Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 02.01.2008, 08:12
Freiheitstauben
Gast
 
Beiträge: n/a
Daumen hoch Brieftaubenrückholservice ist Richtig und Wichtig!

Hallo an alle und ein frohes Neues erst einmal,
dieses Thema ist wichtig, daher werde ich mich dann auch mal an der Diskussion beteiligen:

Uli Bovermann hat meiner Meinung nach gleich ein paar super Ideen gehabt, die zwar z.T. „Opfer“ von den Züchtern verlangen, aber dennoch wert sind, dass sie in der gesamten Diskussion nicht verloren gehen und das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird:
  • Eine leider doch sehr große Anzahl der Taubenzüchter kümmert sich nicht im Sinne des (Tierschutz)-Gesetzes um die Ihnen zugeflogenen Tauben und ebenso nicht um die von ihnen verlorenen und gemeldeten Tauben! Dass hier im Forum praktisch nur Vorbildzüchter sind, die es dem eigenen Bekunden nach anders machen, ist zwar toll, aber spiegelt doch nun wirklich nicht die reale Situation wieder! Dass die Diskussion über diese unbequeme Wahrheit nicht gerne öffentlich geführt wird ist allerdings auch sehr verständlich.
    Weil dem so ist, finde ich den Ansatz von Uli, dass sich eine zentrale Organisation um die Organisierung und Betreuung einer tiergerechten Taubenrückführung kümmert geradezu genial. Denn die oft beschworene Eigenverantwortung des einzelnen Züchters versagt hier bis heute kläglich. Und so könnten auch die „Drückeberger“ und „schwarzen Schafe“ zum (Tier)-Glück „gezwungen“ werden
  • Diese zentrale Organisation als eine Art „Versicherung zum Taubenrückführen“ zu finanzieren (sprich als Solidarbeitrag aller Züchter über einen Aufschlag auf das Satzgeld) halte ich ebenfalls für super. Denn wir müssen weg von dem Gedanken: „das kann ich selbst, warum sollte ich andere mitfinanzieren“, denn was die negative Öffentlichkeitswirkung des Problems anbelangt sitzen wir alle in einem Boot, und dort gegenzusteuern geht nur in gemeinsamer Verantwortung!
Doch auch ich sehe einige Dinge an dem vorgestellten Weg kritisch, und ich finde es daher sehr schade, dass man den gesamten Komplex wohl nur so zur Abstimmung bringen wird, als müsse man alles mit Mann und Maus akzeptieren, oder eben mit Mann und Maus verwerfen.

Ich fände es im Sinne des Fortschritts in dieser Problematik („tiergerechte Rückführung von Tauben ALLER Züchter“) sinnvoll, wenn ein Antrag, der das grundsätzliche Ziel eines solchen Services und die Arbeit an der Entwicklung eines Konzeptes formuliert, getrennt zur Abstimmung kommt Und die Vergabe eines Auftrages oder gar ein „konkretes“ Ausführungskonzept in getrennten Anträgen zur Abstimmung kommen würde! Denn sonst bleibt am Ende leider nichts mehr von der sehr guten Initiative übrig.

Zurück zum vorgeschlagenen RETOUR:
Viele der Züchter, die hier gegen argumentieren bringen das Gegen-Argument, dass es sie nun etwas kosten würde. Wenn jeder dieser Züchter auch bisher schon seine Tauben abgeholt hätte/holen lassen hätte, müsste er zugeben, dass er auch bisher schon einen nicht unerheblichen Geldbetrag pro Jahr für die Rückführung von Tauben aufwenden musste.

Dazu folgende Beispielrechnung:
Wenn ein Durchschnittszüchter z.B. 35 verschiedene Alttauben pro Jahr an Flügen teilnehmen lässt und 65 Jungtauben, sind dies 100 Tauben, die pot. Verloren gehen können. In Wirklichkeit sind es wohl eher 10-20% dieser Tauben, die DAUERHAFT den Heimatschlag nicht mehr erreichen. Gehen wir also in unserem Falle von 15 nachhaltig verlorenen Alt und Jungtauben aus. Diese Streunen nur durch die Welt und sagen wir mal 1/3tel hiervon wird von Passanten oder Züchtern aufgegriffen und müsste zurückzuführen sein, dann sind das 5 Tauben pro Durchschnittszüchter und Jahr. (Derzeit sind es sicher weniger, da die meisten Tauben ja erst gar nicht gemeldet werden, da die Melder die Erfahrung gemacht haben, dass viele Tauben eh nicht abgeholt werden).
Nun bietet die Wirtschaft den Service, eine Taube von einer Haustür zur nächsten innerhalb von 24h zu transportieren bereits an. Und dies in einem hart umkämpften Markt seit einigen Jahren. Daher können wir sicher davon ausgehen, dass die Marktpreise einem rel. effizienten Markt entspringen und so die Kosten eines solchen Services incl. üblicher Gewinnmarge von 5-10% widerspiegeln. Sprich: Ein solches Zurückholen innerhalb von 24h von Tür zu Tür bereitet pro Taube wohl tatsächlich Kosten in der Höhe von ca. 30-35,-€!
Da ich pers. ebenfalls mal ein ähnlich gelagertes Logistikproblem kostenmäßig zu analysieren hatte, denke ich diese Größe ist wirklich realistisch. Je höher die Zahl der transportierten Tauben pro Person sind, desto weniger fallen hierbei die Personalkosten ins Gewicht, machen aber sicher noch 30-50% aus. Bei den heutigen Spritpreisen sind die sonstigen Kosten die aber ggf. die bestimmende Größe.

