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  #31  
Alt 01.09.2002, 01:28
TM
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard RE: Jungtaubenkrankheit durch Trichomonadenmittel

>Ähnliches kann ich berichten.
>Meine Jungtauben (dieses Jahr erstmals überwiegend
>Winterjunge)
>sind so natürlich wie irgend möglich
>aufgewachsen, Strohecke
>absolut keine Vitamine,Supplemente etc.
>Waren schon super trainiert unwahrscheinlich vital
>und flugfreudig.
>ca. 1 Woche nach 5 tägiger
>Ronidazolgabe traten die ersten
>Fälle auf. Eine Untersuchung der
>betroffenen Tauben brachte
>keine greifbaren Ergebnisse keine Coli-Bakterien, gar
>nichts
>In der Woche vor dem Ausbruch
>(ca. 1/3 der Tauben hatte
>die
>Symptome) war auch kein Stress vorhanden
>da wetterbedingt
>Training nicht möglich war.
>
>Bei einem Vereinskollegen von mir war
>es ziemlich genauso.
>
>Ich bin überzeugt davon, daß die
>prophylaktische Gabe
>(wie konnte ich nur so blöd
>sein) der Auslöser war.
>Ergänzend muss ich sagen, daß ich
>ermalig nach Trichomonaden-
>behandlung (um eine Mauserbeschleunigung zu vermeiden)
>
>Im Anschluss auch keine Vitamine gab.
>
>
>Eines kann ich nach 3 Wettflügen
>allerdings auch feststellen
>eine Leistungsminderung der betroffenen Tauben ist
>überhaupt
>nicht festzustellen,eher das Gegenteil !
>
>Gruss
>
>Hubert

Was die prophylaktische Gabe – von irgend etwas – angeht, stimme ich Ihnen voll zu. Meine diesbezügliche Einstellung ist mittlerweile bekannt: Wenn man keine Kopfschmer-zen hat, braucht man auch keine Kopfschmerztabletten zu nehmen! Bringen würde es ja ohnehin nichts…

Zu Ihren weiteren Ausführungen nun einige Anmerkungen:
Ihre Jungtauben sind keinesfalls „so natürlich wie möglich aufgewachsen“, sondern so un-natürlich wie möglich. In der Natur wachsen die Jungtauben nicht nur mit Körnerfutter und Wasser auf, sie dazu zu zwingen, sich damit zu begnügen, ist alles andere als natür-lich. Zwar haben Wildtauben – und allgemein Wildvögel alle Art – normalerweise keinen Zugang zu irgend einer Vitaminflasche, wenn sie den jedoch hätten, würden sie diese hochwertige Vitaminquelle mit Sicherheit nutzen anstatt auf Schnecken und Raupen her-umzukauen. Die Vitaminquellen in der Natur sind hinreichend bekannt, und es gibt mitt-lerweile auch genaue Zahlen darüber, welche Einheiten wovon aufgenommen werden bzw. aufgenommen werden müssen, damit alle Stoffwechselreaktionen so ablaufen kön-nen, wie von der Natur vorgesehen und für die Erhaltung von Gesundheit und Leistungs-fähigkeit erforderlich. Ich verweise auf die zahlreichen Aufsätze aus der Tauben- und Fach-literatur. Weitere Ausführungen an dieser Stelle wären lediglich eine Wiederholung be-kannter Tatsachen.
Die Sache mit der Vitaminflasche ist keineswegs verkünstelt, auch wenn es zunächst so klingt. Mir ist ein solcher Fall bekannt (und sicherlich gibt es noch mehr davon): Die frei fliegenden Zuchttauben eines befreundeten Züchters suchten nach dem Freiflug regelmäßig eine Stelle auf, eine Ecke im Garten, wo der Züchter eine Vitaminflasche hingekippt hatte, weil das Verfallsdatum überschritten war. Zuvor pickten die Tauben hier und da im Garten herum, aber nie so konzentriert und gezielt an einer Stelle. Innerhalb von wenigen Wo-chen haben die Tauben an dieser Stelle einige cm. Erde abgetragen. Dann kam der Winter und die Tauben durften nicht mehr frei fliegen. Im Frühjahr flog die ganze Schar die Ecke im Garten an, verließ sie aber verhältnismäßig schnell wieder. In den nächsten Tagen be-suchten nur wenige Tauben die „Vitaminecke“. Bereits nach 2 Wchen interessierte sich keine Taube mehr dafür. Sicher sind vom Schmelzwasser und Regen die Vitaminreste – falls die Tauben etwas davon übrig gelassen haben – in tiefere Erdschichten gespült wor-den...

