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Jungtaubenkrankheit
Hallo, dies ist mein erster Beitrag und ich hoffe, dass er entsprechend an der richtigen Stelle im Forum ankommt. Ist auch vielleicht nicht so aktuell - aber vielleicht doch hilfreich...
Ich habe gut 30 Jahre Reise- und Zucht-Erfahrung mit Brieftauben, habe hier schon manches gelesen und bis jetzt auch noch keinen Grund gesehen, etwas dazu zu schreiben. - Aber heute bin ich zufällig in den Bereich Jungtaubenkrankheit gerutscht und möchte doch dazu etwas mitteilen. Vorweg ich habe einen Tierarzt, der wenn nötig, zu Rate gezogen wird. Aber ich gehöre zu den Züchtern, deren Tauben noch bis auf einen Tag in der Woche wirklich Wasser in der Tränke haben.... sie kommen möglichst ohne Medikamente (von Impfungen mal abgesehen) und Zusätze aus und ich habe bis jetzt in den ganzen Jahren nur 3 x "ernsthafte" Krankheiten im Bestand gehabt, die jeweils über die Taubenklinik in Essen behandelt wurden (Ende der 70er, Anfang der 80er und 2001: Das Wort Jungtaubenkrankheit kannte ich bis dahin nur aus der Brieftaubenpresse. Dann habe ich 10 Jungtauben (1. Zucht) von einem Züchter zur Blutauffrischung hinzugekauft. - Zuerst war nichts Auffälliges zu bemerken. Anfang Juli dann erbrach eines dieser Jungen (körperlich hatte sie nicht abgebaut) hockte zusammengesunken, am nächsten Tag zeigte sie ein noch elenderes Bild, nur eine 2. Taube dieser 10 fing jetzt ebenfalls an. Mein Tierarzt meinte, es könne die Jungtaubenkrankheit sein, nahm Abstriche - und da ich mich zu dieser Zeit gerade mit den Produkten von perNaturam Töllner befasste - ich solle ruhig da auch einmal telefonisch nachfragen - könne jedenfalls nicht schaden. Ich habe Herrn Töllner direkt ans Telefon bekommen (zu diesem Zeitpunkt war die erste Taube verendet) und die 3. Zugekaufte zeigte die gleichen Anzeichen. Auch Herr Töllner meinte nach meinen (sehr ausführlichen) Schilderungen, es wäre evtl. die Jungtaubenkrankheit - nur eine Ferndiagnose wolle und dürfe er so nicht stellen - mir aber versuchen zu helfen - in Zusammenarbeit mit meinem Tierarzt. Er erklärte mir sehr genau, was er vermutete und schickte mir innerhalb von 24 Stunden Kolsal Kolostrum Extrakt, das in Absprache mit meinem Tierarzt nach seiner Dosierung gegeben werden könne. Ergebnis: Von den 10 Zugekauften erkrankten nach und nach innerhalb 6 Tagen 9 Tauben. 1 verstarb bevor sie behandelt wurde, 8 Tauben überstanden die Krankheit innerhalb von wenigen Tagen (nach Verabreichung von Kolostrum / das bekamen nur erkrankte Tauben) - das 10. Junge erkrankte nicht!! Von meinen eigenen Juntauben erkrankte auch keine!!! Letztendlich habe ich von den "Zugekauften" dann nur das Junge behalten, das gesund geblieben war (ich habe das Weibchen immer noch). Warum gerade diese Jungen erkrankten???????? Übrigens: Lt. Aussage de Verkäufers waren seine Jungen nicht erkrankt (was ich ihm durchaus geglaubt habe). Aber vielleicht ist es doch ganz gut - und wenn es auch nur der Erfahrung dient - einmal das Gespräch zu suchen... Herzlichen Gruß - Andreas |
#2
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Hi Andreas !
