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  #1  
Alt 31.12.2000, 16:18
Jörg
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Tauben/Hund

Hallo Hr.Dr.Mohr,

anbei eine etwas "andere" Frage. Ich habe seit geraumer Zeit eine Voliere in der die Witwer im
Winter sitzen, im Frühjahr/Sommer kommen hier dann die Jungen rein.
Nun möchte ich direkt an diese Voliere einen
Hundezwinger bauen.
Außer dem Problem, daß die Tauben am Anfang scheuen werden, sehen Sie hier hinsichtlich
der Gefahr einer evtl. Übertragung irgendwelcher Krankheitserregern von den Tauben auf den Hund (oder umgekehrt) Probleme ?
Vielen Dank und Ihnen, Ihrer Familie, Ihrem Praxisteam alles Gute für 2001.

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  #2  
Alt 03.01.2001, 22:59
Tiberius Mohr, Tierarzt
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard RE: Tauben/Hund

Die meisten Erreger, die bei Tauben Krankheiten oder Leistungsabfall verursachen, sind Tauben- bzw. Vogelspezifisch.
Theoretisch könnte der Hund Chlamydien auf die Tauben übertragen (wenn er welche hätte). Obwohl die meisten Chlamydienstämme artspezifische Besonderheiten aufweisen, ist ein Überspringen der Art-Barriere jedoch möglich. Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung vom Hund auf die Taube ist jedoch vernachlässigbar, die Übertragung Taube -> Hund jedoch möglich, wobei es in diesem Fall beim Hund lediglich zu einer Bindehautentzündung kommen würde.
Anders sieht es mit Escherichia coli und einigen alpha-hämolisierenden Streptokokken aus. Diese Bakterien gehören zur Normalflora des Hundes und werden dementsprechend in riesiger Anzahl an die Umgebung abgegeben. Von da aus können sie entweder oral (z.B. durch Herumpicken am Gitter etc.) oder aeorgen (aufgewirbelter Staub) auf die Tauben übertragen werden. Eine Ansteckung ist im Laufe der Zeit sehr wahrscheinlich. Dabei können sowohl alpha-Streptokokken als auch Escherichia coli die unterschiedlichsten Krankheiten hervorrufen, wobei die zum Darmflora des Hundes gehörenden Streptokokken eher eine Leistungsminderung ohne klinische Symptomatik verursachen würden. Der Grund ist die Beteiligung von Streptokokken dieser Gruppe an Tracheo-Bronchitiden, die Reizung und Schmerz beim angestrengten Fliegen verursachen (ohne das die Taube sichtbar krank wird) und an Veränderungen im Darmkanal, die zu einem herabgesetzten Vermögen zur Verwertung von Kohlenhydraten führen. Auf Dauer kommt es so zu einem „energetisch bedingten“ Leistungsabfall. Escherichia-coli-Bakterien des Hundes können bei Tauben ein so vielfältiges Spektrum an krankhaften Veränderungen hervorrufen, daß allein deren bloße Aufzählung den Rahmen des Forum sprengen würde.

Parasiten und Viren sind für die jeweilig andere Art keine Gefahr. Zwar kommt es gelegentlich zu einer Übertragung von Spulwürmern vom Hund auf die Taube, die Taube ist jedoch für den Hundespulwurm (Toxocare canis, Toxascaris leonina) ein sog. Fehlwirt. In der Taube kann der Hundespulwurm seine Entwicklung nicht abschließen. Die Larva-migrans-Form der Menschen, die sich mit Hundespulwürmern angesteckt haben (und hier beträchtlichen Schaden am Auge und im Gehirn verursachen können) ist bei Tauben noch nie beobachtet worden — allerdings hat auch keiner danach gesucht...

Da es nicht möglich ist, dem Hund die Ausscheidung von Streptokokken und Escherichia coli zu „verbieten“ (es ist schließlich seine normale Darmflora), ist aus tierärztlicher Sicht die Unterbringung der Tauben (vor allem der neugierigen Jungtauben) in unmittelbaren räumlichen Nähe des Hundezwingers zu vermeiden.

Tiberius Mohr


p.s.: Wenn Sie sich einen Hund halten wollen, dann gehört er dahin, wo Sie sich auch befinden. Da Sie sich vermutlich weder tags- noch nachtsüber durchgehend im Zwinger aufhalten werden, gehört der Hund auch nicht dahin, sondern zu Ihnen in die Wohnung.
Ich möchte nicht mit gehobenem Zeigefinger durch das Forum ziehen, als Tierarzt verstehe ich mich aber auch als „Anwalt“ der Tiere, der aufgrund seiner Sachkenntnis moralisch dazu verpflichtet ist, dem Besitzer die „Sicht des Tieres“ bzw. seine Empfindungen nahezubringen. Der Hund wünscht sich nichts sehnlicher, als bei Ihnen zu sein. Gönnen Sie ihm das doch, wenn irgendwie möglich.
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