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View Full Version : Karl unverzagt ...


Federfuss
12.07.2008, 20:00
Karl unverzagt - oder, die Ansichten eines Clowns


“Was für eine Scheiße!” Karl war in Rage. Wenn dem so ist, dann soll mal bloß keiner versuchen ihn zu beruhigen. Karl hatte die Faxen dick! “Warum mach ich eigentlich diese ganze Scheiße mit?” Bei jedem Flug - die ganze Saison - immer nur Scheiße! An dieser Stelle sei angemerkt, dass, das Wort “Scheiße”, in seinem Sprachgebrauch eine vorrangige Stellung einnimmt. Quasi sein Lieblingswort - jedenfalls dann, wenn er sich gewaltig ärgert. Und Karl ärgert sich nicht nur schnell, sondern auch oft.

Karl ist Brieftaubenzüchter. Kein Besonderer, aber ein Typischer! Mit seinen fast 50 Lenzen ist er weder ein Alter, noch ein Junger im Brieftaubensport. Seine Familie, nur eine Frau aber zwei Kinder, akzeptiert sein Hobby. In diesem Zusammenhang klingt das Wort “akzeptiert” geradeso wie ein Hasswort. Sehr wahrscheinlich ist es auch so, aber Karl ist ein Mann und ein Mann kann akzeptieren, vor allem die Meinung seiner eigenen Familie. Sein kleines, jedoch respektables Eigenheim wird von ihm gehegt und gepflegt, muss er während seine taubenfreien Zeit doch dort wohnen. Alles übertreffend, ja fast in den Schatten stellend, sind allerdings seine Taubenschläge. Könige haben früher nicht besser gewohnt! Dort fühlen sich nicht nur seine Tauben wohl, dort ist auch Karl zu hause. Sein Blick, seine Haltung, ja sein ganzes Ich, ändert sich nach Feierabend fundamental, manchmal sogar leicht furchterregend. Ganz und gar ein Taubenzüchter aus echtem Schrot und Korn!

Seine Freunde verstehen ihn - manchmal mehr, manchmal weniger. Wenn er sich so richtig aufregt hören sie meist nur zu, mit halb geöffnetem Mund und spitzen Ohren. Karl hat meist recht, nein wirklich oft, doch die durchdringende Art seiner Meinung Ausdruck zu verleihen ist nicht jedermanns Sache. Darum hat Karl auch, eigentlich wie jeder Taubenzüchter, mehr Feinde als Freunde. Na ja, Feinde sind es wohl nicht gerade, aber zumindest Widersacher. Auch in diesem speziellen Fall ist in der Einsatzstelle eigentlich fast jeder seiner Meinung. Leider kommen die Meisten nicht dazu ihm das zu sagen. Die Gelegenheiten sind einfach zu knapp bemessen, denn während seiner wortgewaltigen Explosionen hält er niemals die Luft an. Erst als Jupp mit einer Runde Bier die Szene störte falteten sich seine Gesichtszüge in so Etwas wie ein Lächeln.

Karl hatte ein heikles Thema aufgeworfen. Ein Thema das dauerhaft präsent war und auch immer wieder neu aufgelegt wurde, etwas das jedem ständig beschäftigte. Solche Themen haben einen großen Vorteil: Der Gesprächstoff geht niemals aus! Der Drang nach Hause wird im Laufe einer solchen Unterhaltung immer geringer und die Füllmenge des aus Gerste, Hopfen und Malz bebrauten Wassers immer größer. Irgendwann kommt man dann an den Punkt da möchte man auch gar nicht mehr nach hause. Jupp und Walter gehören nicht zu dieser Sorte, sie möchten irgendwann gerne nach Hause, doch sie finden es nicht mehr. Während die Beiden noch suchen, lamentiert Karl weiterhin über dieses Taubenwelt bewegende Thema. Seine Stimme ist zwar nicht leiser geworden, doch die Worte gehen ihm nicht mehr so flüssig über seine Zunge wie das köstliche Nass. Das ein Jeder der restlichen Verbliebenen seinen diskussionsfähigen Zenit bereits reichlich überschritten hat ist in einer solch geselligen Runde völlig sekundär und Karl bemerkt das ohnehin nicht mehr.

