Adenovirus

[Champ]

Hallo Herr Mohr,

bei uns in der Einsatzstelle ist bei einigen Züchtern vermehrt der Adenovirus(sog. Jungtaubenkrankheit oder auch Mooskrankheit) bei den Jungtauben aufgetreten. Es wurden die verschiedensten Mittel zur Heilung diskutiert. Ein Züchter behautete, dass man vorbeugend gegen den Adenovirus impfen kann. Ein anderer Züchter behauptete, dass man dieser Erkrankung durch regelmäßige Gabe von Vitaminen und Electrolyten(er nannte Volamin) vorbeugen kann. Es wurde festgestellt, dass aus gewissen Paaren alle Jungtauben erkrankten und aus anderen Paaren keine.
Was halten Sie von diesen Aussagen?
Am Freitag haben wir unseren ersten RV-Jungtaubenvorflug. Was kann man machen, damit sich die eigenen Jungtauben nicht im Kabi anstecken?
Für eine Beantwortung meiner Fragen wäre ich dankbar.
Gruß
Champ

>Hallo Herr Mohr,
>
>bei uns in der Einsatzstelle ist
>bei einigen Züchtern vermehrt der
>Adenovirus(sog. Jungtaubenkrankheit oder auch Mooskrankheit)
>bei den Jungtauben aufgetreten. Es
>wurden die verschiedensten Mittel zur
>Heilung diskutiert. Ein Züchter behautete,
>dass man vorbeugend gegen den
>Adenovirus impfen kann. Ein anderer
>Züchter behauptete, dass man dieser
>Erkrankung durch regelmäßige Gabe von
>Vitaminen und Electrolyten(er nannte Volamin)
>vorbeugen kann. Es wurde festgestellt,
>dass aus gewissen Paaren alle
>Jungtauben erkrankten und aus anderen
>Paaren keine.
>Was halten Sie von diesen Aussagen?
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>Am Freitag haben wir unseren ersten
>RV-Jungtaubenvorflug. Was kann man machen,
>damit sich die eigenen Jungtauben
>nicht im Kabi anstecken?
>Für eine Beantwortung meiner Fragen wäre
>ich dankbar.
>Gruß
>Champ

Zunächst sollten wir uns auf die Benutzung der Terminologie einigen: die Adenovirose betrifft zwar vorwiegend junge (und immungeschwächte) Tauben, es handelt sich aber dabei nicht um die „klassische“ Jungtaubenkrankheit (siehe meinen Beitrag unter Taubenmedizin). Was natürlich nicht ausschließt daß die Erreger gleichzeitig in einem Bestand auftreten und den Verlauf der Krankheit beeinflussen. Mit „Jungtaubenkrankheit“ oder „Mooskrankheit“ ist die Hexamitenerkrankung der Jungtauben gemeint, oft kompliziert durch einen gleichzeitigen befall mit Escherichia coli, Klebsiella spp. und/oder Trichomonaden. Der Hauptverursacher (und Wegbereiter für die Ansiedlung der übrigen Erreger) sind die Hexamiten und nicht Adenoviren.

Arzneimittel zur Bekämpfung der Jungtaubenkrankheit gibt es (siehe o.g. Beitrag), nicht jedoch gegen Adenovirose. Man hat zwar verschiedene Versuche mit Virustatika unternommen, die Erfolge sind jedoch eher bescheiden (vor allem wenn die Krankheit bereits ausgebrochen ist).

Ein Inpfstoff für Tauben gegen das Adenovirus gibt es nicht. Die regelmäßige Verabreichung von Wirkstoffpräparaten führt sicherlich zu einem besseren Gesundheitsstatus m.u. auch zu einer besseren Abwehrlage und kann entsprechend auch einen etwas besseren Schutz gegen Adenoviren bedeuten – eine verläßliche Vorbeugemaßnahme ist es jedoch nicht. Es kommt auf den Infektionsdruck an: werden die Tauben einer geringen Anzahl von Viren ausgesetzt, können solche mit einer guten Wirkstoffversorgung (vor allem Vitamin A, also nicht gerade Volamin) eher „hoffen“ davon zu kommen. Bei einer hohen Anzahl Viruspartikel hilft eine gute Wirkstoffversorgung auch nicht mehr – das wäre ja auch zu einfach...

