Thema: Verpaarung
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Alt 29.09.2010, 11:21
OOO OOO ist offline
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Hallo,
wieder hat Nina schon fast alles gesagt.

Entscheidend ist bei Inzucht und auch bei Linienzucht-Produkten, dass sie ebenso strengen Maßstäben unterlegt werden, wie die anderen Tiere des Schlages.
Je stärker der Inzuchtgrad ist, desto stärker ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Eigenschaften der gemeinsamen Vorfahren anreichern, doch die Chance dass dies gute Eigenschaften sind, ist ebenso vorhanden, wie dass es schlechte Eigenschaften sind. Bei wirklich sehr guten Ausgangstieren sind aber oft mehr gute Eigenschaften als schlechte vorhanden, daher ist die Ausgangsqualität der Tiere entscheidend!

Welchen Weg aber der Zufall hier für die Inzuchtnachkommen eingeschlägt, ist nur im Rahmen einer konsequenten Zuchtprüfung (z.B. eben durch den Reisekorb) zu ermitteln.

Wenn dann eine ingezüchtete Taube auf der Reise sehr gute Erfolge erringt, ist sie ein Top-Kandidat für eine hervorragende Zuchttaube. Jörgs Beispiel-Vogel wäre bei mir wohl nicht drei Jahre lang in den Korb gegangen, wenn er aus einer ohnehin schon guten Linie stammte.

Je höher der Inzuchtgrad einer Taube ist, desto reproduzierbarer wird ihr Nachzuchtergebnis ausfallen. Der Inzuchtgrad läßt sich berechnen (Stichwort "Inzuchtkoeffizient") und das sollte man auch, denn gefühlsmässige Schätzungen über den jeweiligen Grad der Inzucht liegen oft falsch!
Aber wie gesagt, das Zuchtergebnis einer Inzuchttaube kann reproduzierbar schlecht sein, ebenso wie es reproduzierbar gut sein könnte, da wir ja erstmal nicht wissen, ob sich nun gute oder schlechte Eigenschaften durch die Inzucht angereichert haben.

Ab einem Inzuchtgrad (Inzuchtkoeffizienten) von etwa 10% und darüber sind bei vielen Tierarten in ihren Populationen bereits Effekte von Inzuchtdepression zu erkennen (verringerte Legeleistungen, verringerte Gewichtszunahme, verringerte Fruchtbarkeitsraten,...).
So eine Aussage bezieht sich aber immer auf ein Mittel über alle betrachtete Fälle in einer spezifischen Population (Population meint für uns hier meist "Bestand"). Einzelfälle in der betrachteten Population weichen hiervon dann aber oft ganz erheblich ab! Und zudem weichen die Populationen untereinander im Inzuchtverhalten ganz erheblich von einander ab, da in ihnen ja auch sehr unterschiedliches Genmaterial vorhanden ist.
Zudem wurden bei Brieftauben solche Untersuchungen (wie z.B. bei Hühnerpopulationen) meines Wissen nie gemacht. Es kann da also noch einmal etwas anders aussehen, was die Zahlen anbetrifft.

Meiner eigenen Schätzung nach ging es mit den Leistungen der Gebrüder Janssen auf der Reise stark bergab, als der anzunehmende mittlere Inzuchtgrad ihrer Population schätzungsweise im Bereich 15-25% lag.

Grüße
Meinolf
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