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Alt 09.09.2000, 00:49
Tiberius Mohr, Tierarzt
Gast
 
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Standard Baytril

Baytril

In den vergangenen Wochen wurden wir mehrfach von Züchtern hinsichtlich der Verordnung von Enrofloxacin (= Baytril) gegen bakterielle Infektionen bei Tauben angesprochen. Der Grund liegt in der Erteilung der Zulassung für weitere Arzneimittel aus der Gruppe der Fluorochinolone, zu denen auch Baytril zählt.
Beeinflußt von mehr oder weniger gut versteckten Werbemaßnahmen anderer Tierärzte, die sich mit den „neuen“ Arzneimitteln (wohl etwas unüberlegt) eingedeckt haben und unter vorgehaltener Hand Baytril schlechtreden, verlangen Züchter von sich aus vermehrt die Verordnung „modernerer“ Arzneimittel.
Einige Züchter verlangten gezielt nach dem Antibiotikum aus Mönchen-Gladbach (gemeint war Difloxacin) und ließen sich nur schwer von der eindeutigen Überlegenheit von Baytril bei der Bekämpfung von Salmonellen, Escherichia coli und Chlamydien überzeugen. Dabei ist die Wirksamkeit eines Antibiotikums keine Glaubensfrage, die Befunde der Antibiotika-Resistentbestimmung sprechen für eine deutliche Sprache.

Bemerkung:
Bezogen auf die Wirkstoffgeneration sind die „neuen“ Fluorochinolone nicht „neuer“ als Enrofloxacin. Enrofloxacin (Baytril) gehört — so wie die neulich zugelassenen Fluorochinolone — zur Gruppe der Gyrasehemmer der 3. Generation, letztere kamen lediglich später durch das Zulassungsverfahren als Baytril (das Zulassungsverfahren in Deutschland kann zwischen 10 und 20 Jahre dauern). Es ist also sogar denkbar, daß ein entwicklungsgeschichtlich älteres Arzneimittel später zugelassen wird als eine Neuentwicklung, wenn das Zulassungsverfahren schlechter vorbereitet wurde und Versuchsreihen wiederholt werden müssen (eine einzige Versuchsreihe kann 1 bis 2 Jahre dauern, was das Zulassungsverfahren deutlich verlängert).


Untenstehend die Ergebnisse der wissenschaftlichen Vergleichs-Studie über die In-vitro-Wirksamkeit von Antibiotika der Fluorochinolongruppe. Die Studie stammt aus der Fachzeitschrift für Tierärzte „Vet Spezial“, Ausgabe 11, vom 08.09.2000.

Erklärung:
In-vitro-Wirksamkeit = Wirkung auf Bakterien im Direkttest
In-vivo-Wirksamkeit = Wirkung auf Bakterien im Körper des Tieres


— Original-Zusammenfassung der Studie: —

In-vitro-Aktivität von Enrofloxacin und anderen Fluorochinolonen

Seit 10 Jahren wird Enrofloxacin, der aktive Bestandteil des Medikaments Baytril und gleichzeitig das erste Fluorochinolon der dritten Generation, in der Tiermedizin eingesetzt, um ein breites Spektrum schwerer bakterieller Erkrankungen, wie Infektionen der Harnwege, der Atemwege und der Haut bei Klein- und Nutztieren zu behandeln. In neuerer Zeit erhielten einige andere Fluorochinolone die Zulassung für bestimmte Indikationen in der Tiermedizin.
Da die antibakterielle In-vitro-Wirksamkeit die Voraussetzung für eine gute Wirkung in vivo darstellt, war das Ziel einer Untersuchung, die Aktivität von Enrofloxacin (Baytril) bei aktuellen Infektionen von Klein- und Nutztieren mit der Aktivität der neu zugelassenen, ebenfalls der dritten Generation zuzurechnenden Fluorochinolone (Orbifloxacin, Difloxacin und Marbofloxacin) zu vergleichen. Dabei wurde die Untersuchung strikt auf das in den verschiedenen Zulassungsbescheiden von Fluorochinolonen genannte Keimspektrum beschränkt.
Fazit: Die Untersuchungsergebnisse belegen die gute Aktivität der gesamten Wirkstoffklasse, zeigen jedoch auch in aller Deutlichkeit die fast ausnahmslose Überlegenheit von Enrofloxacin (Baytril) bezüglich der minimalen inhibitorischen Konzentration (MHK), der minimalen bakteriziden Konzentration (MBK), als auch der Inaktivierungskinetik bei den untersuchten Bakterienspezies. Somit besitzt Enrofloxacin auch zehn Jahre nach der Einführung von Baytril in der Tiermedizin, verglichen mit den anderen Fluorochinolonen, bei den registrierten Keimarten insgesamt die beste antibakterielle Wirksamkeit. Zieht man dazu noch die ausgezeichnete Pharmakokinetik bei den verschiedenen Haustierarten in Betracht, so kann daraus geschlossen werden, daß Baytril auch künftig ein bestens geeignetes Mittel zur Behandlung bakterieller Infektionserkrankungen sein wird.


— Ende des Zitates —


Tiberius Mohr, prakt. Tierarzt
Tierarztpraxis T. Mohr
Klinisches Laboratorium für veterinärmedizinische Diagnostik
Jahnstraße 11, 35463 Fernwald-Steinbach
Telefon: 06404 / 95 08 09 (Anmeldung, Praxis), 95 08 10 (Labor, Befundübermittlung)
Fax: 06404 / 95 08 11
Notfalltelefon: 0172-677-0172 (für medizinische Notfälle außerhalb der Sprechzeiten)
E-Mail: t.mohr@brieftaubenmedizin.de
Internet: www.brieftaubenmedizin.de


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