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View Full Version : Augentheorie


Tiberius Mohr, Tierarzt
14.11.2000, 21:45
Augentheorie

Aus der Sicht des Genetikers ist die Augentheorie — wie alle anderen ähnlich strukturierten Theorien auch — blanker Unsinn. Sie mißachtet alle Erkenntnisse der Genetik und der modernen Tierzucht.

Die Leistung — wie man sie auch definieren mag — ist ein polygen codiertes Merkmal, und aufgrund dieser Tatsache kann es keine Verknüpfung mit einer monogenen (Augenfarbe, Gefiederfarbe) oder sonstigen phänotypischen (Flügellänge, Flügelform) Eigenschaft geben.
Die Zucht auf Leistungsfähigkeit kann ausschließlich mit populationsgenetischen Methoden geführt werden — wie bei allen anderen Leistungstieren auch. Ganz egal ob es sich um Geschwindigkeit, Ausdauer oder Orientierungsvermögen handelt, die Taube macht hier keine Ausnahme.
Eigentlich erübrigt sich ab dieser Stelle jede weitere Diskussion. Ich möchte jedoch noch einige Beispiele bringen, in der Hoffnung, beim einen oder anderen zu erreichen, daß der gesunde Menschenverstand eingeschaltet bleibt (bzw. wird). Ich bleibe dabei realistisch: mein Beitrag wird beim Züchter nicht viel bewirken, und es wird auch kein Verfechter der Augentheorie die Lupe beiseite legen. Trotzdem!

Vor allem weil die Leistung unserer Tauben so komplex ist und die Verfügbarkeit von Leistungsträgern nicht für alle reicht, die eine Zucht aufbauen wollen, haben seit Anbeginn des Brieftaubensportes Züchter immer nach Merkmalen gesucht, die ihrer Meinung nach auf die Leistungsfähigkeit hinweisen: warum sind wohl „alle guten“ Stichelbauts und Horemmans dunkel, haben Delbars eine weiße Feder oder haben sich nur die rotgehämmerten Bricoux durchgesetzt? Die Liste ließe sich beliebig lange weiterführen... Sind die Schalie aus bestimmten Janssen-Linien nicht „besser“ als die blauen? Damals wußte man es noch nicht besser. Diese Ausrede haben heutige Züchter allerdings nicht mehr. Man braucht nur in die nächst gelegene Buchhandlung zu gehen und sich ein gutes Tierzuchtbuch zu kaufen (z.B. COMBERG, Tierzüchtungslehre, eventuell LEIBENGUTH, Züchtungsgenetik) — lesen sollte man es natürlich auch...
Es ist auffallend, daß alle Verfechter irgendwelcher dubiosen Theorien ausnahmslos Menschen sind, die nie ein Fachbuch der Tierzucht oder Genetik in der Hand gehalten haben — sonst würden sie sich dieser Auswüchse ihrer Phantasie höchstwahrscheinlich schämen. Mit Fachbuch meine ich ein anerkanntes Werk der Tierzucht, nicht die in Buchform gegossene Meinungsäußerung irgendwelcher pensionierter Lehrer oder Taubenfotografen, die mit ihrem jahrzehnte alten Abiturwissen beim Taubenzüchter Eindruck machen wollen.

In keiner anderen Leistungszucht wird so viel Hokuspokus getrieben wie in der Brieftaubenzucht. Zwar haben Hunde- und Katzenzüchter auch so ihre Merkwürdigkeiten, aber verglichen mit den Taubenzüchtern schreiten sie auf ihrem Zuchtweg regelrecht tugendhaft.
Was würde wohl eine Pferdezüchter antworten, wenn man ihn fragen würde, weswegen er nur Pferde in der Zucht einsetzt, die nachgewiesenermaßen ein hohes Leistungspotential haben? Warum macht er sich nicht die Arbeit einfacher, indem er die Beinlänge mißt oder mit einer Lupe in die Augen schaut? Wahrscheinlich würde man nicht mal ausgelacht werden, denn kein Pferdezüchter würde auch nur auf die Idee kommen, daß die Frage nicht als Scherz gemeint war. Und wie würde der Bauer reagieren, der für seine Kühe das tiefgefrorene Sperma aus den USA importiert — von Bullen, deren Töchter besonders viel Milch geben (egal wie lang die Hörner sind)? Ganz einfach: man würde (samt Lupe) vom Hof gejagt werden!

Ich hoffe sehr, daß jetzt keine Reaktionen nach dem Motto „die Taube ist keine Kuh“ ins Forum gesetzt werden. Man sollte sich auch die Peinlichkeit laienhafter Belehrungen wie „man weiß doch nicht einmal genau wie die Leistung vererbt wird“ sparen. Man braucht nicht zu wissen, wie bzw. wo das Merkmal im Genom kodiert und wie es vererbt wird, um mit populationsgenetischen Methoden erfolgreich daraufhin zu arbeiten. Die Leistung ist eben keine monogene Angelegenheit und man muß für eine erfolgreiche Zucht nicht wissen, wie dieses Merkmal vererbet wird!

Die Gesetze der Populationsgenetik sind artübergreifend und haben bei der Taube genau so ihre Gültigkeit wie beim Pferd oder der Schildkröte — außerdem ist das nicht meine persönliche Meinung, es ist gesichertes tierzüchterisches Wissen (siehe Comberg).
Tierzucht ist keine Religion, Tierzucht ist eine Wissenschaft. Es kann zwar jeder glauben was er will, nur ist die Leistungszucht keine Glaubensfrage.
Ich komme mir schon sehr eigenartig vor, wenn ich diese Zeilen schreibe... Es ist so, als würde ich versuchen jemanden davon zu überzeugen, daß die Erde rund und nicht flach ist — wir machen uns damit doch nur lächerlich! Es wird langsam Zeit, damit wirklich aufzuhören und mit Tauben zu züchten, die die Eigenschaften aufweisen, die wir suchen und festigen wollen. Eine gute Taube verfügt über die gewünschten Eigenschaften — sonst wäre sie ja nicht gut. Was sie für Augen hat ist doch völlig unerheblich. Wer erfolgreich züchten will, der muß anhand von Merkmalen selektieren, die er in der Zucht erreichen will. Wenn man einen langen Flügel bei seiner Nachzucht festigen möchte, dann muß man eben mit dem Maßband durch die Schläge laufen. So auch mit den Augen. Möchte man eine bestimmte Augenfarbe oder Pupillenform oder sucht man nach bestimmten Zeichen in der Iris, dann ist man sicherlich gut beraten, wenn man sich die Zuchttauben mit Hilfe einer Lupe aussucht. Wenn man hingegen leistungsstarke Brieftauben züchten möchte, dann muß man die Gesetze der Leistungszucht beachten. Sich eigene zu basteln ist nicht sehr produktiv. So einfach ist das! Man kann natürlich auch daraufhin züchten, daß die Tauben gut sind UND „gute“ Augen haben. Nur Züchtet man dann nach 2 Merkmalen, was den Zuchtweg (unnötig) verkompliziert und die Zeit bis zum Erfolg verlängert.
Einer meiner Tierzuchtlehrer an der Uni (Prof. Wasmuth) hat in einer seiner Vorlesungen ein Beispiel aus dem 3. Reich vorgetragen, das genau dem Sachverhalt der Selektion nach mehreren Merkmalen in der Taubenzucht entspricht: Bei der Auswahl der Athleten für die Olympiade in Berlin wurden — neben der Leistung — weitere Merkmale herangezogen. Die Läufer sollten der Welt die „Überlegenheit“ des arischen Sportlers demonstrieren. Es schieden folglich alle aus, die nicht blond genug waren, ebenso die, die keine blauen Augen hatten. Athleten, die zwar schnell laufen konnten, aber politisch nicht ganz „sauber“ waren, durften auch nicht teilnehmen. Den Ausgang des Wettlaufes kennen wir: es gewann ein farbiger Läufer aus dem Ausland.
Weitere Ausführungen erspare ich mir an dieser Stelle und verweise auf die in Fülle vorhandene Fachliteratur.

Es geht gar nicht darum, zu beweisen, daß die Augentheorie falsch ist. Das ist in der Tierzucht längst bewiesen! Viele Züchter würden gut daran tun, sich zu informieren, bevor sie sich eigene Theorien zusammenbasteln. Es mag wohl sein, daß der eine oder andere bei der Auswahl seiner Zuchttauben mit der Lupe zugange ist, die Wettflugerfolge der Nachzucht können aber trotzdem nur Zufälle sein. Diese Züchter (falls sie AUSSCHLIESSLICH danach selektieren) reisen gut, weil sich diese Auslese noch nicht negativ ausgewirkt hat — sie haben eben gute Tauben und einige haben eben „gute Augen“. Es spricht nichts dagegen, Tauben mit bestimmten Augenmerkmalen in die Zucht zu setzen, wenn diese Tauben gut sind. Wenn man sich aber nur auf die Augenzeichen verläßt ist man — langfristig betrachtet — auf dem Holzweg!

