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  #1  
Alt 14.11.2005, 17:31
Federfuss
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Beiträge: n/a
Standard Medikamente während der Reise

<font size="1"> <font color="#FF0000"> LETZTE BEARBEITUNG am: 14-11-05 um 19:32&nbsp;Uhr ()</font><p><br>Hallo Herr Becker,

gestatten Sie mir bitte drei Fragen.

- Welche medizinische Versorgung, also z.B. welche Medikamente, verabreichen Sie während der Reise?
- In welchen Abständen werden Diese gegeben?
- Welche Zeitpunkte, während der Reise, wählen Sie?

Beste Grüsse
Horst Heuter
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  #2  
Alt 14.11.2005, 18:06
Rene_Becker
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard RE: Medikamente während der Reise

Hallo Herr Heuter,
in der Reisesaison sieht unsere medizinische Begleitung folgendermaßen aus. Zunächst wird natürlich vor der Saison eine eingehende Untersuchung, speziell auf bakterielle Atemwegserreger, inkl. Resistenztest eingeleitet. Verläuft diese Untersuchung ohne besondere Befunde, belassen wir es vor der Reise bei einer Behandlung gegen Trichomonaden mit chevicol von chevita. Da ich bei den Kotprobenuntersuchungen doch immer einige Kokzidien finde,werden diese so spät es geht , also in der Regel zwischen zwei Vortouren mit Baycox über 2 Tage behandelt. Wird bei der Untersuchung ein behandlungswürdiges Maß an Bakterien gefunden, werden diese natürlich nach Resistenztest behandelt. Handelt es sich um die doch häufigen Befälle mit Staphylokokken oder Streptokokken , behandeln wir bei Wirksamkeit im Resistenztest sehr gerne mit Amoxicillin plus Bromhexin. In der Saison bin ich ja in der glücklichen Lage ,die Tauben nach einem Preisflug mal eben schnell untersuchen zu können. Davon mache ich in der Regel auch Gebrauch. Auch bei negativen Befunden erhalten unsere Tauben alle zwei Wochen eine sog. Kropfspülung mit Metro. Zum einen weil man nicht alle Tauben untersuchen kann, zum anderen kann man die Tauben in einem recht guten Gesundheitszustand halten , wenn sie sich zu Beginn der Reise in einem solchen befinden. Sehe ich bei den Untersuchungen im Mikroskop negative Veränderungen auf dem Schleimhäuten , leite ich sofort eine bakteriologische Untersuchung ein und scheue mich auch nicht sofort ein Anntibiotikum einzusetzen. Die Wahl des Medikamentes hängt wiederum vom Resistenztest aus dem Frühjahr ab. In diesem jahr habe ich in der Saison Amoxicillin und Doxycyclin + Erythromycin eingesetzt. Jeweils direkt nach dem Flug , vom Heimkehrtag abends an und dann über zwei weitere Tage. Falls erforderlich wird die Behandlung in der Woche darauf wiederholt. Soweit ich mich erinnere habe ich in dieser Saison dreimal ein Antibiotikum eingesetzt. Einmal jedoch wegen einer ernsthaften Darminfektion, die sich in dünnem Kot und schlechtem Allgemeinbefinden äußerte. Diese Form der Erkrankung mußten wir leider auf vielen Schlägn in den letzten zwei Jahren beobachten. Finde ich bei den Kotuntersuchungen Kokzidien, werden diese mit Appertex behandelt. Das ist in der abgelaufenen Saison zweimal vorgekommen.Grundsätzlich gilt jedoch, daß das von uns empfohlene Behandlungsschema für jeden Züchter anders aussehen kann und stark von den Untersuchungsergebnissen abhängt. Wir geben jedem Züchter ,der nicht die Möglichkeit hat seine Tiere regelmäßig untersuchen zu lassen auf Wunsch, einen medizinischen Leitfaden mit an die Hand.
Grundsätzlich ist es nätürlich so , daß auch wir versuchen den Medikamenteneinsatz , speziell der Antibiotika nach Möglichkeit zu reduzieren und durch gezielte Versorgung und natürliche Vorsorge die Tauben gesund zu erhalten. Doch man muß der Wahrheit auch ins Gesicht schauen. Ganz ohne geht es auf vielen Schlägen leider nicht.
René Becker,prakt.Tierarzt
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  #3  
Alt 15.11.2005, 07:42
Federfuss
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Beiträge: n/a
Standard RE: Medikamente während der Reise

Hallo Herr Becker,

vielen Dank für die ausführliche Beantwortung meiner Fragen!

