06.04.2020, 08:13
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Teil II
Infokasten
Rotaviren
Rotaviren sind Vertreter der Virusfamilie Reoviridae. Der Erreger gilt alshäufigste Ursache für Durchfallerkrankungen sowohl beim Menschen, als auch beiSäugetieren und Vögeln. Die Erkrankung tritt vornehmlich bei Kleinkindern bzw.Jungtieren auf.
Im Elektronenmikroskop lassen sich Rotaviren als runde, ca. 70 nm bis 80 nmgroße unbehüllte Partikel darstellen. Das Virusgenom besteht aus 11 Segmentendoppelsträngiger RNA. Rotaviren werden in 8 Gruppen (A bis H) und in mehrereSubgruppen (s.g. P[ ] und G[ ] Genotypen) unterteilt.
Die Übertragung der Infektion ist fäkal-oral. Es handelt sich um eine typischeSchmierinfektion. In akuten Fällen werden große Virusmengen mit dem Kotausgeschieden (109-1011 Viruspartikel in 1 g Kot). Die Viren zeigen hoheResistenz gegenüber Umwelteinflüssen und können im Kot mehrere Wochen infektiösbleiben.
Die Inkubationszeit ist in der Regel sehr kurz. Bereits 24 Stunden nach derInfektion treten erste Symptome wie wässriger Durchfall, Appetitlosigkeit undUnruhe auf.
Das Virus wird direkt im Kot oder im Darminhalt mittels Elektronenmikroskopieoder mit Hilfe der Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) nachgewiesen. Für mancheSpezies werden auch ELISA-Teste zum Nachweis des Virusantigens angeboten.
Therapeutische Maßnahmen sind wenig effektiv. Eine prophylaktische Impfung istbei einigen Spezies möglich.
Bei Tauben wurde Rotavirus zum ersten Mal im Jahre 1988 nachgewiesen, doch bisvor kurzem wurden sie nicht mit einer ernsthaften Erkrankung dieser Vögel assoziiert.Dementsprechend sind in der Literatur nur wenige Informationen über dieVerbreitung dieser Viren bei Tauben zu finden. Seit Mai 2016 werden vermehrtInfektionsausbrüche in Taubenbeständen in Australien registriert. Die Tierezeigen die typischen Symptome einer Rotavirusinfektion, wie Durchfall, Apathieund Appetitlosigkeit. Die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) schätztzurzeit die Morbidität (Erkrankungsrate im Bestand) auf 50 % und die Mortalität(Sterberate) auf 20 %. Der von den Tauben isolierte Rotavirusstamm gilt fürMenschen als ungefährlich.
Bildernachweis
Abbildung 1: Ernst Grossmann STUA Aulendorf – Diagnostikzentrum
Abbildungen 2–4: Valerij Akimkin CVUA Stuttgart
Quellen
[1] Rubbenstroth D., Teske L., Rotaviren – eine Bedrohung für Taubenbestände inEuropa?, Die Brieftaube 134(2017) Nr. 27
[2] Minamoto N, Oki K, Tomita M, Kinjo T, Suzuki Y. Isolation andcharacterization of rotavirus from feral pigeon in mammalian cell cultures. Epidemiology and Infection. 1988;100(3):481–492.
[3] Ghosh S., Kobayashi N., Exotic rotaviruses in animals and rotaviruses inexotic animals, Virus Disease (2014) 25(2): EDIZIN
Weitere Info: https://www.brieftauben-markt.de/archives/15234
http://agriculture.vic.gov.au/agricu...ies-of-pigeons
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ES IST IMMER BESSER, DASS MAN MEHR WEISS, ALS MAN SAGT!
mit freundlichen Grüßen
Werner
Geändert von WernerW (06.04.2020 um 08:27 Uhr)
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