Tiberius Mohr

Filz
15.11.2000, 10:19
Hallo Herr Mohr,
mit diesem Beitrag sprechen Sie mir aus der Seele.
Wie kann man sich als der "Liebe Gott" aufspielen und die Qualität oder Ausdauer von Tauben nach dem Auge bewerten. Genauso wäre es ja im Prinzip die Leistungfähigkeit von Menschen nach der Augenfarbe zu beurteilen. Ha, Ha, Ha.
Es ist natürlich ein einfaches Tauben mit "Guten Augen" zu züchten. Man hat dann innerhalb von 3-4 Jahren nur noch Tauben mit klasse Augen, aber ohne Preise.
Als allerersten Kriterium in der Zucht muß immer die Leistung der Taube stehen. Einzige Merkmale die eine sehr gute Taube hat sind Wiederstandsfähigkeit sprich Gesundheit, Harmonie, Muskulator und eine gewisse Art von Zutraulichkeit gegenüber dem Züchter und natürlich die richtige Sorte, denn es ist sicher daß Gute Tauben auch nur aus Guten kommen und nicht aus irgenwelchen imaginären Rassen die Geschäftemacher ins Gespräch bringen um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen.(Ich habe zum Beispiel verfolgt daß fast immer 1.Preisflieger aus 1.Preisfliegern gezüchtet werden.)
Alle anderen Faktoren wie Züchter, Schlag, medizinische Betreuung, Fütterung sind erst mal zweitrangig und ermöglichen der Taube die volle Leistungsfähigkeit. Auch weiteren körperlichen Merkmale sind zweitrangig. Wenn man auf der Verbandsausstellung sieht, wieviele Astauben mit schlechten Flügeln, Augen und ohne Rücken dastehen, muß ich mich immer wieder über die Naivität der Züchterschaft wundern, die auf die Augengurus hereinfallen. Aber schaut euch doch mal bei der Verbandsausstellung um, wieviel Leute bei den Tauben stehen und wieviele an den Verkausständen der Industrie- und der Wunderheiler. Dann wisst ihr alles. Komischerweise sehe ich bei den Tauben meistens Züchter die überdurchschnitliche Erfolge erreicht haben, aber bei den Industrieständen nur die die den Stein der Weisen suchen oder wie man aus Blei Gold macht. Natürlich wird jetzt wieder von vielen gefragt, der hat leicht reden aber fertigbringen tut er nichts.
Meine Erfolge sind in unserer RV sind hinreichend bekannt, ich reise jetzt seit 17 Jahren bin 2 x RV-Meister, FG-Meister und in jedem Jahr bei allen Meisterschaften vertreten und habe immer, wirklich immer, nur in der Zucht die Leistung an 1.Stelle gestellt. Doch Meisterschaften sind doch nur das Resultat einer leitstungsbezogenen Zucht und kommen von alleine. Von Verbandsmeisterschaften halte ich nichts und reiche auch nicht ein. Für mich sind einzig und allein die Preise der Taube ausschlaggebend. Deshalb fange ich auch mit ca. 55 Tauben an zu Reisen )(Vögel und Weibchen) (Gesamtbestand ca. 75 Tauben) und setze am Endflug immer noch zwischen 45 und 50, auch Jährige und daß jedes Jahr nicht wie viele Spitzenschläge(Verkäufern) am Anfang 100 und am Ende 20 und nur noch die Zähler. Trotzdem lag meine Reiseleistung bei 56% aber ich kann mit guten Gewissen die Tauben sortieren, die keine Preise geflogen haben. Wobei ich sogar teilweise Tauben mit 8 Preise aussortierte, da die Schnelligkeit fehlte. Meine Erfolge bei den Ausstellungen sind natürlich gleich null. Wir haben in unseren RV Vereine die sich jedes Jahr die Tauben klassifizieren lassen. Ihre Erfolge:
keiner war in den letzten Jahren unter den führenden Schlägen mehr zu finden. Aber alle haben Sie bessere Augen bzw. Flügel wie meine Tauben!!! Also Sportfreunde, gebt euer Geld lieber für leistungsstarke Tauben aus, die keinen großen Namen haben (die sind nämlich viel preiswerter und fliegen auch besser) und füllt nicht den Spitzbuben die Taschen.

tiffy
15.11.2000, 11:02
Herr Mohr dazu fällt mir nur eins ein !!!!
Bravo!!!
Sie sprechen mir aus der Seele!
Mit sportlichem Gruß
Frank

lupogti198
15.11.2000, 11:16
Hallo Sportsfreunde,
ein wunderbarer Artikel von Herrn Mohr! Ich hoffe nur, dass dadurch auch die letzten Verschwörer irgendwelcher Theorien in Bezug auf Taubenselektion geheilt sind. Sehr interesant ist der Artikel für "Jemanden", der sich mit der Vogelstraußmethode beschäftigt hat, aber leider vergaß seinen eigenen Kopf aus dem Sand zu ziehen.
MfG
Wolfgang

Berger OVATOR
15.11.2000, 15:59
Hallo Roland,
gerne bestätige ich Deine hervorragende Reiseleistung im KV 84 Frankfurt, der Union (Transport und Fluggemeinschaft) und der RV Frankfurt am Main.
Ich komme aus der Nachbar RV und kenne die Leistungsstärke Deiner Tauben. Ich brauche ja nur eure Preislisten anzuschauen.
Warum hälst Du von der Verbandsmeisterschaft nichts?
Ich wünsche Dir weiter Gut Flug !
A.Berger

Kurpfälzer
17.11.2000, 10:40
Werter Sportsfreund,

stellen Sie sich vor.....

Sie hätten eine Auslesetechnik entwickelt ( das Auge ist nur eins von sechs Kriterien). Die so gezüchteten Tauben fliegen bei Ihnen die 1.+6. Verbandsmeisterschaft im Bezirk in Folge, 4x in Folge 1. RV Meister JT (130 RV-Reisende), Medaillen etliche erste Preise vom SW.u.v.a....

Dann schlägt das Schicksal zu. Sie wissen 3 Jahre lang nicht ob und wie es weitergehen wird. Sie sind gezwungen den Besatnd auf 20 Tiere zu reduzieren.
In dieser Zeit gewinnen abgegeben Tauben neben anderen Spitzenleistungen den 1., 2.,9. Platz beim Derby in Kuwait ´96, die BT berichtete.
Anschließend erwirbt der Sohn des Emirs bei Ihnen Jungtiere und Sie werden gebeten einige weitere Tiere dorthin abzugeben.
1999 bessert sich Ihre persönliche Situation wieder. Sie starten im Jungflug (SO-Richtung) mit einer neuen Mannschaft(selber Stamm): ca. 62% Reiseleistung, 6. Verbandsmeister Bezirk alle Medaillen. In 2000 fliegt die Mannschaft 55 % Reiseleistung (2. beste RV) und 2 erste Konkurse-einmal 1.-4.!!, bei einem Vereinskollegen gewinnt ein direkter Verwandter Ihrer 1.-Preis-flieger jährig 10 Preise und auch den 1. Preis, der Nestbruder fliegt jährig 9 bei einem weiteren Vereinskollegen. Ihr Freund in Kuwait wird 2000 "Champion" und fliegt mit Nachzuchttauben: 3x1., 7x2., 3x3. und 36 Preise bis zum 10. ..Eine Nachzuchttaube gewinnt den Nationalflug für Jungtauben und der Emir von Saudi Arabien holt sich Ihre Tauben auf seinen Schlag, auf dem sich das "who is who" des Taubensports ein "Stell´ dich ein" gibt.

Auf der Kassel-Messe erzählt Ihnen ein Jungzüchter aus Leer, der ´98 Sommerjunge bei der AS-Verlosung gewann, daß er 10. RV-Meister geworden ist und zwei Jährige aus Ihren Tauben 10 und 8 Preise geflogen haben. Zwei Stände weiter berichtete Ihnen ein anderer Züchter, der letztes Jahr ebenfalls 5 Sommerjunge erhalten hat und diese mit seinen Tauben gekreuzt hat, daß von den Kreuzungen bei 5 Jungtouren 10 Stck "volles Haus" geflogen haben und die schlechtesten 3 Preise usw. usw....


...und dann versucht man Ihnen klar zu machen, daß Sie, aufgrund wissenschaftlich gesicherter Erkenntnis, auf dem Holzweg sind ...!!!

Mal ehrlich, würden Sie dies akzeptieren?

Mit Sportsgruß
Friedrich

Tiberius Mohr, Tierarzt
20.11.2000, 22:13
Schade Herr Friedrich. Sie haben nichts verstanden...

Ihre Erfolge — die ich Ihnen auch sehr gönne (ich weiß wer Sie sind und sie wissen auch sicherlich, was ich damit meine) — verleiten gewiß dazu, voreilige Schlüsse zu ziehen.

