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  #1  
Alt 21.02.2022, 14:11
schmalz schmalz ist offline
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Standard Inzuchtkoeffizient

Hallo zusammen,
ich habe dieses Jahr meinen 229 an die Schwester seiner Oma gepaart.
Wäre euch das zu eng um Junge zum Reisen zu züchten?
Der Inzuchtkoeffizient liegt da bei ca. 6,5.
Mfg "Der Züchter mit dem kleinen Korb".
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  #2  
Alt 21.02.2022, 15:53
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gesmo gesmo ist offline
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Hallo Frank ,
Ich weiss nicht was hinter dem 229 für Leistungen sind aber ein versuch ist es immer Wert .
Die erste Vitalitäts Sichtung wäre nach 36 Tagen . Im Vergleich " Nur " mi deinen anderen

Tauben . Es geht zu unterscheiden Vitalität in Inzucht - Oder in Kreuzung .
Abschliessend nach 2-3 Jahren erst zu beurteilen . Reise Korb .

Ich bevorzuge den 5.Grad der gibt die Anzahl der Geburten an . Der 4. Grad wäre Cousin - Cousine .
Aber nur auf eine besondere Leistungs - Linie ( Taube ) ! Dann Züchte ich nur aus denen die

bei mir was besonderes gemacht haben . Anmerkung noch Der 5- 6 Grad hat weniger Vitalitäts Ausschuss - nenne das mal so .Ich Züchte dann mit Enkel weiter . Dann wieder holt sich dasSpiel mit anderen " Sorten ( ! ) beginne immer mit Enkeln aus Geschenkten Tauben .
Ausnahme 1994 und 1998 . Zum Kreuzen und " Passer "Die habe ich bezahlt und ausgesucht . Je 2.


B G Wilfried


Wie immer lösche ich Sätze oder Wörter sieht das so aus . bei mir erkenne ich das nicht .Sende aber ab .

Geändert von gesmo (21.02.2022 um 16:02 Uhr)
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  #3  
Alt 22.02.2022, 20:34
OOO OOO ist offline
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Standard Große Freude

Zitat:
Zitat von schmalz Beitrag anzeigen
...ich habe dieses Jahr meinen 229 an die Schwester seiner Oma gepaart.
Wäre euch das zu eng um Junge zum Reisen zu züchten?
Der Inzuchtkoeffizient liegt da bei ca. 6,5...

Hallo,
ich freue mich darüber das Wort Inzuchtkoeffizient zu lesen. Als ich 2008 dazu mal einen Artikel in meinem damaligen Blog schrieb, gab es KEIN EINZIGES Taubenabstammungsprogramm, das den Inzuchtkoeffizienten berechnete. Die waren alle nur zum "Stammbaum malen" und Geschichten erzählen gedacht. Da hat sich in den letzten Jahren echt was getan. Es freut mich daher sehr, denn man hat so ein recht einfaches Mittel den Grad der Verwandschaft bei Paarungen zu erkennen und ggf. zu berücksichtigen.


Zur Frage:
Der Zahlenwert des Inzuchtkoeffizienten als solches sagt erstmal noch nichts darüber aus, ob die Taube anschließend zur Reise geeignet ist, oder nicht. Das hängt vielmehr davon ab, welche Gene dort jetzt im Rahmen der Inzucht homozygot werden. Gene die sich negativ auf die Leistung auswirken, sind aufgrund der seit 200 Jahren bei Brieftauben stattfindenden Selektion auf Leistung mit hoher Wahrscheinlichkeit eher rezessive Gene oder Teil einer durch das Zusammenwirken vieler Gene bestimmten Eigenschaft, bei denen ein einzelnes "schlechtes" Gen noch keinen spürbaren negativen Effekt hat.
Solche Gene zeigen sich dann aber in ihrer schlechten Eigenschaft oftmals, wenn diese homozygot (reinerbig) vorliegen. Und genau das passiert ja bei der Inzucht.
Bei einem Inzuchtkoeffizienten von 6,5 liegt der Erwartungswert für den Anteil von homozygot vorliegenden Genen der gemeinsamen Vorfahren von Vater- und Muttertier bei genau 6,5%. Wenn nun aber diese gemeinsamen Vorfahren eben sehr arm an solchen "schlechten" Genen waren, dann erhöht sich auch das Risiko, schlechte Reisetauben aus so einer Paarung zu züchten kaum. Sprich die Nachkommen können dann sehr wohl sehr gute Reisetiere sein. Es hängt also immer von der "Qualität" des Erbgutes der Ausgangstiere ab.