Ich würde sagen, Du hast so ziemlich alles richtig gemacht. Raffael |
#3
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Hallo,
ein Freund von mir kämpft jetzt im 5. Jahr mit der Jungtaubenkrankheit. Seine Tauben haben vorher kein Kontakt zu anderen Tauben, der Schlag ist gepflegt und wird öfters desinfiziert bzw. ausgebrannt und seine Zuchttauben wurden in den letzten 5 Jahren 3x ausgetauscht. Er kann jetzt wieder nicht an den Jungtaubenflügen teilnehmen und ist am verzweifeln. Die Verpflegung der tauben ist gut und sie bekommen 1x täglich eine Stunde Freiflug. Was ist meinem Freund zu empfehlen? Herbygruß |
#4
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Ich bin der Meinung, dass der Schlag ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Jungtaubenkrankheit ist. Zumindest, wenn es immer wieder massive Ausbrüche gibt, obwohl man alles mögliche unternimmt und einen Tierarzt zu Rate zieht etc.pp.
Wie liegt der Schlag deines Bekannten? Wie groß ist er, wieviel Sonne bekommt er? |
#5
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Zitat:
da ich bei Jungtauben Gott Sei Dank noch nie Probleme mit der Jungtaubenkrankheit hatte, kann ich auch nicht so viel dazu sagen. Dennoch habe ich ab und zu den Verdacht, dass heute vieles als Jungtaubenkrankheit gedeutet wird, was nicht immer Jungtaubenkrankheit ist. Also, das was Mime gesagt hat, klingt schon mal sehr logisch in meinen Augen. Zusätzlich sollte sich dein Bekannter mal die Ergebnisse der Züchter-Befragung, die der Verband mal vor wenigen Jahren bezgl. der Jungtaubenkrankheit durchgeführt hat, anschauen. Wenn ich mich recht erinnere, waren Schläge, die häufiger gereinigt wurden, und die häufiger desinfiziert wurden, häufiger von der Jungtaubenkrankheit betroffen! Zudem waren Schläge, die auf Dachgeschossen lagen häufiger als Gartenschläge betroffen (ev. weil die Dachgeschoss-Schläge wärmer und damit ggf. staubiger sind?). Wie gesagt, ich erinnere mich aber nur noch grob. Könnte aber einige Hinweise geben, was ev. zu optimieren/verändern ist, wenn er sich das nochmal durchliest. Zu guter Letzt: Der rot hinterlegte Satz, läßt bei mir eine Alarmglocke läuten! Denn durch das ständige einführen neuer Zuchtauben (erst recht wenn es ein Großteil des Zuchtbestandes ist), werden auch immer neue Keime miteingeführt. Diese Keime sind nicht immer pathogen (krankmachend) für Tauben, die daran gewöhnt sind, doch ggf. für Tauben, die das erste mal damit in Kontakt kommen (schon mal Durchfall im Urlaub bekommen, obwohl es den Einheimischen gut ging? Dies hat den gleichen Grund!) Dies ist dann bei neu eingeführten Zuchttauben beim ersten Anpaaren der Fall. Einer der beiden Partner erleidet eine Formkrise wg. der "unbekannten" Keime und die Nestjungen bekommen gleich ihre Portion ab. Und schon ist auch der Jungtierbestand betroffen. Eine Gewöhnung an die bestandseigene "Keimflora" kann bei Tauben schon einige Monate, wenn nicht sogar ein Jahr dauern. Etwas mehr Ruhe und Geduld, was den Zuchttaubenbestand betrifft, könnte also ggf. auch für eine Entspannung der Lage sorgen. Viel Erfolg Meinolf |
#6
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Zitat:
ich habe die Erfahrung gemacht, dass es die Züchter, die es besonders gut machen wollen und ihren Jungtauben während der Aufzucht praktisch "sterile" Bedingungen bieten wollen, später besonders hart trifft - und zwar in der Regel nach den ersten Vorflügen. Die Erklärung dafür ist vermutlich, dass die Tauben nicht die Gelegenheit hatten, sich mit dem für ihre Umgebung üblichen Keimspektrum auseinanderzusetzen und eine Immunität gegen einige dieser Errger aufzubauen. Wenn sie dann im Kabi mit den Tauben der anderen Schläge zusammenkommen, stürzen alle diese eigentlich harmlosen Keime gleichzeitig auf sie ein und führen - zusammen mit der Stresssituation des ersten Kabi-Transports - zu einer Überforderung der Abwehrmechanismen. Mein Rat an diese Züchter ist für das jeweils kommende Jahr folgender:
