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  #1  
Alt 06.01.2011, 18:35
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rion rion ist offline
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Frage Linienführung - Theorie und Praxis?

hallo ihr da draussen

was ich meine ist folgendes

vater - tochter - enkelsohn

mutter - sohn - enkeltochter

spielt das eine rolle für die zuchtwahl

was sagt die theorie - gibt es praktische erfahrungen

sollte ich also lieber eine tochter oder einen sohn des guten vogels in die zucht nehmen

klärt mich mal darüber auf

mfg

rion
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Die Wahrheit, ein Scherz
Wenn ich scherzen will, sage ich die Wahrheit.
Das ist immer noch der größte Spaß auf Erden.
George Bernard Shaw
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  #2  
Alt 06.01.2011, 19:57
OOO OOO ist offline
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Standard Vergesst Geschlechter bei der Leistungszucht von Brieftauben!

Zitat:
Zitat von rion Beitrag anzeigen
...
vater - tochter - enkelsohn

mutter - sohn - enkeltochter

spielt das eine rolle für die zuchtwahl...
Hallo Richard,
zur Rolle der Geschlechter(folge) in der Zucht von Brieftauben gibt es viel Geschriebens und viel Überliefertes. Fast allem dort geäußertem stehe ich sehr skeptisch gegenüber.

Also die kurze Antwort vorweg: Forget it!

Alle 40 Chromosomenpaare der Tauben vererben sich völlig unabhängig voneinander (siehe auch Unabhängigkeitsregel Mendels). Die Tauben besitzen 39 Autosomenpaare plus ein W- und ein Z-Chromosom beim Weibchen bzw. plus zwei Z-Chromosomen beim Vogel. Und nur die W bzw. Z Chromosomen bestimmen das Geschlecht. Somit läuft deine Frage auf die Frage hinaus, welche Rolle die beiden Geschlechtschromosomen (W bzw. Z) bei der Leistung von Brieftauben spielen.

Würden die Geschlechtschromosomen wesentliche Genvarianten beinhalten, die die Leistung von Tauben beeinflussen, so sollte aufgrund der Tatsache, dass Weibchen nur ein Z-Chromosom und Vögel zwei Z-Chromosomen tragen (bzw. Weibchen ein W-Chromosom und Vögel kein W-Chromosom) eine unterschiedliche Ausprägung dieser Eigenschaften bei Vögeln und Weibchen beobachtbar sein. Da wir ja hier eine Leistungsbestimmendes Gen betrachten, sollte daher auch ein prinzipieller Leistungsunterschied zwischen den beiden Geschlechtern beobachtbar sein. Doch der ist wie man jedes Jahr an den AS-Punktzahlen der besten Weibchen und Vögel von RegVs und Bundes-As-Tauben leiht sehen kann NICHT VORHANDEN!
->Ergo ist es allein schon aus dieser praktisch überprüften Datenlage heraus sehr unwahrscheinlich, dass wesentliche leistungswirksame Gene auf den Geschlechtschromosomen sitzen!


Manche Befürworter der "Wichtigkeit" der Geschlechterfolge argumentieren über die Größe des Z-Chromosoms. Diese Argumentation ist FALSCH! Zwar ist das Z-Chromosom im sogenannten Karyogramm (bestimmte Präparation der Chromosomen, um sie zu fotografieren) eines der optisch größten, doch meint physikalische Größe noch lange nicht dass dort viel aktiver genetischer Code drauf sitzt.
Das Genom der Taube ist bisher kaum entschlüsselt. Aber das der Hühner, und die sind auf biomolekularer Ebene den Tauben sehr ähnlich. Bei Hühnern besitzt das Z-Chromosom zum Beispiel eine um den Faktor 16 geringere Gendichte, als das Chromosom 16 und eine 7 fach geringere als das Chromosom 25 . Und das W-Chromosom trägt beim Huhn nur ganze VIER Gene! 98% des genetischen Codes befinden sich ausserhalb der Geschlechtschromosomen! Es ist also schon sehr unlogisch, sich gerade auf die anderen 2% zu konzentrieren und diese 98% unberücksichtigt zu lassen bei seiner Zuchtstrategie.


