Impfungen

Nach Abschluß der Mauser stehen jetzt die jährliche Paramixo-, Pocken- und Paratyphus Impfungen an.
Wie, wann und in welchem Abstand sollten diese Impfungen durchgeführt werden ??

Vielen Dank
Kalle

von meinem Tierarzt wurde mir folgendes empfohlen:
Kombi Impfung Paramyxo und Pocken durchgeführt 13.12. dann eine 5 tägige Kur mit Baytril (habe ich noch aus vorigem Jahr) zwischen Weihnachten und Neujahr Impfung gegen Paratyhus, danach 2x
7 Tage Kur mit Altabaktine, dazwischen etwaVitamine.

Vorgeschrieben ist die Impfung gegen Paramyxovirose (Newcastle disease), die übrigen sind freiwillig.

Sinnvoll sind die Paramyxo-Impfung und die Impfung gegen Salmonellen. Die Pockenimpfung ist aus medizinischer Sicht zwar sinnvoll (medizinisch sind alle Vorsorgemaßnahmen sinnvoll!); ob sie tatsächlich in Ihrem Bestand auch angebracht ist, hängt davon ab, ob in Ihrer RV in den vergangenen Jahren Pocken aufgetreten sind.

Die Salmonellenimpfung sollte ausschließlich mit dem Totimpfstoff (Colombovac Paratyphus) durchgeführt werden, NICHT MIT EINEM LEBENDIMPFSTOFF! Dann erübrigt sich die Behandlung mit Antibiotika. Diese würde nur zu einer Immunsuppression (= Schwächung des Immunsystems) führen und die Ausbildung eines belastbaren Impfschutzes gefährden.
Bei dem Impfkonzept mit davorgeschalteter Altabaktine-Behandlung handelt es sich um ein archaisches Verfahren, das hier nicht mehr erläutert werden soll. Die möglichen Nebenwirkungen eines Lebendimpstoffes ließen bis vor einigen Jahren die Behandlung erforderlich erscheinen. Heute weiß man, daß diese Vorgehensweise mehr Schaden als Nutzen gebracht hat und bringt... Einen Lebendimpfstoff sollte man ohnehin nicht mehr einsetzen. Eine Behandlung mit Antibiotika NACH der Impfung ist ein grober medizinischer Kunstfehler. Von dem Tierarzt der so verfährt würde ich die Gebühren für die Impfung zurückverlangen. Man impft ausschließlich Tiere, die die Fähigkeit haben, daraufhin eine entsprechende Immunität aufzubauen. Es ist verantwortungslos zu impfen, wenn man anschließend die Immunantwort durch die Verabreichung von Altabaktine (oder was auch immer) verhindert. Der Zusammenhang zwischen einer antibiotikabedingten Immunsuppression und einer anschließenden Impfung sollte jedem bekannt sein, der Veterinärmedizin studiert hat.

Den Zeitpunkt der Impfung sollten Sie mit dem Tierarzt besprechen, der die Impfungen durchführt bzw. durchführen wird, denn die Verantwortung liegt allein bei ihm. Nur er kann (und darf) für sein Handeln gerade stehen. Ich möchte mir nicht anmaßen, einem Kollegen ein bestimmtes Impfschema aufzudrängen und Impfempfehlungen an Taubenzüchter erübrigen sich durch die Tatsache, daß Impfungen ausschließlich vom Tierarzt durchgeführt werden dürfen (abgesehen von wenigen Ausnahmen, die vom örtlichen Veterinäramt genehmigt werden müssen). Ich kann Ihnen nur allgemeine Empfehlungen geben, die konkrete Vorgehensweise ist Sache Ihres Tierarztes.

Alle Impfungen sollten einige Wochen vor Beginn der Wettflugvorbereitungen abgeschlossen sein.

Die Zuchttauben sollten (bzw. müssen) gegen Paramyxo geimpft werden. Zwischen Impfung und Anpaarung sollten 4 Wochen liegen. Gegen Salmonellen brauchen die Zuchttauben nur dann geimpft zu werden, wenn gelegentlich Tauben mit unbekanntem Gesundheitsstatus in den eigenen Bestand eingegliedert werden – was ja nicht passieren sollte!
Tauben, die für die Zucht angeschafft werden sind entweder so wertvoll, daß sich eine Untersuchung vor der Eingliederung lohnt, oder sie sind es nicht – dann braucht man sie aber erst gar nicht zu kaufen und das Risiko einer Einschleppung von Krankheitserregern in Kauf zu nehmen...

Wir impfen unsere Tauben gegen Paramyxo und Pocken (Kombiimpfstoff, PMV-POX) zwischen den Jahren. Nach einigen Wochen wird die Impfung gegen Salmonellen durchgeführt.

Vitamingaben — um den Impfzeitpunkt herum und einige Tage danach — führen zu einem besseren Impfschutz. Bei Vitamin A ist dies ausreichend belegt, bei den übrigen Vitaminen wird dies vermutet (siehe „Medizinische Versorgung im Brieftaubensport“, Seite 96-112).

Tiberius Mohr

Sehr geehrter Herr Dr. Mohr,
zunächst ein gutes neues Jahr und vielen Dank
für die sachlichen und für mich lehrreichen
Beiträge, die ich auch im neuen Jahr mit Interresse verfolgen werde. Ich komme noch 1 x zurück auf die durchgeführten Impfungen.
Am 13.12. Komi Impfung Paramyxo/Pocken alle Tauben,
dann 5 tägige Kur mit Baytril, das ich n och aus dem Vorjahr hatte, am 29.12. Impfung alle Tauben
gegen Paratyphus, ob lebender oder toter Impfstoff
weiß ich nicht und werde es jetzt auch nicht mehr erfragen, da ich sowieso nichts mehr ändern kann.
Ohne Ihren Rat würde ich Anfang Februar noch eine
Kur ( 2 x sieben Tagen) mit Altabaktine machen.
Wenn Sie dieses für falsch halten,antworten Sie mir bitte nochmal und sagen Sie mir was ich mit der beim Tierarzt gekauften Altabaktine machen soll.

Unabhängig davon, mit welcher Impfstoffart die Salmonellenimpfung durchgeführt wurde, sollten Sie die geplante Altabaktine-Kur nicht durchführen. Wie in meinem Beitrag schon aufgeführt, wird durch die Kur das Immunsystem belastet und die normale Darmflora stark angegriffen (was zu einer verminderten Widerstandsfähigkeit gegenüber schädlichen Bakterien führt), ohne daß dem ein erkennbarer Nutzen gegenübersteht.

Das vorhandene Altabaktine würde ich so lange aufbewahren (und sachgerecht lagern!), bis irgendwann in Ihrem Bestand Bakterien bekämpft werden müssen, die gegen dieses Mittel empfindlich sind. Sie können sich von Ihrem Tierarzt einen Vorsorgeplan für die Reisemannschaft oder für die Jungtauben erarbeiten lassen, in dem das Altabaktine mit einbezogen werden kann.

Sollte inzwischen das Verfallsdatum erreicht sein, werfen Sie das Arzneimittel weg. Die Entsorgung handelsüblicher Mengen kann über den Hausmüll geschehen.
Arzneimittel ohne aufgedrucktem Haltbarkeitsdatum und unsachgemäß abgepackte Arzneimittel (Plastiktüten o.ä.) sofort entsorgen (siehe dazu meinen Beitrag „RE: Lagerung von Medikamenten“ vom 20.11.2000 aus diesem Forum).

Tiberius Mohr