Viele Grüsse
Horst Heuter
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  #4  
Alt 15.11.2005, 18:35
MarcT MarcT ist offline
Erfahrener Benutzer
 
Registriert seit: 04.05.2002
Ort: Köln
Beiträge: 258
Standard RE: Medikamente während der Reise

Hallo H.Becker,

Dieses Jahr, wurden bei der parasitologischen Untersuchung mehr
Kokzidienozysten bei den Züchter festgestellt als sonst.
War das bei Ihnen in der Praxis genauso?

In einigen Fachbücher ist zu lesen, dass ein gering-gradiger Befall
von Kokzidienzidienozysten gar nicht so "schlimm" sei und das man
dann bei einer Behandlung die Darmflora beeinträchtigt.

Sie schrieben von "einige Kokzidien" stellten sie bei Ihren
Tauben fest. Sollte man dann trotzdem Kuren?

Würde mich interessieren was sie unter "einige Kokzidien" verstehen?


Gruß Marc T.
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  #5  
Alt 16.11.2005, 07:01
Rene_Becker
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard RE: Medikamente während der Reise

Hallo Marc T.,
Sie schreiben leider nicht wer ,wann, wo mehr Kokzidienoocysten im Taubenkot festgestellt hat. Ich kann mich aber entsinnen, daß ich im Beitrag eines Kollegen in einer Fachzeitschrift ähnliches gelesen habe. Wir konnten diese Feststellung in der Praxis allerdings nicht machen. Die Menge kokzidienpositiver Kotproben und auch der Infektionsgrad waren im Vergleich zu den Vorjahren unverändert. Was die Behandlung und Einschätzung einer Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit der Tauben durch Kokzidein angeht verhalten wir uns folgendermaßen. Zunächst ist das Abwehrverhalten der Tauben gegeüber Kokzidien nicht so einfach zu beschreiben. Es gibt aber bestimmte Immunitätsmechanismen mit denen sich die Taube gegen Kokzidien recht gut wehren kann. Diese Mechanismen muß man fordern und fördern. Daher sind wir ein strikter Gegner von Kokzidienbehandlungen außerhalb der Reise, nätürlich immer nur solange ein bestimmtes Infektionsmaß nicht überschritten ist. In der Reisesaison sehen wir die Kokzidien als einen entscheiden Leistungshemmer bei den Tauben an und raten zu regelmäßigen Kontrollen und ggf. Behandlungen. Die Einschätzung des Infektionsgrades ist nicht so einfach zu beschreiben. Es gibt in der Fachliteratur für die Einteilung des Infektionsgrades konktrete Zahlen , wieviel Kokzidienoocysten pro Blickfeld im Mikroskop sichtbar sein dürfen. Bei der Brieftaube sind die tolerierbaren Zahlen, nach unserer Erfahrung jedoch wesentlich geringer. Mit dem Begriff "einige Kokzidien" wollte ich verdeutlichen , daß wir auch auch, in nach unserer Einteilung geringgradigen Befällen, in und vor der Reiseaison behandeln. Außerhalb der Saison unterstützen wir die Tauben lediglich mit den bekannten Oreganumpräparaten ( Enterosan , Enterosan flüssig). Einen negativen Einfluß einer Kokzidienbehandlung mit Appertex oder Baycox konnten wir bisher nicht feststellen. Eher das Gegenteil ist der Fall. Beide Medikamente sind sehr gut verträglich und der Kot wird nach dem Einsatz in der Regel stets besser. René Becker,prakt.Tierarzt
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  #6  
Alt 17.11.2005, 08:00
Ludwig Ludwig ist offline
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Registriert seit: 29.03.2004
Ort: Dortmund
Beiträge: 63
Standard RE: Medikamente während der Reise

Hallo Herr Becker,

in ihrem Antwortschreiben sprechen Sie von der sog. Kropfspülung alle 2 Wochen. Wie und mit was, Katheter oder sonstiges wird so etwas gemacht. Bisher habe ich immer nur davon gehört, weiß aber nicht wie man so was anstellt. Vielleicht könnten Sie das mal näher erklären.