Genetik und Tierzucht zählen offensichtlich nicht zu Ihrer Lieblingslektüre. Lassen Sie sich nicht von Erfolgen blenden und auf falsche Fährten bringen. Vorausschauender wäre es, den wirklichen Grund dafür zu suchen, daß Ihre Tauben trotzdem NOCH so gut fliegen, um irgendwann imstande zu sein, den Holzweg zu verlassen.
Der krampfhafte Versuch, obstruse Theorien lediglich anhand eigener Erfolge zu erklären, ist gar nicht nötig: der Sachverhalt ist bereits wissenschaftlich erforscht und bekannt. Außerdem: ist es (für einen Laien) nicht etwas anmaßend, gesichertes Wissen aufgrund persönlicher, fachlich unhaltbarer Folgerungen öffentlich in Frage zu stellen und bekannte Zusammenhänge der wissenschaftlichen Tierzucht anhand selbst entwickelter Theorien zu erklären?

Ich hoffe, daß Sie meine Ausführungen nicht persönlich nehmen. Wir vertreten beide nur unseren Standpunkt. Der Unterschied besteht lediglich darin, daß Sie Ihre individuelle Auffassung zu einem Codex der Leistungszucht erheben wollen. Ich habe diesbezüglich nur versucht, vorurteilsfrei den aktuellen Stand der angewandten Genetik verständlich zu machen — bei Ihnen leider ohne Erfolg.
Gewiß: ich halte den „entdgültigen“ Stand der Tierzucht auch nicht in der Hand. Das ist gar nicht möglich. Wie die Geschichte der wissenschaftlichen Erforschung der Natur uns so oft gezeigt hat, entwickeln sich die Dinge stetig weiter, sicher geglaubte Dinge werden „abgeheftet“ und gelöst geglaubte Probleme werfen mehr neue Fragen auf, als sie beantworten. Trotz immer tieferer Einblicke in die Genetik kratzen die Wissenschaftler lediglich an der Oberfläche... Das ändert aber nichts daran, daß einige Sachverhalte bereits aufgeklärt wurden. Es wird auch in der Wissenschaft nicht alles mit der Zeit widerlegt; einige Gesetzmäßigkeiten sind eben richtig und gelten dementsprechend weiter. Und eines kann ich mit Sicherheit behaupten (ohne in Gefahr zu geraten, irgendwann von der Fachwelt widersprochen zu werden): Nie wird in der Leistungszucht die Augentheorie (oder eines Ihrer übrigen geheimnisvollen Auslesekriterien) zum Selektionskriterium werden.

Stellen Sie sich vor.....
Sie hätten eine Auslesetechnik entwickelt — und diese ist samt „sechs Kriterien“ völlig überflüssig, da Sachverhalt bereits geklärt (leider nur nicht bis zu Ihnen durchgedrungen).
Mal ehrlich: daß Sie davon nicht gerade entzückt sind, ist verständlich.



Bei den übrigen Forumteilnehmern bedanke ich mich für die positiven Rezensionen.

Zunächst wollte ich mich aus der Diskussion um Augen und Wringer heraushalten. Ich bin aber nicht nur Mediziner, ich bin auch Taubenzüchter. Und als Taubenzüchter tut es mir weh, wenn ich auf Tauben zu sprechen komme und mir Fachkollegen (Ärzte, Tierzüchter) erwidern: „Sie sind Brieftaubenzüchter? — das sind doch die mit den Augentheorien, die ihre Tauben dopen damit sie schneller fliegen...“
Es ist traurig. Es schäme mich dafür, was die Öffentlichkeit von uns hält, vor allem in Fachkreisen.

Vor einigen Jahren habe ich ein Buch über die genetischen Grundlagen der Brieftauben-Leistungszucht verfaßt. Aus Zeitgründen konnte ich es aber leider nicht allein fertigstellen — zumal ich dem Buch „Medizinische Versorgung im Brieftaubensport“ den Vorrang gegeben habe. Für die Fertigstellung einiger Kapitel habe ich mich an einen Professor für Tierzucht und Haustiergenetik aus einem Tierzuchtinstitut einer deutschen Universität gewandt, der sehr viel mit Brieftauben geforscht hat. Wir kannten uns bereits seit 15 Jahren und er reagierte auf meine Anfrage zunächst positiv. Als ich dann erwähnte, daß das Buch nicht für Tierärzte sondern für Taubenzüchter bestimmt ist, winkte er sofort ab. „Ich will mit Augen- und Flügeltheoretikern nichts zu tun haben, die sollen ihre Sache machen wie sie wollen, denen ist ja doch nicht zu helfen“ — meinte er sinngemäß, und man kann es ihm nicht einmal übel nehmen.

Das Manuskript liegt seitdem in der Schublade — und dort wird es vermutlich auch bleiben, denn auch ich habe kein Verlangen danach, mich mit Augentheoretikern und Abstammungsfetischisten herumzuschlagen und meine Zeit damit zu verschwenden, selbstverständliche, längst bekannte und wissenschaftlich anerkannte Dinge pausenlos gegen die Brandung zu schreien.
Ich bin auch schon so weit: „die sollen ihre Sache machen wie sie wollen“...

Tiberius Mohr

Kurpfälzer
21.11.2000, 13:06
Hallo Herr Mohr,

jeder hat das Recht seinen Standpunkt zu vertreten, deshalb nehme ich Ihre Ausführungen nicht persönlich, zumal Sie ausschließlich in der Sache selbst argumentieren.

Abschließend möchte ich jedoch festhalten, daß ich mit keiner Silbe die Populationsgenetik oder das Zuchtziel der präpotenten Vererber bzw. das Züchten eines Genpools (Stamm) angezweifelt habe.

Ich habe auch nie behauptet, daß man mit welcher Auslesetechnik auch immer aus Ackergäulen Rennpferde züchten kannn. Ich gebe der Wissenschaft insoweit vollkommen Recht.

....denken Sie mal darüber nach!!!

In Widerspruch zur Wissenschaft stehe ich allerdings mit meiner These, daß bestimmte äußere morphologische Merkmale mit den erwünschten Erbfaktoren korrelieren. Zu dieser These bin ich aufgrund eigener statistischer Erhebungen gelangt.

Mit Sportsgruß

Friedrich

tiffy
22.11.2000, 04:57
"Ja ist den heut schon Weihnachten........"

Ist mir alles zu kompliziert, ich versteh gar nichts mehr

Frank

Kurpfälzer
22.11.2000, 19:36
Es folgt ein Erklärungsversuch:

Da ich mit der Wissenschaft übereinstimme, daß man nicht mit jeder x-beliebigen Taube(n) eine Leistungszucht aufbauen kann, habe ich 1989/90 Tauben zum Neuaufbau ausgesucht, die alle auf einen Vogel zurüchgingen, welcher im deutschen RV-Programm 7x1. Preis geflogen hatte (Enkel und nachfolg. Generationen). Man versicherte mir, daß die Nachzuchttiere auf verschiedenen Schlägen 1. Preise geflogen haben. Dazu kam eine Täubin (Urenkelin "612" Jökel= 5x1. Konkurs und wie sein Vater ein Supervererber mal Piet-Linie). 1991 gesellte sich eine Täubin dazu, deren Vater 4x2.Konkurs geflogen hatte und die selbst bei uns 1., 2., 3.,.. flog.

Die Nachzuchttauben wurden getestet und von den Spitzenfliegern, deren Kindern und Eltern weitergezüchtet. Soweit gehe ich mit der Wissenschaft konform.

Nun habe ich aber im Laufe der Zeit durch Beobachtung festgestellt, daß viele gute Vererber bzw. Reisetauben (nicht nur auf unserem Schlag) bestimmte äußerliche Merkmale besitzen. Z. B. 7 von 10 Supervererbern haben überdurchschnittliche Augen (Iris, Wertring etc.), alle Reisetauben, die mehrmals 11 und mehr Preise geflogen haben ein langes Brustbein ( prüfen Sie dies gerne nach...) usw. Also versuche ich systematisch diese von mir beobachteten Eigenschaften in meinen Stamm hineinzuzüchten um so schnellstmöglich einen nachhaltigen Genpool mit präpotenten Zuchttieren zu erhalten. Dies ist meine eigene These, die leider nur mit eigenen Erfolgen und mit Erfolgen abgegebener Tauben auf anderen Schlägen belegt werden kann, wissenschaftlich aber nicht verifiziert ist.


Bei Neueinführungen gilt aber als oberstes "Passerkriterium": die Tiere müssen in direkter Linie aus Tieren stammen, die mehrere erste Preise geflogen haben. Damit kehre ich wieder auf wissenschaftlich anerkanntes Terrain zurück....In den von mir beobachteten 6 äußerlichen Merkmalen sollen sie in nur einer Position (z. B. Auge oder Länge des Brustbeins) des Ausgleichs durch den anzupaarenden Partner bedürfen.(letzteres ist wiederum wissenschaftlich Ketzerei, was mir bewußt ist).