Manche (z.B. Vansallen in einem seiner Bücher) argumentieren darüber, dass man das "Erbgut" des Großvaters ja zwingend im Enkel seiner Töchter wiederfinden muß. Es ist ist richtig. Man kann bei so einer Geschlechterfolge wie Vogel - Weibchen - Vogel sicher sein, dass der Enkel genau eines der beiden Z-Chromosomen des Opas abbekommen hat. Aber mehr kann man nicht sicher sagen! Alle anderen Chromosomen und natürlich die darauf befindlichen Gene werden unabhängig davon vererbt,und darüber weiß ich gar nichts! Was soll es als bringen, dass ich über die Herkunft eines von zwei Z-Chromosomen des Enkels Bescheid weiß? Ich weiß noch nicht einmal welches von beiden des Opas dies nun ist. Und Leistungsgene sind auch nicht drauf: MUMPIZ also!

Manche die im Taubenzuchtbereich über die Rolle der Geschlechter und ihre Abfolge argumentieren, kommen mit Beispielen aus der Pferdezucht. Dabei übersehen sie, dass die Wurzeln dieser Ideen wie z.B. Bruce-Lowe in der Pferdezucht heutzutage KEINE Rolle mehr spielen und in der Theorie schon lange widerlegt sind. Abgesehen davon, dass er sich bei seinen damaligen statistischen Erhebungen verrechnet hat, wie man später ebenfalls herausgearbeit hat. Und zudem haben die Taubenzüchter nur dieh Hälfte aus dem Konzept von Lowe übernommen (was ihnen gerade passend erschien), ohne dabei zu beachten, dass Lowe diesen Teil überhaupt nicht begründen konnte, sondern ihn komplett au der Luft gegriffen hat (siehe auch origal veröffentlichung von Lowe, deren Link ich hier mal ins Board gestellt hatte). Auch Bruce "Lowe für Tauben" ist mittlerweile als erwiesener MUMPIZ anzusehen!

Und zu Guter Letzt wird dann noch ab- und zu etwas von Mutterlinien geschrieben/argumentiert. Hier haben wir den Vorteil, dass seit Anfang 2010 die mtDNA von Tauben (das Erbgut der Mitochondrien, an dem die Mutterlinientheoire festgemacht wird) entschlüsselt wurde. Es wurden gerade einmal 35 Gene gefunden (versus über 20.000 Genen im Zellkern). Und nun soll alles an diesen 35 Genen hängen? Auch MUMPIZ!
Zudem mutiert mtDNA so sehr selten. Ich müßte nur eine einzige sehr gute Täubin innerhalb der letzten 200 Jahre (70 Generationen!!) auf der Mutterlinie einer aktuellen Taube finden, und der Argumentation der Mutterlinienfans folgend, müßte dann die aktuelle Taube gut sein!
Welche heutige taube könnte vor diesem Hintergrund denn überhaupt noch eine schlechte "Mutterlinie" besitzen? -> KEINE! Denn wenn eine schlechte Mutterlinie tatsächlich auf die Leistung wirken würde, wäre sie in 70 Generationen Brieftaubenzucht garantiert schon eliminiert worden!

Also zusammenfassend kann man sagen: VERGESST DAS GESCHLECHT. Konzentriert euch bei der Zucht auf die Leistung, und bei der Zucht von Reisetieren auf hohe Chancen Heterosis zu erzeugen (Vermeidung von Inzucht). So simpel ist es tatsächlich!

Es braucht solche tradierten, heute meist schon klar widerlegten Zuchtregeln nicht! Ich persönlich glaube, dass diese nur deshalb existieren, da zu viele Leute gerne nach einer Art "Kochrezept" für gute Tauben suchen. Aber gegen die Macht des Zufalls hilft nur Testen, Information gewinnen und diese mit Statistik bewerten. Aber derart Konkrete Kochrezepte müssen in der Zucht genauso wie bei Tippen der Lottozahlen scheitern!

