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Alt 29.01.2014, 17:46
Duke_990
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Hallo Mario,

habe noch etwas für dich falls du dich schwer tust bei IDEXX: Zum Thema KOTPROBEN!!!

Hier einige Hinweise:

Durch die parasitologische Untersuchung von (frischen!) Kotproben sind lediglich Wurmeier und Kokzidienoozysten nachweisbar — theoretisch. Praktisch sind die Wurmeier oft bereits nach einem Tag (Versandzeit plus organisatorisch bedingte Bearbeitungszeit nach der Ankunft im Labor = 2-3 Tage) oft nicht mehr nachweisbar, es sei denn, die frischen Proben wurden gekühlt transportiert.
Die Diagnose eines Wurmbefalls bleibt bei den bekannten „Versandkliniken“ deshalb äußerst selten. Es bleiben also praktisch nur Kokzidien nachweisbar. Dafür braucht man jedoch keine Kotproben einzuschicken, den so gut wie jeder (nichtbehandelte) Bestand ist mit Kokzidien infiziert. Darüber hinaus kann sich eine Taube im Kabinenexpreß nur schwer mit Kokzidien anstecken, weil die von infizierten Tauben ausgeschiedenen Kokzidienoozysten mehrere Tage lang reifen müssen, bevor sie ansteckungsfähig werden. Inzwischen ist die Mannschaft aber schon längst zu Hause. Lediglich die Kokzidien, die an den Füßen der Tauben kleben und im Heimatschlag bereits herangereift sind, können andere Tauben anstecken, die Gefahr ist jedoch nicht so groß wie beispielsweise bei Trichomonaden, Chlamydien, Paramyxoviren, Darmwürmern oder Salmonellen. Wenn also der bestand vor Beginn der Reise saniert wurde, erübrigen sich die Kotuntersuchungen und vor beginn der Reise sind die Tauben mit 89%iger Wahrscheinlichkeit — so die Statistik — mit Kokzidien infiziert.

Routinemäßig sollten im Bestand — neben der klinischen Untersuchung und der Kropfspiegelung — folgende Untersuchungen durchgeführt werden:
Parasitologie, Kropf- und Kloakenabstrich: Nachweis von Wurmeiern und Kokzidien
Bakteriologie, Kropf- und Kloakenabstrich: Nachweis von Bakterien
Mykologie, Kropf- und Kloakenabstrich: Nachweis von Pilzen
Virologie, Kropf- und Kloakenabstrich: Nachweis von viralen Krankheitserregern (nur bei Verdacht)

Den „Wert“ der parasitologischen Untersuchung von Kotproben habe ich bereits erwähnt.
Trichomonaden, Hexamiten, Chlamydien und andere Krankheitserreger und Leistungsminderer im Brieftaubensport können im Kot nicht nachgewiesen werden, sondern nur anhand von Proben, die von lebenden Tauben entnommen und SOFORT untersucht werden. Mit Chlamydien geht es zwar einigermaßen, der Nachweis anhand von Kotproben ist aber äußerst unzuverlässig.
Die Aussage einer bakteri0logischen Untersuchung von Kotproben ist nicht viel besser: einige Bakterien überleben den Transport nicht, man bräuchte ein geeignetes Transportmedium – Kotproben werden aber üblicherweise ohne Transportmedium verschickt, durch Austrocknung sterben aber die meisten Bakterien. Darüber hinaus wirken sich einige Kotbestandteile dahingehend auf die Bakterien aus, daß diese nicht mehr zuverlässig nachgewiesen werden können. Einige moderne Untersuchungsverfahren (z.B. die Immunfluoreszenz) können an Kotproben ebenfalls nicht durchgeführt werden.

Die mykologische Untersuchung wird durch den in Kotproben so gut wie immer vorhandenen Schimmelpilz gestört bis unmöglich gemacht. Einige Schimmelpilze – die bei Tauben keinerlei Bedeutung als Krankheitserreger haben – zeigen eine ähnliche biochemische Aktivität wie der Soorpilz (Candida albicans) und erlauben demnach keine eindeutige Abgrenzung. Der Soorpilznachweis wird so unmöglich – und wird anhand von Kotproben auch von keinem Tierarzt ernsthaft in Erwägung gezogen.

Die Untersuchung von Kotproben ist ein Relikt aus der „guten alten Zeit“ . Die diagnostische Brauchbarkeit ist nicht viel höher als der therapeutische Nutzen vom Aderlaß in vergangenen Epochen — ein bewußt überspitzter Vergleich, um die riesige Kluft zwischen der Untersuchung von Kotproben und der modernen medizinischen Diagnostik zu veranschaulichen.
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