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View Full Version : Baytril


Holger
02.06.2001, 17:45
Wer hat Erfahrungen mit Baytril und in welcher Mischung kann man es verwenden. Ein gut reisender Schlag empfal mir Baytril 10%,
2 ml. auf einen Liter Wasser Montags, mein Tierartzt hatte vereinzelt Bakterien beim Kropfabstrich festgestellt.Hätte gern eure Meinung dazu.

Alex
03.06.2001, 09:16
Hi Holger,
einen Tag Baytril zu geben halte ich für völligen Blödsinn. Was will man damit erreichen?
Wenn Deine Tauben wirklich ein so starkes Antibiotika nötig haben solltest Du an der Reise nicht mehr teilnehmen!
Zur sogenannten "Vorbeuge" ist jede Gabe von Medikamenten nutzlos. Grundsätzlich solltest Du beim Einsatz von Medikamenten immer einen Rat vom Tierartz befolgen. Der wird Dir sowas garantiert nicht raten, wetten!?
Gut Flug Alex

Champ
05.06.2001, 07:51
Hallo Holger,
es sollte vom Tierarzt geklärt werden, um was für Bakterien es sich handelt. Danach kann dann gezielt behandelt werden. Baytril ist ein echter "Hammer" und sollte nur auf Anraten des Tierarztes gegeben werden.
Gruß
Champ

Tiberius Mohr, Tierarzt
06.06.2001, 19:37
Grundsätzliches zu Baytril

Baytril ist ein modernes, 1983 erstmals vollsynthetisch hergestelltes und gezielt für den Einsatz in der Veterinärmedizin entwickeltes Antibiotikum. Baytril eignet sich aufgrund seiner Eigenschaften wie:
· Verträglichkeit
· Wirksamkeit
· Wirkungsspektrum (Chlamydien, Salmonellen, Escherichia coli usw.)
· problemlose Applikation über das Trinkwasser
· sehr gute Resistenzlage (d.h. es gibt bisher kaum resistente Bakterien)
· fehlende Immunsuppression (keine Schwächung der Abwehrkräfte)
hervorragend für den Einsatz im Brieftaubensport.

Wirkungsweise:
Enrofloxacin (Baytril) greift in den Stoffwechsel der Bakterien ein und verhindert die Bildung eines für die Bakterienzelle lebenswichtigen Enzyms (Gyrase). Die Bakterien können sich einerseits nicht mehr weiter vermehren (bakteriostatische Wirkung) und werden andererseits auch aktiv abgetötet (bakterizide Wirkung).
Weitere Informationen: siehe „Medizinische Versorgung im Brieftaubensport“ , Seite 65-77.

Anwendungsgebiete:
Bakterielle Infektionen der Atemwege, des Magen-Darm-Traktes sowie generalisierte Infektionen bei Brieftauben mit folgenden Krankheitserregern:
· Chlamydien
· Salmonellen
· Escherichia coli
· Proteus vulgaris
· Klebsiella oxytoca
· Klebsiella pneumoniae
· Pseudominas spp.
· Mykoplasmen

Gegen sog. Grampositive Bakterien (Streptokokken, Staphylokokken) ist Baytril zum Teil weniger wirksam als andere Antibiotika (z.B. Amoxicillin), zum Teil besitzt es keine Wirksamkeit.

Dosierung:
Die Dosierung variiert etwas von Erreger zu Erreger; dies bezieht sich sowohl auf die zu verabreichende Menge pro Liter Trinkwasser, als auch auf die Dauer der Behandlung.
Die von Ihnen angesprochene Dosierung von 2 ml pro Liter Trinkwasser ist bei einer Behandlung von 5 bis 7 Tagen gegen die meisten Bakterien wirksam (ausgenommen Chlamydien, die mit einer höheren Dosis bis zu 14 Tagen behandelt werden müssen).

Vorsichtsmaßnahmen / Empfehlungen:
Baytril ist ein hochpotentes Breitspektrum-Antibiotikum, das heißt, daß sehr viele Bakterien – gutartige und krankmachende – abgetötet werden. Das führt zu einer Verschiebung der Darmbesiedlung in Richtung Soorpilze und baytrilunempfindliche grampositive Krankheitserreger.

Bei einer Behandlungsdauer von 2 Tagen – wie in der Reisesaison LEIDER (!) üblich – können bereits nach einem Behandlungsblock bei einigen Bakterienstämmen Resistenzen auftreten. Als Vorsichtsmaßnahme sollte man bei einer kürzeren Behandlungsdauer als 5 Tage (wenn es denn unbedingt sein muß...) die Dosierung auf 3 ml pro Liter Trinkwasser erhöhen und gleichzeitig (an den selben 2 Tagen + 1 Tag darüber hinaus) ein Antimykotikum (Arzneimittel gegen Soorpilze) über das Futter verabreichen. Antimykotika auf Nystatinbasis (z.B. Anti-Soor BT) werden vom Körper der Taube nicht aufgenommen und belasten sie folglich nicht.

Die prophylaktische (= vorbeugende) Verabreichung in der Reise und jede Verabreichung ohne medizinische Indikation ist nicht nur unsinnig sondern auch gefährlich. Unsinnig ist die Verabreichung deswegen, weil Baytril keinerlei vorbeugende Wirkung besitzt — schließlich handelt es sich um ein Antibiotikum und nicht um einen Impfstoff. Baytril tötet nur vorhandene Bakterien ab und übt keine Wirkung auf Bakterien aus, die die Taube demnächst befallen werden. Sind keine schädlichen Bakterien da, hat man mit Baytril auch nichts zu bekämpfen. Sind hingegen welche vorhanden, sollten diese fachgerecht nach tierärztlicher Empfehlung, im Anschluß an eine fachgerechte Diagnosestellung und nach Anfertigung eines Antibiogramms (=Resistenzbestimmung) bekämpft werden, und nicht nach Verdacht!

Außerdem: Infizierte Tauben gehören nicht in den Korb — der infizierten Taube willen (Tierschutzgesetz) und aus Gründen der Fairneß gegenüber den Tauben der Konkurrenten, die in der Reise diese Bakterien bestimmt nicht gebrauchen können.

Verabreichung
Über das Trinkwasser sollte ausschließlich die 10%ige orale Lösung verabreicht werden. Injektionslösungen sind für diesen Zweck ungeeignet, niedriger konzentrierte orale Lösungen (2,5%, 5%) eignen sich aufgrund der stärkeren Geschmacksabweichung des medikierten Trinkwassers ebenfalls weniger, denn um auf die benötigte Wirkstoffmenge zu kommen muß man von einer 2.5%igen Lösung 4x so viel pro Liter Trinkwasser verabreichen wie von einer 10%igen. Damit verabreicht man aber gleichzeitig 4x so viel der übrigen Bestandteile, z.B. Konservierungsmittel, die den Geschmack der Trinkwassers beeinflussen.

Der Wirkstoff Enrofloxacin ist lichtempfindlich. Die Tränke darf nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, das Trinkwasser sollte 2x täglich neu angesetzt und abends aus dem Schlag entfernt werden.

Tiberius Mohr

bchwalek
05.07.2002, 21:49
Hallo Herr Mohr,
ich habe von anderen Züchtern gehört, dass ein Behandlung mit Baytril eine ziemlich kostspielige Angelegenheit ist.

Was Kostet eine Kur für 100 Tauben?
(Vorrausgesetzt die Tauben werden von Ihnen behandelt.)


Gruß
Bernhard