Bitte um Hilfe

Liebe Taubenfreunde,
ich erarbeite zur Zeit im Auftrag des Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. ( www. archiv-buergerbewegung.de) und mit Unterstützung der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur eine Ausstellung über das Freizeitverhalten in der DDR der 1970er und 1980er Jahre, also unter Honecker. Wir untersuchen, wie frei bzw. unfrei die DDR war und ob es wirklich so genannte politikfreie Nischen in der Gesellschaft gab, wie es seinerzeit der Westdeutsche Günter Gaus behauptete.
Dazu betrachten wir verschiedene Bereiche näher. Zum Beispiel die FKK + Campingfreaks, die Indianistik- und Traditionsvereine und auch den Verband der Kleingärtner- Siedler + Kleintierzüchter. Bei letzterem interessieren uns die Brief- bzw. Sporttaubenzüchter, wie es in der DDR hieß.Haben Sie Erfahrungen mit dem Sicherheitsapparat der DDR gemacht? Gab es Beeinfflussung, Verbote , Auflagen etc. die den Taubensport behindert haben? Wie war es mit Kontakten in den Westen oder in andere Länder?
Es wäre nett, wenn Sie uns mit Ihren WErfahrungen helfen könnten. Schließlich soll das Bild ja auch nicht verfälscht werden. Falls Sie uns leihweisae Fotos oder anderes Material zur Verfügung stellen könnten, wäre dies super. Natürlich gibt es alles unbeschädigt zurück. Die Ausstellung wird am 20.11.06 im Leipziger Neuen Rathaus eröffnet und anschließend durch Deutschland touren. Infos bitte an michaelwildt@gmail.com bzw. per Post an Michael Wildt; Zum Teich 1; 04808 Wäldgen
Für Ihre Hilfe besten Dank und allzeit Gut Flug

[Eddie]

Hallo Micha,
ich wundere mich schon, was nach 16 Jahren Wiedervereinigung noch stattfindet . Ist ja fast ähnlich mit der Tatsache, daß wir(die nach 1945 Geborenen) noch heute für den 2. Weltkrieg zur Verantwortung gezogen werden !!! Wir sollten uns nach vorn orientieren- da gibt es genügend Probleme.
Nun aber zum Thema, wir haben 1983 und 1987 jeweils eine Bezirksausstellung durchgeführt, wobei ich der Ausstellungsleiter war.
Ich wüßte nicht, daß wir diesbezüglich Einschnitte, Behinderungen o.ä.
gehabt haben.
Zwei Mal habe ich auch Brieftauben aus der CSSR eingeführt, dazu waren
Antragsstellungen notwendig- diese waren etwas langwierig- aber es ging ohne Probleme ab.
Ich bin seit 1968 Brieftaubenzüchter und war auch mehrmals als Reisebegleiter im Einsatz.
Das in Kurzform von mir.
Sollten noch Fragen bestehen, bin ich gern bereit diese zu beantworten.
Mit den besten Wünschen
Wolfgang

Hallo Micha!
Die Stasi hat überall mitgemischt,in Leipzig soll jeder dritte bei diesem Verein gewesen sein.Auch im Brieftaubensport haben sie verdeckt die
Zügel in der Hand gehabt.
mfg.UJ

[Eddie]

Hallo Uwe,
ich weiß zwar nicht woher Du diese Behauptung nimmst, aber ich denke Du tust damit vielen Leipzigern Unrecht !!
Bist Du der Meinung heute nicht überwacht zu sein, bei den vielen Organisationen(z.B.Verfassungsschutz, MAD usw.).
Schau Dir doch mal die Vergabe der Karten für die Fußball-WM an , so etwas hat es gaube ich noch nie gegeben.
Antragstellung war mit Namen und Adresse. Bei Vergabe die Karte
personalisiert und nicht übertragbar !!!
Was soll das, ist man da frei ??
Mit sportlichen Gruß
Wolfgang

[3Farben]

Hallo Micha,
ich bin wie Eddie auch überrascht, dass man jetzt noch solche Umfragen veranstaltet.Diese Zeit sollte man nutzbringender verwenden, als in längst vergangenen Dingen zu rühren.
Ich habe direkt an der innerdeutschen Grenze in der 5km -Sperrzone gelebt.
Für die Brieftaubenzucht musste man im Verein organisiert sein und bekam eine polizeiliche Genehmigung.Das "illegale" Halten von sogenannten Sporttauben war verboten.Ich war ab 1955 im Brieftaubenverein und hatte mehrmals polizeiliche Schlagkontrollen. Westdeutsche Tauben wurden sofort eingezogen.Da ich im Überfluggebiet lag,kam es schon häufig vor,dass fremde Tauben auf dem Schlag waren.Als ich 1960 zum Studium fuhr,wurde mit dem Wohnortwechsel die polizeiliche Genehmigung eingezogen und ich musste meine Brieftauben abschaffen.
Ich hatte aber nie das Gefühl, von der Stasi überwacht worden zu sein.
Zum Beispiel habe ich mehrfach mit westdeutschen Züchtern unbeschadet Briefkontakt aufgenommen. Brieftauben mit westdeutschem Verbandsring konnte man offiziell nicht halten, auch nicht mit Eigentumsnachweis.
Ob das nur auf die Sperrzone zutraf, kann ich nicht beurteilen.

