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View Full Version : Mauserschaden


Michael B.
11.02.2001, 13:56
Erst einmal guten Tag zusammmen.

Eine meiner Jungtauben des Jahres 2000 mauserte komplett und gut durch.
Im Dezember 2000 fand ich auf dem Schlag die letzten beiden Schwungfedern (am Kiel blutig).
Die Federn wuchsen danach einwandfrei nach.
Gestern fand ich wieder die letzte Schwungfeder blutig auf dem Schlag.
Woran kann das liegen?

Gut Flug Michael B.

Tiberius Mohr, Tierarzt
13.02.2001, 23:21
Sofern Verletzungen und andere mechanische Einwirkungen ausgeschlossen sind, könnte es sich um eine Infektion mit einem Papova-Virus handeln. Das einzige Anzeichen einer solchen Infektion ist oft das von Ihnen beschriebene Ausfallen blutkieliger Federn.

Tiberius Mohr

Michael B.
14.02.2001, 17:06
Hallo Herr Mohr!
Ein mechanisches Einwirken bzw. Verletzungen kann ich meiner Meinung nach ausschließen. Wie kann man denn den von ihnen vermuteten Papova-Virus diagnostizieren?
Gibt es eine Möglichkeit die Taube einzeln zu therapieren?

DKS
Mit sportlichem Gruß
Michael B.

Tiberius Mohr, Tierarzt
17.02.2001, 00:09
Das Papova-Virus kann verhältnismäßig leicht in jedem Labor nachgewiesen werden, das routinemäßig virologische Untersuchungen durchführt (Veterinäruntersuchungsamt, Geflügelinstitute der Universitätskliniken etc.). Als Probenmaterial eignen sich u.a. auch die ausgefallenen Federn, wenn im Kiel noch Blut enthalten ist, sonst eine Blutprobe.

Eine gezielte Therapie gibt es leider nicht.
Bei Wellensittichen — hier heißt die Erkrankung „Französische Mauser“ und ist sehr verbreitet, die betroffenen Vögel nennt man „Renner“ oder „Hopser“ — haben wir den Ausfall der Federn durch die Verabreichung von hochdosiertem Biotin+Zink und Vitamin K1 (Vorsicht: K1 nicht K3) auf Dauer stoppen können, ausgefallene Federn sind normal nachgewachsen. Tauben haben wir bisher gegen Papova nicht therapiert, es könnte aber funktionieren. Nach unseren Erfahrungen bricht das Papova-Virus in den allermeisten Fällen nur dann aus, wenn andere Erkrankungen bzw. prädisponierende Faktoren (Bakterien, Pilze, Parasitenbefall) das Immunsystem schwächen. Der erste Schritt muß also gerade hier eine penibel gründliche Allgemeinuntersuchung der Taube sein.
Gelegentlich wird versucht, das Immunsystem betroffener Vögel zu unterstützen. Der Ansatz ist zwar richtig, denn das Virus kann nur bei Vorliegen einer Immunschwäche Gefiederschäden verursachen, nur haut die Sache mit Baypamun nicht so hin, wie man es sich wünscht. Baypamun ist bei Tauben so gut wie unwirksam. Bei Tauben kann aber das Immunsystem durch die Verabreichung von Levamisol unterstützt werden. Dabei wird Levamisol (z.B. das Wurmmittel Concurat-L) stark unterdosiert für einen längeren Zeitraum (3-4 Wochen, täglich) verabreicht. Bei Concurat-L beträgt die immunsystemstimulierende Dosierung 1/10 der empfohlenen Dosierung für die Bekämpfung von Darmparasiten.

Tiberius Mohr

Pfaelzer
18.02.2001, 18:11
Hallo Herr Mohr,
wieso ist Baypamun bei Tauben nicht wirksam?
Laut einem Artikel im Taubenspiegel schreibt Dr. Herbots aus Belgien, dass Baypamun sehr wohl bei Tauben wirksam sein soll. Es wäre schön, wenn Sie uns hierzu aufklären würden.

mfg. Pfaelzer

Tiberius Mohr, Tierarzt
23.02.2001, 23:48
Nach den mir vorliegenden wissenschaftlichen Studien und nach Auskunft des Herstellers (Bayer AG) ist Baypamun bei Tauben unwirksam.

Eine mögliche Erklärung wäre die „Ursprünglichkeit“ der Tauben im Vergleich zum Säugetier. Vögel stammen in direkter Linie von den Dinosauriern ab und sind entwicklungsgeschichtlich viel älter als Säugetiere (für die schließlich Baypamun entwickelt wurde). Die Säuger haben sich nicht aus Vögeln weiterentwickelt, sondern entstammen einem Parallel-Ast der Dinosaurier. Das Immunsystem ist ähnlich aufgebaut, aber unterschiedlich genug, um nicht mit den selben „Werkzeugen“ manipuliert werden zu können.

Dr. Herbots — und andere aus Deutschland — die das Gegenteil behaupten, sind bisher jeden seriösen und prüfbaren Nachweis schuldig geblieben. Ich versuche, mich an Tatsachen zu halten und zu vermeiden, irgendwelche wissenschaftlich unhaltbaren Gerüchte in die Welt zu setzen (davon haben wir im Brieftaubensport mehr als genug!).

Tiberius Mohr

Pfaelzer
24.02.2001, 17:48
An Herr Mohr!
Vielen Dank für die Information. Und wie verhält es sich mit dem Produkt Livimun, das auch der Verband vertreibt? Bedanke mich im voraus für die Antwort.
mfg. Pfaelzer

Tiberius Mohr, Tierarzt
03.03.2001, 07:42
Die genaue Zusammensetzung von Livimun ist mir nicht bekannt. Nach Bekanntwerden werde ich mich gerne damit auseinandersetzen. Falls Sie die Bestandteile (mit Mengenangaben) haben, bitte um eine kurze Mitteilung per eMail oder über das Forum.

Tiberius Mohr

Michael B.
10.04.2001, 19:50
Hallo Herr Mohr!

Ich habe über einen längeren Zeitraum eine Biotin und Zinkpaste über das Futter der Taube gemixt (Zellenfütterung). Seitdem sind die obersten Schwungfedern nicht mehr ausgefallen!

DKS für die Informationen
Michael Bertelsbeck