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Alt 04.12.2019, 07:33
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Mime Mime ist offline
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und hier geht es weiter...

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Meisterschaftsmodelle
Ich sammle nun seit über 35 Jahren Beiträge zu diesem Thema. Beim Durchblättern fällt mir immer wieder auf, es wurde schon sehr vieles versucht, wieder verworfen, neu überdacht, angepasst, feinjustiert und wieder in Frage gestellt. Eines haben aber fast alle Meisterschaftssysteme gemein, sie sind weder familienfreundlich noch praxisnah.
Meistens wird bei uns nach dem Prinzip alter Wein in neuen Schläuchen gehandelt, aber man muss alte Zöpfe abschneiden, damit etwas wirklich Neues nachwachsen kann. Im Mutterland des Brieftaubensports, in Belgien, fliegt man Meisterschaften getrennt aus, kurz, mittel, lang und general. Jeder kann sich für was entscheiden und ist nicht gezwungen immer und immer wieder zu setzen, weil das Meisterschaftssystem es so vorsieht. Wenn einer Generalmeister werden will und die Zeit hat, kann er alle Meisterschaften mitmachen, aber es muss für den Züchter eine Wahlmöglichkeit bestehen. Wenn eine RV dann zusätzlich noch Männchenmeister, Weibchenmeister, Jährigenmeister, Pokalmeister u.v.m. ausfliegt, dann ist das der Wunsch der Züchter in dieser RV.
Nehmen wir die Bewertung der As-Tauben in Belgien, die ja nach einem Koeffizienten erfolgt. Im Vergleich zu unserem As-Tauben-Bewertungssystem kürt das eindeutig die wahre As-Taube, weil ein 1. Preis gegen 10.000 eben mal qualitativ hochwertiger ist als ein 1. Preis gegen 1.000 Tauben. Ich höre jetzt schon den Einwand, was kann ich dazu, wenn in meiner RV/Gruppe keine Flüge mit 10.000 Tauben zusammenkommen. Hier liegt eine große Chance für den Verband, dass man über das Ausfliegen der As-Tauben mittels des Koeffizienten die große Taubenauflässe indirekt forcieren könnte.
Die Züchterdichte in Deutschland zwingt uns sowieso in nicht allzu langer Zeit zu einem Umdenken, weil sonst in Regionen, wo jetzt schon auf 14 Quadratkilometer (= 4 km * 3,5 km) nur ein Züchter kommt, eine sinnmachende Konkurrenzliste überhaupt nicht mehr möglich ist. Hier wurde in der Vergangenheit zu wenig darauf geachtet, dass der Westen Deutschlands gut mit Taubenzüchtern versorgt ist, aber der Rest (Ost, Süd, Nord) einfach eine zu geringe Züchterdichte aufweist.
Die wichtigste Meisterschaft, um die Mehrheit der Züchter zu motivieren, ist und bleibt die RV-Meisterschaft. Wenn es dann Reisevereinigungen gibt, die ihre Meisterschaft so ausfliegen wie noch vor 50 Jahren (z.B. nur nach Preisen oder nur nach Kilometern), gut dann ist das eben so, denn diese Meisterschaft bestimmt keine Reisekommission. Dass man hier mehr Zukunft, sprich auch Fortschrittlicheres braucht, hängt nicht an der „Jugend“ des Brieftaubensports, sondern an den älteren Semestern, die dann immer argumentieren, die haben wir schon immer so ausgeflogen. Hier wäre ein Umdenken sehr wünschenswert, denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Die Regionalmeisterschaft sieht in den meisten Fällen so aus, dass man sie nach dem Muster der Verbandsmeisterschaft bzw. nach der RV-Meisterschaft des Verbandes ausfliegt. Einen deutschen Meister zu küren, der nach dem System der letzten fünf weitesten Flüge mit entsprechender Kilometeranzahl ausgeflogen wird, ist eigentlich ein großes Armutszeugnis. Gleich mit wem und wo man sich unterhält, jeder findet dieses Meisterschaftssystem einfach ungerecht. Kein Streichergebnis zu haben und alle anderen Flugleistungen vorher als unwichtig zu degradieren, das ist einfach zu kurz gesprungen.

Fazit
Unser Brieftaubensport muss wieder einfacher werden und vor allem familienfreundlicher. Die Zeiten der "alten Züchter", die nichts kannten als nur Brieftaubensport, sind längst vergangen und vorbei. Wir müssen weg von diesen komplizierten Meisterschaftssystemen, weg von Meisterschaftssystemen, die nur einen Bruchteil der Züchterschafft betrifft und weg mit diesen Begrenzungen hinsichtlich Kilometer, Beteiligte und Taubenanzahl, weg mit allem, was man einem Außenstehenden nicht auf einem Bierdeckel erklären könnte.
Alle überregionalen Meisterschaften sollten nach einem einfachen Modus ausgeflogen werden. Ob man da auf die Karte der Benannten oder der Unbenannten oder einer Kombination aus Beidem – wie z.B. in Holland und Belgien – setzt oder den Modus wählt die fünf Besten nach einer Kombination – As-Punkte, Kilometer und Preise (...).
Die Entfernungen müssen mindestens 400 km betragen und Streichergebnisse müssen möglich sein. Der Verband muss Kurz-, Mittel-, Lang- und Generalmeisterschaften anbieten, die As-Tauben müssen anhand eines Koeffizienten ermittelt werden. Vor kurzem hatte ich ein Buch von Herrn Hertel in der Hand, der das schon vor über 20 Jahren propagierte. Ich frage mich dann immer, wieso lässt sich sowas logisch Nachvollziehbares wie die Anwendung des Koeffizienten nicht bei uns durchsetzen?
Es gäbe noch so viele Beispiele, Möglichkeiten, Anregungen, Argumente gegen dies oder das, für oder wider. Weiteres vielleicht in einem nächsten Beitrag.

Geändert von Mime (04.12.2019 um 07:36 Uhr)
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