Für dieses Jahr, wo das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, ist deinem Kollegen zu empfehlen, zu einem mit Tauben erfahrenen Tierarzt zu gehen. Nicht immer handelt es sich bei Erkrankungen der Jungtauben um die "klassische" Jungtaubenkrankheit (bedeutet nach derzeitigem Stand des Wissens: Immunsuppression durch Circovirus + Darmentzündung durch E. coli). Auch Trichomonaden oder Hexamiten können ähnliche Krankheitsbilder hervorrufen oder an der JTK beteiligt sein, ebenso wie andere Erreger. Außerdem verursachen auch z.B. Salmonellen, PMV-1 oder Vergiftungen teilweise Symptome, die vom Züchter nicht selten mit der JTK verwechselt werden. Gruß, Dennis |
#7
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Jungtaubenkrankheit
Hallo Dennis,
dein Beitrag ist sehr detailliert und trifft den Nagel auf den Kopf, ich habe da auch noch ein paar Hinweise: Jungtaubenschläge die besonders luftig sind, d.h. Jungtauben, die fast nur in einer Voliere sitzen, haben fast nichts mit der Jungtaubenkrankheit zu tun, das habe ich jedenfalls bei Züchtern erfahren, die Ihre Jungen entweder in einer Voliere oder nur eine Überdachte Rückwand mit Sitzbrettern halten, wahrscheinlich kommt es hier nicht zu den gefürchteten Hitzestau im Sommer und einer übermäßigen Staubansammlung. Medikamentengaben haben bei den Jungtauben zu unterbleiben, Junge die krank werden müssen aussortiert werden, sonst bekommt man keine Ruhe. Beispiel ich habe in diesem Jahr ein Zuchtpaar bei dem ein Junges jeder Runde an Trichomonaden erkrankte und das andere nicht, es zeige sich im Gegenteil extrem wiederstandsfähig, natürlich wurde das kranke aussortiert und nicht rumgedoktert, das spart viel Geld. Die Manie mit den Trichomonaden und anderen Keimen ist schon kaum mehr zu überbieten. Was würde denn passieren wenn man diese Vorgehensweise auf den Menschen überträgt, wir bekommen doch auch nicht bei jedem Schnupfen etwas in den Tee, es ist doch im Gegenteil schon so, das die jüngeren Menschen viele chronische Krankheiten mit sich herumschleppen, Neurodermitis, Heuschnupfen etc. eine Folge von zuviel Antibiotika und sterilen Lebensumständen. Es ist doch auch nicht so, das es jetzt gleich unsportlich ist, wenn man nicht zum Tierarzt rennt und die Tauben untersucht. Bei mir werden die Jungen, die kränkeln gnadenlos aussortiert, viele andere rennen zuerst zum Tierarzt und päppeln die kranken auch noch auf, eine mehr als falsche Vorgehensweise finde ich. Tauben müssen sich mit den krankmachenden Keimen auseinandersetzen. Heute heißt es doch fast nur noch Ampicillin gegen Streptokokken und Ecoli, obwohl diese Bakterien doch nachweislich auch in einem gesunden Taubenorganismus vorkommen, ja bestimmt auch lebensnotwenig sind um ein biologisches Gleichgewicht im Taubenkörper herzustellen, eine eventuelle Krankheit oder schwäche, die eine übermäßige Vermehrung dieser Bakterien mitbringt, muß noch lange nicht mit Antibiotika behandelt werden, man sollte dem Taubenorganismus die Zeit geben, selbst zu reagieren (wird fast nie gemacht), bekommt die Tauben die Krankheit nicht in den Griff sollte meiner Meinung nach der Gang nicht zum Tierarzt sondern die Selektion sein, denn sonst bekommt man seinen Bestand nicht in den Griff, gerade wo viel Geld für Tauben ausgegeben wird, wird viel herumgedoktert, die haben ja soviel gekostet und sind von Adam und Eva (werden aber bei der Reise nie was bringen) Weiterhin fallen ja viele Züchter in eine Art Manie, wenn die Jungtaubenkrankheit ausbricht, das wichtigste ist meiner Meinung nach, das die Tauben erstmal vom Flug daheim sind, denn sonst ist der Verlust vorprogrammiert. Ich habe festgestellt, das man die Tauben auf keinen Fall füttern darf, wenn die Krankheit ausbricht, da der Verdauungstrakt gelähmt