Grüße
Meinolf
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  #3  
Alt 06.01.2011, 20:17
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Nina Nina ist offline
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[quote=OOO;99628]

Also zusammenfassend kann man sagen: VERGESST DAS GESCHLECHT. Konzentriert euch bei der Zucht auf die Leistung, und bei der Zucht von Reisetieren auf hohe Chancen Heterosis zu erzeugen (Vermeidung von Inzucht). So simpel ist es tatsächlich! /quote]


Hallo Meinolf,

simple Rückfrage: Du bist also der Meinung, dass man in Linienzucht/Inzucht keine Heterosiseffekte beobachten bzw erzeugen kann?

Lieben Gruß

Petra
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  #4  
Alt 06.01.2011, 20:41
OOO OOO ist offline
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Zitat:
Zitat von Nina Beitrag anzeigen
...simple Rückfrage: Du bist also der Meinung, dass man in Linienzucht/Inzucht keine Heterosiseffekte beobachten bzw erzeugen kann?...
Hallo Nina,
nein, ganz und gar nicht. Wir betrachten in der Leistungszucht fast immer statistische Effekte und müssen diese nach Wahrscheinlichkeiten bewerten. Konkrete 100% Aussagen sind daher kaum möglich.


Wenn ein Tier einen Inzuchtkoeffizienten von z.B. 10% besitzt, heißt dies, dass wahrscheinlich 10% seiner Gene aufgrund von Inzucht homozygot (reinerbig) vorliegen (welche wissen wir nicht). Das heißt, auf 5% der Genplätze sitzen keine Varianten die sich von den anderen 5% unterscheiden. Je höher also ein Inzuchtgrad ist, desto kleiner ist auch die Zahl der Varianten im Genom eines Tieres.


Die Chance auf hohe Heterosis steigt nun aber mit der Zahl der Varianten im Genom an. Das ist ein belegbares Fakt. Somit ist Heterosis das exakte Gegenteil von Inzuchtdepression (sozusagen "minus-Inzuchtdepression"). Je mehr Linienzucht oder Inzucht, desto geringer die statistischen Chancen auf hohe Heterosiseffekte.

Aber hier gilt es abzuwägen. Denn ob z.B. 10% weniger gute Chancen auf Heterosis wirklich so schlimm sind, hängt doch davon ab, was ich für diesen Preis erhalte.
Wenn ich geschickte Linienzucht betreibe, kann ich ja meine Linie beispielsweise "frei" von bestimmten ungewollten Eigenschaften machen und sie vor allem auch frei davon halten (ev. habe ich sie z.B. resitent gegen Trichomonaden bekommen).
Durch stetiges Kreuzen bekomme ich so etwas nicht hin!


Die ideale Zuchstrategie für uns Taubenzüchter ist daher der Gebrauch von beiden Mitteln Inzucht und Kreuzung, je nach Bedarf. Inzucht zum "reproduzieren" bestimmter Tiere oder zum Reinigen einer Linie von unerwünschten Eigenschaften.

Und die Kreuzung von Tieren, über deren Eigenschaft ich bereits Bescheid weiß (z.B. weil die Tiere einer Linie mit gewünschten Eigenschaften entspringen, oder mir die erblichen Eigenschaften der Tiere aus anderen Gründen bekannt sind), um dadurch eine hohe Heterosis für die Nachzucht zu erreichen.


Mein obiges "so einfach ist das" ist allerdings stark übertrieben gewesen. Eigentlich sollte es nur meinen, dass dies die zwei wesentlichen Komponenten sind, auf die es sich zu konzentrieren gilt. Diese zu Handhaben ist freilich schon schwer genug, alleine schon weil "Leistung" gar nicht so einfach zu messen und zu beurteilen ist und Kreuzung/Inzucht zu beobachten und mitzuverfolgen ist.

Grüße
Meinolf
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  #5  
Alt 07.01.2011, 08:32
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belgier1 belgier1 ist offline
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Meinolf,

endlich eine die mit alte Wahrheiten aufräumt!!!

Super Beitrag!!!!!

