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Alt 05.04.2019, 16:09
Lessing Lessing ist offline
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Zitat von joza Beitrag anzeigen
Ich hoffe sehr es geht weiter.Sicher bin ich nicht der Einzige dem es gefällt.
Gruß Joza
3) Wie ich zum Brieftaubenzüchter wurde..
Am morgen beschlich mich eine ungewohnte Spannung. Schnell in den Garten Tiere füttern und los. Inzwischen hatte ich von Vater ein Fahrrad, Marke Vaterland, bekommen, alles ging schneller und ich war schon kurz nach 9 bei Herrn Fröbrich angekommen. Oh, du bist aber schon sehr früh, kannst es gar nicht erwarten?!
Die Tauben kommen wohl erst gegen Mittag, das Wetter war nicht so gut und der Auflass war erst um 8 Uhr in Düren bei Aachen etwa 320 km sagte er. Mathematik, 80kmh, boa sind die schnell war meine Antwort. Nun gut, wenn du schon mal da bist zeige ich dir meine Jungtauben. Du kannst ja auch Wasser holen und ich erzähle dir etwas über das Füttern und versorgen von Brieftauben. Es wurde ein unglaublicher Vormittag, was der alles über Tauben wusste!!*
Beim Betrachten der Jungtauben fiel mir ein alter, blauer Vogel auf der hier noch sass. Haben sie den vergessen oder warum ist der noch hier fragte ich. Nein, das ist mein Opa, der geht nicht mehr auf die Flüge. Gefällt er dir? Na klar sagte ich. Dann nimm ihn mit, für deine Hilfe, ein Weibchen hab ich leider nicht. Das macht nichts war meine Antwort, mein Blauscheck Weibchen hatte jetzt einen Vogel, den "103", später wurde mir klar, der befruchtete nicht mehr...
Doch zurück zum Flug, die Tauben kamen sehr gut, ich lernte das mit den Gummiringen und der Uhr und vor allem die Freude der Tauben wenn sie wieder mit ihrem Vogel oder Weibchen zusammenkamen, kennen. Schnell suchten sie ihre Nester auf und fingen wieder an zu brüten. Aber warum hatten die Gipseier und einige richtige Eier im Nest? Den Grund sollte ich in den folgenden Wochen erfahren.*
Jetzt, da ich wusste wie schnell Tauben fliegen können, wollte ich natürlich auch wissen wie das geht mit dem Verschicken den Uhren und dem Ausrechnen der Preise. Also ging es Woche für Woche zur Einsatzstelle. Schließlich wollte ich ja Bescheid wissen wenn ich dann mit meinen Jungen anfange.*
Doch zuvor die Geschichte meiner "210". Auf dem Weg zu Züchter Wilfried, der hatte mich zu sich eingeladen, sah ich auf einem Scheunendach eine braune Taube sitzen. Die gefiel mir und ich klingelte an der Haustür nebenan um nach der Taube zu Fragen. Na Junge, wie kann ich dir helfen fragte mich ein kleiner Mann, der nicht gerade freundlich wirkte. Die braune Taube dort auf dem Dach, ist das Ihre, fragte ich. Ja klar, gefällt sie dir? Ja, die ist schön aber- hat die auch einen Ring? Leider nein war seine Antwort. Schade, aber ist das eine echte Brieftaube hakte ich nach. Aber klar, die ist aus einer besonderen Zucht, ich hatte keine Ringe mehr, die ist aber aus meinem besten Paar, alte Bricouxsorte! Wenn das so ist dachte ich, frag ob er sie abgeben würde. Gedacht, gefragt, die Antwort war ja, für 5 Mark kannst du sie haben.
5 Mark, woher nehmen?
Nun war ich nicht auf den Kopf gefallen und hatte eine Idee! Im Gartenverein tranken viele Männer gern Bier. Das konnte man im Vereinsheim in Flaschen kaufen. Wenn ich jetzt durch die Gartenanlage gehen würde und fragen ob ich Bier holen soll, könnte ich was verdienen. Die Idee war gut, innerhalb 1 Woche hatte ich die 5 Mark und mehr verdient, ich durfte das Pfandgeld behalten!