Ich hoffe, die Geschichte wird jetzt klarer!!??

Dennis
23.11.2000, 11:54
Natürlich verfüge ich nicht annähernd über die Erfolge, die sie in den letzten Jahren errungen haben, trotzdem besitze auch ich einige Tauben mit überdurchschnittlichen Reiseleistungen (45-60 Preise) ! Viele dieser Tauben sind vom Körperbau, Muskulatur, Flügel, Gefieder absolut verschieden. Dies alles sind Faktoren, die mehr oder weniger direkt Einfluß auf die Reiseleistung nehmen. Wenn also schon von diesen Mekmalen keine eindeutigen Schlüsse auf die Qualität einer Taube gezogen werden können, warum also sollten dann ausgerechnet bestimmte Augenzeichen Aufschluß darüber geben ?!?

Ich bin der Auffassung, das Ihre Tauben nur deshalb so erfolgreich sind, weil Sie, wie Sie selber ja schreiben, ausschließlich mit Spitzentieren züchten.

Die Häufung von "ausgezeichneten" Augen unter Ihren besten Tauben ist dagegen meiner Meinung nach viel eher darauf zurückzuführen, dass Ihre Ausgangstiere (egal ob zufällig, oder weil Sie sie danach ausgesucht haben) eben diese Merkmale selber besitzen und auch vererben.
Wenn Sie ehrlich sind: Ist es nicht so, dass auch unter Ihren weniger Leistungsstarken Tieren ebensoviele Tiere mit einem "ausgezeichneten" Auge und einem langen Brustbein sind, wie unter den Assen ?

Verstehen sie mich bitte nicht falsch: Ich will damit nicht ihre Kompetenz als Taubenzüchter anzweifeln. Ich möchte nur (wie schon Herr Dr. Mohr) zu bendenken geben, dass man aus einem einzelnen Fall noch keine allgemeingültigen Regeln herleiten kann.

MfG

Dennis

Kurpfälzer
23.11.2000, 15:29
Hallo Dennis,

natürlich ist der Grundstein des Erfolges die Konzentration auf die jeweiligen 1.-Preisflieger der 3 bzw. 4 Ausgangsschläge. (übrigens reisen alle 4 jetzt in einer RV und treffen sich regelmäßig beim Züchterstammtisch, ein Austausch von Tauben zur Nutzung, des bei uns verifizierten Synergieeffekts findet jedoch nicht statt). Auch bestätige ich, daß die Ausgangsvererber sowohl überdurchschnittliche Augen als auch die anderen 5 Merkmale besitzen.(Nochmals, das Auge macht in meinem System nur 1/6 aus)

Ich habe im Laufe der Jahre viele Spitzenschläge besucht und deren beste Vererber betrachten können. Mindestens 7 von 10 dieser Vererber hatten ein "außergewöhnliches" Auge. Oder besser umgekehrt: mir ist kein Schlag begegnet, der Spitze fliegt und dessen Tauben dies auch auf anderen Schlägen tun, die gar keine Tauben mit "außergewöhnlichen" Augen im Zuchtschlag hatten.-Schauen Sie sich doch einmal die Augenfotos bei den Versteigerungsanzeigen an und führen Sie einmal selbst Statistik!

Die Überlegeung für mich war eben, daß die Wahrscheinlichkeit Spitzenflieger zu züchten, mehr als doppelt so hoch ist, wenn wenigstens ein Partner eines Paares ein "außergewöhnliches" Auge besitzt. Gleiches gilt für die anderen Merkmale.

Wir züchten aufgrund dieser Ausgleichstechnik bei weitem nicht nur Jungtauben mit Mega-Zuchtaugen. Natürlich bleiben auf der Reise auch Tauben mit wirklich guten Augen aus, oder erbringen nicht ihr Reise-Soll. Bei den flachereren Augen haben wir prozentual die etwas höhere Selektionsrate. Aber wie schon erwähnt, das Auge ist nicht das alleinige Kriterium!!!

Es geht darum, bestimmte Merkmale bei der Zucht nicht zu verlieren. Es geht nicht darum eine Taube absolut als As oder Niete zu qualifizieren. Es soll lediglich die Wahrscheinlichkeit des Zuchterfolges gesteigert werden.


Das Beschreiben der Merkmale ist verbal nur sehr schlecht möglich. Mit großer Wahrscheinlichkeit definieren Sie "Körperbau" etwas anders als wir. Für uns gibt es außer "flachen" und "tiefen" Tauben, was relativ unbeachtlich ist, zwei andere visuell erkennbare Körperformen. Die von uns favorisierte Muskulatur befindet sich seitlich am Körper unter den Flügeln usw. usw. (da ein Bild mehr sagt, als tausend Worte, gilt auch für Sie die Einladung zu einem unverbindlichen Schlagbesuch)

....aber Ihre Tauben mit bis zu 60 Preisen Reiseleistung besitzen mit 99%iger Wahrscheinlichkeit kein kurzes Brustbein!!!-oder doch??

Mit Sportsgruß

Friedrich

dieter
23.11.2000, 20:34
Sehr geehrter Herr Mohr,
ich möchte Ihnen nur mitteilen, daß ich es sehr begrüßen würde, wenn Sie Ihr Buch über die genetischen Grundlagen der Brieftauben-Leistungszucht doch veröffentlichen könnten. In der Menge der Züchter gibt es sicher einige, die an diesem Thema interessiert sind und nicht nur welche, die ausschliesslich Flügel- und Augentheorien "anbeten".
MfG
Dieter

Tiberius Mohr, Tierarzt
24.11.2000, 10:10
Hallo Herr Friedrich,

ich freue mich, daß wir uns in der Sache weiter unterhalten können. Ich mußte nicht selten die Erfahrung machen, daß manche Menschen regelrecht beleidigt reagieren, wenn man ihnen widerspricht. Zum Glück gehören Sie nicht zu dieser Sorte. Von gegensätzlichen Auffassungen lebt aber jede Diskussion und nicht zuletzt auch das Forum.
Wenn die Augentheorie für die Zucht nichts taugt, als Gesprächsstoff ist sie hervorragend.

Nun zu Ihrem Beitrag:

Sie schreiben: „Ich habe auch nie behauptet, daß man mit welcher Auslesetechnik auch immer aus Ackergäulen Rennpferde züchten kann. Ich gebe der Wissenschaft insoweit vollkommen Recht. “

Sie haben zwar Recht damit — das versuchte ich doch die ganze Zeit zu sagen — nur müssen Sie zugeben, daß man Ihrem Beitrag auch genau das Gegenteil entnehmen kann. Wenn behauptet wird, daß man anhand irgendwelcher Zeichen im Auge die Leistungsfähigkeit bzw. den Zuchtwert einer Taube erkennen kann, dann spielt es doch gar keine Rolle mehr, ob die Taube tatsächlich im Stande ist, die erhoffte Leistung zu erbringen.
Ich stelle mir das so vor: Herr H, ein „Augenkenner“ (Buchstabe willkürlich gewählt), zieht bewaffnet mit seiner Lupe durch den Bestand und sortiert alle Tauben aus, die seine Auslesekriterien nicht erfüllen. Ich kenne einige dieser „Spezialisten“ und keiner erkundigt sich danach, was die Taube bisher zustande gebracht hat. Wozu auch? Das ist doch der Grund, weswegen sich Züchter diese Leute auf den Schlag holen, weil sie eben über das „Wissen“ verfügen, das der Züchter nicht hat, anhand von Augenzeichen die „Richtigen“ zu erkennen. Um Tauben anhand der Preisliste auszusuchen ist ja kein „Kenner“ nötig, denn das kann jeder.

Das Kuriose an diesen Theorien ist für mich, daß man versucht, anhand von äußeren Merkmalen Rückschlüsse auf bestimmte Leistungsmerkmale zu ziehen. Warum eigentlich? Richtiger wäre es doch, anhand des Merkmals selbst zu selektieren — entweder nach der Eigenleistung oder anhand der Nachkommensleistung. Wenn ich rote Tauben züchten will, dann suche ich sie auch nicht anhand ihrer Beinlänge aus! — und bei Leistungsmerkmalen ist es um einiges komplizierter. Wenn ich Jungtauben züchten möchte, die der Konkurrenz davon fliegen, dann kaufe ich mir Zuchtpaare, deren Nachkommen das bereits gebracht haben und nicht solche, die schöne Augen haben. Wenn ich hingegen wissen möchte, welche meiner Reisetauben die Preise nach Hause bringen, dann setze ich sie in den Korb: das ist doch das Selbstverständlichste der Welt!

