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  #1  
Alt 20.02.2003, 15:53
National
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Blütenpollen, Propolis ...

Sehr geehrter Herr Mohr!

Sehr interessant fand ich den letzten Artikel zur Biestmilch. Vor allem Ihre Auführungen dazu, daß ein für bzw. von der Kuh entwickleter Stoff nun überhaupt keinen Sinn für eine andere Tierarat (hier speziell unsere Tauben) hat. Dabei kamen mir sofort die Produkte Blütenpollen und Propolis in den Sinn. Auch hier handelt es sich um Produkte, die von einer bestimmten Tierart entwicklet wurden. Daher nun meine Frage: Ist eine Gabe von Propolis und Blütenpollen für unsere Tauben sinnvoll?

Auf der Verbandsausstellung gab es reichlich Anbieter derartiger Produkte (ebenfalls wie beim Colostrum). Ich habe mich bei diesen danach erkundigt. Die Antwort war meistens, daß Blütenpollen eine Vielzahl von Vitaminen enthalten, die natürlich auch für die Taube sinnvoll sein können. Ist denn der Vitamingehalt z.B. eines Eßlöffels Blütenpollen so hoch, daß er für 20 Tauben eine sinnvolle Dosierung ist. Als Tip bekam ich von einem Züchter noch, die Blütenpollen vor der Gabe über das Futter in Obstessig aufzulösen, das die Tauben, anders als der Mensch, keine "Magensäure" habe, und die Pollen nur mit Säure aufgeschlüsselt werden könnten. Dabei würde mich auch die Dosierung von Obstessig interessieren. Ich kann mir vorstellen, daß eine zu hohe Dosierung alles andere als positive Auswirkungen haben kann.

Darüber hinaus sei Propolis ein effektives Mittel zur Bekämpfung von Bakterien und Viren. (Argument: Haben Sie schon mal eine Biene mit Erkältung gesehen...). Hier war die Dosierungsempfehlung bei 10 %igen Propolis 1-2 Tropfen pro Taube. Ist dies sinnvoll (wenn das Produkt überhaupt sinnvoll ist).

Da ich überlege die Reisetauben während der Saison mit der Gabe dieser Produkte zu unterstützen, möchte ich mich auf diesem Weg erkundigen, ob das überhaupt sinnvoll sein kann.

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen!

Gruß,

National




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  #2  
Alt 25.03.2003, 00:05
TM
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard RE: Blütenpollen, Propolis ...

Ein sehr interessantes Fragenpaket haben Sie für mich zusammengeschnürt. Man merkt sofort, dass sich hier jemand wirklich Gedanken gemacht hat und nicht blind alles ins Trinkwasser kippen möchte, das nur zufällig löslich oder wassermischbar ist… Ich werde versuchen, entsprechend ausführlich zu antworten.

Eine kleine Klarstellung – vermutlich bin ich etwas missverstanden worden: Das im Kolostrum-Beitrag gesagte stimmt uneingeschränkt für alle Lebewesen, jedoch aus-schließlich bezogen auf das Immunsystem. Andere Substanzklassen können artüber-greifend die gleiche Struktur und die gleichen Eigenschaften haben bzw. Gleiches verursachen oder bewirken.


Nun der Reihe nach:

>>> Ist eine Gabe von Propolis und Blütenpollen für unsere Tauben sinnvoll?

ad. Blütenpollen
Blütenpollen enthält neben reichlich Vitamine in gut verwertbarer Form auch noch andere Substanzklassen, die von anderen Lebewesen (Taube, Mensch etc.) ebenfalls genutzt werden können. Bezogen auf Tauben ist die Verabreichung als kleine Beiga-be zum Futter sicherlich sinnvoll. Die positiven Eigenschaften kann Blütenpollen jedoch nur bei einer regelmäßigen Gabe entwickeln, in der Flugsaison am besten täglich. Natürlich muss dann die übrige Wirkstoffversorgung neu überdacht werden, um nicht zu viel des Guten zu machen. Eine pauschale Dosierung kann es nicht ge-ben, denn diese ist abhängig von zwei Faktoren:

1) was bekommt die Taube sonst noch an Wirkstoffen aus anderen Quellen,
2) auf welche Substanzklassen (Vitamine, Enzyme etc.) legt man am größten Wert bzw. was will der Züchter damit erreichen.
Anhand dieser Parameter kann der Tierarzt dann die Dosis pro Taube aus- und auf den Bestand hochrechnen.
Die Dosierungsangaben der Blütenpollen-Verkäufern sind – bezogen auf Tauben – allesamt aus der Luft gegriffen.

>>> Ist denn der Vitamingehalt z.B. eines Eßlöffels Blütenpollen so hoch, daß er für 20 Tauben eine sinnvolle Dosierung ist.

Nein.


>>> Dabei würde mich auch die Dosierung von Obstessig interessieren. Ich kann mir vorstellen, daß eine zu hohe Dosierung alles andere als positive Auswirkungen haben kann.

