Einzelnen Beitrag anzeigen
  #10  
Alt 28.01.2014, 16:09
stratos stratos ist offline
Benutzer
 
Registriert seit: 06.01.2013
Ort: Essen
Beiträge: 33
Standard

Hallo Wilfried,
natürlich findet jeder im Taubensport sein individuelles Plätzchen, aber es geht ja um die wenig zufriedenstellende Entwicklung generell.
Ich könnte hier im Ruhrgebiet jede Menge freie Wettflüge angehen, völlig ab von jeder RV-Aktivität. Zur Not könnte man auch Flüge selber organisieren! Ringe könnte ich im Internet kaufen. Wozu brauche ich den Verband? Pokale, Medaillen, Urkunden interessieren mich nicht! Ungerechte Verbandsmeisterschaften auf Bundesebene sind sowieso außerhalb meiner Reichweite. Tauben will ich nicht verkaufen, mein Gesicht muss nicht auf jedes Foto für den Umsatz. Ich will lediglich meinen Spaß mit meinen Tauben!
Vom Verband erwarte ich, dass er seinen Mitgliederbestand pflegt, und zukunftweisend die Geschicke des deutschen Brieftaubensports plant und strategisch geschickt umsetzt.
Was ich für die nächsten 15/20 Jahre will, sind Bedingungen wie freie Wahl der Flüge (wegen leider begrenzter Zeit), weg von den RV-Meisterschaften alten Stils, die nur Vollzeit-Rentner oder Leute angehen können, die es mehr oder weniger wegen des Profits betreiben.
Diese Möglichkeit unter den gegebenen Bedingungen seinem Hobby irgendwie nachzugehen, besteht auch im Ruhrgebiet leider nicht mehr lange.
In den Flächen-Rven kann man bald seine Züchterkollegen im Umkreis von 50 Km suchen. Was soll da für ein Sport (außer Weitstrecke!) dann noch möglich sein??
Ich komme eigentlich aus einem kleinen Dorf in Niedersachsen. In den 70ern, als ich mit den Tauben infiziert wurde durch meinen Onkel, gab es auf die 1000 Einwohner 18(!!!) engagierte Züchter. Das war mal eine Tauben-Hochburg! Alle Gleichaltrigen haben aus familiären Gründen schon vor Jahren das Hobby an den Nagel gehängt, einige sind verstorben, einer ist noch übrig, aber auch schon jenseits der Siebzig. Und der wohnt im Nachbarort! :-))
Wenn ich mir den Hype um die one-loft-races so anschaue, - die sportliche Bewertung will ich mal nicht thematiseren - so wird doch deutlich, was dahintersteckt. Die Züchter wollen sich nicht mehr dem Stress des Reisebetriebs unterziehen, sondern lieber im Urlaub einem netten Event beiwohnen und auf sie zugeschnittene Sportausübung praktizieren. Alles modernere Freizeitgestaltung, weit weg von nur "arbeiten und Tauben"!
Das ist eigentlich das, was mich umtreibt! Der Sport muss weg von der überkommenen Praxis und sich etwas flexibler anbieten.
Wenn man mal auf einer Sieger-Ehrung in Belgien oder in Holland war, wo irgendwelche Organisationen unter dem jeweiligen Dachverband ihre Flüge selber organisieren und auch feiern, merkt man den Unterschied. Alles wesentlich offener und lockerer. Wenn man in Deutschland auf einer Feier vergleichbarer Größe ist, läuft jeder im steifen Anzug rum und erweckt den Eindruck, als hätte er den Taubensport erfunden. Einer wichtiger als der andere! Auch der Zentralismus, die Organisation von oben nach unten, ist in Deutschland wesentlich ausgeprägter. Ich habe so den Eindruck, als sei der einzelne Züchter für den Verband da und nicht umgekehrt. Aber dieses Obrigkeits-Denken ist wohl eine typisch deutsche Charakter-Eigenschaft und unterscheidet uns doch stark von den westlichen Nachbarn.
Ich habe mal beim Verband den Satz vernommen: " Wenn es den Brieftaubenverband nicht gäbe, gäbe es schon lange keinen Brieftaubensport mehr in Deutschland!"
In diese Hände soll ich für die nächsten Jahre mein Hobby legen? Da hat der Verband aber eine große Bringschuld!

Hoffentlich habe ich mit meinem längeren Beitrag mal etwas provoziert!

Schönen Abend!

Fredi
Mit Zitat antworten