“Scheiße!” Fast wie die Wirkung eines Zauberwortes rüttelte Karls Ausruf die beteiligten Sportfreunde aus ihrer Liturgie. Hannes, mit links geschlossenem Auge, reagierte als Erster. “Das Klo ist hintenrum!” Für einen kurzen Moment war es, als würde die Welt aufhören sich zu drehen. Selbst Hannes öffnete sein geschlossenes Auge. Alle blickten auf Karl. “Guckt doch nicht so blöd!” Lapidar überspielte Karl den erwartungsvollen Moment. “Es ist doch verdammt noch mal wahr, alles ist nur noch Scheiße!” Die Tauben kommen doch nur noch aus der falschen Richtung, der Wind ist viel zu strack und bläst ständig aus der ungünstigsten Ecke. Und wenn es dann ausnahmsweise mal gut ist, so wie heute, dann regnet es bei uns und bei den Anderen scheint die Sonne! “Jetzt sagt doch mal selbst, das ist doch große Scheiße!” Die ersten Blicke seiner Sportfreunde richteten sich in gewohnt gezielter Manier auf die leere Bierflache. Hermann nickte! “Ja, das ist Scheiße!” Und wieder schauten alle Karl an.

Freiheitstauben
13.07.2008, 07:27
Hallo Host,
bist du sicher, dass der Karl heißt?

Grüße
Meinolf

PS: lustig und traurig zugleich, der Text

Heinrich
13.07.2008, 07:39
Den Text hat sicher ein Co-Abhängiger des Taubensports; sicher aber ein Insider geschrieben.
Ich finde ihn nicht lustig, sondern erschreckend. Wegen der vielen Wahrheiten, die da drin stecken.
Sicherlich sind die Begebenheiten wahllos zusammen geschrieben und Zufälligkeiten mit noch lebenden, oder schon toten Sportfreunden nicht beabsichtigt, oder so... .

Nachdenkliche Grüße

Heinrich
(auf den Auflass wartend...)

Federfuss
13.07.2008, 10:01
Hallo Meinolf, hallo Heinrich,

als ich gestern, nach dem Taubengeschehen, relativ unbedarft vor meinem Laptop saß, kam mir die Idee mal wieder etwas Lustiges zu schreiben. "Da könnt Ihr mal sehen was derzeit dabei raus kommt!" Schrecklich!

Liebe Grüße
Horst

Ramirez
13.07.2008, 13:00
Ihr könnt darüber lachen, aber das ist schon so eine Sache mit der Gossensprache.

Ich bin ja selber auch so ein Rüpel, dessen jedes 2. bis 3. Wort " Scheiße " oder " Leck mich am Ar..." lautet.

Damit bin ich aber mal übelst aufgefallen.

Ich hatte mal den Papagei meiner Schwester zur Pflege, während sie in Urlaub war.

Nachdem der Vogel sich 3 Wochen meinen pietätslosen Wortschatz anhören mußte, begann er plötzlich selbigen nachzuplappern.

Darin war er so genial, daß man nicht mehr unterscheiden konnte, wer da gerade schimpfte, ich oder der Papagei.

Das Schlimmste war allerdings, daß er jede Nacht nach 0 Uhr mit mir zusammen DSF und Neun Live schaute.

Als sich dann eines Tages widermal unser Pastor zu einem kleinen Besuch blicken ließ, um nach dem Wohl unserer 103jährigen Oma zu fragen, fiel ihm währenddessen auch unser Feriengast auf.

Nachdem er ihn nach seinem Namen fragte, schrie er ganz erregt:

Lora, Lora... " Ruf an , Du geiler Bock ! "

Seitdem hat Hochwürden sich bei uns niemehr blicken lassen. :sark:

zander
13.07.2008, 13:20
hallo ramirez,
kann ich den papagei haben?
dann können meine tauben auch das sprechen lernen.
vielleicht können sie dann nach dem weg fragen!

gruss von der formel 1

zander

ps der affendame gehts noch gut.

Freiheitstauben
13.07.2008, 17:14
Den Text hat sicher ein Co-Abhängiger des Taubensports; sicher aber ein Insider geschrieben.


Hallo Heinrich,
Psychologen in der Familie?? Co-Abhängigkeit ist ja mal was ganz spezielles;).

Hallo Horst,
es hilft nix, was raus muß, muß raus! Und ich muß gez auch widda raus. Auf's örtliche Schützenfest, sonst verpasse ich die nächsten Runden (auch ohne Tauben kann man mal Spaß haben, und das Leben ist eh hart genug).

Meinolf

Heinrich
13.07.2008, 21:32
so isset. Mich selbst. Im Nebenerwerb:D

Viele Grüße

Heinrich

Witte Duiv
28.07.2008, 18:14
Hallo Heinrich .--Wat bin ick blöd!!!Lese heute erst eure nobelpreisverdächtigen Aufsätze.Und wat hab ick davon??Mir ist vor lachen mein Bauchfell geplatzt und ich kann nur noch im Liegen meine wohlverdienten Flüssigkeiten zu mir nehmen,damit alles wieder zusammen wächst.Wer bedauert mich denn jetzt.Man hat ja keine Freunde mehr.Womit hab ick dat verdient??Weiterhin .--Viel Spaß.--Klaus

Heinrich
28.07.2008, 18:21
Dir ist vor lachen das Bauchfell geplatzt. Mhm. Ausserdem frisst Du Kreide. Aha.
Der letzte, von dem ich diese Kombination las, hatte sieben Geislein gefressen und wurde dann von einem guten und braven Förstersmann (mit treuem Hund) entleibt.

