Thema: Training
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Alt 22.05.2010, 14:26
Thomas Moll
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Zitat von Berger Beitrag anzeigen
Hallo zusammen,
nachdem ich bisher keine Zeit gefunden habe etwas zum Thema beizutragen, möchte ich nun auf folgende Punkte eingehen.

1. Wie schnell verdaut die Taube?
2. Verschlackung!


Zuerst möchte ich auf die Verschlackung eingehen!
Unter „Verschlackung“ sind die so genannten Stoffwechselschlacken zu verstehen. Zu den Stoffwechselschlacken gehören nicht vollständig verbrannte Nährstoffe.
Die bedeutenden Nährstoffe sind Kohlenhydrate, Fette und Proteine. Kohlenhydrate und Fette werden vollständig verbrannt!!! Proteine enthalten aber im Gegensatz zu den vorgenannten Nährstoffen Kohlenhydrate und Fette den für die Eiweiße (Proteine) charakteristischen „Stickstoff“. Stickstoff kann aber nicht im Stoffwechsel verbrannt werden. Dieser wird deswegen in Form von Ammoniak, Harnsstoff und Harnssäure über die Nieren ausgeschieden. Der Vogel scheidet dabei überwiegend Harnsäure aus. Dies hat auch seine Gründe, die ich hier jetzt nicht weiter erläutere.

Der gesamte Transport der Stoffwechselschlacken findet im Blut und die Ausscheidung später über die Nieren und Harnwege statt.

Die vielfach als Schlacken bezeichnete „grüne Kot“ hat nichts mit Stoffwechselschlacken zu tun!!!

Der grüne Kot kommt daher, dass die Tauben keine Gallenblase haben. Die Galle wird aber kontinuierlich durch die Leber gebildet und in den Dünndarm abgegeben. Die Galle ist als Emulgator für die Fettverdauung besonders wichtig. Bei fettreichen Rationen wird auch mehr Galle produziert. Wenn die Taube jetzt nach dem Wettflug grünlichen Kot absetzt ist das die angesammelte Galle die mit der erhöhten Menge Wasser, Reisetauben trinken in der Regel relativ größere Mengen nach Ankunft, ausgeschieden wird. Dies ist völlig normal und hat auch nichts mit der Flugdauer oder Leistung und Energieverbrauch zu tun.

Beleg: Man setze eine Taube nicht mit zum Wettflug ein, füttert diese Taube nicht mehr und tränkt nur kurz am Abend und nächsten Morgen und sorgt dann dafür, dass diese Taube nach Ankunft der Wettflugtauben eine größere Menge Wasser verabreicht bekommt. Diese Taube wird den gleichen grünlichen Kot absetzen wie die Reisetauben, da keine Nahrung mehr aufgenommen wurde!

An diesem Punkt stellt sich die Frage, wie schnell Tauben die Nahrung verdauen können. Das passt von der Reihenfolge schön, da wir ja gerade über entleerte Därme gesprochen haben.

Hier möchte ich eigentlich jeden Züchter anregen seine eigene Beobachtung zu machen. Denn Jörg hat es am 21.3. eigentlich die richtige Beobachtung beschrieben.

Tauben die nach der Reise heimkehren haben einen leeren Darm. Wenn man jetzt füttert wird schon nach sehr kurzer Zeit verdaute Nahrung ausgeschieden.
Es ist auch klar, wenn der Verdauungstrakt entleert ist wird die aufgenommene Nahrung direkt in den Magen transportiert. Eine Speicherung im Kropf entfällt dann. Der Muskelmagen wird auch sofort anfangen die Nahrung mechanisch zu verdauen und die Enzyme machen ihre chemische Verdauungsarbeit. Diese wird dann im Dünndarm fortgesetzt und schon nach einer Stunde wird man beobachten, dass schon festere Kotbestandteile ausgeschieden werden. Richtig fest ist der Kot aber sicher nach 4-5 Stunden.