Bei der nächsten Versammlung fragte ich ob Bricouxtauben gute sind und alle sagten ja. Mein Entschluss stand fest, ich musste diese braune Taube haben. Vater gefragt ob ich darf, gesagt das Bricoux gut sind und die 5 Mark ehrlich verdient. Alles klar sagte er aber ich komme mit!
Also ging's hin zum Züchter, im Nachhinein stellte sich heraus, der war gar nicht im Verein und Taube gekauft. Es war ein Weibchen, jetzt fehlte wieder ein Männchen...
Pass auf Junge sagte Vater, da ist doch der Züchter Bothe mit den fahlen und roten, der hatte dich doch eingeladen, komm lass uns hinfahren und schauen ob der vielleicht ein Männchen übrig hat. Also rauf aufs Moped und los. Dort angekommen sah ich einen Schwarm Tauben fliegen, alles rote und fahle, hier musste es sein. Klingel drücken und hoffen das jemand zu Hause ist. Glück gehabt. Nach kurzer Begrüssung direkt zu den Tauben. Schöne Tiere waren das und der Züchter sehr nett. Die Frage nach einem Vogel wurde mit ja beantwortet, die Frage nach dem Preis mit einem, den schenke ich dir mein Junge! Jetzt aber schnell bedanken und ab nach Haus, anpaaren!! So kam ich an die Eltern meiner "210", die mich im Herbst zum erstenmal zum*
" Meister" machen sollte.*
Doch davon später mehr....
6) Wie ich zum Brieftaubenzüchter wurde...
Teil6)
Nun konnte es losgehen mit der Brieftaubenzucht. Einmal die Woche mit dem Rad zu Deneke Landhandel, Futter und Grit kaufen. Mit dem Fahrrad ging das ganz gut, es waren ja nur 10 Pfund und etwas Grit. Bezahlt immer noch aus den Einnahmen vom Bier holen! Vater sorgte für die Hühner und Kaninchen.
So richtig gut ging es dann aber nicht mit der Zucht. Bis Ende Mai gab es nur 12 Junge für die Flüge. Egal, gut trainieren, dann wird's schon werden. Bei den alten Züchtern hatte ich gesehen, dass sie auf dem Gepäckträger der Mopeds oder Fahrräder eine Holzplatte hatten auf der die Körbe standen und mit einem Gürtel oder einer Schnur befestigt waren. Also nachmachen!!
Mein Weidenkorb war zwar klein, konnte aber 12 Tauben vertragen, eng aber es ging.*
Die Sommerferien standen an und los ging's, trainieren. Bei gutem Wetter Tauben eingepackt, auf's Rad und ab nach Haverlah. Straße 5km, Luftlinie 3, 10 Minuten warten und Tauben fliegen lassen. Schnell auf's Rad und... Die Tauben waren schon da! Prima, so sollte es sein. Vier Wochen ging das so, dann kamen die richtigen Flüge. Eine Uhr hatte ich nicht aber schräg gegenüber hatte Tadeusz eine Uhr, ich ein Fahrrad, Laufvergütung gab es auch, somit war alles bereit. Nach den Vorflügen hatte ich noch 9 von Anfangs 12 Jungtieren und der erste Preisflug stand an. Jetzt wurde es ernst!!!
Das Einsatzgeschäft kannte ich ja schon, schließlich war ich zur Alttierreise immer da und hatte schnell begriffen wie das geht mit Einsatzliste, Ringe anlegen, Uhren ausnehmen, Konstatierkarten schreiben und letztlich auch Körbe zur Bahn bringen. Leicht waren die Körbe nicht, aber ein richtiger Brieftaubenzüchter hilft immer mit, zumindest beim Tränken der Tauben am Bahnhof.*
Zum 1. Flug, 9 Tauben eingesetzt, müsste ich 2Preise oder mehr erringen um meine "Prozente" zu machen. An Prozente haben die Züchter nicht gedacht, eher an die "Vollen" mit 13/3 gesetzt. Daran durfte ich mich noch nicht beteiligen. Ausserdem ging das auch nicht, Korbgeld und Preisliste forderten ihren Tribut. Die Reiseumlage hatten Vater und Mutter gezahlt, ebenso die Beiträge im Verein.