Johan
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  #6  
Alt 07.01.2011, 09:27
mac mac ist offline
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Hallo rion!
Ich weiß nicht wie deine Erfolge so sind. Ich persönlich wage zu behaupten, dass ich einige herausragende Tauben besitze, die sowohl auf der Reise als auch in der Zucht besonderes leisten. Zu meinem großen Glück gelingt es ihnen auch großenteils diese besonderen Gene an ihre Nachzucht weiter zu geben.
Wichtig ist immer, dass man sich Gedanken macht. Ob es sich lohnt daraus "Theorien" zu entwickeln stelle ich Jahr für Jahr mehr in Frage!
Wesentlich ist:
1. Man braucht eine besonders gute Taube (nicht Abstammnung!!!) auf die man die Zucht konzentrieren möchte.
2. Man probiert die Nachzucht aus - auf der Reise und in der Zucht
3. Man vergleicht die übrig gebliebenen Kinder/Enkel mit der Ursprungstaube und zieht seine Schlüsse!

Ich habe festgestellt, dass ich von bestimmten Vögeln lieber mit den Söhnen weiter arbeite. Das findet man so nicht in Büchern. Ganz gewiss haben diese Söhne aber auch tolle Mütter, usw.
Ich bin der Meinung, dass eine nach großangelegtem Plan durchgeführte Inzucht bzw. Familienzucht zu einer unnütz massiven Vermehrung führt.

In diesem Sinne verbleibe ich auf der Suche nach dem nächsten As
mac
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  #7  
Alt 07.01.2011, 10:11
WernerW WernerW ist offline
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Zitat:
Zitat von rion Beitrag anzeigen
hallo ihr da draussen

was ich meine ist folgendes

vater - tochter - enkelsohn

mutter - sohn - enkeltochter

spielt das eine rolle für die zuchtwahl

was sagt die theorie - gibt es praktische erfahrungen

sollte ich also lieber eine tochter oder einen sohn des guten vogels in die zucht nehmen

klärt mich mal darüber auf

mfg

rion
Hallo Sportsfreunde, Hallo Rion
ich bin zwar kein Genetiker, aber ich versuche einfach mal etwas aus meiner Sicht bzw. Wissen über die Inzucht etwas vereinfacht darzustellen.
Da man immer wieder in Verkaufsanzeigen lesen kann „Tauben wurden in Inzucht“ oder in „Starker Linien Zucht“ für die Zucht gezogen, frage ich mich des öfteren sind diese Tauben wenn man sie in der Hand hat ( wenn in der 3ten Generation allein der Supervogel „XXX“ 8 mal vorkommt) überhaupt noch für die Zucht geeignet oder sind sie nicht mal das Papier wert auf den die Abstammung steht ???
Nun Sportsfreunde für mich ist das letztere klar, vor allen wenn man weis was Inzucht bedeutet, bzw. was man mit Inzucht erreichen will und vor allen wie viel Tauben man züchten muss um etwas brauchpaares für die Zucht zu erreichen !!!!!!!
Also haben nach meinen Erkenntnissen haben viele dieser Züchter überhaupt keine Ahnung von der Inzucht und züchten nur um viele dieser Produkte zu verkaufen, oder sie sind Super Züchter welche nach dieser Methode nur „Super – Tauben“ züchten.
Was ist Innzucht überhaupt? Inzucht ist das verpaaren verwandter Tauben; Bruder + Schwester, Papa + Tochter, Cousin + Tante - Schwester des Vaters/ der Mutter etc.

