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Alt 31.03.2010, 15:36
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Lächeln Um Gottes Willen NEIN

Zitat:
Zitat von Martin Beitrag anzeigen
...Bei einem gebe ich Dir Recht Meinolf, Vitalität vererbt sich nicht dominant! Aber müssen wir mit Tauben weitermachen, welche keine Vitalität zeigen ?!?...
Natürlich nicht.
Man sollte immer nur die fittesten zur Weiterzucht auswählen. Bei sehr hohem Inzuchtgrad kann man zwar nicht erwarten die volle Lebhaftigkeit eines Kreuzungstieres zu erlangen, aber dennoch sollten auch hier KEINE wirklichen Mängel akzeptiert werden.

Dieser Punkt ist ja auch der Kardinalsfehler von Prof. Anker in seinem Buch "Die Kunst des Züchtens" gewesen. Er setzte Inzuchtdepression als Indikator für hohe Inzucht ein. Das ist aber völlig falsch. Gerade bei Inzuchttieren müssen die Ansprüche sehr hoch sein, was die additiven Eigenschaften (z.B. Schnelligkeit oder Orientierungssicherheit betrifft). Und da darf die Vitalität nur marginal durch die Inzuchtdepression sichtbar sein.

Ich habe ein Weibchen vom Sportfreund Zeuner. Sie ist perfekt, auch was die Vitalität betrifft! Sie wurde gezogen aus einem As-Weibchen mit ihrem Vater einem Top-Vererber, der schon -zig 1. brachte. Sie hat einen Inzuchtkoeffizienten von fast 35%. Sie überträgt also zu etwa 35% immer die selben Gene auf ihre Kinder. Ihre Nachzucht muss also viel gleichmäßiger ausfallen, als bei einem nicht so stark ingezüchteten Tier (das ist ja der Sinn einer solchen Züchtung, höhere Reproduzierbarkeit in der Zucht)

Hätte sie aber Vitalitätsmängel wäre sie zur Küche überwiesen worden, trotz der tollen Eltern, denn es könnte ja sein, dass dann der Vitalitätsmangel auf ein nun reinerbig gewordenes "Schad-Allel" zurück geht. Und dieses würde sie ja aufgrund der Reinerbigkeit auf JEDES ihrer Jungen übertragen!
Ginge der Vitalitätsmangel auf geringe Epistasie und Überdominanz-Effekte zurück, wäre das nicht schlimm. Aber ich kann es ja nicht wissen!
KONSEQUENTE Zuchtwahl eben!

Übrigens: Als Herbsttaube habe ich es nicht gewagt sie zu schicken. Doch ich bin mir sicher sie könnte es.

Und die Gebrüder haben ja gezeigt, dass man eben auch von ingezüchteten Tieren Leistung erwarten kann. Wobei so zwischen 15-30% Inzucht die Sache langsam eng wird, wie man ja auch an den Janssens ab Mitte der 70er sehen konnte. Die Inzuchtdepression läßt sich eben auch durch noch so konsequente Zuchtwahl nicht völlig verhindern, da ja eben der Heterosis Gewinn fehlt! Folge kann z.B.sein abnehmende Fruchtbarkeit, langsamere Erholung nach Anstrengung, langsamere Reife, abnehmende Körpergroße.


Nicht ingezüchtete Tiere mit Vitalitätsmänglen haben eh keinerlei "Entschuldigung", denn ihr Genom ist mit einem recht hohen Heterozygotiegrad "versehen". Sie müssen also strotzen vor Lebenskraft oder eben gehen.


Zur Vererbung der Vitalität nochmal:
Vitalität läßt sich eben nicht an einzelnen Genen direkt festmachen. Daher ist die Vererblichkeit ja so gering. Da ist weder dominante, rezessive noch geschlechtsgebundene Vererbung zu beobachten.
Aus zwei Top-Vitalen Tieren kann durchaus mal ein nicht so vitales fallen. Eigentlich zwar auch umgekehrt, aber hier wird der Zuchterfolg ja durch die kränkelnden Eltern direkt bei der Aufzucht schon wieder gefährdet, denn die Aufzuchtphase ist sicher einer der wichtigsten Umweltfaktoren. Und die spielen in die Gesamtleistung ja später auch noch mit herein! So herum geht es also nicht!

Vitalität erwächst sozusagen aus der Art der Mischung (und nur ganz wenig aus der Anwesenheit oder Abwesenheit bestimmter Gene). Und wie genau dieser Gen-Cocktail bei einerm bestimmten Tier gemischt wird, ist purer Zufall! Leider .
Wir können nur die Qualität der Zutaten beeinflussen und ev. ein paar Rezepte anderer Züchter kopieren (meint Linien-Passung abgucken), wo es gut klappte, und hoffen ;-)


Grüße
Meinolf
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