Da Juntauben bestimmter Paare bevorzugt erkranken, handelt es sich vermutlich um die „richtige“ Jungtaubenkrankheit und nicht um die Adenovirose. Hexamiten werden von unauffällig infizierten Zuchttauben auf die Nachzucht übertragen, die Krankheit bricht dann in der heißen Jahreszeit, oder nach dem ersten Vorflug (Streß) aus.
Bei einer sehr guten Schlaghygiene – vor allem wenn ausgeschlossen werden kann, daß Kot in das Trinkwasser fäll – ist es durchaus möglich, daß die Krankheit auf die Jungtauben beschränkt bleibt, die es von den Eltern übertragen bekommen haben. Nimmt man es jedoch mit der Schlaghygiene nicht so genau oder befinden sich in der Umgebung des Schlages moosbewachsene Flächen, dann werden vermutlich auch die übrigen Jungtauben des Bestandes daran erkranken. Die Hexamiten, die mit dem Kot infizierter Jungtauben auf die Moosflächen fallen, können sich in der hier herrschenden feuchten Umgebung mehrere Wochen lang halten, zum Teil findet sogar eine Vermehrung statt. Wenn gesunde Jungtauben in ihrer Neugier daran herumpicken, werden sie angesteckt.

Gegen eine Ansteckung mit Adenoviren im Kabinenexpreß können Sie leider nichts tun – das bräuchte man auch nicht, wenn jeder Teilnehmer ausschließlich gesunde Tauben einkorben würde.
Gegen eine Ansteckung mit Hexamiten hilft die Verabreichung von Schleimhautschutzpulver für Jungtauben, sofort nach der Rückkehr vom Flug (für 2 Tage). Jedoch hilft das Arzneimittel nur gegen frisch (innerhalb von maximal 3-4 Tagen) aufgenommene Hexamiten, ein länger bestehender Befall läßt sich seit ca. 2-3 Jahren damit nicht mehr erfolgreich behandeln, höchstens unterdrücken. Früher haben wir damit jeden Hexamitenbefall erfolgreich behandeln können, aber innerhalb von wenigen Jahren haben die Hexamiten gelernt, damit „umzugehen“. Daran sind vor allem zwei Tatsachen schuld: die außerordentlich hohe Anpassungsfähigkeit der Hexamiten und der unsachgemäße Gebrauch durch einige Züchter, die sich partout nicht an die Behandlungspläne des Tierarztes halten wollen...