Lassen wir mal die Richtigkeit der Augentheorie beiseite; Warum muß ich ins Auge schauen, wenn ich die Leistung selbst bewerten kann? (Darauf erwarte ich eine Antwort!).
Sie geben selbst zu: „In Widerspruch zur Wissenschaft stehe ich allerdings mit meiner These, daß bestimmte äußere morphologische Merkmale mit den erwünschten Erbfaktoren korrelieren. Zu dieser These bin ich aufgrund eigener statistischer Erhebungen gelangt. “ Es ist mir schon klar, was Sie damit meinen, mich interessiert einfach nur, warum Sie bzw. die anderen Anhänger irgendeiner Theorie den Umweg in Kauf nehmen und nicht direkt die Leistung selbst bewerten. Abgesehen davon, daß es nicht ein Umweg sondern ein Irrweg ist — das steht wissenschaftlich unmißverständlich fest (das haben wir aber bereits mehrfach durchgekaut, und wie Goethe schon sagte „Getretener Quark wird breit, nicht stark“).

Gehen wir einen Schritt weiter: vergessen wir mal für einen Augenblick, daß die Augentheorie falsch ist und nehmen an, sie wäre richtig. Gehen wir von der Annahme aus, daß gute Leistungsträger (Zuchtleistung oder Eigenleistung) gute Augen haben können, aber nicht müssen. Das (müssen!) alle „Kenner“ behaupten, sonst würde man ihnen in fast jedem Bestand mühelos widersprechen können. Allein schon aus diesem Grund wäre die Augentheorie doch sehr problematisch, denn einige Tauben mit guten Augen wären in Wirklichkeit Nieten, viele Leistungsträger hingegen würde man schlachten. Bisher stimmen Sie mir vermutlich zu. Folglich würde man nach der Abreise des „Spezialisten“ mit einigen Tauben züchten, die man lieber hätte schlachten sollen und einige Tauben schlachten, mit denen man hätte züchten sollen. Unter dem Strich hat man dann aber mehr verloren als gewonnen, denn wenn man mit allen Tauben gezüchtet hätte, dann wären die guten mit schlechtem Auge in der Zucht geblieben (und hätten gute Nachkommen gebracht) und die Nachkommen der schlechten mit guten Augen wären ohnehin verloren gegangen — und man hätte in 2-3 Jahren die Eltern auch ohne die Hilfe des „Augenkenners“ sowieso geschlachtet. Nach dem Rat des „Augenkenners“ hätten aber einige gute Zuchttauben den Bestand „verlassen“ und man hätte die Zuchtbasis unnötig verdünnt. Schlechte Tauben würden in beiden Fällen bleiben, aber auf die kommt es nicht an. Von den Guten hätte man sich fälschlicher Weise getrennt, wenn sie keine guten Augen haben.

Die Augentheorie (wir sind immer noch bei der Annahme, daß sie richtig wäre) stimmt nicht immer (siehe oben). Das ist eine Tatsache, die auch von den „Kennern“ akzeptiert wird. Wie ich aber oben ausgeführt habe, ist man ohne Augentheorie besser dran al mit. Ich bin gespannt, wie Sie aus diesem Dilemma herauswollen.

Aber nun zurück zur Wissenschaft:

Ich bemühe wieder Ihren Beitrag: „In Widerspruch zur Wissenschaft stehe ich allerdings mit meiner These, daß bestimmte äußere morphologische Merkmale mit den erwünschten Erbfaktoren korrelieren.“
Herr Friedrich, äußere morphologische Merkmale korrelieren mit Sicherheit nicht mit irgendwelchen Leistungsmerkmalen (nicht so wie Sie es auslegen). Es geht nicht. Ob Sie mir glauben oder nicht, ändert nichts daran: Es ist erwiesen. Egal wie sehr wir uns bemühen und egal welche „Beweise“ wir glauben gefunden zu haben, es ist genetisch einfach unmöglich.
Ich bezweifle nicht, daß Sie daran glauben. Ich kenne Sie persönlich und Sie gehören nicht zu denen, die irgendwelche Theorien entwickeln, um anderen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Sie sind ein ehrlicher Züchter, von dem ich jederzeit Tauben kaufen würde, wenn ich welche bräuchte, denn ich bin sicher, daß Sie mich nicht wissentlich übers Ohr hauen würden. Ich bin fest davon überzeugt, daß Sie Ihre Anhaltspunkte haben. Der Knackpunkt ist nur, daß Ihre Theorie trotzdem nicht stimmen kann. Als Denkanstoß bemühe ich jetzt Sherlock Holmes: "How often have I said to you that when you have eliminated the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth! ".

Und nicht vergessen, Sie sind mir noch einige Antworten „schuldig“.


Mit freundlichen Grüßen

Tiberius Mohr

Kurpfälzer
24.11.2000, 12:44
Hallo Herr Mohr,

sicherlich gehen bei Ihnen die viele "markige" Brieftaubenzüchter ein und aus, deshalb freut es mich, daß Sie mich in keine "Schublade" stecken.

Es ist für mich manchmal schwer die Dinge verbal exakt zu beschreiben. Falsche oder gegenteilige Schlüsse zu ziehen ist deshalb durchaus möglich.

Warum schauen Taubenzüchter in die Augen ihrer Tauben, obwohl sie das Merkmal "Leistung" direkt bewerten können?- Wir Taubenzüchter stehen vor dem Problem, daß nicht alle Reiseasse auch Zuchtasse sind. Aber umgekehrt manche Reise-Niete sich als Zuchtass entpuppt.
Da ist man eben versucht nach einem weiteren Anhaltspunkt (der Ausdruck gefällt mir übrigens gut) zu suchen.

An dieser Stelle möchte ich nochmals deutlich machen: ICH BIN KEIN AUGENTHEORETIKER !!!! Das Auge ist für mich lediglich einer von 6 Anhaltspunkten. Es ist deshalb ein Anhaltspunkt, weil die überwiegende Mehrzahl der mir bekannten Top-Vererber überdurchschnittliche Augen hat. Das Gleiche gilt für die übrigen Anhaltspunkte.
Und das ist auch schon die Grundlage meines Paarungssystems.

Deswegen bin ich der Meinung, daß man mit bestimmten zusätzlichen Anhaltspunkten, neben der Leistungsfamilie, besser dran ist als ohne .

Ich arbeite mit Wahrscheinlichkeiten und versuche auch nicht die Asse unmittelbar herauszudeuten, das kann niemand; sondern das Ziel ist, die Untauglichen zu selektieren um aus den Vielversprechendsten zu züchten. Die Grundlage sind natürlich absolut schnelle Tauben, die in der Familie keine Eintagsfliegen sind. Es geht mit dabei lediglich darum das Leistungsniveau nicht zu verlieren, also den Genpool zu stabilisieren.

Wir hatten schon etliche Klassifizierer bei uns. Aber es ist noch nie eine Taube gestorben, weil sie einem Klassifizierer nicht gefallen hat. Ein Beispiel: Herr H. (Buchstabe nicht zufällig gewählt) beurteilte einen jungen Zuchtvogel mit 35++/35+ O-Ton: "mog i net" Aufgrund meiner Erfahrungswerte hatte ich Vertrauen in den Vogel. Ich wette, daß Herr H. keinen Zuchtvogel besitzt, der ähnlich viele 1. Preisflieger nachgezüchtet hat! Allerdings haben wir auch Tauben von denen besagter Herr sehr angetan war.

Der krasse Gegenbeweis zu meiner Auffassung wäre, wenn jemand auschließlich Leistungstauben mit flachen, gelben oder/und weißen Augen ohne ganze Wertringe, weißem Untergefieder, kurzen Brustbeinen usw.usw.zusammenführen würde und mit der Nachzucht selbst und auf anderen Schlägen erfolgreich wäre. (Ich kenne keinen solchen Schlag und ich bin schon weit herumgekommen)


Ich hoffe, alles beantwortet zuhaben.

Mit Sportsgruß
Friedrich

markus
25.11.2000, 15:44
Hallo Herr "Kurpfälzer"

Sie schreiben in Ihrem Beitrag, die Augentheorie ist eines von 6 Anhaltspunkten. Welche 6 sind das?

Gruß Markus

Kurpfälzer
26.11.2000, 19:25
Werter Sportsfreund Markus,

in der Gewißheit Sie nicht zufrieden zu stellen, da ich diese Dinge verbal nur schlecht beschreiben kann und weil sie einfach auch teilweise subjektiv sind, hier eine Aufzählung:

Gleichgewicht, Auge ( Struktur der Iris, Vollständigkeit des Wertrings), Vitalität, Brustbeinlänge, Körperbau/Körperform, Muskulatur-zu den beiden letzten siehe meinen Beitrag vom 23.11. Ein Bild würde eben mehr sagen als tausend Worte.