In der Regel ist es auf jeden Fall bei unseren Reisetauben so. Natürlich ist es auch noch etwas vom Flug und der Dauer der fehlenden Nahrungsaufnahme abhängig und welche Nahrung als erstes gefressen wird. Aber festhalten sollte man, dass die Nahrung sehr schnell der Verdauung zugeführt wird, und dass die Nahrung auch schnell verdaut werden kann.

Die Geschwindigkeit hängt aber direkt mit der „Verdaulichkeit“ der einzelnen Futterkomponenten zusammen. Rohfaserreiche Körner sind schwer verdaulich, geschältes Getreide oder auch Mais ist leicht verdaulich. Saaten sind auch eher leicht verdaulich. Hanf hat aber einen hohen Fasergehalt, also eher schwerer verdaulich. Hülsenfrüchte sind schwerer verdaulich aufgrund der so genannten Trypsininhibitoren. Diese hemmen das Eiweißspaltende Verdauungsenzym Trypsin. Deswegen werden Sojabohnen getoastet. Durch das erhitzen werden die Trypsininhibitoren inaktiviert. Danach sind get. Sojabohnen sehr leicht verdaulich. Übrigens auch das durch diese gelieferte pflanzliche Eiweiß ist dann leicht verdaulich!!

Also vereinfacht und sehr kurz zusammen gefasst:
Hülsenfrüchte = schwerer Verdaulich
Rohfaserreiche Körner = schwerer Verdaulich
Rest = leicht verdaulich

Wann stehen die aufgenommenen Nährstoffe dem Körper zur Verwendung zur Verfügung?
Ganz einfach, wenn sie verdaut sind! Bei leicht verdaulichen Kohlenhydraten geht das am schnellsten. Aber auch bei fettreichen Körnern sind die verdauten Fette, diese werden ja als feinste Fetttröpfchen mehr oder weniger vom Darm direkt den Lymphgefäßen zugeführt und über den anschließenden Transportweg Blut im Körper verteilt.

Entweder werden die Fette dann gelagert, Lagerorte sind Fettzellen oder als Fetttröpfchen zwischen den roten Muskelfasern oder der Verbrennung zugeführt.

Das soll sagen, es ist egal ob die Fette die im Blut transportiert werden gerade verdaut wurden, also vom Darm kommen oder aus den Fettspeichern mobilisiert wurden. Der Körper ist aber sehr gut in der Lage den Gehalt an Fetten im Blut zu regulieren. Über die Regelmechanismen wird ja auch die Lagerung oder Mobilisierung gesteuert. Das ist alles aber im Grunde sehr viel komplexer als man es hier darstellen kann.

Aber eines ist ganz klar, Fette die am Einsatztag (z.B. Freitag) gefüttert werden stehen der Taube am Flugtag (Samstag) zur Verbrennung zur Verfügung.

Deswegen füttere ich auch schon seit Jahren 1-2 Stunden vorm Einkorben meiner Reisetauben noch einmal eine kleine Menge (ca. 5-10 gr. Pro Taube) geschälter Sonnenblumenkerne. Dies mache ich damit die Tauben kein Hungergefühl bekommen und auch als letzte zusätzliche Energiequelle. Dabei haben die Tauben am Einsatztag morgens auch satt Futter, vor weiteren Flügen ab ca. 300 km auch mit gesch. Sonnenbl. angeboten bekommen. Ich bin immer froh, wenn die Tauben am Einsatztag noch Appetit haben aber ohne sich den Kropf voll zuschlagen.

Soweit meine Ausführungen (Fakten) und etwas aus meiner eigenen Fütterungspraxis.
Leider werde ich Nachfragen nicht auf die schnelle beantworten können (die Zeit).

Aber ich hoffe einigen hiermit wertvolle hinweise und Sicherheit für die eigene Vorgehensweise gegeben zu haben.

Allen weiter Gut Flug
Alfred Berger

Hallo Alfred,

ein echt Klasse Beitrag.

Wenn ick sowat immer lese könnte ick sofort mit dem Taubensport weiter machen.Dat gibt mir Mutivation:-)

Gruß
Thomas
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