ist, wird die Taube sich erbrechen, bzw. das Futter gärt im Kropf. Keinen Freiflug für mindestens 2-3 Tage. Der Hunger tritt meistens nach 2 Tagen wieder ein, dann nur geschrotete Erdnüsse mit Sämereien und Haferflocken füttern, aber nur ein Drittel der normalen Mischfuttermenge. Im Wasser immer eine Elektrolytlösung. Immer frischen Gritt und vor allem Taubenstein jeden Tag neu. Keine Antibiotika, eventuell das Futter am 3.Tag mit etwas Heilerde und Heilkohle (gegen Durchfall) mischen. Der Spuk war bei mir immer nach max. 5 Tagen vorbei und mir ist auch noch nie eine Taube durch die Jungtaubenkrankheit eingegangen, sowas hat andere Gründe, aber ich habe Junge dabei gehabt, die nicht mehr zugenommen haben, die habe ich aussortiert. Vor allem brauchen die Tauben Ruhe, Ruhe und nochmal Ruhe, das ist meiner Meinung nach das wichtigste. Mit Sportsgruß |
#8
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Hallo Sportfreunde,
im Vorwort der letzten Ausgabe von Brieftaubensport International hat Rainer Püttmann darüber geschrieben. Die Fläche des Vorwortes war "Orange" hinterlegt, es war genau die Größe von 280 ccm, das ist der zulässige Platz für eine Jungtaube im Kabinenexpress !!!! (10 cm breit und 28 cm lang) Wenn es dann noch draussen sehr heiß ist, und genau so ein Wetter hatten wir, bricht bei vielen die Jungtaubenkrankheit "mit dem typischen kotzen" (Original wortlaut) aus. Sicher sind die Beschreibungen von Dennis, Meinolf und Roland nicht falsch, aber nach meiner Meinung liegt die Hauptursache beim Stress, den wir den Jungen zumuten. Bei vielen bricht die Krankheit auch schon vor den eigentlichen Vortouren im Express aus, aber häufig bei Privattraining. Auch das verursacht Stress.
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Mit sportlichem Gruß Klaus |
#9
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Zitat:
Auch ich finde den überwiegenden Teil des Beitrags von Dennis richtig und hilfreich. In einem wie ich meine wichtigen Punkt treffen die Aussagen der von Dir befragten Züchter den Nagel aber noch besser auf den Kopf. Die Gesunderhaltung von Tauben (insbesondere Jungtauben) ist in einer Voliere wesentlich leichter da der Infektionsdruck gar nicht existiert. Vor allem entfällt bei Gitterboden in der Voliere die Ansteckungsgefahr über erbrochenes Futter.
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MfG Strasser 84 |
#10
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Zitat:
krasse Vorstellung, die Sache mit den 10 x 28 cm. Da muß man dir und dem Autor sicher beipflichten! Etwas anderes zum Thema Kotzen bei Hitze möchte ich jedoch auch noch anfügen: Oft wird nicht beachtet, dass Tauben auch in Folge einer Hyperthermie (Dennis muß mich korrigieren, wenn dies nicht der richtige Terminus für Überhitzung ist) anfangen können zu kotzen. Sprich Tauben können nicht schwitzen! Wenn ich Tauben bei großer Hitze einer starken körperlichen Anstrengung aussetze und diese einen (teilweise) gefüllten Kropf haben, werden einzelne Tiere sich erbrechen oder zumindest würgen! Definitiv! Und dieses Erbrechen hat dann nichts mit Jungtaubenkrankheit zu tun, sondern wohl eher mit einer akuten Kreislaufüberlastung. Sobald diese Tiere sich beruhigt haben, wieder im Kühlen sind, hört dieser Brechreiz aber wieder auf und kann so sicher leicht von der Jungtaubenkrankheit unterschieden werden. Wer es nicht glaubt, kann seine (selbst Top-gesunden) Jungtiere ja mal anfüttern und dann bei großer Mittagshitze am besten mit der Flagge um's Haus scheuchen. Es werden definitiv einzelne Tiere würgen oder kotzen! DIESER HINWEIS IST NATÜRLICH NICHT ERNSTHAFT ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLEN! Dennoch sollte man dies wissen, wenn man bei Hitze direkt nach dem Freiflug auf dem Dach einzelne Tiere würgen sieht! Grüße Meinolf |
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