Thema: Vitamine
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Alt 10.04.2010, 10:36
OOO OOO ist offline
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Standard interessante Reportage

Danke Sascha für die Links. Es ist eine wirklich gut gemachte Reportage. Einzig schade finde ich, dass im Beitrag "Vitamine" und "Antioxidantien" praktisch gleichgesetzt werden.
Die Kritik bezieht sich auf Vitamine wie A, D, E und deren angebliche positive Wirkung als Antioxidantien.

Darüber hinaus gibt es aber auch noch die B-Vitamine. Die meisten greifen als eine Art Hilfstoff in den Stoffwechsel (vor allem den Fettstoffwechsel) ein. Ich würde also nicht die Aussagen, die hier über den Mythos "Antioxidatien" herausgearbeitet wurden auf alle Vitamine übertragen.
Was nicht heißen soll, dass es zu B-Vitaminen bei genauer Betrachtung nicht auch etwas zu entdecken gäbe, wenn man sich der Sache neutral widmet. Kann sein, muß aber nicht. Ich für meinen Teil stand und stehe jetzt noch viel mehr A,D,E skeptisch gegenüber. B-Vitamine sehe ich aber nach wie vor differenzierter.

Leider gibt es kaum Zufutter-Produkte, die sich die Vitaminierung mit A,D,E verkneifen. Gäbe es sie, würde ich persönlich schon länger solche Produkte den breit vitaminisierten gegenüber bevorzugen.


Etwas anderes kann man an dieser Geschichte sehr schön sehen: Wirtschaftliche Interessen beeinflussen gerne mal den öffentlichen Konsenz zu einer Frage, wie dieser. Andere Beispiele dafür:

-Die Verteufelung von tierischen Fetten vs. pflanzlichen Fetten, die ja angeblich so viel besser und gesünder sein sollen. -> das ist so Mumpitz.
Und es ist insgesamt eine sehr ähnliche Geschichte, wie dieser Mythos entstand und zum Konsenz wurde (Wirtschaftliche Interessen und gute Lobby-Arbeit)

-generell die Ernährungspyramide (so wie sie lange auf der Kellogspackung zu finden war (ist sie es noch? Ich weiß das gar nicht). Diese Pyramide ist ebenfalls Mumpitz und so nicht haltbar.

-die generelle Verteufelung von Cholesterin (ohne dabei zu differenzieren) zusammen mit der Idee, man könne/ja müsse medikamentös gegen einen"unnatürlichen" Chlosterinspiegel vorgehen. Wenn man bedenkt, dass die Wirkstoffgruppe der Statine (Mittel gegen zu hohes Cholesterin) mit großem Abstand die umsatzstärksten der gesamten Pharmawelt sind, wird klarer, warum mittlerweile bekanntgewordene starke Zweifel an manchen Konsenzmeinungen zu diesem Thema es kaum schaffen sich zu behaupten. Statine haben sicher ihre Bedeutung als Medikament, aber nicht in der Breite und Form, wie sie heute verabreicht werden!

-die generelle Annahme Streß und zuviel Magensäure wären die Hauptursache für Magengeschwüre. Dies war über -zig Jahrzehnte Konsenz und Lehrmeinung. Die Gegenmittel gegen zuviel Magensäure wie z.B. Antacida waren die Hauptumsatzbringer der Pharmaindustrie (ähnlich wie heute die Statine). Als dann Anfang der 80er ein Arzt entdeckte, dass die Zusammenhänge ganz und gar anders sind. Dass nämlich ein simples Bakterium (Helicobacter Pylori) für die allergrößte Zahl an Magengeschwüren und sogar Magenkrebs verantwortlich ist, und sich dieses Bakterium sogar sehr gut beseitigen läßt (wesentlich billiger und kurzfristiger, als sein Leben lang Antacida einzunehmen). Mit dieser Entdeckung fand er kein Gehör. Die Pharmaindustrie hatte kein Interesse, der Sache nachzugegen. Und die Forscherwelt war zu sehr in ihrem alten Denken verhaftet. Aber in der Konsequenz nahmen sie durch ihre Untätigkeit und Ignoranz den Tot von -zig tausend Menschen, die an Magenkrebs starben in Kauf.

Der Arzt, der Helicobacter Pylori entdeckte, hatte danach die "Faxen dicke" und startete einen Selbstversuch, bei dem er sich unter Aufsicht als gesunder Mensch selber mit Helicobacter infizierte, ein Magengeschwür bekam, und sich selber bis zur Gesundung behandelte. Erst da schenkte man ihm Gehör.
Heute ist die Lehrmeinung von damals Gott sei Dank Geschichte. Vielen Menschen konnte seither geholfen werden, die Pharmaindustrie suchte sich ein neues Gebiet um ihr Geld zu machen, und der Arzt von damals bekam sogar mittlerweile völlig zu Recht den Medizin-Nobelpreis für seine Leistung.



Langer Rede kurzer Sinn: Kritikfähigkeit ist immer wichtig, besonders dann, wenn viel Geld im Spiel ist!

Aber so ist die Welt halt. Es sind die negativen Folgen des selben Systems, dem wir auch Wohlstand und ein langes Leben zu verdanken haben. Daher denke ich auch, man kann hier niemandem generell den Schwarzen-Peter zuschieben. Wir alle sind persönliche "Nutzenmaximierer". Und mit diesem Wissen sollten wir auch der Welt begegnen. Kritikfähig, aber ohne gleich jeden ausschließlich als Abzocker zu betrachten!


in diesem Sinne, viel Freude an den Tauben und viel Spaß mit den Züchterfreunden. Das ist wichtiger als sich zuviele Gedanken über Zufutter zu machen und ev. daraus erwachsene Feidbilder zu pflegen.

Meinolf
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