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Alt 03.09.2010, 07:50
OOO OOO ist offline
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Standard Tauben wassern/trinken wärend eines längeren Heimfluges, definitv!

Zitat:
Zitat von Mime Beitrag anzeigen
...Ich glaube auch nicht daran, dass eine Taube ab einer Umgebungstemperatur von 25°C schon nach 2 Stunden stoppt um zu trinken!...
Hallo Sascha,
das hat Herr Berger ja auch nicht geschrieben. Er schrieb:

Zitat:
Zitat von Berger Beitrag anzeigen
...Hier möchte ich kritisch anmerken, dass ich diese Labordaten nicht direkt auf unsere durchtrainierten Spitzensportler Brieftauben übertragen möchte. Aber es zeigt doch ganz klar, dass bei UT über 25°C die Tauben den Flug bei längeren Entfernungen zur Wasseraufnahme unterbrechen müssen, und damit meine ich jetzt auch die Spitzenflieger! Ab welchen Entfernungen und Temperaturen der Flug unterbrochen werden muss kann ich aber auch nicht verbindlich beschreiben...
Ich denke, und das habe ich versucht oben ein wenig durchblicken zu lassen, das die konkret genannten Zahlen über die Verdunstungsrate der Tauben nicht zutreffend für die betrachteten Rahmenbedingungen im Kabi (und ggf für einen bestimmten Flug) sein können.

Meiner Meinung nach ist der Ansatz die Verdunstungsrate an der Umgebungstemperatur festzumachen grundlegend falsch. Die Verdunstung einer Flüssigkeit ist ein sehr komplexer Thermodynamischer Vorgang und hängt an extrem vielen Faktoren. Dazu gehört auch die Temperatur, aber fast noch wichtiger sind Größen wie Wasserdampfpartialdruck (daher mein Hinweis auf die rel. Luftfeuchte) und lokale Konvektion über der Flüssigkeitsoberfläche.

(Vorsicht jetzt wirds etwas fachlich)
Ich könnte mir vorstellen, man erhielte deutlich bessere Abschätzungen für den Wasserverlust der Tiere pro Zeit, wenn man nicht die Umgebungstemperatur in das Zentrum der Betrachtungen setzt, sondern den Energieübertrag den die Tiere durch die Verdunstung zwecks Kühlung erwirken müssen. Das ist nämlich experimentell und rechnerisch viel leichter zugänglich (Stichwort "Clausius-Clapeyron").

Und ich bin mir sicher, dass unter einer solchen Betrachtungsweise dann die Verdunstungsrate der Tauben im Kabi als tatsächlich deutlich geringer befunden wird, als im Artikel angegeben, da nämlich deren abzuführende Leistung während des Kabiaufenthaltes deutlich geringer ist, als bei einer fliegenden Taube, denn sie sitzen im Kabi ja meist nur rum.

Und ich denke auch, dass die Verdunstungsrate von Tauben während des Fluges die genannten Werte erreichen kann. Und dort die Größenordnung schon eher stimmen kann.
Aber auch, dass hier größere Abweichungen zu den genannten Werten zu finden sein werden, wenn z.B. die Luft sehr trocken ist (dann geben die Tauben nämlich viel Wasser ab, selbst wenn es kühl bleibt, und zudem über das Maß hinaus, was sie abgeben müßten, um überschüssige Wärmeenergie abzuführen). Und ebenso wenn die Temperatur zwar erhöht ist, aber die Luft relativ feucht. Dann würde ich nämlich mit einer deutlich geringeren Verdunstungsrate rechnen. Die ermittelten "Luftkanaldaten" sind eigentlich nur in Verbindung mit der beim Experiment jeweils herrschenden rel. Luftfeuchtigkeit einigermaßen zu interpretieren, denke ich.


Und somit halte ich die Empfehlung Flüge bei "kühlen" Bedingungen duchzuführen für in der Tendenz wichtig und richtig, aber auch für zu ungenau. Eine geringen relative Luftfeuchte bei erhöhten Temperaturen sollte nämlich ein deutlich größeres Gefährdungspotential darstellen, als einfach nur 30°C, aber bei relativ feuchter Luft (und man kann dies an realen Flugverläufen auch tatsächlich bestätigt sehen!).
Und diese Differenzierung halte ich für wichtig. Denn der bloße Blick auf die Temperatur wird der realen Situation nicht gerecht, und würde zudem die Flugdurchführung im Sommer überstark einschränken.
(fachlicher Abschnitt zuende)

Die grundsätzliche Aussage des Artikels halte ich aber sehr wohl für absolut richtig. Ich wohne hier nicht weit vom Sorpestausee entfernt, du sicherlich nicht so weit vom Möhnesee. An einem Flugwochenende mit besonders trockener und zugleich warmer Witterung verbringe doch einfach mal den Vormittag an so einem See.

Du wirst überrrascht sein, wie extrem viele Tauben dort Wassern (an den Hitzewochenenden im Juli diesen Jahres waren am Sorpestausee tausende Tauben dabei zu beobachten), wie unproblematisch dies Wassern für die Tauben ist (sprich ihnen ist dieses Manöver nicht fremd!), und wie wenig Zeit es sie kostet.

Grüße
Meinolf
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