Richtig. Eine zu hohe Dosierung führt zu Reizungen an der Kropfschleimhaut, was erst recht die Voraussetzungen für eine bakterielle Fehlbesiedlung. Diese führt dann zu einer Kropfschleimhaut.

Eine Pauschaldosierung gibt es nicht, dafür ist aber das Ermitteln der optimalen Do-sierung recht einfach, man braucht nicht mal einen Tierarzt dazu (bzw. einen, der Ihnen sagt wie das geht, aber das ist mit diesem Beitrag erledigt...).

Die richtige Dosierung ist = die Menge Essig auf 1 Liter Trinkwasser, die den pH-Wert des Trinkwassers auf den Wert pH=5,5 senkt. Jetzt werden vermutlich die meisten sagen: „na toll, jetzt weiß ich Bescheid!“ [/k].

Vorgehensweise:
1) Eine Packung pH-Streifen in der Apotheke kaufen. Die besten sind die von MERK, der Kostenpunkt ist vernachlässigbar. Die Packung enthält 100 Teststreifen.
WICHTIG: Es ist darauf zu achten, dass der Messbereich in halben Schritten unter-teilt ist: also 1,0; 1,5; 2,0; 2,5; ..... 5,5 etc.. Die meisten Teststreifen haben nur gan-ze Schritte: 1,0; 2,0; ..... 5,0; 6,0 etc..
2) Ein Liter Trinkwasser in einen Topf geben (lässt sich besser umrühren als in einer Flasche).
3) Mit einer Einwegspritze (z.B. eine 5 ml-Spritze, kostet nur wenige Cent in der Apotheke und gar nichts bei Ihrem Tierarzt) 1 ml Essig in das Wasser geben und gut umrühren.
4) pH-Wert des Wassers mit dem Teststreifen messen.
Die Prozedur ist zunächst in 1 ml-Schritten, ab 3 ml dann in 0,5 ml-Schritten, zu wiederholen, bis das Wasser im Topf den pH-Wert von 5,5 erreicht hat.
Anschließend merkt man sich die Menge an dazu gemischten ml Essig und nimmt immer diese Menge wenn man den Tauben Essig geben möchte – warum auch im-mer man solche Dinge tut...

Wichtig:
So lange man bei der selben Essig-Marke bleibt, muss man nicht bei jeder neuen Fla-sche Essig den pH-Wert erneut einstellen. Selbstverständlich gilt das nur, wenn im-mer die selbe Trinkwasserquelle benutzt wird (also nicht einmal aus dem Brunnen und einmal aus der Leitung). Dies ist deswegen so wichtig, weil die Wasserhärte ei-nen großen Einfluss auf den pH-Wert hat (durch die Puffereigenschaften von im Wasser gelösten Salzen).

In dem Ort in dem ich wohne ist die Dosierung = 4 ml auf ein Liter Trinkwasser. Von unseren Patienten haben mir einige Berichtet, dass sie bis zu 10 ml Essig neh-men müssen, um den pH-Wert des Trinkwassers (das immer einen pH-Wert = 7 hat) auf 5,5 zu senken.

Es ist genau zu arbeiten. Den ermittelten Wert sollte man vorsichtshalber noch 3-4x überprüfen.
Bereits ein pH-Wert von 5 (zu stark dosiert) kann zu Reizungen der Kropfschleim-haut führen und bereits ab 6,0-6,5 (zu schwach dosiert) ist die Verabreichung sinn-los, weil man damit keinerlei positive Wirkungen erwarten kann.


ad. Propolis

Die angepriesenen Eigenschaften gegen Bakterien, Pilze und Viren stimmen größten-teils und können auch im Versuch belegt werden. Im Laufe der Zeit hat man Propo-lis dann aber immer neuere Eigenschaften hinzugedichtet, diese stimmen dann na-türlich nicht bzw. sind nicht zu belegen.
Mit der Eignung für Tauben haben die Eigenschaften von Propolis aber nicht zwangsläufig etwas zu tun. Um beispielsweise Bakterien abzutöten, muss sich Propo-lis in einer ausreichend hohen Menge gleichzeitig am selben „Ort“ befinden. Wegen der Wasser-Unlöslichkeit von Propolis ist dies bei Tauben aber nicht leicht zu be-werkstelligen – je nachdem wo sich die Erreger gerade befinden, die man mit Propo-lis unschädlich machen möchte. Man kann Propolis in Alkohol lösen und äußerlich anwenden, z.B. eine Wunde damit bepinseln. Diese Tinktur ist aber zur innerlichen Anwendung bei Tauben ungeeignet. Wie bei allen übrigen Vögeln (mit wenigen Ausnahmen) ist Alkohol auch bei Tauben sehr schädlich. Man bekommt also keine ausreichend hohe Menge Propolis in die Taube hinein, ohne den für die Tauben schädlichen Alkohol gleich mit zu verabreichen. Man sitzt also in der Patsche. Die Lösung der Propolisverkäufer ist, diese Tinktur mit der gleichen Menge Wasser zu vermischen. Man bekommt dann eine milchige Flüssigkeit, wovon dann eine, je nach Verkäufer unterschiedliche, Anzahl Tropfen pro Liter Trinkwasser zu verabrei-chen sind. Wenn man wirklich eine Indikation für die innerliche Indikation bei Tau-ben finden würde, übersieht man bei dieser Art der Verabreichung zwei wichtige Fakten:

