Thema: Farbvererbung
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Alt 03.04.2020, 08:45
WernerW WernerW ist offline
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Zitat von Hoeffi Beitrag anzeigen
Hallo,
es gibt drei Grundfarben bei den Tauben:
- schwarz (eine blaue Taube ist genetisch schwarz, durch Modifikation verändert)

- dom. rot (Brieftaubenrot)
- braun
und diese werden geschlechtsgebunden vererbt.

Alle anderen Färbungen werden durch Modifikationen verursacht und sitzen auch auf anderen Chromosomen, so dass sie auch nichtgeschlechtlich vererbt werden können. Dabei gibt es rezessive und dominante Faktoren. Rezessive werden überdeckt und treten nur in Reinerbigkeit auf, dominante verdecken rezessive. Wie bei einer Zwiebel sieht man nur die äußere Haut, darunter kann sich viel verbergen. Wenn jetzt das Weiß bei beiden Eltern rezessiv vorhanden ist, also verdeckt, können weiße Nachkommen fallen. Genauso fallen aus einfarbigen Tauben auch Schecken, wenn beide die Anlage im Erbgut haben.

Die Vererbung bei Menschen (Säugetieren) und Tauben (Vögel) sind bei der geschlechtsgebundenen Vererbung umgekehrt. Der Täuber hat xx und die Täubin xy, beim Menschen hat der Mann xy und die Frau xx. Wohin die Täubin ihr x gibt, entscheidet über das Geschlecht (Täuber). Beim Menschen macht das der Mann, der dann einen Sohn zeugt. Heinrich der VIII. hat seine Frauen, die ihm also keinen Sohn schenkten, also umsonst verbannt, denn er war der Schuldige.
Hier findest Du im Archiv mehr Hintergrundwissen:
http://www.niederlausitzer-rassetaubenverein.de/

- Einführung in die Vererbung bei Tauben
- Einführung in die Genetik bei Tauben



Ich hoffe, ich konnte Dir helfen.
Gruß Klaus
Grundlagen der Farbvererbung bei Tauben
Von Jannick Adam

Beschäftigt man sich mit der Vererbungslehre, Genetik genannt, muss man sich von vorneherein darüber im Klaren sein, wie die Erbinformationen in den Genen gespeichert sind. Ganz wichtig ist es, zu wissen, dass die Chromosomen, die Speicherorte der Erbfaktoren (Gene), immer jeweils in zweifacher Ausführung vorhanden sind. Ein Chromosom von der Mutter und eins vom Vater. Die Taube besitzt in jeder Zelle 80 Chromosomen in 40 Paaren (Der Mensch zum Vergleich besitzt nur 23 Paare). Die Ausnahme bilden hier die sogenannten Geschlechtschromosomen. Im Gegensatz zu Säugetieren und Menschen besitzt bei den Vögeln das Männchen zwei gleiche Geschlechtschromosomen (XX) und das Weibchen zwei unterschiedliche (XY). Daraus ergibt sich, dass ein geschlechtsgebundener Erbfaktor beim Täuber immer zweimal und bei der Täubin immer nur einmal vorliegt und ein Täuber den Faktor spalterbig tragen kann, eine Täubin jedoch immer nur reinerbig (alle nicht-geschlechtsgebundenen Faktoren liegen bei beiden Geschlechtern zweifach vor).
Liegt ein Faktor nur auf einem Chromosomen vor, nicht jedoch auf seinem “Partner-Chromosom”, spricht man von Spalterbigkeit (Heterozygotie). Welche Erbinformation nun jedoch sichtbar zu Tage tritt und das Aussehen des Tieres bestimmt, hängt von der Dominanz der Erbfaktoren ab. Ein dominanter Faktor setzt sich gegenüber einem rezessiven durch. Ein rezessiver Faktor kommt also nur in Reinerbigkeit (Homozygotie) zum Tragen. Manchmal kann es allerdings vorkommen, dass ein rezessiver Faktor auch bei Spalterbigkeit einen leichten Einfluss auf das Äußere haben kann.