Nun zu der mutmaßlichen „Jungtaubenkrankheit“.
Es lässt sich vermutlich nicht mehr rekonstruieren, was Ronidazol bei Ihren Tauben ausge-löst hat und auch nicht mehr, ob Ronidazol überhaupt erwas damit zu tun hatte. Sicher ist jedoch, dass Ronidazol keine Hexamiten-E. coli-Erkrankung (=“Jungtaubenkrankheit“) aus-lösen kann – wie auch?. Dafür sprechen auch die Befunde der anschließenden Untersu-chung erkrankter Jungtauben, bei denen keiner der für die klassische „Jungtaubenkrank-heit“ verantwortlichen Erreger nachgewiesen werden konnte. Denkbar wäre eine Ronida-zol-„Vergiftung“ oder etwas gänzlich anderes, das aufgrund des zeitgleichen Auftretens der Symptome mit der Ronidazolbehandlung in Zusammenhang gebracht wurde. Ein etwas kri-tikloses Vorgehen, jedoch nachvollziehbar, es schein ja „logisch“ zu sein…
Für solche und ähliche Fälle haben wir zum Glück das Medizinforum; um Erfahrungen zu sammeln und auszutauschen, um in Zukunft Fehler zu vermeiden und komplexe Zusam-menhänge in einem allgemeinverständlichen Gewand präsentiert zu bekommen. Daher bin ich für soche Erfahrungsberichte sehr dankbar, denn sie sind ein guter Ansatz, um für alle Züchter einen Problemfall von der medizinischen Seite her aufzurollen.

TM
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  #32  
Alt 02.09.2002, 21:43
TM
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard RE: Jungtaubenkrankheit

Da sieht man mal wieder, wohin Behandlungen ohne fachliche Aufsicht führen können…

Aber abgesehen davon, werde ich versuchen, dahinter zu kommen, was in den geschilder-ten Fällen passiert sein könnte. Die „Jungtaubenkrankheit“ war es sicherlich nicht, das steht jetzt schon fest. Trotzdem hatten mehrere Züchter die gleichen Probleme und in all diesen Fällen lässt sich ein Zusammenhang mit einer Ronidazol-Behandlung herstellen - wobei wir zunächst nicht wissen, ob es sich nicht um einen Zufall handelt. Hier reicht es nicht mehr zu sagen, was es nicht war, hier besteht Aufklärungsbedarf. Sehr hilfreich wäre es, wenn sich Züchter bereiterklärten, ihre Jungtauben von mir untersuchen und die erfor-derlichen Proben für die Bakteriologie, Mykologie, Virologie, Parasitologie, Histologie etc. entnehmen zu lassen, WENN EIN SOLCHER FALL WIEDER AUFTRETEN SOLLTE, und dann möglichst sofort und nicht zwei Wochen später. Interessant wäre auch eine Untersu-chung von Jungtauben BEVOR die Krankheit ausbricht. Da man den Zeitpunkt und das Auftreten wohl nicht beeinflussen kann, könnte man sich helfen, indem man Jungtauben aus Beständen untersucht, in denen diese Krankheit in den vergangenen zwei Jahren be-reits aufgetreten ist. Tritt sie später nach einer Ronidazolbehandlung bei den zuvor unter-suchten Jungtauben auf, dann hätte man damit die „Untersuchung davor“, wenn nicht, dann hat man umsonst untersucht – ganz umsonst wird es natürlich nicht sein, denn der Züchter bekommt natürlich ALLE Befunde, unabhängig davon, ob ich die Proben später für meine Studie benötige oder nicht. Man spart sich so die Kosten für die tierärztliche Unter-suchung der Jungtauben… Selbstverständlich werden in diesen Fällen für Untersuchungen und Labordiagnostik keine Gebühren berechnet, denn es besteht auch meinerseits ein be-rechtigtes wissenschaftliches Interesse an der Aufklärung – vielleicht handelt es sich dabei um etwas völlig neues, bisher unbekanntes… Auf jeden Fall aber erhoffe ich mir von dieser Studie, den Ausbruch in weiteren Beständen verhindern zu können.
Dafür müssten sich die Züchter damit einverstanden erklären, dass nach Abschluss alle Fak-ten in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden – das ist so üblich (natürlich ohne Namen zu nennen oder irgendwelche Einzelheiten, anhand derer jemand den Bestand identifizie-ren könnte).

Züchter, die an der Studie teilnehmen möchten (und die genannten Voraussetzungen erfül-len), können sich telefonisch in der Praxis melden und ihre Telefonnummer hinterlassen. Ich rufe anschließend zurück, um gemeinsam die Fakten durchzugehen und einen mögli-chen und vom Zeitpunkt her für die Studie günstigen Termin für die Untersuchung zu ver-einbaren. Der Mitarbeiterin in der Anmeldung unbedingt mitteilen, dass es sich um einen Fall für die Jungtaubenstudie handelt.