Mit Sportsgruß

Friedrich

Schlagbetreuer
27.11.2000, 18:54
Um die Diskussion noch etwas interessanter zu machen als sie schon ist, gibt es jetzt in unserem Magazin den Bericht [link:www.internet-taubenschlag.de/magazin/augenmethode_pobor/welcome.htm|„Das 1:5-System von Amerika“] von Pete Pobor.

http://www.internet-taubenschlag.de/magazin/augenmethode_pobor/bild05.jpg

MfG Ihr Schlagbetreuer
Erich Obster

Franz
05.12.2000, 09:48
hallo zusammen !

was haltet ihr vom neuen diskussionsstoff ???

ich finde den beitrag bis auf die fotos nicht sonderlich gelungen . typisch für diese art von beiträgen ist doch meistens , dass sie wenig konkret sind .bis auf die aussage , dass tauben mit breiten pupillenringen die besseren zuchttauben sind , ist der artikel doch sehr allgemein gehalten . mit sätzen wie
"jeder reiter wird ihnen bestätigen ,daß es einfach ist ein pferd beim erstenmal zuzureiten .die fehler ,die ein nichtkönner am anfang gemacht hat , wieder auszumerzen , ist dagegen ein wahrer fluch. " soll dem leser glaubhaft gemacht werden , dass die oben genannte these mit den pupillenringen allgemeingültig ist .
"...ich habe kein probleme damit ,diese tatsache anhand meiner eigenen tauben zu beweisen ...."
der mann hat anscheinend keine ahnung ,was ein (wissenschaftlicher) beweis ist .dafür genügt wohl kaum eine "bestandsstatistik" der eigenen tauben ....
aber wie der autor selbst erkennt : "es gibt mächtig wenig augenzeichenfreunde und -kenner ...die einen ton ,geschweige denn eine melodie in der taubenwelt hinterlassen hat ."

mfg franz

p.s.: vielleicht kann ja ein augenzeichenkenner , oder jemand der sich mit dem thema intensiv beschäftigt hat, mal anhand der acht augenfotos konkret sagen ,welche dieser augen zuchtaugen sind und vor allem WARUM ?
ich will ja nicht dumm sterben !

Kurpfälzer
06.12.2000, 08:06
Hallo Franz,

da ich mich, wie allseits bekannt, mit "Auslesetechniken" beschäftige und es mich interessiert hat, was das für ein Mann ist, von dem sich sogar ein Belgier Tauben zulegt, habe ich mir sein Buch angeschafft. Der Verfasser, Herr Pobor, hat mir mitgeteilt, daß die zu dem im "Magazin" veröffentlichten Aufsatz beigefügten Fotos nicht von seinen Tauben stammen. Die veröffntlichten Fotos sind nach seiner Auffassung eben überhaupt keine "Zuchtaugen". In Zusammenarbeit mit dem Schlagbetreuer, Herrn Obster, bin ich gerade dabei von Herrn Pobor entsprechende Fotos zu beschaffen und fürs Internet aufzubereiten.

Mir ist dieser Tage eine Augenaufnahme vom "03" von Gummar Leysen in die Hände gefallen. Solche Augen sucht Herr Pobor.

Gruß
Friedrich

Franz
07.12.2000, 08:39
hallo Friedrich !

das ist eine sehr gute idee von Ihnen. dann kann auch ich mal endlich verstehen , was genau gemeint ist . vielen dank im voraus....


mfg franz

timo
07.12.2000, 13:05
hallo sportfreunde, wer sieht nicht gerne schöne augen, gleich ob bei den tauben oder sonstwo. sicherlich sprechen einige punkte für die augentheorie. wie bei allem, so sollte dies jedoch nicht verallgemeinert werden. der grund ! wieviel augentheoretiker gibt es? wieviele davon fliegen überdurchschnittlich? ich bin der meinung, daß, wie kurpfälzer schreibt, jeder seinen eigenen stamm am besten kennt u. auf grund mehrerer auslesekriterien für sich selbst entscheiden u. auslesen muß. wo u. wie reisen denn die sg. klassifizierer? ich erinnenre mich vor kurzem einen ausspruch von stan raymekers gelesen zu haben, der von einem amerikaner hinsichtlich augentheorie, insbesondere auf paare mit gleicher augenfarbe angesprochen wurde. er sah dem amerikaner u. seiner frau in die augen u. sagte: du wie auch deine frau haben die gleichen augen u. trotzdem habt ihr eine intelegente bilhübsche tochter. diese aussage eines der führenden züchter dieser zeit sollte uns doch zum nachdenken anregen. denkt dabei auch mal an die vorurteile mit den blondinen. m.f.g. g.b.

ulli
29.03.2002, 08:46
Hallo Herr Mohr,
ich interessiere mich sehr für die Genetik
Leider weiß ich davon noch nicht viel.
Grundkenntnisse habe ich allerdings schon aus der Schuel, da wir das Thema Vererbungslehre über einen langen Zeitraum besprochen haben.
Wo könnte ich die Bücher, die sie in ihrem Artikel beschrieben haben her bekommen???

Gut Flug

Ulli

ulli
29.03.2002, 08:57
Hallo Herr Mohr,
ich bins schon wieder.
Gerade habe ich das Buch Tierzüchtungslehre bei ulmer.de entdeckt. Es scheint mir jedoch etwas teuer (für einen Schüler).
Welches dieser Bücher würden sie am ehesten empfehlen um in dieses Thema einzusteigen??

Gut Flug

Ulli

Schwarzer370
29.03.2002, 10:30
Endlich - ein fachlich korrekter und sehr ansprechender Beitrag zu diesem Thema!
Eigentlich sollte ein solcher Artikel nicht nur hier im Forum, sondern auch mal in der "Verbandszeitschrift" veröffentlicht werden!!!

Werner Bareth

Turbofredi
29.03.2002, 21:10
Lieber Th. Mohr!

Vorweg: Die Wissenschaft kann sicherlich nicht den Anspruch des "Absoluten" stellen.

Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, haben sich in der Vergangenheit so manche Ansichten als falsch oder auch als richtig erwiesen.

Wir beschäftigen uns seit einiger Zeit mit der sogenannten "Augentheorie".

Bei unseren Recherchen bei Spitzenzüchtern, die allerdings keinen Wert auf diese Theorie legen, konnten wir feststellen, daß die guten VERERBER sehr wohl die Merkmale besitzen, die der Augentheoretiker mit Namen "Josef H." vertritt.

Dabei ist allerdings entscheidend, daß auch Tauben, welche eine Bewertung von "35+Z+" (Beginn der Zuchtverwendung nach "Josef H*"),sehrwohl sehr gute Zuchttauben sein können. Die in einem anderen Beitag zu diesem Thema zitierte Bewertung von "35++/Z+" stellt somit, nach unserer Ansicht, eine gute Bewertung dar.

Es ist keinesfalls verwunderlich, daß eine solche Taube eine sehr gute Nachzucht bringt. Bewiesenermaßen können wir die Aussage treffen, daß Spitzentiere, wie AsTauben, mit sogenannten schlechten Zuchtaugen, keinerlei brauchbare Nachzucht gebracht haben.

Unserer Auffassung nach ist entscheidend, daß das "schlechte Zuchtauge" nach o.a. Theorie keinesfalls in der Zucht eingesetzt werden sollte. Dies sagt aber nicht, daß solche Tauben nicht hervorragende Reisetauben sein können - NUR - zur Zucht einsetzen würden wir sie nicht.

Die Augentheorie muß immer in Verbindung mit der erbrachten Leistung der Taube gesehen werden. Natürlich gibt es auch Tauben im Sinne der Augentheorie, welche hervorragende Augen besitzen, aber keine Leistung erbringen. Auch aus solchen Tieren sollte nicht gezüchtet werden.

Es ist uns sehr wohl bewußt, daß die Augentheorie keine wissenschaftlichen Grundlagen besitzt, - aber es schließt nach unserer Erfahrung nicht aus, daß es doch solche Zusammenhänge gibt.

Aus vielen Beiträgen haben wir die Erkenntnis gewonnen, daß sich viele Züchter nicht wirklich mit dieser Theorie befassen, sondern sich eher aus Unkenntnis zu einer abwertenden Stellungnahme verleiten lassen.

Die von Herrn "J. H." an uns getätigte Aussage, "Wer Tauben bei Spitzenzüchtern nach der Augentheorie kauft, kauft meistens teuer" auch wenn diese Züchter keinerlei Wert auf diese A-Theorie legen", können wir aus eigener Erfahrung bestätigen.

ZÜCHTEN AUS LEISTUNGSTAUBEN MIT ENTSPRECHENDER AUGENBEWERTUNG!!!

Dennis
30.03.2002, 22:40
Fällt eigentlich keinem von den Herren Augentheoretikern auf, dass die "Zuchttauglichkeit" - also das Züchten von erstklassigen Reisebrieftauben - wohl kaum ein natürliches (!) Auslesekriterium ist ?!
Warum in aller Welt sollte denn Mutter Natur dem Züchter (der etwa um 1880 in die Weltgeschichte trat) in ihrer jahrtausendelangen, mühsamen Evolution (in Richtung Überleben der Art) genetisches Material für einen so leicht äußerlich sichtbaren Anzeiger eines Merkmalkomplexes (Zucht auf Reisetauglichkeit) mitgeben, der bis vor 100 Jahre für die Taube absolut KEINE Bedeutung hatte ?!