Gruß
Ludwig
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  #7  
Alt 17.11.2005, 11:28
MarcT MarcT ist offline
Erfahrener Benutzer
 
Registriert seit: 04.05.2002
Ort: Köln
Beiträge: 258
Standard RE: Medikamente während der Reise

Hallo H.Becker,

Erstmal Danke für Ihre verständliche Antwort.

Das Kokzidien "Leistungshemmer" sind, kann ich nur bestätigen.
Habe bei Züchtern erlebt, die positiv auf Kokzidien untersucht
wurden sind, dass nach einer Gabe wie z.b. mit Appertex, die
Form wieder nach oben ging.

Kokzidienozysten müßen während der Reise verhindert werden.
Das sollte man nun ganz klar festhalten.


Gruß Marc T.
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  #8  
Alt 18.11.2005, 10:43
Rene_Becker
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard RE: Medikamente während der Reise

Hallo Ludwig,
die sog. Kropfspülung ist eigentlich keine Spülung , sondern eine Eingabe von einem flüssigen Medikament in den Kropf. Das angewandte Medikament ist 10 ml verdünnte Metronidazol-Lösung / Taube. Es wird der Taube über eine Spritze mit einem Schlauchaufsatz von ca. 10 cm direkt in den Kropf verabreicht. Wir verwenden als Schlauchaufsatz Stücke von Infusionsschläuchen, die wir für unsere Bedürfnisse zurechtschneiden.
René Becker,prakt.Tierarzt
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  #9  
Alt 18.11.2005, 14:45
Benutzerbild von Pfaelzer
Pfaelzer Pfaelzer ist offline
Erfahrener Benutzer
 
Registriert seit: 11.04.2001
Ort: Landau-Land
Beiträge: 5.269
Standard RE: Medikamente während der Reise

Hallo Herr Becker,
würde eine Tablette anstatt der Spülung nicht die gleichen Dienst erweisen?
Es gibt auch Tabletten mit verschiedenen Wirkstoffen (Antibiotika und Ronidazol oder Metronidazol) wie stehen Sie hierzu in der Reisezeit und wann sollen die verabreicht werden?
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  #10  
Alt 19.11.2005, 09:54
Rene_Becker
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Beiträge: n/a
Standard RE: Medikamente während der Reise

Hallo Pfaelzer,
wir bevorzugen die " Spülung " mit Metro, da wir neben der Wirkung auf die Trichomonaden auch einen guten Effekt auf bestimmte Bakterien im Kropf haben, allerdings nicht in dem Maße wie bei einem Antibiotikum. Außerdem ist Metro sehr gut verträglich und beeinträchtigt die Form der Tauben praktisch nicht. Natürlich kann man zur Trichomandenbekämpfung auch Tabletten einsetzen , zumal Metronidazol nicht das wirksamste Mittel gegen Trichos ist. Daher empfehlen wir in der Saison auch ein oder zweimal auf chevicol von Chevita umzusteigen. chevicol gibt es als Kapsel , wer eine Einzelbehandlung durchführen möchte gibt zwei Kapseln ( auf einmal oder auf zweimal verteilt) am Tag nach dem Wettflug. Ich gebe chevicol nur über das Trinkwasser ( zu viele Tauben ). Die Tauben nehmen es problemlos auf. Wir geben es über zwei Tage nach dem Wettflug. Die Gabe von Antibiotika in Tablettenform hat sich bei uns nicht durchgesetzt. Sie ist zu umständlich und nicht effektiver als die Gabe über das Wasser. Wir behandeln mit Tabletten nur bei einzelnen erkrankten Tauben. René Becker,prakt.Tierarzt
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