PDA

View Full Version : Habicht


Knauer
17.04.2001, 09:54
Liebe Taubenzüchter,

ich selbst bin kein Taubenzüchter, arbeite aber im Auftrag der obersten Jagdbehörde in Bayern an einer Studie, die u.a. die Auswirkungen des Habichts auf die Taubenzucht beleuchten soll. Ich denke, hier finde ich jede Menge Fachleute zu diesem Thema. Mich interessiert besonders:

- Wer hat größere Probleme wegen dem Habicht und wie stark sind die Probleme?
- Gibt es Erfahrungen mit Habichtkontrollmaßnahmen (Fang, Abschuß)?

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Sie mir Ihre Erfahrungen mitteilen würden.

Schöne Grüße,

Felix Knauer

Fachgebiet für Wildbiologie und Wildtiermanagement
Technische Universität München
Außenstelle Linderhof
82488 Ettal
Tel. 08822-9212-20
Fax: 08822-9212-12

Michael B.
17.04.2001, 11:09
Hallo Herr Knauer!

Aus meiner Sicht liegt das Problem nicht nur im zu grossen Habichtbestand, sondern auch das andere Greife wie Sperber (Weibchen) eine Gefahr für unseren Brieftaubenbestand darstellen.
In unserer Reisevereinigung Dülmen im Münsterland haben wir grosse Waldflächen und einen grossen Bestand an Greifen. Die Verluste bei mir belaufen sich im Durschnitt bei 3-5 Tauben pro Jahr, die entweder im Winter nicht zurückkommen, oder wie letztes Jahr bei 3 schwerverletzten Tauben, die dann nicht mehr gereist werden konnten.
Die gleiche Erfahrung haben auch andere Züchter unser RV gemacht. Für uns Taubenzüchter bleibt dann nur eine Wahl, die Tauben gerade in Zeiten der Nachzucht bei den Greifen im Schlag zu belassen.
Erfahrungen zu Kontroll-/Abschussmassnahmen haben ich keine, habe auch von Jägern nichts dazu gehört, denen ist die Überpopulation auch ein Dorn im Auge, da ziemlich viel Niederwild den Greifen zum Opfer fällt.
Unter Naturvschutz verstehe ich aber auch, das künstliche erzeugte Überpopulationen (durch Abschussverbote)dem Naturkreislauf auch Schaden, nicht nur uns als Brieftaubenzüchter, sondern auch anderen Kleintieren und Vögeln im Wald.

MfG
Michael Bertelsbeck

H. Hillen
17.04.2001, 11:09
Hallo Herr Knauer,

wahrscheinlich freuen sich jetzt alle Züchter im Forum, dass sich mal ein Wildbiologe mit dem Thema "Greifvögel und Tauben" auseinander setzt. Der Verband Deutscher Brieftaubenliebhaber e. V. hat m. W. vor einiger Zeit eine große Umfrage unter den Mitgliedern durchgeführt, die ziemlich genau Ihre Fragestellung trifft. Versuchen Sie es doch bitte mal unter deren HP www.brieftaube.de,
da finden Sie auch entsprechende Rufnummern des präsidiums, sowie div. Mitarbeiter des Verbandes.
Ich denke, man wird Ihnen kurzfristig alle Daten zur Verfügung stellen können.

m.f.G. H. Hillen

H. Hillen
17.04.2001, 11:11
Hallo Kumpel,

warst wieder schneller als ich!

Gruß Heinrich

HD
17.04.2001, 15:21
Sehr geehrter Herr Knauer,

meine Tauben sind von Oktober bis April eines
jeden Jahres eingesperrt. Ich kann in dieser
Jahreszeit meine Tauben nicht frei fliegen lassen,
da ich sonst durch den Habicht oder das Sperber-
weibchen so große Verluste hätte, dass ich meinen
Brieftaubensport aufgeben müßte. Sportfreunde von
mir mußten dies, wegen der großen Verluste durch den Habicht,tun.
Nur ein Beispiel:
Mein Schwiegervater wohnt gegenüber. Er hatte im
November noch 27 frei fliegende Tauben und jetzt
keine mehr. Das ist ein Zeichen dafür, wie gut wir
hier den Habicht durchfüttern.
Ich habe mich kürzlich mit unserem Jagdpächter über dieses Thema unterhalten und habe die
Antwort bekommen, dass es auch in freier Natur keine Fasane und Rebhühner mehr gibt.
Hier sehen Sie, welche Probleme der Habicht in
unserer Region verursacht und es sind keine
Gegenmaßnahmen bekannt. Ein gestellter Antrag auf Lebendfang wurde, aus welchen Gründen auch immer,
abgelehnt.

