Thema: PETA
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Alt 12.11.2018, 05:06
LOCKE+ LOCKE+ ist offline
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Es steht außer Frage, dass die Botentaube und als deren Nachf...ahren unsere heutigen Brieftauben definitiv zum immateriellen Kulturgut zählen. Dazu haben diese Tauben in der Vergangenheit bei der Übermittlung von Nachrichten im Militär- und Wirtschaftsdienst zu viel geleistet.
Genauso wie jährlich zig Millionen Zugvögel bei ihren Herbst- und Frühjahrszügen ums Leben kommen, bleiben auch viele Brieftauben bei der Reise auf der Strecke. Die Überwindung weiter Distanzen ist grundsätzlich immer mit Verlusten verbunden. Das geht dem Lachs in Alaska genauso, wie dem Elefanten in Afrika. Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass die Einen aus Futterknappheit wandern oder um sich fortzupflanzen und den Brieftauben die Wanderung auferzwungen wird. Aber selbst die Stammform, die Felsentaube, legt große Stecken aus eigenem Antrieb zurück. Bei ihr finden auch nicht alle wieder Heim; mehr noch: Jungtiere führen sog. Dispersionswanderungen durch und suchen sich neue Reviere.
Ich halte es überdies für sehr gefährlich, ein Kulturerbe nach dem heutigen Zeitgeist zu bewerten. Es darf nicht die Aufgabe der UNESCO sein, ein Kulturerbe anhand der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Strömungen zu bewerten. Derzeit leben wir in einer Epoche der Gutmenschen und Vegetarier. Es ist hip "Grün" zu wählen und für das Tierheim zu spenden. In dreißig Jahren sieht es vielleicht ganz anders aus. Die Aufgabe der UNESCO besteht lediglich darin, zu bewerten, ob ein Brauch, eine Tradition, ein Bauwerk etc. zu einer früheren Zeit besondere Bedeutung hatte und deshalb schützenswert ist oder nicht. Ich gebe mal ein Beispiel: Das Kolosseum in Rom. Dieses wurde Anfang der 80er zum Weltkulturerbe erklärt. Es war berühmt für Gladiatorenkämpfe, durchgeführt von Sklaven oder Kriegsgefangenen, die versuchten ihre Freiheit durch die grausamen Kämpfe wieder zu erlangen. Auch wenn diese Kämpfe unserem heutigen Zeitgeist entsprechend grausam sind, waren sie es für die Mehrheit der Menschen zur damaligen Zeit nicht. Wenn wir also unsere heutigen Maßstäbe anlegen, dann dürfte das Kolosseum kein Weltkulturerbe sein, sondern müsste abgerissen werden. Genauso ist es bei den Brieftauben. Die Einwände der Tierschützer hin oder her. Im Ersten Weltkrieg wurde entsprechend dem damaligen Zeitgeist nicht ein Gedanke daran verschwendet, ob die Brieftaube als Strassentaube endet oder auf dem Feld verhungert, sofern sie sich verfliegt. Sie hat als Botentaube viele Menschenleben gerettet und wurde teilweise mit Medaillien ausgezeichnet. Da der Mensch sich ihrer Fähigkeiten seit Jahrhunderten bedient, ist sie daher ein Kulturgut. Das mag man gut finden oder nicht, aber die Tatsachen sprechen für sich.
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