Die Grundfarben
Die Grundfarbe der wilden Felsentaube, der Stammform unserer Haustauben, ist schwarz. Da das schwarze Pigment auf dem Großteil des Körpers jedoch nicht sehr stark ausgebildet ist, wirken diese Bereiche grau-blau. Die Binden sind jedoch deutlich schwarz.
Neben der schwarzen Grundfarbe haben sich im Laufe der Zucht zwei weitere mögliche Grundfarben durch Mutationen (zufällige Veränderungen des Erbguts) gebildet: Rot und Braun.
Der Faktor der Grundfarbe vererbt sich geschlechtsgebunden, das heißt, ein Täuber kann spalterbig sein und zwei verschiedene Grundfarben in seinem Erbgut tragen, eine Täubin muss immer reinerbig im Bezug auf die Grundfarbe sein.
Die rote Grundfarbe ist gegenüber Schwarz und Braun dominant, Schwarz ist nur gegenüber Braun dominant und Braun ist somit rezessiv und wird nur in Reinerbigkeit sichtbar zu Tage treten. Ein Täuber mit roter Grundfarbe, der jedoch spalterbig auf Schwarz ist, zeigt oft einzelne schwarze “Spritzer” im eigentlich roten Gefieder.
Rezessiv Rot ist keine Grundfarbe, sondern ein rezessiver, nicht-geschlechtsgebundene Erbfaktor, der (nur in Reinerbigkeit) das gesamte Gefieder rot färbt, unabhängig von der genetischen Grundfarbe.

Der Verdünntfaktor
Ein weiterer geschlechtsgebundener rezessiver Erbfaktor ist der Verdünntfaktor. Durch die Abschwächung der Pigmentausbildung verändert er die Farben der Tauben. Aus Rot wird Gelb, aus Rotfahl wird Gelbfahl, aus Rotfahl-Gehämmert wird Gelbfahl-Gehämmert usw.; aus Schwarz wird Dun, aus Blau mit schwarzen Binden wird Blaufahl mit dunklen Binden usw.; aus Braun wird Khaki, aus Braunfahl wird Khakifahl usw.; aus Rezessiv-Rot wird Rezessiv-Gelb.

Der Ausbreitungsfaktor
Dieser Faktor ist nicht-geschlechtsgebunden und dominant. Er bewirkt die Ausbreitung der Farbe der Schwanzbinde auf das gesamte Gefieder. Aus Blau mit schwarzen Binden wird schwarz; aus Blaufahl mit dunklen Binden wird Dun; aus Rotfahl wird Aschfahl; aus Gelbfahl wird Creme; aus Braunfahl wird Braun; aus Khakifahl wird Khaki usw.
Die Farben (Dominant) Gelb und (Dominant) Rot beruhen nicht auf dem Ausbreitungsfaktor, sondern aus einer verdichteten, reinerbig vorliegenden Hämmerung.

Die Zeichnungen
Die Zeichnung der wilden Felsentaube ist bindig. Sie trägt also auf ihren Flügelschilden jeweils zwei Binden. Daneben gibt es bei unseren Haustauben zwei weitere, nicht-geschlechtsgebundene Zeichnungsfaktoren: Hohlig und Gehämmert. Die Hohligkeit lässt die Binden verschwinden, wenn sie reinerbig vorliegt, da sie sich rezessiv vererbt. Die Hämmerung vererbt sich dominant und erzeugt auf dem Flügelschild die Zeichnung, bei der sich die Farbe der Binden wie mit dem Hammer geschlagen verteilt. Liegt dieser Faktor spalterbig vor, ist die Hämmerung relativ offen; liegt er reinerbig vor, ist die Hämmerung verdichtet, man spricht hier von Dunkel-Gehämmert.

Daneben gibt es selbstverständlich noch viele weitere Erbfaktoren, die Einfluss auf die Farbe haben. Sie alle aufzuzählen wäre wahrscheinlich unmöglich und würde in jedem Fall den Umfang dieser kurzen Einführung sprengen. Aber allein durch die hier beschriebenen Faktoren der Grundfarbe, der Verdünnung, der Ausbreitung und der Zeichnung kommt man durch die Kombinationsmöglichkeiten auf 30 mögliche Farbenschläge.
Jedem, der sich weitergehend mit dem Thema befassen möchte, empfehle ich das Buch “Vererbung bei Tauben” von Axel und Jana Sell, sowie die Website “www.taubensell.de”.
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ES IST IMMER BESSER, DASS MAN MEHR WEISS, ALS MAN SAGT!
mit freundlichen Grüßen
Werner
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