Mendel u. Darwin würden sich wohl im Grabe umdrehen, wenn sie diese Diskussion lesen würden.

Hat eigentlich schon mal jemand Stadttauben, Felsentauben, Hochschwänzchen etc. auf Zuchtaugen untersucht ?!

MfG
Dennis

Pfaelzer
31.03.2002, 04:35
Hallo Dennis,
stimme vollkommen mit dir überein.
Man soll sich mal nur eine Stadttaube oder eine Rassetaube ansehen und dann das Auge mit den Briefttauben vergleichen, dann weis man was die Uhr geschlagen hat. Es gibt einen hervorragend spielenden Augenarzt im Kohlenpott, der bestimmt schon in so manches Auge gesehen hat. Nach seiner Aussage konnte er aber beim besten Willen keinen Unterschied erkennen zwischen einem Sportler oder Nichtsportler. Ich habe mir auch einmal so eine Lupe gekauft, nur gebracht hat es nichts. Hauptsächlich bei alten Tauben treten diese Linien und Strichelchen auf, die die Augenfreaks so gerne sehen. Früher mussten die Augen fest geschlossen sein und die Pupille musste oder durfte nur so gross sein wie ein Stecknadelkopf - alles Blödsinn. Mein Bester Zuchtvogel hat mich da eines besseren belehrt. Glasauge, nicht fest geschlossen und schon gar keine Stecknadelkopfgrosse Pupille. Der hatte ein ganz anderes Auge als sein bester Sohn, der im Moment mein bester Zuchtvogel ist. Zumindest sind dies meine Erfahrungen und Kenntnisse vom Taubenauge. Der Bericht über den gut spielenden Augenarzt ist Nachzulesen in den Büchern von Nebel.
mfg
Pfaelzer

Filz
02.04.2002, 07:50
Hallo Sportfreunde,
da das Thema Augentheorie wieder mal aufgegriffen wurde, möchte ich auch mal meinen Senf dazugeben.
Fakt ist das die Augentheorie nur denen nutzt, die dafür Geld kassieren.

Sollen die Augentheoretiker doch 3-4 Jahre mal aus Ihren Zuchttauben ziehen, ohne Reisekorbauslese.
Ich ziehe nur aus den Tauben die am besten fliegen. In 4 Jahren sehen wir dann den Unterschied.

Dann haben die Augentheoretiker nur noch Tauben mit Zuchtaugen die nicht mehr reisetauglich sind und ich nur noch Reisetauben, die gut fliegen und nicht mehr zuchttauglich sind ????
Schließlich wurde unsere Reisetaube über ein Jahrhundert zu dem gemacht was sie heute ist und nicht durch Augen- oder sonstige körperliche Auslesekriterien, ausgenommen Gesundheit und Vitalität, sondern durch reine Leistungsauslese.

In meiner Jahrelangen Erfahrung habe ich feststellen müssen, daß die besten Tauben auch wieder aus guten Reisetauben gefallen sind und nicht welche die gute Augen hatten, darauf habe ich auch nie geachtet. Die sichere Seite ist doch die Leistung und nicht das Auge.
Bei mir sind die Augentheoretiker mit Pauken und Trompeten durchgefallen, theoretisch und praktisch, da können Sie erzählen was Sie wollen, daß ist meine Meinung und die billigste. (Komisch ist nur, daß die wenigsten Augentheoretiker auch gut reisen)
Schließlich sind Brieftaubenzüchter keine Hergötter die die Natur beeinflußen können, auch wenn es welche versuchen uns einzureden.
Letztlich kam jemand zu mir um zu beweisen, daß man mit einem Pendel, daß man über ein kleines Junges hält an der Kreisbewegung erkennen kann was Vogel und Weibchen ist. Mann Gottes, was wird denn da noch alles ausgegraben. Ich habe zu Ihm gesagt, daß man Ihn künftig für eine Geschlechtsbestimmung schwangerer Frauen einsetzen kann, da müßte man ja auch an den Kreisbewegungen über dem Bauch der Frau feststellen können ob es ein Junge oder Mädchen wird.

Das sind meine Meinungen zum Thema Herrgott spielen bei den Brieftauben.

Mit Sportsgruß
Roland Filz

otto
04.04.2002, 04:22
Hallo Sportsfreunde, ich kann nur behaupteb das eine gute Taube auch ein gutes Auge besitzt. Ich reise sehr, sehr gut in RV KV und Bez. Viele erste Konkurse, und die Auslese findet nach der Methode von Br. Vickers statt. Zufall??
Ich war schon hunderte male auf Top Schlägen in D, B, + NL und hatte viele Asse in der Hand, diese hatten allesamt auch gute Augen. Selbstverständlich mus die Familie stimmen egal welche Rasse man brauch nur die guten davon. Aber mit der Augentheorie findet man diese leichter heraus.
Gut-Flug
OTTO

Kurpfälzer
04.07.2002, 21:14
Aus aktuellem Anlaß damit ich mich nicht zu oft wiederholen muß und damit ich hierauf verwieisen kann, rücke ich diese Diskussion nochmals nach vorn.

Friedrich Bänziger

rion
09.07.2002, 12:20
hallo turbofredi
leider ist mir dein bericht erst jetzt aufgefallen bzw. bin ich darauf hingewiesen worden.
deinen beitrag finde ich sehr gut
dein gedankengang ist lobenswert:
brieftauben sollte man sich nur zulegen aus tauben mit hohen augenzeichen und entsprechender leistung!
schade das viele das ganze gar nicht verstehen wollen!!
alle kritiker sollten deinen beitrag lesen.

mfg

rion

Austria
15.07.2002, 21:23
Lieber Sportfreund!

Dein Senf den du da von dir gibst ist schon nicht zu ertragen.

Faktum ist, um bei deiner Wortwahl zu bleiben, dass mir, und ich bin ein Anhänger, dieses System sehr geholfen hat, obwohl ich kein Geld damit verdiene.

Oder kannst du mir sagen, warum ich ein ASS mit schlechter Augenbewertung ums teure Geld kaufen soll, wenn ich die bessere Zuchttauben mit hoher Bewertung um viel weniger bekommen kann, weil der Züchter nur auf die Leistung schaut!

Und verzapf nicht solch Nonsens mit der Leistungsauslese.
Kauf bei einen Belgier oder Holländer Tauben aus der Voliere.
Was sitzt den dort. Leistungstiere? Sicher nicht! Die kann sich ein Normalsterblicher eh nicht leisten. Dort sitzten Verkaufstauben, welche der Meisterzüchter auf Grund seiner Handbeurteilung nicht gut genug für seinen Bestand gehalten hat.

Oder willst du behaupten, dass mein eine Ausnametaube nach Handbeurteilung noch erwerben kann? Na sicher nicht.

Und dann wird vom Ausschuss gezüchtet und gezüchtet und gezüchtet und heraus kommt nichts, außer eine Abstammung mit grossen Namen und belgischen und holländischen Ringen.

Und auf deinen Einwurf, warum Augentheoretiker keine Reiseleistung erbringen, möchte ich nur antworten:

Weil die meisten gar nicht scharf darauf sind es auszupausaunen, wie sie ihre Erfolge in der Zucht durch Augenbewertung schon Jahre zuvor aufbereitet haben!

Und Herrgott spielen tut hier sowieso keiner.