Es gab in den 1940er bis 1970er Jahren sehr viele Züchter, deren durchschnittlicher Bestandsinzuchtkoeffizient in diesen Dimensionen lag (wenn nicht sogar deutlich darüber). Das hat nicht dazu geführt, dass die Tauben damals "rückwärts" flogen. Es gab für diese Inzucht damals gleich mehrere Ursachen:


a) fast alle Züchter hatten kleine Bestände von nur wenigen dutzend Tieren und damit viel kleinere, als die meisten heutigen Züchter, so dass sich Verpaarungen in der Familie oftmals kaum vermeiden ließen, wenn man die wenigen Leistungstiere eines Schlages bevorzugt zur Zucht einsetzte.


b) Es gab damals noch ein Verständnis von Zucht, das den "Rassebegriff" im Zentrum führte. Das waren, ob man es wahrhaben will oder nicht, auch Auswirkungen der finsteren Zeiten davor und dem durch Rassenlehre und Imperialismus geprägten Blick auf die Menschheit (der leider immer noch nicht komplett verschwunden ist). Der Gedanke, es gäbe überlegene "Rassen", war eben über Generationen in den Köpfen und spielte dann halt auch in der Taubenzucht eine Rolle (aus diesem Blickwinkel einfach mal ein paar Bücher aus der Zeit lesen, und es wird einem speiübel).



c) In solcher milden Inzucht zu paaren, wie auch du es jetzt planst, ermöglicht es, eine Linie von schlechten Eigenschaften zu "reinigen", wenn man die daraus gewonnenen Inzuchttiere ausgiebig testet (also nicht direkt wieder in die Zucht gesetzt) und ausschließlich bei Erfolg mit diesen Inzuchttieren und ihren Elterntieren weiterarbeitet. Bei Mißerfolg aber auch die Elterntiere nicht weiter zur Zucht einsetzt! Nach diesem Prinzip haben einige Züchter teilweise sogar über Jahrzehnte gearbeitet. Und diese haben dann (allerdings meist unter Einsatz von sehr vielen Tauben) irgendwann eine wirklich gute Linie geschaffen, welche nachhaltig Leistung auf breiter Front vererbt hat und jeweils Taubensport-Geschichte geschrieben hat.


Dein Untertitel "Züchter mit dem kleinen Korb" deutet an, dass dieser letztere Zuchtweg für dich eher nicht zu favorisieren ist. Dennoch spricht natürlich nichts dagegen mit einer Toptaube eine solche Paarung zu tätigen und sie auf der Reise zu testen. Wenn es gelingt, könnte dieses Tier selber wiederum eine beständige Zuchttaube sein, mit etwas höherer Wahrscheinlichkeit, als eine nicht ingezüchtete Taube, eben wegen des Homozygotiergrades.


Wenn man den durchschnittlichen Inzuchtgrad der Tauben im Bestand der Gebrüder Janssen über die Jahre anhand der Bestandsgröße, die sie hatten, abschätzt (dafür gibt es in der Populationsgenetik Formeln), dann scheint es bei denen so im Bereich um die 15-20% Inzucht (Durchschnittswert über alle Tiere) mit den Leistungen stark bergab gegangen zu sein. Es gibt zudem eine wissenschaftliche Arbeit, die mal das Heimkehrvermögen von Brieftauben und sehr eng miteinander verwandten Tauben (Inzuchtkoeffizient von 37,5!) miteinander verglichen hat. Ergebnis: diese stark ingezüchteten Tiere waren deutlich langsamer und gingen häufiger verloren.


Irgendwann werden also auch die besten Taubenlinien durch Inzuchtdepression schlechtere Leistung bringen, denn dann wirken sich nicht nur "schlechte" Gene, die homozygot werden, negativ aus, sondern es fallen zudem andere Effekte der Interaktion zwischen verschiedenen Genotypen mehr und mehr weg (wie z.B. die sogenannte Überdominanz). Doch bei einem Inzuchtkoeffizienten von 6,5 würde ich das noch nicht in spürbarem Maß erwarten. Dafür gibt und gab es in der Geschichte des Taubensportes zu viele Beispiele von hervorragenden Leistungstieren mit einem ähnlichen oder gar höheren Inzuchtgrad.