Was passiert eigentlich bei Inzucht?
Manche meinen ja bei der Inzucht, wenn man verwandte Tauben paart, entstehen genetische Defekte, dass ist aber nicht richtig!!!
Inzucht ist nicht der Grund für genetische Defekte! Denn die Defekte sind bereits vorher bei den meisten Tauben vorhanden (rezessiv). Inzucht ist auch kein Grund für eine höhere Mutationsrate wie viele meinen.
Wie man lesen kann führt Inzucht ja bekanntlich dazu, dass immer mehr Genloci bzw. Allele homozygot (reinerbig) werden, also in beiden Chromosomensätzen gleich vorhanden sind. Aufgrund der Mendelschen Gesetze erscheinen durch Inzucht insbesondere auch rezessive Gene des Genotyps im Phänotyp. Folge der Inzucht ist damit die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit des homozygoten Auftretens von Extremen in beiden Richtungen, also sowohl möglicher krankhafter als auch besonders leistungsfähiger Genkombinationen.
Also alle Defekte die bei einer Inzuchtverpaarung auftreten, sind bereits bei den Tauben vorhanden. Durch Inzucht treffen nicht nur mit höherer Wahrscheinlichkeit zwei defekte Gene aufeinander, deshalb ist ja die Inzucht so teuflisch weil die meisten negativen Eigenschaften die über Gene übertragen werden rezessiv sind, dass heißt sie werden durch die Inzucht doppelt angelegt, und können so zur Ausprägung zu kommen. Verpaart man also z.B. jetzt 2 Tauben die miteinander verwandt sind und nur die Anlage, aber nicht Ausprägung dieses Merkmals tragen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Nachkommen diese Ausprägung haben. Bei den Eltern ist aber nix. zu sehen.
Das heißt wiederum nur mit Tauben züchten, bei denen man sicher ist, dass in den ganzen Generationen keine „Erbkrankheiten“ aufgetreten sind.
Um dies zu erreichen müsste man Praktisch eine große Menge an Tauben züchten, diese immer wieder aussortieren, um wie gewünscht durch Inzucht Tauben mit den besonders leistungsfähige Genkombinationen (doppelt angelegt) zu erhalten.
Denn Grundsätzlich geht es ja um die Zucht gesunder Brieftauben unter Vermeidung von genetischen Defekten bzw. den gesteuerten Ausschluss der Vererbung von Fehlern!
Das heißt will ich durch Kreuzungen zweier genetischer reinrassiger Tauben bzw. Zuchtlinien mit besonders leistungsfähigen Tauben erhalten so muss man bei den beiden Inzuchtlinien als Elterngeneration für die Kreuzungen darauf achten dass genetische Defekte ausgeschlossen wurden.
Macht man das nicht, führt dies aber auch dazu (Inzucht Linien), manche Züchter werden dies schon selber beobachtet haben, dass im genetischen Sinne reinerbige Lebewesen geringere Vitalität und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten aufweisen (ich denke da an die JTK), da die genetische Information in beiden Chromosomensätzen gleich ist und dadurch weniger unterschiedliche Gene vorhanden sind (umgekehrter Heterosis - Effekt). Andererseits besteht Züchtung gerade darin, die positive Seite von Inzucht zu nützen, in dem gezielte Inzucht mit Selektion der geeigneten Typen verbunden wird.
Nun Sportsfreunde ich habe vor drei Jahren es selber mal ausprobiert mit drei gekauften Inzucht Tauben (für mich waren 2 schon als ich sie bekam zu klein) etwas brauchpaares zu Züchten, gezüchtet habe ich nur Tauben wären sie Schwarz gewesen, hätte man sie mit kränklichen Amseln verwechseln können, die anderen waren zwar schöne handliche Tauben , fraßen aber 3-mal so schnell wie meine Tauben und vor allen alles was im Schlag fressbar war, das sie manchmal sogar kein Wasser mehr aufnehmen konnten, einige sind sogar wegen zu "Schwer" von Flugbrett in die Tiefe gestürzt.
Wie sagte vor etlichen Jahren Spfr. Hinkel (Schlagpfleger bei E. Heinemann) zu mir:
Man sollt keine Inzucht betreiben, wenn man keine Ahnung von der Genetik hat.

Zitat Meinolf:
…….Konzentriert euch bei der Zucht auf die Leistung, und bei der Zucht von Reisetieren auf hohe Chancen Heterosis zu erzeugen (Vermeidung von Inzucht). So simpel ist es tatsächlich!!

Genau so ist es!!!!!