MfG

A u s t r i a

Mime
16.07.2002, 07:55
Hallo Rion !
Eigentlich hatte ich mich aus dieser Diskussion schon verabschiedet, denn bisher konnte hier kein "Augentheoretiker" auch nur eine detaillierte Begriffsbestimmung von solchen Begriffen wie Wertring, Korrelationsring usw. usw. vornehmen. Zumindest nicht insofern, als dass dem "Nicht-Augentheoretiker" einmal die physischen Ursachen für derartige Phänomene im Taubenauge erläutert werden.
Mittlerweile habe ich den Rat von josefh befolgt und die Artikel zur Augentheorie im Internet-Taubenschlag studiert, auch auf dessen Homepage habe ich versucht, mich schlau zu machen. Trotzdem sind nirgendwo genauere Begriffsbetimmungen zu finden. Mittlerweile kann ich also folgende Feststellungen treffen:
1. Die Augentheorie bezieht sich auf Phänomene im Taubenauge, deren physikalische Ursachen im Taubenkörper auch die "Augentheoretiker" nicht erklären können.
2. Wie sich diese Phänomene (wenn sie denn vorhanden sind) auf die Reise- und Zuchtleistung der Tiere auswirken, können die "Augentheoretiker" nicht erläutern.
3. Nicht jede Taube, die "gute oder sehr gute Merkmale" nach Maßstäben der "Augentheoretiker besitzt, ist dazu geeignet, gute Nachzucht aus ihr zu bekommen.
4. Auch Tiere, die nach der "Augentheorie" hervorragende Merkmale besitzen, müssen im Grunde zunächst mal gute Reiseleistungen erbracht haben, um die Fahigkeiten zu haben, gute Zuchttauben zu werden.
5. Allenfalls die Geschwister oder die Kinder von hervorragenden Reisetauben können auch gute Zuchttiere sein, ohne selbst erfolgreich gereist zu sein, wenn sie ein gutes "Zuchtauge" besitzen.
6.Auch Tauben, die ein hervorragendes "Zuchtauge" besitzen und ihre Reisefähigkeiten auch unter Beweis gestellt haben, sind nicht zwingend gute Vererber.
7. Sollten díe Tiere unter Punkt 7 aber gute Vererber sein, kann sie "Otto-Normal-Züchter" eigentlich nicht käuflich erwerben, da zu teuer.
8. "Otto-Normal-Züchter" bleibt also nur, Nachzucht aus diesen hervorragenden Tieren zu erwerben zu versuchen, die vielleicht nicht ganz so hoch im Preis ist (dieses geht nur, wenn die Nachzucht nicht ebenfalls schon ihre Reise- und Zuchtfähigkeiten als hervorragend bewiesen hat).
9. Der Unterschied zwischen "Augentheoretiker" und "Nicht-Augentheoretiker" liegt also darin, daß der "Nicht-Augen-Theoretiker" versucht, Tauben aus Top-Zuchttieren zu erwerben oder Tauben mit hervorragender Reiseleistung, der "Augentheoretiker" die gleichen Tiere sucht, jedoch mit bestimmten Merkmalen im Auge.
10. Da selbst die Merkmale nach der Augentheorie keine Garantie dafür sind, daß das erfolgreiche Reisetier oder die Nachzucht aus hervorragenden Zuchttieren eine ebensolche Qualität haben, ist die Wahrscheinlichkeit, daß ich hervorragende Tauben nach der "Augentheorie" erwerbe ebenso gross, wie ohne die Augentheorie.

Daraus folgt, daß ich mir die "Augentheorie" schenken kann, dann spare ich das Geld, daß sich dubiose Geschäftemacher einverleiben wollen. Und ich bitte alle diejenigen, die sagen, sie hätten nach der "Augentheorie" in kurzer Zeit ihre Reiseleistung erheblich verbessert, mal darüber nachzudenken, ob es tatsächlich am Kauf nach der "Augentheorie" oder doch vielmehr eher daran gelegen hat, daß man sehr gute Tauben angeschafft hat, die zufällig die Merkmale der "Augentheorie" tragen. Tiere ohne diese "Augenzeichen" wurden ja nicht angeschafft.

MfG Mime

Austria
16.07.2002, 19:02
Hallo Rion! Hallo Mime!

Auf Grund der sehr vielen Fragen die Mime hier in den Stammtisch gestellt hat bleibt eigentlich nur noch eines über!

Eine Aufforderung an Josef Hofmann, endlich einmal ein Zuchtauge und ein nach seinem System nicht für die Zucht geeignetes Auge hier in dem Stammtisch zu veröffentlichen und an Hand der Veröffentlichung zu erklären was der Wertring, der Korrelationsring, die Regenbogenhaut und der fünfte Ring ist, sowie was Zuchtrillen, LG und GL bedeuten.

Vieleicht kommt dann für Züchter die wirklich keine Ahnung haben ein kleiner Durchbruch.

Ich nehme an, dass er dadurch weder reicher noch ärmer werden wird. :)

Ich habe mir zwar "Täubchen lacht" besorgt und vieles danach wesentlich besser verstanden, aber vielleicht könnte J.H. auch daraus etwas preisgeben.

Also nochmals die Aufforderung an Josef Hofmann, lassen sie die Nichtsystematiker an ihrem Wissen teilhaben.

Danke im Voraus

A u s t r i a

Eddi
17.07.2002, 20:00
Hallo Mime und Kritiker,
ich schreibe nur eine Kurzfassung:
80 Tauben bester Abstammung aus deutschen, belgischen und holländischen Spitzenschlägen - gezüchtet, gezüchtet - kein Erfolg!
Erzähl mir keiner Gesundheit, Pflege, Futter und so weiter.
Der Tierarzt geht bei mir ein und aus ((Schlachthaus)).
Anruf bei J.Hofmann - ausgelesen!!! Alle sogenannten Zuchtpaare, die haben ja etwas gekostet (( entsorgt)). 20 J.Hofmann Tauben besorgt - die Leistungen könnt ihr nachlesen unter:
http://www.j-h-brieftauben-augenzeichen.de/meisterschaften_1.html
oder:http://www.j-h-brieftauben-augenzeichen.de/messe_dortmund.html
Dieses Jahr sieht es nicht viel schlechter aus!
Bleib bei deiner Meinung, schreib sehr viel - wir machen die Preise; da können noch so viele schreiben gegen Augenzeichen!!!
An Augenzeichen geht kein Weg vorbei!
Gruß
eddi

rion
17.07.2002, 20:26
hallo mime
danke für deinen interessanten beitrag
die physikalischen ursachen sind mir ziemlich wurst,
man hat hier im auge anhaltspunkte für die auswahl einer zuchttaube wenn sonst alles stimmt.
man müsste im herbst wenn auch die späten schon ca.3 monate alt sind den guten züchter aufsuchen und fragen was hast du abzugeben und darf ich mir davon mir der lupe etwas aussuchen.
ein fairer verkäufer dürfte keine einwände haben und den preis könnte man ja vorher festlegen z.b. alle tauben kosten (?)
ps - die taube muss ein gewisses alter haben damit man alles erkennen kann - man kann es erlernen und braucht dann keinen jh mehr und erhöht seine chancen
mfg
rion

josefh
17.07.2002, 20:56
Hallo Austria,
ich bin bereit zwei Augen dem Stammtisch zur Verfügung zu stellen,
damit auch die gelehrten studierten Kritiker, was weltweit anerkannt ist, lernen können.
Aber bitte lasst mir doch etwas Zeit da diese Darstellung schwierig zu erstellen ist.
Die in Kassel erscheinende Welt-Cd, es sind ca. 100 Augen dokumentiert und dargestellt, ist für alle Interessierten sehr lehrreich! Wenn ich schon zwei Augen zur Verfügung stelle darf wohl etwas Werbung erlaubt sein :)

MfG :)

josefh

Siegfried
19.07.2002, 16:44
Hallo Mime !
Du hast nicht an der Taube (Objekt) geübt. Besuche doch 2-3 gut reisende Schläge. Betrachte Dir doch dort die Zuchttauben. Wenn man nur ein wenig von Brieftauben versteht, findet man dort die guten (z.B. langes Brustbein, enges Becken, kurzer Hinterarm, lange Deckfedern auf den Schwungfedern, gute Harmonie, keine Bogenschwänze.)
Diese Dinge hat J.H. schon zur Genüge erklärt. Dazu müssen solche Zuchttauben noch hohe Augenzeichen besitzen.
Mit diesen Zuchttauben ist die Wahrscheinlichkeit sehr gute Reisetauben zu züchten um ein Vielfaches höher als mit Tieren ohne bzw. mit schlechten Augenzeichen.
Ich freue mich, daß J.H. zwei Augenfotos zur Verfügung stellt, damit die Kritiker und Studierten die Unterschiede sehen können.
Wenn Du dir lieber Sportfreund wirklich Gedanken machen würdest, dann wären Deine Berichte in dieser Sache nicht so lange ausgefallen.
Umdenken ist angesagt: Es zieht jeder Züchter 50-70 Junge pro Jahr, in fünf Jahren demnach 300 Junge. Was ist 2-jährig noch brauchbares am Schlag ?
50 Züchter in einer RV züchten pro Jahr 3000 Junge, oder in fünf Jahren 15000 Junge, was ist in 2-3 Jahren noch am Schlag und hat 2-stellig geflogen ?
Nachdenken ist angesagt: Es wird viel zu viel von Tauben mit Namen und Abstammung, leider jedoch ohne Augenzeichen gezüchtet.
Zucht verdichten heißt Leistung verdichten.
Was steht hinter diesem Satz ?
Zuchttauben mit makellosem Körper müssen auch hohe Augenzeichen besitzen.
Ein Hinweis: Die besten Zuchtpaare, egal aus welchem Land, haben keinen Reisekorb gesehen. Dies habe ich in Belgien, Holland und Deutschland festgestellt.
Du solltest dir wirklich die neue Augenzeichenbroschüre besorgen. Sie ist sehr hilfreich beim Erkennen von guten Augen.
Sollten Deine Zuchtergebnisse und Leistungen in den letzten fünf Jahren nicht sehr gut sein, wäre es besser mit Text zu sparen.

MfG Siegfried