Thema: Kokkzidien
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Alt 20.03.2007, 18:59
Freiheitstauben
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Hallo Pfälzer,
vorweg: Es tut mir leid, dass meine Beiträge bei dir schon so eine Art Allergie gegen die Naturwissenschaften auslösen. Das tut mir leid, und da es dich mit meinen Kommentaren schon öfters getroffen hat, möchte ich klarstellen, dass ich nichts gegen dich habe oder gegen Wissen, dass auf Erfahrungen beruht.

Auch wenn ich als Taubenzüchter hier eindeutig eher der Anfänger bin, habe ich leider dennoch zu vielen Dingen bereits eine Meinung, die allerdings stark durch mein naturwissenschaftliches Weltbild geprägt ist. Das ist gleichbedeutend mit einer gewissen Respektlosigkeit gegenüber den alteingesessenen Hasen. Das weiß ich, aber ich kann leider nicht anders. Denn immer wenn mir etwas nicht umfassend richtig oder eindeutig zu sein scheint, zwickt es mich und ich äußere mich. Sorry, es ist nicht bös gemeint!

Was die Kokzidien betrifft:
Ja, auch bei starkem Kokzidienbefall (auf dem alten Schlag meines Vaters hatten im Oktober die Jungtauben noch einen rel. starken Befall, weil wir durch Bauarbeiten den Schlag kurzfristig überbesetzt hatten und das Wetter sehr feucht war) setze ich bestimmt kein flüssiges Desinfektionsmittel gegen Kokzidien ein! Da können mir alle Tierärzte der Welt sagen ich solle es tun, da ist mir meine Kenntnis als Chemiker über diese Substanz mehr wert, als die (sorry an alle TA's, ist nicht böse gemeint) 2 Semester Chemie im Nebenfach, die ein Tierarzt hatte. Kokzidien sind ein deutlich kleineres Risiko, als diese Substanz! Bei Würmern, sähe meine Risikobewertung ev. anders aus, aber nicht bei Kokzidien. Wer dem Zeug traut, kann ja mal eine Wand seines Schlafzimmers damit einsprühen, und danach zählen, über wieviele Wochen er Kopfschmerzen hat (die Tauben müssen nämlich ebenso in diesen Dämpfen schlafen).
Übrigens ist nach der Behandlung der Kokzidien im letzten Herbst, einer gründlichen Reinigung der Schläge, Entfernung des Staubes per Sauger und Verringerung der Besatzdichte auf dem betroffenen Schlag auch ohne Desinfektion (noch nicht einmal ein Brenner wurde eingesetzt, da leider die Zeit fehlte!) kein weiterer Kokzidienbefund aufgetaucht!

Ich bin natürlich auch der Meinung, dass ein trockener Schlag ein ganz wichtiger Faktor ist, Kokzidien zu vermeiden. Aber ich bin mir auch sicher, dass ein Schlag aufgrund seiner Konstruktion Besatzdichte und Be/Entlüftung eher ein trockener Schlag ist oder eben leider nicht.

Wenn jemand einen eher nicht so trockenen Schlag hat (und das ist natürlich nur relevant, wenn es feuchtes Wetter gibt, nicht im Hochsommer), kann eine trocknende Einstreu eine Hilfe sein. Auch das ist doch ganz klar. Aber jede Einstreu hat nur eine gewisse Kapazität Wasser aufzunehmen. Ist diese erreicht, trocknet die Einstreu netto betrachtet nicht mehr, sondern vergleichmäßigt die Feuchtigkeitsschwankungen.

Sprich: War zuvor trockenes Wetter und nun wird es Feucht, dauert es ev. zwei-drei Tage länger, bis die Feuchtigkeit auch auf dem Schlag zu sehen ist. Ist es danach mal wieder Trockenes Wetter, dauert es aber auch ein-zwei Tage bis dies auf dem Schlag voll spürbar ist, da in dieser Zeit ja die Einstreu wieder etwas Wasser abgibt. Wenn jemand 60 kg Einstreu auf den Schlag gibt, trocknet diese schon über einen recht langen Zeitraum die Schlagluft, bevor sich die Einstreu "im Gleichgewicht" mit der Luft befindet. Daher hat Pfälzer wohl auch durch Anfeuchten der Schlagwände nachgeholfen, um diese stark trockene Zeit zu verkürzen. Danach führten die 60kg Einstreu aber wohl auch eher zur Vergleichmässigung der Schlagfeuchte, aber netto nicht mehr zur Trocknung.

Ich denke schon auch, dass auch diese Vergleichmässigung eine leicht positive Verbesserung des Schlagklimas darstellt, da ja die Feuchtespitzen genommen werden, aber sie bekämpft nicht die Ursache, warum der Schlag ein tendenziel feuchter Schlag ist.

Und ich denke, wenn jemand leider so einen Schlag hat, der feucht wird, und daher auch häufiger oder stärker Probleme mit Kokzidien hat, dann ist es keine gute Lösung mit einer Einstreu zu arbeiten: Denn das Risiko ist immer noch da, dass in langen Feuchteperioden (Herbst/Winter) die Oozysten prima reifen, die ja nun wegen der Einstreu auch besonders lange im Schlag verbleiben, da ja oft bei Einstreu das Reinigungsintervall verlängert wird.

Den zweiten Effekt, den manche Einstreumittel haben, dass nämlich der meiste Kot nach unten rieselt und nicht mehr verfügbar ist, für die Tauben ist sicher auch positiv. Dieser wird aber doch eher bei Erbsenstroh oder Stroh richtig vorteilhaft, nicht aber bei einer rel. dünnen Schicht von mineralischer Einstreu. Stroh und Erbsenstroh nehmen aber kaum Feuchtigkeit auf und können so auf einem feuchten Schlag dann auch mal schimmeln.

Daher denke ich, man sollte in einem solchen Fall lieber häufiger Kot entfernen (damit wird auch immer eine ganze Menge Feuchtigkeit vom Schlag genommen) und man sollte schauen, dass man die Ursache für die Feuchtigkeit auf dem Schlag bekämpft (Belüftungsposition, Sonneneinstrahlung, Entlüftung, ev. Wärmequellen, Besatzdichte,...).

Grüße
Meinolf
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