Mein erster Wettflug, Vater hatte noch Wochen vorher einen silbernen Punkt auf das Dach des Taubenschlages gemalt, damit die Tauben den Schlag besser finden! PS er war Malermeister, hatte von Tauben 0 Ahnung!!...
Das Ergebnis des 1. Fluges waren 2 Preise, der 208 aus den Englandfliegern von Jules Opa und die 210 aus der roten 5 Mark mit dem fahlen von Herrn Bothe. Von den 9 gesetzten kamen 7 zurück, 2 habe ich nie wieder gesehen.*
Am Abend beim Uhren - ausnehmen gab mir ein wohlgesonnener Züchter einen Tip. Fahre am Montag zu Deneke und hole dir 1 Pfund Hanf und das gelbe Vitamin- Kissen. (4Tage über das Futter) dazu je Taube 1 Teelöffel Hanf täglich!!
Jetzt war mir klar,*
ohne Wundermittel gehts nicht.
Ratschlag umgesetzt und zum 2. Flug eingesetzt, 7 Stück, jetzt musste ja was passieren. Das Ergebnis: 1 Preis, die 210 aus der roten 5 Mark. Große Enttäuschung aber immerhin eine mit 2 Preisen, der 208 kam kurz nach den Preise, die anderen spät, trotz dem Geheimmittel.
Na , wie wars, fragte mich der "gutmeinende" Züchter am Abend? Nicht gut war meine Antwort. Dann fährst du am Montag wieder zu Deneke und holst dir das grüne Vitaminkissen, Machs wie in der letzten Woche war sein Rat. Wer so nett ist meint es bestimmt gut und ich befolgte seinen Rat.
Jetzt kam der 3. Flug, alle 7 wurden eingesetzt und das Ergebnis... 1. Taube die 210 aus der 5 Mark, 2. der 208 aus Opas Englandfliegern, sieben gesetzt, 1 Preis und der 208 kurz nach den Preisen. 3 spät, 2 verloren.. Sche.....!!
Jedoch nicht wirklich, denn im Verein gab es nur noch zwei Tauben mit drei Preisen, meine 210 und die "Schwarzscheck" von Tadeusz, dem Mann mit der Uhr. Langsam wurde mir klar, von den Geheimmitteln werden die schlechten auch nicht besser. Also diese Woche kein Vitaminkissen und Geld gespart!
Der 4. und letzte Flug stand an und ich setzte noch 5 Tauben ein . Am Flugtag herrschte Wind von hinten. Die erste Taube kommt, nicht die 210, also nicht zur Uhr, warten. Es dauerte nicht lang, da kam sie die 210!! Also Ring ab, in den Mund und rauf aufs Fahrrad und angekommen,*
Ring verloren.....
Zurück, wiedergefunden und ab zur Uhr. Freudestrahlend in den Schlag zu Tadeusz, aber Problem, die Schwarzscheck sitzt auf dem Dach. Tadeusz klappert mit der Futterbüchse und sagt mir dass er seine erst eindrehen muss, dann kommt meine. War klar, schließlich ging es um die beste Vereins-Jungtaube. Letztlich wurden beide konstatiert, wie sich beim Uhrenausnehmen heraus stellte, war nicht klar ob sie in die Preise kommen würden.*
Die Spannung war riesig und am Freitag radelte ich schon früh los um meine Preisliste beim Vereinsvorsitzenden ab zuholen. Banges Warten bei Apfelsaft (Hosenjodler genannt) wurde schließlich belohnt, Liste aufschlagen, Hurra sie ist dabei, die 210 fliegt gerade noch Preis!*
Die Schwarzscheck fällt gerade hinten raus, Zeitverrechnung sei Dank!!
Beste Jungtaube 1963 :
04157 63 210 aus "5 Mark"
Im Herbst folgte dann die Siegerehrung bei Spanferkel am Spieß, mit Männern, Frauen, Kindern und Enkeln und ich auf dem Podest ganz oben.
Jetzt war ich ein echter
BRIEFTAUBENZÜCHTER
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