Mit freundlichem Gruß
Wilhelm

Uwe übertreibt mit jeder 3. aber sonst gebe ich ihm Recht und Wolfgang du kannst doch nicht den Verfassungsschutz mit der Stasi gleichsetzen! Mein Bruder hatte ein Schnellverfahren nur weil er zum Bürgermeister " Rote Socke" sagte.
Illegales züchten von Brieftauben war nicht erlaubt. Kenne einen Züchter aus Gröden,der in den 70er Jahren seine Tauben vor der Polizei schlachten mußte,da er nicht im Verein war.

[Eddie]

Hallo Oliver,
Du hast ja Recht- ich kann und will die Stasi nicht mit dem Verfassungsschutz, BND, MAD o.ä. gleichsetzen. aber wir sollten uns hüten, zu denken wir leben in einem "luftleeren Raum". Heute läuft die Überwachung der Bürger auf höherem techn. Niveau ab. Und der Staat
erlaubt auch nicht alles :
Hier ein Beispiel von mir - ein ehemalihger Taubenzüchter aus der Nachbargemeinde wurde vor 4 Jahren mit einem riesigen Polizeiaufgebot
in seiner Wohnung festgenommen. Man war nach 90 Tagen Telefon abhören der meinung, daß dieser mit Habichten handelt !!!
Daraufhin wurde mit einer Hundertschaft der kleine Ort umstellt und
gewaltsam in seine Wohnung eingebrochen.
Ist das Freiheit ???
Man mußte ihn jedoch wieder freilassen, da die Beweise für eine "Haftstrafe" nicht ausreichend waren.
Dagegen kann jemand ein 8 jähriges Mädchen vergewaltigen und umbringen, dafür wird er , weil er vielleicht unter Alkohol stand, auf freien Fuß gelassen.
In der DDR war bestimmt vieles nicht o.k. , aber auch heute, gibt es genügend Kritik zu üben und die Mehrzahl der Bevölkerung wird verdummt(wie z.B. bei der Vogelgrippe).
Mit sportlichen Gruß
Wolfgang

[3Farben]

Hallo Wolfgang,
solch eine Pauschalmeinung von Uwe ist 1. nicht belegbar und 2.muß es ihm entgangen sein,welche Rolle gerade Leipzig bei der Wende gespielt hat.
Die Rechtsprechung sollte Recht sprechen, d.h. Gerechtigkeit schaffen.Wie weit sind wir von diesem Ideal entfernt.Wenn es Gesetze zulassen,dass ein findiger Verteidiger einen Schuldigen freibekommt, sich selbst noch nicht einmal darum kümmert,was er damit angerichtet hat und nur an seine Karriere denkt,dann stimmt etwas nicht an unserem Rechtssystem.
Aber noch einmal zur DDR. Im Sperrgebiet war die Brieftaubenhaltung schon erheblich schwieriger.Der Staat war sehr präsent, wenn es um die Bestrafung von "Sündern" ging.Ich weiß von einem Fall in den 60er Jahren, dass die Polizei nach einer Schlagkontrolle bei mir, bei 2 illegalen Brieftaubenhaltern,die in der Nähe wohnten, Kontrolle gemacht haben und alle Tauben beschlagnahmten.In einem Gerichtsprozess wurden sie zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.
Mit freundlichem Gruß
Wilhelm

[Eddie]

Hallo Wilhelm,
ich stimme Dir voll zu, auch zu dem Sachverhalt aus den 60er Jahren. Es war manches übertrieben und unverständlich. Aber der "kalte Krieg" und das "Feindbild" taten ihren Beitrag dazu. Zum Glück gibt es dies in Europa nun nicht mehr.
Was das Rechtssystem anbetrifft, halte ich mich mit weiteren Kommentaren lieber zurück(ich habe diesbezüglich genügend Erfahrungen seit 1990 sammeln dürfen). "Recht haben und Recht bekommen- das sind 2 verschiedene Schuhe"
Einen schönen Sonntag wünscht herzlichst
Wolfgang