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Alt 19.12.2019, 18:11
hornhecht
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Zitat von Prox Beitrag anzeigen
Hallo Mathias,

ich kenne die Zeit noch aus den Jahren 1950 und davor. Hauptgrund waren die Beförderungsmöglichkeiten der Tauben. Damals wurden die Tauben noch mit der Eisenbahn befördert. Und da war nur aus dem Süden und Norden Flüge mit einer weiteren Entfernung möglich. Der Osten war total geschlossen. Und im Westen war die Grenze auch sehr nahe. Auslandauflässe waren damals nicht möglich, oder auch nicht gewollt. Also blieb für das Ruhrgebiet nur der Norden, und für Norddeutschland nur der Süden übrig.
Ich kenne als Jugendlicher z. B. noch Auflass Basel morgens, Ankunft mittags in Bremen gegen 13.00 Uhr Damals waren die Bedingungen für unsere Tauben aber auch noch besser. Die Wetterlage war stabiler, als heute. Die Raubvogeldichte war geringer. Die Tauben, die verspätet nach Hause kamen, hatten einen vollen Kropf, weil sie auf abgeernteten Feldern einen reichen Tisch vorfanden und, und.....
Und bei diesen Voraussetzungen, ist kein Taubenzüchter auf die Idee gekommen, eine andere Richtung vorzuschlagen. Die Richtungsdebatte ist eigentlich erst mit Einführung der heutigen Kabis entstanden.
Trotzdem, mit damals möchte ich nicht tauschen. Mein Vater war bei der Eisenbahn beschäftigt, und weil er Freifahrtscheine hatte, war er aus Kostengründen der Begleiter der Tauben (genächtigt wurde in einer Hängematte, mit den Tauben, in einem Eisenbahnwagon). Getränkt wurden sie, wenn der Zug auf Rangierbahnhöfen eine Zwischenhalt hatte. Da musste dann mit 2 Gießkannen auf einen fremden Bahnhof nach einem Wasserhahn gesucht werden. Immer die Angst im Nacken, hoffentlich fährt der Zug nicht weiter, während der Suche nach Wasser.
Ich, in meiner Sturm und Drangzeit, durfte dann zu Hause auf die Tauben warten. Da habe ich mir geschworen, Tauben, nie im Leben. Ich habe sie gehasst. Und heute, ein Leben ohne Tauben, für mich nicht vorstellbar.
Entschuldigung für diese Abschweifung. Kommt nicht wieder vor. Die Erinnerungen haben mich einfach überrannt. Und dann hat man das Gefühl, darüber sprechen/schreiben zu müssen.
Gruß
Wilfried
Moin Wilfried,

du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Ich lese und höre gerne die alten Geschichten. In unserer Einsatzstelle in Wismar bin ich immer ganz Ohr, wenn die älteren Sportfreunde von den guten, alten Zeiten in ihren Erinnerungen schwelgen und voller Bewunderung über ihre Tauben berichten, die Flüge von Budapest in Ungarn und Arad in Rumänien mit 900-1200 km bewältigten. Es hat schon immer alles sein für und wieder gehabt, aber wie ich immer wieder höre, ist vor allem die Kameradschaft und der gesunde Ehrgeiz doch arg auf der Strecke geblieben.

Gruß
Mathias
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