NS. Wenn ich etwas Verkehrtes geschrieben habe ruhig berichtigen!!!
__________________

ES IST IMMER BESSER, DASS MAN MEHR WEISS, ALS MAN SAGT!
mit freundlichen Grüßen
Werner
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  #8  
Alt 07.01.2011, 10:57
Kurpfälzer
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Hallo Sportsfreund Münscher!

Aus dem Biologieunterricht glaube ich noch zu wissen, dass (laienhaft ausgedrückt) es bei der Vermischung von väterlichen und mütterlichen Genen dem sog. "Crossing over" keine Gesetzmäßigkeiten gibt, d. h. 50 % vom Vater und 50 % von der Mutter verschmelzen nach dem Zufallsprinzig!

Somit ist es gleich ob man aus einem As-Vogel mit einem Sohn oder einer Tochter weiterzüchtet.

Mit ganz excellenten Tieren kann man sehr gute Erfolge mit dem verkreuzen von Halbgeschwisterpaaarungen erzielen, sofern diese Halbgeschwister körperlich excellent sind! Ich halte nix davon Tauben mit Inzuchtdepressionen zu verkreuzen.

Aber für mich gilt grundsätzlich: Was die Zuchttauben nicht in den Genen haben, werden die daraus gezüchteten Reisetauben auch nicht erringen!!!!

Wenn ich also 1. Konkurse erringen will, müssen die Vorfahren meiner Zuchttauben dies geleistet haben. Waren die Vorfahren "nur" Spitzenflieger, dann fallen aus diesen mit absoluter Regelmäßigkeit mehr Spitzenflieger als 1. Konkurssieger. Ob ich hierbei nur kreuze oder in linie paare und dann kreuze, denke ich, bleibt sich gleich. Nur reine Linienzucht vertragen die wenigsten Familien auf Dauer!...dies bläht nur die Bestände auf.

Mit Sportgruß

Friedrich Bänziger
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  #9  
Alt 07.01.2011, 21:18
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rudi1 rudi1 ist offline
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Guten Abend,

wenn ich mir so die Versteigerungstauben im Internet ansehe und insbesondere mir das Pedigree von Tauben anschaue, die Günter Prange gezüchtet und für einen guten Zweck gestiftet hat, fällt mir auf, dass fast alle Tauben ingezüchtet auf den Ringlosen sind.

Ist das falsch so zu züchten oder vererben sich diese Tauben besonders gut?

Gruß Rudi

Ps. Es gibt noch andere, die sehr viele Tauben, die in Inzucht gezüchtet wurden, zum Kauf anbieten. Anscheinend ist dafür eine große Nachfrage. Ist diese berechtigt?
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„Alkohol tötet langsam“, aber wenn man es nicht eilig hat, macht das nichts!!
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  #10  
Alt 08.01.2011, 01:23
OOO OOO ist offline
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Zitat:
Zitat von rudi1 Beitrag anzeigen
...wenn ich mir so die Versteigerungstauben im Internet ansehe und insbesondere mir das Pedigree von Tauben anschaue, die Günter Prange gezüchtet und für einen guten Zweck gestiftet hat, fällt mir auf, dass fast alle Tauben ingezüchtet auf den Ringlosen sind.