TM
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  #33  
Alt 02.09.2002, 21:44
TM
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard RE: Jungtaubenkrankheit

Antwort
Der Meinung von Timo kann ich mich nur anschließen: ohne Befund oder konkreten Ver-dacht keine Behandlung – eigentlich selbstverständlich. Da wir es aber nicht mit einem Einzeltier, sondern mit einem seuchenhygienisch offenen Bestand zu tun haben, müssen in Anbetracht der Eigenschaften einiger Erreger regelmäßig Kontrollen durchgeführt werden. Zu den Erregern, mit deren Präsenz man unter den Bedingungen des Brieftaubensportes einfach rechnen muss, gehören vor allem Trichomonaden, Kokzidien, Würmer und Hexa-miten. Wobei jedoch die Hexamiten erfahrungsgemäß immer wieder, Jahr für Jahr, diesel-ben Bestände befallen. Andere Bestände hingegen bleiben für Jahre frei – wie das im Be-stand von Timo der Fall ist. Dieses „Verhalten“ der Hexamiten hängt mit dem Vorkommen eines Erregerreservoirs in der Umgebung des Schlages zusammen. Bestände, in deren Nähe sich keine „wilden“ Hexamitenpopulationen befinden, werden seltener bis gar nicht von der „Jungtaubenkrankheit“ heimgesucht (abgesehen natürlich von der Ansteckung auf den ersten zwei Vorflügen). Natürliche Reservoirs, in denen sich Hexamiten nicht nur aufhal-ten, sondern auch vermehren und stark anreichern (!) sind vor allem stehende Gewässer (Tümpel am Ackerrand, Pfützen, Dachrinnen), moosbewachsene Flächen und Spatzen. Die Spatzenpopulationen in Deutschland sich zu nahezu 100% mit Hexamiten durchseucht. So lange das natürliche Erregerreservoir nicht trockengestellt bzw. nicht gefunden wird, müs-sen in solchen Beständen Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. Diese bestehen z.B. in der Verabreichung eines (antibiotikafreien!) Schleimhautschutzpulvers auf genaue Anwei-sung des Tierarztes. Das ist eine der wichtigsten Stützen einer angemessenen Bestandspro-phylaxe. Weitere Maßnahmen sind beispielsweise der kontrollierte Freiflug unter Aufsicht des Züchters und das Verhindern, dass Jungtauben gleichzeitig mit den Alttauben „Aus-gang“ haben. Die Alttauben können so den Jungtauben nicht „zeigen“, wo sich das Erre-gerreservoir befindet und je nach Lage und Entfernung vom Schlag ist es durchaus möglich, dass die Jungtauben die Pfütze, den Tümpel oder die Dachrinne des Nachbarn nicht finden. Wenn man als weitere Maßmahme beispielsweise durch die Verwendung eines engma-schigen Drahtgeflechts dafür sorgt, dass Spatzen nicht in den Schlag gelangen, hat man nicht nur eine Hexamiten- sondern auch eine Salmonellenprophylaxe durchgeführt.

TM
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  #34  
Alt 20.11.2002, 22:26
Schorsch
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard RE: Jungtaubenkrankheit durch Trichomonadenmittel

Hallo Roland,
habe den Jungen nie etwas gegeben, und hatte auch nie Probleme.
Habe zwar immer mit mittleren Erfolg gereist, aber das war auch beruflich bedingt.
Nun habe ich in 1998 einen Standortwechsel mit Schlag und Tauben vornehmen müssen, und 1999 mit der Jungreise wieder begonnen. Durch mehr Zeit ( bin jetzt Rentner), aber die gleiche Versorgung wie die Jahre zuvor, also keine Medikamente oder sonstwas. Wie gesagt in 1999,
erster Jungtier-Verbandsmeister im Bezirk,Bronzemedaille, dritter Kreismeister, zweiter RV-Meister, Vereinsmeister.
Also war meine Versorgung denke ich in Ordnung.
In 2000 konnte ich aus privaten Gründen nur bedingt am Reisegeschehen teilnehmen.
Jetzt kommt meine Antwort auf Deinen Beitrag.
2001 habe auf anraten einiger Sportfreunde eine Kur mit Ronidazol gemacht, Erfolg gleich Null.
Habe mir noch nichts dabei gedacht, und den Fehler bei mir gesucht, aber eine Erklärung konnte ich nicht finden.
Richtig dick kam es dann in diesem Jahr.
Auch wieder eine Kur mit Ronidazol, die Tauben flogen am Haus, es war die helle Freude. Die Trainingsflüge waren auch ohne Verluste gelaufen. Den ersten Vorflug habe ich nicht gesetzt.
Beim zweiten Vorflug konnten die Tauben wegen schlechtem Wetter nicht geschmissen werden, um noch eine Nacht zu stehen. Am nächsten Morgen wurde geflogen. 60 Tauben waren mit, 35 fliegen heute noch, der Rest der zurück kam hat gekotzt wie verrückt.
Danach habe ich das Reisen eingestellt.
m.f.g.
Schorsch
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