere.
Werden hingegen mit dem Futter (Erdnüsse!) die Stoffwechselprodukte dieser Schimmelpilze von Tauben aufgenommen, können auch Tauben Vergiftungs-erscheinungen zeigen, weil sich ihre Widerstandsfähigkeit lediglich auf den Schimmelpilz selbst, nicht jedoch auf die Pilzgifte bezieht. In der Taube ent-stehen diese Gifte nur äußerst selten, weil sich der Pilz hier nicht vermehren kann. Gifte, die außerhalb des Körpers der Taube entstanden sind und sich auf der Oberfläche von Futtermittel befinden, sind für die Tauben genau so ge-fährlich wie für andere Tierarten und für den Menschen auch.
Die für die Vergiftungen verantwortliche Substanzgruppe heißt „Aflatoxine“.

Weitere Ausführungen würden die Antwort zu sehr überfrachten…

Nur eines noch, für denn Fall, dass Sie Holländer oder Fläme sind: In Holland und im flämischen Teil Belgiens werden Pilze allgemein Schimmel genannt. Mit Schimmel ist also nicht, wie bei uns, immer der Schimmelpilz gemeint, sondern alle Pilzarten, auch die Hefen und der Soorpilz. Daher auch meine etwas ausführliche Antwort, die beide Pilzgruppen umfasst.

Wenn Sie einen Verdacht auf einen Pilzbefall haben: vielleicht setzen Sie auch die Gründe für Ihren Verdacht ins Forum und konkret die Pilzart, die Sie bei den Tauben vermuten. Dann kann ich Ihnen auch gezielter antworten, was man in diesem Fall wirklich unternehmen sollte.

TM