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Alt 14.02.2008, 16:02
Dennis Dennis ist offline
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Zitat:
Zitat von amlow Beitrag anzeigen
Aber keine Spartrix.Dann kannst Du auch Kopfschmerztabletten als Viagra einnehmen.Die haben die selbe Wirkung.Jetzt willst Du wohl fragen,,wieso::Weil Spartrix ein frei verkäufliches Futterergänzungsmittel ist und kein Arzneimittel.Denn Arzneimittel sind verschreibungsflichtig.Früher gab es Spartrix mit einen höheren Wirkstoffanteil.Das wurde nach den neuen Arzneimittelgesetz verboten.Um aber diese Einnahmequelle nicht zu verlieren haben sie den Wirkstoff minimiert.Dadurch ist es frei verkäuflich.
Tut mir leid, das muss ich korrigieren:

Spartrix ist ein freiverkäufliches Arzneimittel. Dies beruht auf einer Sonderregelung für Tierarten, die im §60 AMG geführt werden (dazu gehören die Brieftauben). Für AM für diese Tiere, die nicht verschreibungspflichtig sind, gilt keine Apothekenpflicht, so dass man sie auch z.B. beim Futterhändler beziehen kann.
Auch Aspirin ist im übrigen ein Arzneimittel, nicht verschreibungspflichtig, aber apothekenpflichtig.


Was die Wirksamkeit von Spartrix angeht, kann ich sagen, dass ich bisher keine schlechteren Erfahrungen gemacht habe als mit anderen Präparaten. Bei unseren eigenen Spätheimkehrern haben 2 Tabletten (abends und am nächsten morgen) bisher in aller Regel ausgereicht - bestätigt durch Kontrolle vorher (positiv) und eine Woche später (negativ).

Dass die Resistenzsituation bei den Trichomonaden nicht rosig aussieht, und man deswegen immer damit rechnen muss, dass eine Behandlung mal nicht erfolgreich ist, habe ich schon mehrfach erwähnt.
Dies betrifft aber nicht nur Spartrix (Carnidazol), sondern alle auf dem Markt befindlichen Wirkstoffe. Ronidazol, Carnidazol, Dimetridazol usw. gehören alle zur selben Wirkstoffgruppe (Nitroimidazole) und bedienen sich des selben Wirkmechanismus. Das bedeutet, dass wenn ein Erreger eine Resistenz gegen einen Wirkstoff (= gegen den von diesem benutzten Wirkmechanismus) entwickelt, dann betrifft dies nicht nur den eingesetzten Wirkstoff selbst sondern - in mehr oder weniger großem Ausmaß - alle Wirkstoffe, die den selben Mechanismus benutzen (= Kreuzresistenz).

Demenstsprechend kann ein ständiger Wechsel des Präparats nicht die Lösung des Resistenz-Problems sein. Es ist lediglich eine Maßnahme, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist - und allzu großen Erfolg sollte man sich davon wegen der erwähnten Kreuzresistenzen auch nicht versprechen.
Unser aller Interesse muss aber sein, dass Resistenzen gar nicht erst auftreten. Und das geht nur über einen vernünftigen und verantwortungsbewussten Umgang mit Arzneimitteln.



Heißt im Klartext (am Beispiel Trichomonaden):


1. Einsatz von Arzneimitteln nur, wenn auch Trichomonaden festgestellt wurden (oder bei besonderem Verdacht, z.B. Einzeltierbehandlung von Spätheimkehrern).

2. Wenn behandelt werden muss, dann mit einem wirksamen Präparat in ausreichender Dosierung und mit ausreichender Behandlungsdauer (Anweisung des Tierarzts beachten). Im Anschluss empfiehlt es sich kontrollieren zu lassen, ob die Behandlung erfolgreich war.

3. Finger weg von "Wunderpulver XY" ohne angegebene Inhaltstoffe und regelmäßigen "prophylaktischen" ein- bis zwei-tägigen Kuren während der Reisesaison. Dies ist systematische Resistenzzüchtung.



Eine Bestandsbehandlung gegen Trichomonaden zu Beginn des Zucht- und Reisejahres (um auf´s Thema das Threads zurückzukommen) ist in den meisten Fällen gerechtfertigt, da durch die zahlreichen Kontakte zwischen den Beständen (Kabi, Spätheimkehrer, Zugeflogene, Ausstellungen, Neuerwerbungen) kaum ein Bestand nach einer Saison frei davon bleibt. Aber auch hier gelten die oben genannten Grundsätze.

Ich würde empfehlen - wenn behandelt werden soll - diese Behandlung nicht erst auf dem ersten Gelege, sondern bereits vor Beginn der Zucht zu machen. Dies bedeutet wegen der schon angesprochenen Nebenwirkungen auf die Fruchtbarkeit, dass die Behandlung mindestens 4 Wochen vor dem geplanten Anpaartermin abgeschlossen sein sollte.
Der Vorteil sollte auf der Hand liegen: eine optimale Gesundheit gehört zur optimalen Zuchtvorbereitung dazu und wirkt sich positiv auf "Paarungsstimmung", Eiablage und Befruchtung aus. Außerdem bleibt genügend Zeit zu kontrollieren, ob die Behandlung erfolgreich war.

Gruß,
Dennis
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