Fakt A) wenn eine bestimmte Menge Propolis (in Alkohol gelöst) in die Taube hinein muss, dann macht es keinen Unterschied, ob diese Tinktur zuvor mit Wasser ver-schnitten wurde oder nicht. Das erhöht nur die Menge, die eine Taube trinken muss, um die benötigte Menge Propolis in den Körper zu bekommen. Da aber Pro-polis nicht in Wasser gelöst ist, sondern nach wie vor in Alkohol (ob man die Tinktur mit Wasser mischt oder nicht, das spielt keine Rolle), muss die Taube die gleiche Menge Alkohol verkraften, als wenn man Ihr die reine Tinktur geben würde – es „brennt“ nur nicht so stark im Kropf. Man kommt also nicht umher, der Taube eine viel zu große Menge Alkohol zu verabreichen. Die über den Daumen errechnete Menge Alkohol würde reichen, um die Taube 2-3x zu töten.

Fakt B) die empfohlene Anzahl Tropfen pro Liter Trinkwasser ist zwar nicht schäd-lich, besitzt aber keinerlei Wirkung, weil die Menge Propolis dafür viel zu gering ist. Damit werden nicht einmal die Bakterien im Trinkwasser abgetötet…
Vermutlich kann keiner der vielen Beschwörer die Fragen beantworten, wie viel Propolis auf diese Weise pro Taube entfällt und wie groß die Menge tatsächlich sein muss, um damit eine Wirkung zu erzielen – gegen oder für was auch immer.
Diese Art der Verabreichung ist nichts weiter als eine Beschäftigungsmaßnahme für den Züchter, der denkt, der Taube etwas gutes, zudem noch natürliches, gegeben zu haben. Am meisten lohnt es sich für den Verkäufer. Wenn man sich die Mühe macht, nachzurechnen, wie hoch der Gewinn ist, landet Propolis mit Sicherheit auf Platz 2 der Wucherliste – die immer noch von Obst-Essig und Präparaten aus bzw. mit Fruchtsäure (alles extra für Tauben, versteht sich!) – angeführt wird.



Bevor alle jetzt losstürmen um Blütenpollen und Propolis zu kaufen, sollte man sich erst die Preise anschauen und Vergleichen. Blütenpollen aus dem Supermarkt hat die gleichen Eigenschaften als der Blütenpollen „für Brieftauben“, ist aber viel günstiger. Am allergünstigsten bekommt man ihn aber direkt „an der Quelle“, also beim Imker, den man zufällig kennt oder für diesen Zweck versucht ihn kennen zu lernen.
Die letzten zwei Messen konnte ich aus gesundheitlichen Gründen nicht besuchen. Bereits ein Jahr zuvor – also noch vor der „großen Pollendiskussion“ – habe ich aber in Kassel an einem Stand Blütenpollen „extra für Tauben“ gesehen. Erst dachte ich, dass es sich einer verschrieben – das ist aber der tatsächliche Preis gewesen…


>>> Da ich überlege die Reisetauben während der Saison mit der Gabe dieser Produkte zu unterstützen, möchte ich mich auf diesem Weg erkundigen, ob das überhaupt sinnvoll sein kann.

Die Antwort ergibt sich aus den Ausführungen zu Ihren Fragen; Trotzdem, zusam-mengefasst:

Blütenpollen: JA
Dosierung vom Tierarzt errechnen lassen (dabei sind alle anderen Wirkstoffquellen dem Tierarzt mitzuteilen – wenn es sich nicht um den Tierarzt handelt, der Ihren Bestand medizinisch über das Jahr begleitet, denn der weiß genau und auswendig wovon man wie viel weglassen muss, um eine bestimmte Menge Blütenpollen vera-breichen zu können.

Propolis: NEIN

Obstessig: JA
Dosierung selbst errechen, Häufigkeit der Verabreichung mit dem Tierarzt bespre-chen (ist bei zu häufiger Verabreichung ziemlich schädlich, weil dadurch einige le-benswichtige Stoffe aus dem Körper der Taube „ausgewaschen“ werden und die Fett-Depots, auf die die Tauben während des Wettfluges zurückgreifen müssen, werden etwas „ausgedünnt“).


TM
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  #3  
Alt 26.03.2003, 12:57
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Registriert seit: 27.11.2002
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Beiträge: 155
Standard RE: Blütenpollen, Propolis ...

Hallo Herr Mohr,

mit dem ph-Streifen von unserem Wasserwerk habe ich den pH-Wert 5,5 !) exakt genau festgestellt,ohne Obstessig dem Wasser beizugeben.

Kann ich nur Obstessig in dem Trinkwasser der Taube nicht einsetzen? Oder kann ich Obstessig auch über das Futter verabreichen, wie?

Mit freundlichen Grüßen, Norbert
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