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Alt 15.03.2013, 22:37
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Standard Ein alter Beitrag von Dennis.

Hallo, ein alter Beitrag von Dennis, zum Thema Hefepilze. Zur erinnerung.













Hallo Wilfried,

bevor ich auf deine unten stehenden Fragen eingehe, möchte ich eine Sache unbedingt loswerden - und sei mir bitte nicht böse, wenn ich dabei kein Blatt vor den Mund nehme:

Zwischen die Stühle hast du dich - so wie ich deine Beiträge lese - selbst gesetzt. Wenn man wechselweise zu verschiedenen Tierärzten geht, zwischendurch auch mal selbst auf Verdacht "herumdoktort" und sich bei aufkommenden Fragen dann nicht an die behandelnden Kollegen, sondern an ein Forum wendet, dann bekommt man ganz automatisch einen ganzen Haufen verschiedener Meinungen von Leuten, von denen keiner über das Gesamtbild deines Problems (wenn es denn eines gibt) Bescheid weis, sondern jeder nur ein paar Bruchstücke und Momentaufnahmen kennt. Auf dieser Basis kann doch überhaupt keine sinnvolle medizinische Betreuung deines Bestands stattfinden.

Zitat:
Zitat von Prox
1. Sind Pilze ansteckend, oder kann es sein, dass "nur" eine oder ein paar Tauben im Schlag betroffen sind?

2. Können Pilzinfektionen auch ohne medizinische Begleitung ausheilen?

3. Führen Pilzinfektionen zu einem totalen (Verluste o. ä.)
Leistungseinbruch?

4. Würdest Du eine Behandlung auf Verdacht mit einem Medikament
empfehlen (Nach der Mauser)?
Früher waren vielfach Kupfertränken im Einsatz. Oder es wurde das
Wasser mit Kupfersulfat angereichert. Dosierung und Dauer unbekannt.
Oder es wurden Kupferstücke (Geld) in die Tränke gelegt.
Aberglaube, oder ist da was dran?



Ich versuche mal, alle Fragen gemeinsam zu beantworten, jedoch getrennt für Candida und Schimmelpilze. Die beiden Gruppen unterscheiden sich nämlich ganz erheblich und deswegen kann man sie nicht einfach beide als "Pilzinfektionen" in einen Topf werfen.

Zu Candida:
Hefepilzen (v.a. Candida albicans) können tatsächlich die Schleimhäute des oberen Atem- und Verdauungstrakts besiedeln und von dort auch auf andere Tauben übertragen werden. Sie können (!) dabei Erkrankungen auslösen, die durch Entzündungen der Schleimhäute gekennzeichnet sind (bezeichnet u.a. als "Soor"). Es ist aber - wie Meinolf schon angedeutet hat - nicht so, dass jede Candida-infizierte Taube automatisch krank wird. Dies und die schwere der Erkrankung wird zusätzlich noch von anderen Faktoren, wie etwa dem Vorliegen weiterer Erreger und dem Immunsystem der Taube, beeinflusst.
Hefen können im Kropfabstrich unter dem Mikroskop festgestellt werden. Dies passiert auch, wenn die Tauben kurz vorher Bierhefe aufgenommen haben. Diese Hefen sollten jedoch inaktiv sein und sich nicht auf den Schleimhäuten weitervermehren. Wenn du also - wie von Christian vorgeschlagen - die Gabe der Bierhefe einige Zeit einstellst und dann untersuchen lässt, sollten auf den Schleimhäuten keine Hefen mehr feststellbar sein. Wenn doch, so spricht dies für das vorliegen einer Infektion. Alles weitere solltest du dann mit deiner Tierärztin absprechen.