Tiberius Mohr

Werter Sportfreund,

nun ist die Adenovirose oder was auch Immer bei uns aufgetaucht. Teils unterschwellig, teils sehr akut beim gesamten Jungtaubenbestand. Die Tauben kamen Mittwochs vom letzten Vorflug zurück, hatten wenig Appetit (Futter noch im Kropf) und nachdem Sie Wasser getrunken hatten, fingen ca. 7-8 von 55 an die Körner zu erbrechen. 25-30 Tauben haben zwar nichts erbrochen waren aber mehr oder weniger teilnahmslos. Der Kot war dunkelgrün oder schleimig (nicht bei allen).Die Tauben die erbrachen fielen mehr oder weniger körperlich zusammen.(Eventuell Wasserverlust durch Erbrechen und dünnen Kot) Die Futteraufnahme am nächsten Tag war auch dürftig. Da ich meine Tauben noch die Woche vorher bei Herrn Mohr zur Kontrolle hatte mit negativem Befund hat es also keine bakterielle oder parasitäre Ursache. Dieses Phänomen beobachte ich jetzt schon 4 Jahre immer um die gleiche Jahreszeit. Ich habe daraufhin 1 Mahlzeit ganz ausfallen lassen. Ins Wasser habe ich Probiotisches Joghurt verabreicht. Über das Futter Lebertran angefeuchtet mit Electavit, Probiotikum und Heilerde. Die Tauben habe ich nicht fliegen lassen. Am Samstag war der Kot wieder normal, die Futteraufnahme auch zufriedenstellend und der Spuk so gut wie verschwunden. Am Sonntag hatten wir den ersten Preisflug und die Ausbeute von 72/39 mehr als zufriedenstellen, angefangen mit dem 7,8,9,10-14 Konkurs. Aber es fehlten auch noch 10 Tauben am Sonntag.Das eigentilche Phänomen ist aber, daß wir noch aus einem 2.Schlag mit 20 Jungtauben reisen, von denen ist nicht eine erkrankt, obwohl sie im gleichen Kabi und Korb saßen und nur 1 fehlt. Wie wir weiterhin hörten, mußte ein Sportfreund mit 70 Jungtauben die Reise abbrechen, da die Jungtauben fast alle erbrachen und auch am Wochenende noch nicht wieder fit waren (eventuell hier eine weitere unterschwellige Erkrankung vorlag, die den Effekt nocht verstärkt hat, abgesehen von den Sportfreunden die sowas bei der Menge Ihrer Jungtauben gar nicht wahrnehmen. Nun habe ich gesehen, daß nur einzelne Tauben erbrechen, und das auch nur einmal in Ihrem Leben. Es muß sich meiner Meinung nach demzufolge um eine Virusinfektion handeln die weniger oder mehr akut verläuft, je nach Gesundheitszustand der Jungtauben, und nach Abklingen einen Immunschutz oder Antikörperbildung im Körper erzeugt. Eine Medikamentengabe in Form von Bytril macht meiner Meinung nach mehr kaputt als gut, da hierdurch der bakterielle Nährboden von Kropf und Darm ganz aus dem Gleichgewicht kommt.

Wer hat in dieser Form schon ähnliche Phänome beobachtet, oder kann Verlaufsform und eventuelle Ursachen hierfür nennen.

Mit Sportsgruß

Roland Filz

Sehr geehrter Herr Filz,

ich kann die von Ihnen beschriebenen Phänomene bestätigen.
Ich und viele Vereins- und RV-Kollegen hatten und haben mit den gleichen Problemen zu kämpfen.
Die "schlimmste" Periode war vor ca. 3-4 Jahren.
Jetzt wird es zwar ein bischen ruhiger, aber nach wie vor,denke ich, ist die ganze Angelegenheit unterschwellig vorhanden.
War es vor ein paar Jahren noch so, daß eine Taube sichtbar erkrankte und am nächsten Tag schon oder nach 2 Tagen mehr oder weniger einging (wenn man sie vorher nicht erlöste...) so ist es heute eher unterschwellig - was sich eigentlich nur noch darin zeigt, daß die Taube nicht richtig verdaut, also am Morgen noch die Abendfütterung im Kropf hat und keinen Appetit mehr hat.
Auch stellt sich unmittelbar ein Stop der Daunen und Deckgefiedermauser ein.
Persönlich habe ich den Zuchtbestand noch weiter "verjüngt" und versuche mir nur widerstandsfähige Tauben zu halten.
Joghurt ist sehr gut (LC 1), evtl. mit Nährsalz oder Heilerde abgetrocknet, Enzymhefezellen (flüssig) und Zelloxygen evtl. einsetzen (Alles Vorbeuge).
Ich denke auch, daß der Einsatz von jodhaltigen Produkten
(Blitzform, De Reiger Elixier etc.) von Vorteil ist.
Ich kenne Züchter, die auch Roten Sonnenhut etc. einsetzen
(Gamba Immun, Livimun...)-->Ich denke, man muss probieren worauf die Tauben am besten ansprechen.

Viele Grüße


Andreas Seidl