Also ein verantwortungsbewußter Durchschnitts-Züchter, der sich bereits heute um die Rückführung seiner Tauben kümmert wird auch heute schon ca. 200,-€ pro Jahr dafür auszugeben haben, wenn er die Tiere nicht selber abholen kann, oder aber mindestens mal 75-100€,- Spritkosten haben, wenn er es selbst macht! Doch genau diese Kosten scheuen doch viele Züchter, und daher haben wir doch die „schwarzen Schafe“, die ihre verflogenen Tiere nicht mehr in ihrer Verantwortung sehen. Daher finde ich ja die Grundansätze „Solidargemeinschaft“ und zentrale Abwicklung hier so gut!

Leider ist das Konzept aber auch mit ein paar ganz großen Haken versehen:
  • Es ist nicht bedarfsorientiert! Der Bedarf lautet, dass jemand, der eine Taube findet oder dem eine zufliegt, diese OHNE GROSSEN AUFWAND einer Rückführung zuführen kann. Denn der Mensch im Allgemeinen ist einfach bequem! Was nicht gleich geht, wird nicht gemacht. Diese wichtige Grundvorrausetzung kann man bei allem guten Willen für diese Sache nicht außer Acht lassen! Und daher muss das Konzept eine Lösung dafür beinhalten, wie die Taube vom „Finder“ zur Sammelstelle kommt. Hier greift auch nicht das Argument der Kosten. Ist ein Service nicht bedarfsgerecht, wird er nicht angenommen, und ist damit obsolet (egal wie billig er ist!). Die Kosten einer solchen Logistik muss die Züchterschaft tragen, ob sie will oder nicht, denn sie müsste es schon längst nur drücken sich viele zu Lasten des Images der Züchterschaft in der Öffentlichkeit!
    Die Kosten eines Taubentransportes vom Endsammelpunkt zum Züchter können dem Einzelzüchter ja leicht weitergegeben werden (oder er holt die Taube selbst ab), doch die Kosten die ein „Finder“ beim Transport der Taube zum Sammelpunkt hat, bleiben nach diesem Konzept beim „Finder“. Wie oder ob dies ohne eine sehr viel aufwendigere Logistik zu lösen ist, weiß ich nicht. Doch kann man diese wichtige Grundvorrausetzung einfach nicht ignorieren!!
  • Ein weiterer Bedarf ist, dass Tauben, die ein Züchter wirklich gerne wiederhaben möchte (doch auch die gibt es, das sind die wenigen, für er bereits heute bereit ist Geld zu zahlen), innerhalb kurzer Zeit (24-48h) wieder nach hause zurückkommen. Das vorgestellte Konzept mit Transport über Sammelstellen kann das so nicht leisten. Das ist für die meisten Tauben, bei denen es nicht so eilt ja auch nicht wichtig. Doch sollte das Konzept für diese „wichtigen“ Tauben dennoch ein Lösungsangebot integrieren (z.B. Vermittlung eines Transportes von Haus zu Haus mit einem durch Rahmenvertrag besonders günstigen Logistiker) sonst entgleitet RETOUR die so wichtige zentrale Verwaltung der Zufliegerrückführung!
  • Ich finde das soziale Engagement von Uli Bovermann diese Idee mit der Wiedereingliederung Langzeitarbeitsloser zu koppeln grundsätzlich toll. Doch werden hier zwei Dinge miteinander verquickt (und kommen eben so im Bundle zur Abstimmung) die erst einmal nichts miteinander zu tuen haben. Auf der einen Seite sollte ein Konzept erarbeitet werden, wie ein Retour-Verfahren aussehen muß, damit es die Probleme wirklich löst!
    Auf der anderen Seite sollte man dann die billigste Möglichkeit suchen, dies umzusetzen. Das sind erst einmal zwei getrennte paar Schuhe!!
    Wenn es durch die Einbeziehung von Arbeitskräften, die langzeitarbeitslos sind, durch Subventionen der Bundesanstalt für Arbeit möglich ist, die Lohnkosten zu senken, ist das prima und genau der richtige Weg! Das Konzept sollte aber unabhängig von der ausführenden Personalzusammensetzung funktionsfähig sein, und nicht an irgendwelchen Förderungen oder Lohnsubventionen des Staates oder die Existenz von Bildungsträgern gebunden sein. Es muss auch weiter funktionieren können, wenn hiervon mal ein Glied ausfällt! Wie aber bereits gesagt, spricht trotzdem nichts gegen die Einbindung der Langzeitarbeitslosen, da sich hierdurch ev. die Kosten des gesamten Prozederes wegen geringerer Lohnkostenanteile deutlich senken lassen. Diese Einbindung sollte nur nicht Vorraussetzung für das prinzipielle Funktionieren des Konzeptes sein (bestenfalls Vorraussetzung für die Erzielung eines geringeren Kostenrahmens als die derzeitigen 30-40,-€ pro Taubenrückführung durch marktübliche Logistiker)!
Grüße
Meinolf
Mit Zitat antworten