Ist das falsch so zu züchten oder vererben sich diese Tauben besonders gut?...
Hallo Rudi, kann grade nicht schlafen, also schreibe ich mal wieder einen meiner "Romane", sorry.
Eigentlich ist zum Thema Inzucht schon alles gesagt worden, um die Antwort darauf selber zu finden:
Motivation so zu paaren:
Zitat:
Zitat von OOO Beitrag anzeigen
...Inzucht zum "reproduzieren" bestimmter Tiere...
Risiko, dass beachtet werden muss:
Zitat:
Zitat von OOO Beitrag anzeigen
...Wenn ein Tier einen Inzuchtkoeffizienten von z.B. 10% besitzt, heißt dies, dass wahrscheinlich 10% seiner Gene aufgrund von Inzucht homozygot (reinerbig) vorliegen (welche wissen wir nicht)...
es können die Guten sein, es können aber auch die Schlechten sein.
Homozygot vorliegende Gene werden IMMER auf JEDES Kind übertragen. Sind es also gute Gene, haben wir eine relativ "konstant gut vererbende" Taube. Da es aber auch Schlechte Gene sein könnten
Zitat:
Zitat von WernerW Beitrag anzeigen
...muss man ... darauf achten dass genetische Defekte ausgeschlossen wurden...
Um eine Inzuchttaube (genauso wie jede andere Zuchttaube) zu bewerten, fehlt also noch folgender Schritt:
Zitat:
Zitat von mac Beitrag anzeigen
...Man probiert die Nachzucht aus - auf der Reise und in der Zucht... Man vergleicht die übrig gebliebenen Kinder/Enkel mit der Ursprungstaube und zieht seine Schlüsse!...
Ich persönlich führe sehr gerne eine in starker Inzucht gezogene Taube für die Zucht ein (Inzuchtkoeffizient größer 10%, also z.B. Opa x Enkelin oder sogar enger). Aber es müssen gerade wegen der Inzucht (die zunächst mal keinen Nutzen an sich darstellt!) bestimmte Voraussetzung gegeben sein:
1. die Taube, auf die sich die Inzucht bezieht muß OHNE JEDEN ZWEIFEL ganz besonders gut IN DER ZUCHT sein!
2. Der/die Nachkomme(n) die zur Inzucht herangezogen werden, müssen selber zu den "BESTEN Vertretern" der Nachzucht der obigen Taube gehören, und dürfen nicht irgendwelche sein!
3. Und "BESTE" meint hier auf der Reise UND auch schon in der ZUCHT, wenn es geht.

Diese drei Punkte werden aber meist nur ganz selten von den angebotenen Inzuchttauben erfüllt.
-Viele "Inzuchttauben" werden angeboten, die mit Inzuchtkoeffizienten von unter 5% eh nicht viel von dem angestrebten besonderen Nutzen (nämlich homozygote gute Gene) einer Inzuchttaube besitzen können. Die kann man auch wie "nicht ingezüchtete Tauben" betrachten (müssen deswegen nicht unbedingt schlecht sein, gehören aber eigentlich nicht zum Kreis deiner Frage)

-Darüber hinaus sind viele der angebotenen "Inzuchttiere" auf irgendwelche guten (oft noch nicht einmal sehr guten) Reisetiere gezüchtet. Da aber gute Reisetiere nicht zwingend gute Zuchttiere sind, ist hier schon die erste der obigen Bedingungen nicht erfüllt.

-Und dann werden oft Inzuchttauben angeboten, bei denen die direkten Eltern keine Top-Leistung in Zucht und/oder Reise vollbracht haben, selbst wenn sich die Inzucht auf einen Topvererber bezieht.


Wenn ein Günter Prange selbst sehr eng züchtet, beachtet er die obigen Punkte, da bin ich mir sicher (siehe z.B. den Stammbaum der 665!). Wenn aber Fillialschläge auf den Ringlosen so züchten, ist dies eher seltener der Fall. Hier kommt dann ev. der Ringlosen möglichst oft im Stammbaum vor, aber nicht selten über völlig unbeschrieben Blätter (Nachkommen). Offensichtlich ist die Nachfrage auch danach bereits ausreichend hoch.


Um zu aufzeigen, wie so eine für mich interessante Inzuchttaube aussieht, hier noch ein konkretes Beispiel.
2007 fiel mir auf, dass ein bayrischer Spitzenzüchter einen Zuchtvogel besitzt, der überragend gut vererbt. Zudem stammte er selber aus einer Linie, die zu den erfolgreichsten des Taubensportes in den 1990ern gehörte und auch heute noch zehren Viele davon.

Ich fragte daher bei diesem Züchter an, ob er mal irgendwann vorhabe diesen Zuchtvogel an seine bis dahin beste Tochter zu paaren, die selber schon auch auf RegV-Ebene alles erflogen hatte und selber schon gut züchtete (sich vorher informieren gehört also mit dazu). Er bejahte dies, wir wurden uns einig und so erhielt ich 2008 mein "Wunschjungtier".