Sind diese Zusammenhänge nur zufällig, oder gehe ich recht in der Annahme, dass Du auch unter "Isegrim" firmierts???

Und.Was mach die Puppe mit der roten Kappe und die alte Großmutter, der Du immer den Wein weg gesoffen hast???

Fragen über Fragen...

Vorsichtige Grüße

Heinrich

Witte Duiv
28.07.2008, 20:12
Hallo Heinrich.--Ich kann immer noch nicht antworten.Ich funktioniere noch nicht .Mein Zusammenbruch hat zu Gedächtnislücken geführt.Da war doch was mit der roten Farbe.Und das ich unter Isegrimm firmiere kommt mir auch irgend wie bekannt vor.Wenn Deine schöne Schlagflegerin mich mal untersuchen würde,dann glaube ich würde es mir besser gehen. Die verweigerst Du ja sogar unseren lieben Freund WernerW.Oder vertue ich mich da??Daran kannst Du sehen wie schlecht es mir geht.Ich werde mich jetzt gesund träumen.Bist Du einverstanden?.--Schönen Abend..--Klaus

Zwucki
29.07.2008, 04:51
Moin Klaus,

hoffe Dein Ranzen (Bauch) ist wieder zugewachsen, nicht auszudenken diese Sauerei, Schlemmkreide versetzt mit Blut und Rotwein von der Kleinen mit der roten Kappe und deren Großmutter! Igitt!!! :D

Moin Heinrich,

ich würde dem Klaus Deine Schlagpflegerin nicht leihen, hömma, der ist im Stand und frißt sie Dir weg... :D und Du mußt selber Scheiße kratzen...:p

Schönen Tag wünsche ich Euch, liebe Grüße

Hans Jürgen

Witte Duiv
29.07.2008, 06:50
Ick glaub mein Schwein pfeift.:applaus:

Federfuss
31.07.2008, 16:49
Fortsetzung

Teil 2


Karl unverzagt - oder, hart aber herzlich.


Karl hatte die Geschehnisse des gestrigen Einsatztages mit Mühen überlebt. Es brodelte noch ein wenig in seinem Bauch, doch aufgrund der jahrelangen Übung wurde es von Stunde zu Stunde besser. Die Mine seiner Frau blieb allerdings düster. Sie schaute sogar sehr böse, so böse, dass Karl sich nicht mehr vom Schlag traute. Nicht zuletzt darum, damit die Liebste seine penetrante Fahne nicht in die Nase bekommt. Schlimm nur, dass die Mittagszeit immer näher rückte. Das gemeinsame Essen stand also unter keinem guten Stern und der Appetit musste erst noch geboren werden. Und da sind ja auch noch die Tauben, die eigentlich genau zur Essenszeit vom Flug eintreffen müssen. Quasi zwischen Suppe und Kartoffeln. Es gibt Tage …


“Scheiße!” Etwas verzweifelt, ja beinahe flehend, gestikulierte er vor den Witwerweibchen. Sie verstanden ihn! Mit aufgeblasener Brust, oder sagen wir besser Kropf, standen sie vor dem Zellengitter und schauten ihn hoffnungsfroh an. Wie oft schon hatte er sich einen solchen Moment von seiner Frau gewünscht? Witwerweibchen können sogar lächeln - man muss es nur sehen wollen. Karl sieht das und Karl lächelt zurück.


Seine Hand klatschte auf die Stirn. “Leck mich am Arsch - die Uhr!” Die Nachwehen des gestrigen Tages hatten wohl seine Aufmerksamkeit für die wirklich wichtigen Dinge lahm gelegt. Raus aus dem Schlag, rein ins Haus, vorbei an der bösen Mine seiner Liebsten und zielstrebig zum Schrank. Nach dem öffnen der Schranktür wechselte seine Gesichtsfarbe von blassrosa zu kalkweiß. “Sch - Sch!” Sein Lieblingswort blieb ihm in der Kehle stecken. Die Schranktüre klatschte zu und sein Mund schien sich nicht mehr schließen zu wollen. “Bist Du bescheuert?” Karl hörte zwar was seine Frau ihm an den Kopf geschmissen hatte, doch das interessierte im Moment nun wirklich nicht. “Die Uhr - die Uhr ist nicht da und die Tauben kommen jetzt!” “… in der Einsatzstelle!“ Das Kopfschütteln seiner Frau und auch ihre weiteren Worte bekam Karl nicht mehr mit. Wie von Sinnen rannte er zum Auto und düste los.


