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View Full Version : Lagerung von Medikamenten


lupogti198
13.11.2000, 08:56
Hallo Sportsfreunde,
sollte man Medikamente (z.B. Tabletten oder Pulver) im Kühlschrank lagern, oder reicht es aus, wenn sie in einer Schublade trocken gelagert werden?
MfG
Wolfgang

Franz
14.11.2000, 09:38
Hallo Wolfgang !
grundsätzlich gilt doch das gleiche wie bei medikamenten für uns menschen auch . das wichtigste ist,die hinweise auf der verpackung oder auf dem beipackzettelzu beachten. für tabletten und pulver gilt meistens :kühl und trocken lagern !
bedeutet : nicht über 20 grad celsius , niedrige luftfeuchtigkeit ,möglichst ohne lichteinwirkung (manche medikamente ,vitamine sind lichtempfindlich) ---) also die schublade oder ein kleiner medikamentenschrank .
für flüssigkeiten ist der kühlschrank meist der richtige platz , speziell nach dem öffnen .z.b. flüssigvitamine , impfstoffe , etc. .
sie lagern ihren geöffneten orangensaft ja auch im kühlschrank ,oder ?
das wichtigste bleibt aber immer der blick auf die verpackung . bei seriösen mitteln ist dort auch immer ein lagerungshinweis zu finden .
mfg franz

Tiberius Mohr, Tierarzt
20.11.2000, 21:54
Hallo Herr Wolfgang,

Kühl, dunkel, trocken, staubfrei und nicht in der Nähe von Chemikalien ist grundsätzlich „immer“ richtig!
Trotzdem sollte man die Lagerungshinweise des Herstellers beachten, da einige Präparate nicht UNTER einer bestimmten Temperatur gelagert werden dürfen (wenn man sie später noch benutzen möchte...). Sulfa-Cocc Flüssigkonzentrat beispielsweise verträgt keine Temperaturen unter 8° C — nach einigen Stunden Kühlschranklagerung kann das Präparat nur noch mit der Axt aus der Flasche herausgeschlagen werden. Mit einigen Pilzmitteln verhält es sich ähnlich, hier genügen wenige Tage um das Präparat unbrauchbar zu machen. Baytril orale Lösung bildet im Kühlschrank nadelförmige Kristalle, was jedoch die Wirksamkeit nicht beeinträchtigt.
Das sind jedoch Ausnahmen, im Zweifelsfall immer kühl lagern, weil die chemischen Reaktionen im Arzneimittel bzw. die Reaktionen des Arzneimittels mit dem Luftsauerstoff oder den Kontaktflächen (Gefäßwand, Meßlöffel oder andere Gegenstände) um so langsamer ablaufen, je niedriger die Temperatur ist.

Wenn unmittelbar vor der Anwendung mehrere Komponenten miteinander gemischt werden müssen bzw. das Pulver in Wasser gelöst oder darin aufgeschwemmt wird (sogenannte Trockensäfte), sollten nicht verbrauchte Reste nicht für spätere Anwendungen aufbewahrt werden — wenn das ginge ohne die Wirksamkeit zu beeinflussen, würden die Hersteller das Arzneimittel von vorne herein fertig gemischt liefern.

Stark hygroskopische (= wasseranziehende) Pulver (z.B. Carnitin oder Tyrode-Pulver) sollten nur im Originalbehälter aufbewahrt werden, eventuell zusammen mit einem Trocknungsmittel. Das Pulver bindet schnell und viel Wasser und härtet sehr stark ein. Carnitin würde man in einem solchen Fall noch verwenden können (wenn man das „Pulver“ noch aus dem Behälter herausbekommt), das Tyrode-Pulver ist im gehärteten Zustand bereits hinüber.
Weiterhin ist eine Lagerung bei niedriger Luftfeuchtigkeit immer dann ein Muß, wenn es sich um Tabletten handelt, die nicht eingeschweißt sind (Blisterpackung) bzw. um Pulverdosen, die nicht dicht schließen. Vorsicht: „normale“ Dosen, also solche, die auf den ersten Blick dicht schließen, lassen im Laufe der Zeit doch einiges an Feuchtigkeit durch (mehr als man annehmen würde)! Für das Aufbewahren stark hygroskopischer Substanzen gibt es Dosen mit speziellem luftdichtem Verschluß.

Untenstehend ein Auszug aus einer früheren Antwort auf eine ähnliche Frage:

... umverpackte Arzneimittel sollten die gleiche Haltbarkeit aufweisen wie das Originalpräparat vor dem Anbruch. Voraussetzung ist jedoch der sachgemäße Umgang beim Portionieren und Umfüllen, dazu gehört auch ein absolut steriles Arbeiten. Sicherlich wird jeder Tierarzt auf Anfrage die Auskunft geben, ob er die betreffenden Geräte besitzt bzw. über einen sterilen Arbeitsplatz verfügt oder das Präparat nur „einfach so“ umgefüllt hat. IM BEHANDLUNGSZIMMER IST EIN STERILES ARBEITEN NICHT MÖGLICH. Sachgemäß (=steril) abgefüllte Flüssigarzneimittel sind versiegelt.

Nach dem Anbruch beim Züchter sind pulverförmige Arzneimittel meistens ebenso lange haltbar wie das Originalpräparat. Vorsicht ist bei zu feuchter Lagerung geboten, vor allem wenn das Pulver hygroskopisch ist, wenn es also die Fähigkeit hat, Wasser zu binden. Dies ist immer bei Elektrolytpräparaten (=Salzen) der Fall. Für eine längere Aufbewahrung sollte man daher immer den Raum mit der niedrigsten Luftfeuchtigkeit wählen und nicht den naheliegendsten oder bequemsten. Der Taubenschlag ist dafür sicherlich der ungeeignetste Aufbewahrungsplatz. Kellerräume sind zwar kühl aber oft auch zu feucht.

Nach dem Anbruch beim Züchter sind flüssige Arzneimittel MEISTENS nur wenige Wochen verwendbar.
Für Baycox beispielsweise wird vom Hersteller (Bayer Vital AG) eine Haltbarkeit von 6 Wochen nach Anbruch angegeben, obwohl das ungeöffnete Arzneimittel noch 18 Monate verwendbar ist.

Grundsätzlich sollten flüssige Arzneimittel (ob angebrochen oder nicht) immer kühl, dunkel (Kühlschrank) und dicht verschlossen aufbewahrt werden — nach der Entnahme mittels Kanüle und Spritze die Kanüle nicht herausziehen sondern drin lassen und eine (eventuell neue) Spritze auf die Kanüle setzen. Nach mehrfacher Entnahme (das ist fast immer der Fall) dichtet nämlich der Durchsteckstopfen nicht mehr ausreichend ab. Wenn die Kanüle jedoch nur einmal durchgestochen wurde, umschließt der Gummistopfen die Kanüle vollständig und die aufgesetzte Spritze dichtet die Flasche ab.

Tiberius Mohr