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Alt 21.07.2008, 00:31
Dennis Dennis ist offline
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Zitat von Freiheitstauben Beitrag anzeigen
Soweit ich es finden konnte, wird Kupfersulfat zwar in der Landwirtschaft als Antimycotikum (Pilzmittel) eingesetzt. Jedoch bei Vögeln zur inneren Anwendung nicht! Für Schafe wird es für äußere Anwendungen am Huf eingesetzt, und bei Fischen ist es in manchen Mitteln in Konzentrationen enthalten, die den unteren mg/Liter (1/1000tel Gramm!!) Bereich nicht überschreiten. Aber ev. kann Dennis hierzu ja etwas sagen.
Hallo Sportfreunde,

im großen und ganze kann ich mich dem von Karl (Anfänger) und Meinolf (Freiheitstauben) geschriebenen anschließen.

Ein bisschen was möchte ich noch zur Rolle von (Schimmel-)Pilzen bei der Taube:
Sporen von Schimmelpilzen sind in unserer Umgebung und damit der unserer Tauben allgegenwertig. Zum Nachweis dafür reicht es, einen Joghurt oder ein Brot eine Woche offen stehen zu lassen. Da unsere Tauben die Sporen in geringen Mengen immer und überall aufnehmen, müssen sie auch in der Lage sein, damit fertig zu werden. Eine gesunde und gut versorgte Taube tut dies auch ohne Probleme. Kommt es wirklich zu einer Pilzinfektion (d.h. die Pilzsporen werden nicht nur aufgenommen, sondern die Pilze können sich im Körper der Taube festsetzen und vermehren), dann kann das verschiedene Gründe haben:

1. Es werden dramatisch erhöhte Mengen aufgenommen, so dass das Immunsystem ihrer nicht mehr Herr werden kann. Gründ dafür können hochgradig verpilztes Futter sein oder unhygienische Schlagverhältnisse (wobei durch letzteres alleine die Aufnahme kaum hoch genug sein wird, dass es ohne weitere Faktoren zu einer echten Erkrankung kommt.)

2. Die Taube ist durch eine lokale (= auf ein bestimmtes Organsystem beschränkte) oder systemische (= im gesamten Organismus) Abwehrschwäche hochgradig anfällig, so dass die aufgenommenen Pilze nicht mehr kontrolliert werden können. In den seltenen Fällen, in den Tauben tatsächlich an (mit) einer Pilzinfektion sterben, ist die eigentliche Ursache eine andere und erst in der Phase des Zusammenbruchs ergreifen die Pilze ihre Chance, um dem todgeweihten Tier den Todesstoss zu versetzen.

2a. Eine besondere Situation der herabgesetzten Abwehrbereitschaft ist die von Meinolf bereits angesprochene, durch Einsatz von Antibiotika ins Ungleichgewicht geratene Bakterien-Flora der Schleimhäute. Da Pilze gegen Antibiotika resistent sind, können sie diese Situation nutzen.

Meiner Erfahrung nach spielen Erkrankungen, die primär durch (Schimmel-)Pilze ausgelöst wurden, bei gut gehaltenen Tauben praktisch keine Rolle. Auch durch das verfüttern von Erdnüssen (solange diese von guter Qualität sind) ändert sich daran nichts.
Ist das Futter (gilt nicht nur für Erdnüsse !) verpilzt, so ist die Aufnahme der Pilztoxine (Pilzgifte) mindestens ein ebenso großes Problem wie die Aufnahme der Pilzsporen. Und gegen die Toxine helfen, wie schon angesprochen, keine Mykotika !

Vor diesem Hintergrund halte ich eine generelle vorbeugende antimykotische Behandlung bei Tauben für unnötig und wegen der vergleichsweise starken Nebenwirkungen der gegen Pilze eingesetzten Wirkstoffe auch nicht für ratsam.
In Beständen, in denen Pilzerkrankungen dennoch zu einem Problem werden, sollten die betroffenen Tauben behandelt werden und die Ursachen für die Probleme gefunden und behoben werden. Hierbei ist aber vor allem auch zu hinterfragen, auf welche Weise nachgewiesen wurde, dass es sich tatsächlich um eine durch Pilze hervorgerufene Erkrankung handelt. Veränderungen von Flugleistung, Flug- oder Fressverhalten etc. sind dafür alleine auf keinen Fall ausreichend, da diese durch eine Vielzahl von Erkrankungen in ähnlicher / identischer Weise beeinträchtigt werden können.
Wie gesagt, dies ist meine persönliche Meinung, andere Kollegen möge da anders vorgehen.

Zu Meinolfs Ausführungen zum Kupfersulfat möchte ich noch ergänzen, dass es unter Vetidata (Arzneimitteldatenbank für die Veterinärmedizin) allen möglichen Wirkstoffgruppen zugeordnet ist, aber nicht den Antimykotika. Inwiefern sich der Wirkstoff tatsächlich zur Vorbeuge gegen Pilzerkrankungen eignet, kann ich nicht sagen, da ich mich mit diesem Thema aus oben genannten Gründen noch nie beschäftigt habe. Zur Behandlung von Pilzinfektionen/-erkrankungen gibt es auf jeden Fall besser geeignete Wirkstoffe.

Gruß,
Dennis
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