Hannes hatte den Schlüssel der Einsatzstelle. Hannes, Hannes, immer wieder ging ihm während der Fahrt dieser Name durch den Kopf. Hannes - im Moment der wichtigste Mensch in seinem Leben.

Mit grell aufschreienden Reifen kam er direkt vor der Haustüre zum stehen. Hannes öffnete die Türe schon bevor Karl klingeln konnte. Den Bordstein hatte Karl in seiner Hektik wohl übersehen, denn er fiel dem Hannes geradewegs vor die Füße. Flehenden Blickes schaue er nach oben: “Hannes - schnell Hannes!” Hannes reichte seinem Sportfreund die Hand. “Junge, was ist denn los? Das einzige was Karl noch über die Lippen kam war: “Uhr, Uhr, Uhr…!”


Nachdem sich Karl wieder in die Vertikale begeben hatte war er dem Weinen sehr nahe. “Mensch Karl, so schlimm war es doch gestern nicht!” Hannes hatte nichts verstanden. “Schlüssel!” “Bitte, ich brauche den Schlüssel!” Hannes verstand immer noch nichts. Vom Flur, direkt hinter Hannes, vernahmen beide ein sanftes Donnern. Das “Oh je” ging in einem kreischenden Gebrüll unter. Angstverzerrte Augen verstanden nur Bahnhof. Hannes Frau Rosa, liebevoll Walross genannt, wollte etwas mitteilen. Die Hände in den nicht vorhandenen Hüften gestemmt und mit einem Blick der näher nicht beschrieben werden sollte, keifte sie den Sportfreunden ihre ernüchternde Nachricht entgegen. “Deine Frau hat die Uhr!” “Du Blödmann!” … Nun ja, man kennt sie, Hannes besonders, doch sie ist immer sehr ehrlich.


Auf dem Weg nach Hause gingen Karl vielfältige Gedanken durch den Kopf. Eigentlich traute er sich jetzt nicht mehr nach hause, doch die Tauben …

Daheim angekommen stellte er fest das er den Haustürschlüssel vergessen hatte. Sein Blick fiel auf die Klingel, ein zweiter Griff in die Hosentasche und Karl´s Frau öffnete die Haustüre. Zwei Augenpaare trafen sich - und es war Stille! Aus der bösen Mine seiner Frau entwickelte sich ein fast überhebliches Lächeln. Nicht weit entfernt vom Lachen. Karl senkte seinen Kopf und schielte schelmisch unter seinen Augengliedern hervor, geradewegs seiner Liebsten in die Augen. “Ich bin doof!” Seine Frau erwiderte liebevoll, ja beinahe voller Verständnis schauend: “Nein, nur etwas unvernünftig!” Karl´s Arme breiteten sich aus, seine Frau schmiegte sich an ihn und die Welt war wieder richtig schön! Was seine Frau ihm in die Ohren hauchte hätte ja so betörend sein können: “Schatz - wenn ich mich nicht irre sind gerade zwei Tauben gelandet!” […]

Witte Duiv
31.07.2008, 17:29
Hallo Horst.--Ich lach mich schlapp.wo hast Du das denn her?:klasse:--:klasse:---Gruß--Klaus

Federfuss
31.07.2008, 17:51
Hallo Horst.--Ich lach mich schlapp.wo hast Du das denn her?:klasse:--:klasse:---Gruß--Klaus

Hallo Klaus,

danke für den hohen Daumen!

Das habe ich aus meinem Kopf! Hoffentlich ist das nicht schlimm, aber mit solchen Sachen beschäftige ich mich schon mal. Urlaub macht kreativ!

Liebe Grüße
Horst

Witte Duiv
31.07.2008, 17:59
Hallo Horst.--Nein ,daran ist nichts schlimm.Ich fühle mich nur zurück versetzt in die Siebziger Jahre im Kohlenpott.Das könnte auch ich gewesen sein.:schäm:--Gruß--Klaus

Zwucki
31.07.2008, 18:07
Hallo Horst,

danke für die schöne Geschichte... ;) :)

Liebe Grüße
Hans Jürgen

PS: Richtig aus dem Leben gegriffen!

Federfuss
31.07.2008, 18:42
Hallo Hans Jürgen,

schön das dir die Storry gefällt. Danke für deinen Zuspruch!

Liebe Grüße
Horst