Zu den Schimmelpilzen:
Schimmelpilze (bzw. deren Sporen) kommen in begrenzten Umfang überall in der Umgebung vor, auch z.B. in unseren Wohnungen. Jeder der mal zwei Tage einen Joghurt offen im Kühlschrank stehen lässt, kann das sehr eindrucksvoll sehen. Gleiches gilt logischerweise auch für den Taubenschlag, das Taubenfutter etc. Die Infektion mit Schimmelpilzen findet also nicht von Taube zu Taube statt, sondern aus der Umgebung - und man kann sie überhaupt nicht verhindern. Eine gesunde Taube mit intaktem Immunsystem und intakter Schleimhautflora kann und muss mit dieser Bedrohung jedoch fertig werden. Wenn eine Taube oder ein ganzer Bestand ein Problem mit einer Schimmelpilzinfektion bekommt, dann kann das in aller Regel zwei Gründe haben:
1. Es kommt zu einer massiven Aufnahme aus der Umgebung, mit der auch das eigentlich intakte Immunsystem nicht mehr fertig wird. Gründe dafür können (massiv) unhygienische Schlagverhältnisse oder verpilztes Futter sein.
2. Das Immunsystem der Taube ist so geschwächt und/oder die Schleimhautflora ist so stark gestört, dass der Organismus mit der normalen Sporen-Aufnahme nicht mehr fertig wird.
Ein Extrembeispiel dazu: Wenn man bei im Endstadium einer chronischen JTK getötete Tiere untersucht (also solche, die schon mehrere Tagen krank und mittlerweile stark abgemagert sind), findet man auf den Luftsäcken nicht selten richtige Schimmelrasen. Diese Tiere, deren Allgemeinzustand und Immunsystem völlig am Boden ist, haben den Pilzen nicht viel mehr Gegenwehr zu bieten, als ein offener Joghurt - und dementsprechend ungehindert wachsen die Pilze. Dieser Befund bedeutet jedoch nicht, dass die Pilze Auslöser der Krankheit waren. Sie haben lediglich vollendet, was andere begonnen und vermutlich auch ohne sie zuende gebracht hätten.
Ein anderes Beispiel: Unser momentan bester Zuchtvogel kam bei seinem Züchter von einem schweren Flug erst nach einer Woche zurück und entwickelte daraufhin eine schwere Pilzerkrankung der Atemwege. Diese wurde erfolgreich behandelt, jedoch blieb der Vogel durch die Schädigung der Atemwege ein wenig schweratmig. Da er ein sehr guter Flieger, im Zuchtschlag des Züchters jedoch kein Platz für ihn war, bekam ich ihn geschenkt. Eine minimale Schweratmigkeit wird wohl für immer bleiben, aber mit seinen mittlerweile 8 Jahren geht es ihm ansonsten prima.
Ein anderer Risikofaktor für eine Pilzinfektion ist - wie oben erwähnt - eine Störung der normalen Schleimhautflora, z.B. durch massive und ungezielte Antibiotikagaben.

Ich hoffe, du kannst dir damit deine Fragen 1-3 selbst beantworten, ohne dass ich auf jede im Detail eingegangen bin.

Zu deiner letzten Frage Nr. 4 nach einer Behandlung auf Verdacht:
Meine Antwort darauf ist definitiv NEIN ! Die üblichen Verdächtigen für die Behandlung haben in aller Regel nicht unerhebliche Nebenwirkungen. Und wo liegt demgegenüber der Nutzen, auf einen so vagen Verdacht hin zu behandeln ?
Was die Candida-Infektion betrifft, wende dich wie oben vorgeschlagen an deine Tierärztin, dann erfährst du, ob eine Behandlung nötig ist oder nicht.
Wenn du tatsächlich vermutest, dass deine Tauben Probleme mit Schimmelpilzen haben, musst du nach den wirklichen Ursachen suchen, denn ohne die zu beseitigen kannst du so oft behandeln wie du willst, die Sporen sind immer da und werden dir wieder Probleme bereiten.
Ich perönlich sehe in dem, was du geschrieben hast, keine wirklichen Anhaltspunkte für eine Schimmelpilzproblematik, aber ich kenne ja auch nicht die ganze Geschichte. Wenn du selbst weiterhin diese Sorge hast, dann wende dich damit an den/die Tierärztin deines Vertrauens. Alles andere wird dich nicht weiterbringen.

Gruß,
Dennis
__________________


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Zum Reichtum führen viele Wege. Und die meisten sind Schmutzig" Marcus Tullius Cicero ( 106-43 v. Chr).
" Die Strafe zähmt den Menschen, macht ihn aber nicht besser" Friedrich Wilhelm Nietzsche
(1844-1900), deutscher Philosoph.

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