Freundliche Grüsse
Heinz Dummert

Pfaelzer
18.04.2001, 01:24
Hallo Herr Knauer,
mit der oben angegebenen Habichtkontrollmanssnahme wollen Sie uns hofentlich nicht vergageiern. Von wegen Fang oder Abschuss. So etwas würden Sie heute nie genehmigt bekommen. Selbst lasse ich meine Alttauben noch bis Ende August - Anfang September fliegen, dann kann ich sie nicht mehr rauslassen, da sonst in kurzer Zeit keine mehr da wären, zum fliegen lassen. Bei den Jungtauben dasselbe, spätestens Mitte September gehts nicht mehr, da die Tiere dann in der Mauser sind und schon alleine durch den Federverlust gar nicht mehr in der Lage wären dem Habicht zu entkommen. Selbst verliere ich in etwa 15 - 20 Tiere durch Habicht, Sperberweibchen oder Wanderfalke. Auch der Jäger hier im Revier bekundete mir gegenüber, dass er ja gerne was gegen die Überpopulation dieser Tiere unternehmen würde, ihm aber die Hände gebunden sind. Niederwild ist fast gar keines mehr vorhanden, aber d as ist ja von den Umweltschützern so gewollt. Hier bei uns im Pfälzer Wald wimmelt es nur von solchen Tieren. Es gibt Züchter in meinem Umfeld, die in der Nähe dieser Horste wohnen die verlieren im Jahr bis zu 80 Jungtiere.
freundliche Grüße Pfaelzer

Knauer
18.04.2001, 08:51
Herzlichen Dank an alle für Ihre Informationen. Nach der Mitgliederumfrage werde ich mich beim Verband bemühen. Kennt jemand eine Studie, in der das Schicksal der Tauben, die nicht zurückkamen, untersucht wurde? Also, woran sie starben oder ob sie sich verirrten oder ähnliches?

Mfg Felix Knauer

timo
25.04.2001, 20:36
hallo herr knauer,obwohl ich in ländlicher gegend, nahe am wald wohne, bin ich weitestgehend vom habicht verschont. ca. 5 tiere pro jahr läßt sich gerade noch verkraften. wie dies zukünftig aussieht wenn die bauern keine tauben mehr haben kann ich noch nicht sagen. eines ist jedoch sicher, der habicht jagt zwischenzeitlich mitten in dicht bewohntem gebiet. ein kollege mit schlaganlage in einer kleinstadt hat zwischenzeitlich, seit märz, ca. 5 tauben verloren u. 3-4 seiner besten tauben wurden schwer verletzt. noch gravierender ist es bei anderen kollegen auf dem lande. kaum fliegt die erste taube auf, schon ist unser freund da u. schnappt sich zumeist schon eine. diese kollegen sind ca. 10 km von mir entfernt. bei 5 züchtern fehlen seit märz bereit 25 tiere. da ich mir nicht vorstellen kann, daß es sich hier um nur einen habicht handelt, muß schon mal die frage gestellt werden, wohin das in nächster zeit noch führen soll. der habicht hat keine natürlichen feinde u. wird gehegt u. gepflegt. dementsprechend wird er sich zu unserer aller freude vermehren.
generell räume ich jedem lebewesen, so auch dem habicht seine daseinsberechtigung ein. die anzahl sollte jedoch in einem vernünftigen verhältnis zu
den natürlichen ernährungsmöglichkeiten stehen.
leider wird da in deutschland, in jede richtung übertrieben. entweder garnicht, oder dann zu viel. warum findet man da kein vernünftiges mittelmaß.
mit freundlichen grüßen, g. baumann