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Alt 02.02.2018, 10:06
dönges dönges ist offline
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Standard Leserbrief

Leserbrief zum Bericht vom 1.2.2018
„Viele Wanderfalken nutzen Nistkästen auf Strommasten“

Ist das Artenschutz?
In Ihrem Bericht vom 1. Feb. berichten Sie über ein einzigartiges Artenschutzprojekt zum Wohle der Wanderfalken. Beim Lesen des Berichtes erinnerte ich mich an die Aufforderung, sich an der Zählung von heimischen Vögeln im Garten zu beteiligen. Diese Zählaktionen haben ergeben, dass diese immer weniger werden, was viele Leser sicherlich auch selbst schon in ihren Gärten festgestellt haben. Den Grund hierfür sehen die Vogelschützer in einer Veränderung in unserer Landschaft und in einer industrialisierten Landwirtschaft. Dass wir aber inzwischen eine Überpopulation an Greifen und Wanderfalken haben, wird von unseren Vogelschützern nie erwähnt. Dass sie mit ihrer Aktion „Nistkästen für Wanderfalken“ den Rückgang der heimischen Vögel weiter beschleunigen, sehen sie anscheinend nicht. Die Wanderfalken fressen fast ausschließlich kleine und mittelgroße Vögel. Hinzu kommt, dass Wanderfalken Felsenbrüter sind, sie in unserer Region vermehrt anzusiedeln, ist unnatürlich.
Es kann doch nicht sein, dass auf einer so kurzen Strecke von ca. 40 km 28 Nistkästen aufgehängt werden. Hinzu kommen noch die Nistkästen, die an hohen Schornsteinen und Kirchtürmen angebracht sind. Da kann es unseren Wildvögeln nur Angst und Bange werden. Betrachtet man jetzt nur die Kästen an den Hochspannungsmästen und geht davon aus, dass nur jeder zweite Kasten belegt wird, sind das schon 14 Falkenpaare. Kommen dann noch pro Horst nur 4 Jungtiere hinzu, sind das im Sommerhalbjahr insgesamt 84 Wanderfalken, die dann natürlich entsprechend viele Vögel schlagen müssen, um zu überleben. Hinzu kommt noch die Überpopulation von Sperber, Elster und Habicht, die ebenfalls das fast gleiche Beuteschema haben. Ich selbst bin Brieftaubenliebhaber und kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Verluste durch Wanderfalken in den letzten Jahren erheblich zugenommen haben. Beweise dafür sind die Hunderte von Kennringen unserer Tauben, die jedes Jahr unter den Horsten gefunden werden. Bedingt durch diese Überpopulation der Greife und hier besonders der Wanderfalken, können wir unsere Tauben von Oktober bis März nicht mehr frei fliegen lassen. Die Wanderfalken fressen in dieser Zeit dann natürlich vermehrt Wildvögel. Umso befremdlicher wirkt es auf uns Leser, dass die „Untere Naturschutzbehörde“, die ja eigentlich für die Vielfalt in unserer Natur Verantwortung trägt, solche Aktionen unterstützt. Ich bitte die Mitglieder der Hess. Gesellschaft f. Ornithologie und Naturschutz (HGON) die Vielfalt der Vogelwelt im Auge zu behalten und vielleicht auch die Brieftauben, die zu unserem Kulturgut gehören.

Ich bin auf die Reaktionen gespannt.
dönges
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