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View Full Version : Re:Kreinheit


Silvia
28.11.2000, 00:47
Dr. Mohr,

Ich suchte Nystatin und ich fand Nistatina für Menschen. Eine Flache von 60 cc, mit 100.000 UI Soll ich diese Lösung über das Futter verwenden? Welche Dosirung soll ich benutzen?.

Vielen Dank,

Silvia

Silvia
28.11.2000, 00:58
>Dr. Mohr,
>
>Ich suchte Nystatin und ich fand
>Nistatina für Menschen. Eine Flache
>von 60 cc, mit 100.000
>UI Soll ich diese Lösung
>über das Futter verwenden? Welche
>Dosirung soll ich benutzen?.
>
>Vielen Dank,
>
>Silvia

Tiberius Mohr, Tierarzt
03.12.2000, 13:56
Hallo,

das Präparat „Nistatina“ für Menschen (bei uns heißt das entsprechende Präparat Candio-Hermal) können Sie zwar verabreichen, es wird aber vermutlich eine teure Angelegenheit werden (mir sind natürlich nur die deutschen Preise und die aus dem benachbarten Ausland bekannt...).

Hier einige Rechenbeispiele:

Dosierung: 400.000 UI / Taube / Tag, oral (möglichst 2x 200.000 UI / Tag, 1x 400.000 UI geht aber auch)
= 4 ml (4 cc) / Taube / Tag, zuzüglich 1 ml für Verluste durch Klebenbleiben im Mischeimer bzw. im Futtertrog = 5 ml / Taube / Tag (besser 2x 2,5 ml)
= 1 Flasche (60 ml) / 12 Tauben / Tag
= 12,5 Flaschen für alle 150 Tauben / Tag
= 250 - 300 Flaschen für die gesamte Behandlungsdauer!

— Nach Abschluß der Behandlung können Sie einen Handel für leere 60 ml-Flaschen aufmachen! —

Versuchen Sie ein Produkt für Tauben zu bekommen (vergleiche http://www.brieftaubenmedizin.de/arzneimittel/anti-soor.htm). Da die Tauben einen viel höheren Bedarf haben als Menschen, sind die Präparate für Tauben stärker konzentriert. Trotzdem sind auch Nystatinpräparate für Tauben nicht gerade billig. Eine Dose Pulver (das flüssige Präparat von meiner Internetseite ist nicht mehr im Handel) für 1.600 Tauben kostet in Deutschland 370 DM, damit aber immer noch weniger als 300 Flaschen aus der Humanmedizin (bei uns kostet eine Flasche Candio-Hermal 50 ml Fertigsuspension für Menschen mit 100.000 UI / ml = 26,80 DM)

150 Tauben x 20 Tage = 3.000 Tauben = 2 x 360 DM = 720 DM für das Präparat für Tauben = 8.000 DM für das Präparat für Menschen. Das Präparat für Menschen ist also 12x so teuer; das muß wirklich nicht sein.

Zum Anfeuchten des Futters eignen sich am besten Wasser, dünnflüssiger Joghurt, flüssiges Biotin oder Lezithin. Öl und Fruchtsäfte sind weniger geeignet. Öl führt dazu, daß Nystatin nicht in jedem Magen-Darm-Abschnitt gleichmäßig aus der Umhüllung freigegeben wird, so daß beispielsweise im Kropf die Wirksamkeit herabgesetzt ist. Fruchtsäfte unterstützen das Pilzwachstum und erschweren somit den Behandlungserfolg!

Die Pilzbehandlung erübrigt sich, wenn Sie bei 10% der Tauben regelmäßig eine mykologische Laboruntersuchung durchführen lassen (mit Anzüchtung auf geeigneten Nährböden, nicht bloß mikroskopisch nachschauen!).
Untersuchungsplan:
Vor Beginn der Behandlung: 1x
In der ersten Behandlungswoche: 1x
Ab der 2. Behandlungswoche: alle 3 Tage bis ca. eine Woche nach Abschluß der Behandlung

In Deutschland würden Sie für die gesamte (Reihen)-Untersuchung ca. 500 DM zahlen (15 Tauben x 7 Untersuchungen = 105 Tauben = weiniger als 5 DM / Taube), also ca. 16x weniger als für die Behandlung mit dem Nystatin-Präparat für Menschen (= 8.000 DM) und 1,4x weniger als wenn Sie mit dem Präparat für Tauben behandeln würden (= 720 DM). Immer vorausgesetzt, daß Ihre Tauben keine Pilze haben bzw. sich keine Pilze während der Behandlung vermehren. Wenn Pilze nachgewiesen werden — vor oder während der Behandlung — muß natürlich behandelt werden.

In Ihrem Beitrag haben Sie die Bierhefe angesprochen. Für die Dauer der Enrofloxacinbehandlung sollten Sie KEINE Bierhefe verabreichen.
Bierhefe kann zwar für die Wirkstoffversorgung vorteilhaft sein, die Gefahr sich durch verunreinigte Produkte eine Soorpilzinfektion (Candida albicans) einzufangen, ist jedoch sehr groß. Bei uns in Deutschland sind mit Soorpilzen verunreinigte Bierhefepräparate die Hauptinfektionsquelle für Candida albicans.

Bitte nehmen Sie die Gefahr einer Soorpilzinfektion nicht auf die leichte Schulter. Pilzinfektionen im Magen-Darm-Trakt lassen sich gut behandeln, wenn die Behandlung auch langwierig und teuer ist. Wenn hingegen nicht rechtzeitig mit der Behandlung begonnen wird und die Pilze innere Organe befallen, ist die Behandlung äußerst schwierig bis unmöglich. Alle Pilzmittel, die man bei der Taube gefahrlos verabreichen kann (z.B. Nystatin), werden nämlich aus dem Darm nicht in den Körper aufgenommen.

Tiberius Mohr

p.s.: Nun habe ich eine Frage an Sie:
Es würde mich interessieren, wie in Kolumbien Brieftaubensport praktiziert wird, mit welchen Taubenfamilien und auf welchen Entfernungen gereist wird etc. Falls Sie bereit sind, mir einige Einzelheiten mitzuteilen, schreiben Sie mir bitte eine kurze eMail (t.mohr@brieftaubenmedizin.de) — wir sollten für eine private Unterhaltung nicht das Forum „mißbrauchen“.

Andreas
08.12.2000, 11:15
Liebe Frau Silvia,

im letzten Beitrag hat Herr Mohr sein Intersse am kolumbianischen Brieftaubensport bekundet. Auch ich (und vielleicht noch einige Leser mehr) interessiere mich dafuer. Vieleicht koennten sei einmal einen kleinen Beitrag hierueber im Zuechter-Stammtisch schreiben.

Mit freundlichen Gruessen
Andreas