Sie war ohne jeden Makel und sehr vital obwohl sie einen Inzuchtkoeffizienten über 30% besitzt, da schon der bewusste Zuchtvogel ein Inzuchtprodukt aus einer Vollgeschwisterverpaarung war. Hier hatte der Züchter wirklich tolle Arbeit geleistet (und mehr kann ein Züchter auch nicht tun).


Der Vorteil bei einem derart stark ingezüchteten Tier ist es nun, dass die Prüfung in der Zucht recht schnell belastbare Antworten gibt. Denn da hier im konkreten Fall ja grob 1/3tel der Gene immer vererbt werden, sind alle Jungen genetisch gesehen recht ähnlich. Und das bedeutet, sind die Jungen nicht gut oder sehr gut, wird sich dies auch zukünftig nicht so sehr ändern. Da braucht man nicht drei Jahre lang herumprobieren und sich immer noch falsche Hoffnungen machen.

Also paarte ich 2009 dieses Weibchen jährig an einen Vogel aus einer Linie , die ihre Passerfähigkeiten mit der Linie des Weibchens bereits auf vielen anderen Schlägen gezeigt hatte. Der Vogel hatte zudem selber schon Spitze geflogen und bei mir selber schon gute Junge gegeben (ich wußte über seine Zuchtqualitäten also bereits zum Teil Bescheid).

Diese Paarung MUSS nun funktionieren. Denn tut sie es nicht, ist die Aussagekraft schon sehr hoch (weil Passerfekte zu erwarten sind, und weil der Vogel schon gut gezüchtet und selber sehr gut geflogen hat). Und die Aussage im Falle nicht guter Nachzucht wäre gewesen, dass in dem Inzuchtweibchen leider nicht so viele von den guten Genen des Topvereberes homozygot vorliegen, wie ich hoffte. Weitere Versuche überflüssig!

Ich hatte aber Glück: Ich zog drei Junge für mich, die alle drei jung schon nicht schlecht flogen, aber jährig richtig gut waren (70% Reiseleistung über alle drei Tiere mit Spitze und 1. Konkurs). Ein abgegebener Bruder wurde zudem bei einem anderen Züchter 4.bester Jähriger der RV und schlagbeste Taube.

Somit war bereits jetzt, also schon nach dem ersten Zuchttjahr sicher (eben weil sie eine so stark ingezüchtete Täubin ist), dass sie einige sehr gute Gene des Topvererbers, auf den sie ingezüchtet wurde, abbekommen haben musste. Und so wunderte es mich auch gar nicht, dass sie auch in 2010 bei drei Jungen wiederum zwei Volltreffer landete, wovon eine meine vierte beste Jungtaube in diesem Jahr wurde.
Und sie wird es auch weiterhin tun, da bin ichmir sicher.


Übrigens sind die Möglichkeiten an derart gezüchtete Tauben aus derart guten Ausgangstauben zu kommen so begrenzt, dass man auch kein Problem bekommt, zuviele davon auf dem Schlag zu haben. Mir fallen pro Jahr gerade mal ein bis zwei derartige Gelegenheiten auf, wo sich so ein Vorgehen prinzipiell lohnen würde, und dabei halte ich schon sehr ausgiebig danach ausschau.

Neben weiteren Glücksgriffen, die auf dem selben Weg zustande kamen, hatte ich auch schon ebensoviele derartige Tiere, die dennoch nichts berauschendes in der Zucht brachten. Weil ich einfach Pech hatte, und von den wirklich guten Genen zu wenige vertreten waren. Diese Tauben waren halt homozygot im "Durchschnitt" oder sogar noch schlechter. Aber wie gesagt, es fällt hier dann sehr schnell auf. Man muß sich mit ihnen nicht lange aufhalten.

Und natürlich habe ich auch inzuchtfreie Tauben in der Zucht.

so, genug geschwafelt. Nun bin ich endlich müde und hoffe mal einschlafen zu können, Grüße
Meinolf
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