LG


Meinolf
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Geändert von OOO (22.02.2022 um 20:48 Uhr)
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  #4  
Alt 23.02.2022, 07:10
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Der Schwatte Der Schwatte ist offline
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Zitat:
Zitat von OOO Beitrag anzeigen
Hallo,
ich freue mich darüber das Wort Inzuchtkoeffizient zu lesen. Als ich 2008 dazu mal einen Artikel in meinem damaligen Blog schrieb, gab es KEIN EINZIGES Taubenabstammungsprogramm, das den Inzuchtkoeffizienten berechnete. Die waren alle nur zum "Stammbaum malen" und Geschichten erzählen gedacht. Da hat sich in den letzten Jahren echt was getan. Es freut mich daher sehr, denn man hat so ein recht einfaches Mittel den Grad der Verwandschaft bei Paarungen zu erkennen und ggf. zu berücksichtigen.


Zur Frage:
Der Zahlenwert des Inzuchtkoeffizienten als solches sagt erstmal noch nichts darüber aus, ob die Taube anschließend zur Reise geeignet ist, oder nicht. Das hängt vielmehr davon ab, welche Gene dort jetzt im Rahmen der Inzucht homozygot werden. Gene die sich negativ auf die Leistung auswirken, sind aufgrund der seit 200 Jahren bei Brieftauben stattfindenden Selektion auf Leistung mit hoher Wahrscheinlichkeit eher rezessive Gene oder Teil einer durch das Zusammenwirken vieler Gene bestimmten Eigenschaft, bei denen ein einzelnes "schlechtes" Gen noch keinen spürbaren negativen Effekt hat.
Solche Gene zeigen sich dann aber in ihrer schlechten Eigenschaft oftmals, wenn diese homozygot (reinerbig) vorliegen. Und genau das passiert ja bei der Inzucht.
Bei einem Inzuchtkoeffizienten von 6,5 liegt der Erwartungswert für den Anteil von homozygot vorliegenden Genen der gemeinsamen Vorfahren von Vater- und Muttertier bei genau 6,5%. Wenn nun aber diese gemeinsamen Vorfahren eben sehr arm an solchen "schlechten" Genen waren, dann erhöht sich auch das Risiko, schlechte Reisetauben aus so einer Paarung zu züchten kaum. Sprich die Nachkommen können dann sehr wohl sehr gute Reisetiere sein. Es hängt also immer von der "Qualität" des Erbgutes der Ausgangstiere ab.



Es gab in den 1940er bis 1970er Jahren sehr viele Züchter, deren durchschnittlicher Bestandsinzuchtkoeffizient in diesen Dimensionen lag (wenn nicht sogar deutlich darüber). Das hat nicht dazu geführt, dass die Tauben damals "rückwärts" flogen. Es gab für diese Inzucht damals gleich mehrere Ursachen:


a) fast alle Züchter hatten kleine Bestände von nur wenigen dutzend Tieren und damit viel kleinere, als die meisten heutigen Züchter, so dass sich Verpaarungen in der Familie oftmals kaum vermeiden ließen, wenn man die wenigen Leistungstiere eines Schlages bevorzugt zur Zucht einsetzte.


b) Es gab damals noch ein Verständnis von Zucht, das den "Rassebegriff" im Zentrum führte. Das waren, ob man es wahrhaben will oder nicht, auch Auswirkungen der finsteren Zeiten davor und dem durch Rassenlehre und Imperialismus geprägten Blick auf die Menschheit (der leider immer noch nicht komplett verschwunden ist). Der Gedanke, es gäbe überlegene "Rassen", war eben über Generationen in den Köpfen und spielte dann halt auch in der Taubenzucht eine Rolle (aus diesem Blickwinkel einfach mal ein paar Bücher aus der Zeit lesen, und es wird einem speiübel).



c) In solcher milden Inzucht zu paaren, wie auch du es jetzt planst, ermöglicht es, eine Linie von schlechten Eigenschaften zu "reinigen", wenn man die daraus gewonnenen Inzuchttiere ausgiebig testet (also nicht direkt wieder in die Zucht gesetzt) und ausschließlich bei Erfolg mit diesen Inzuchttieren und ihren Elterntieren weiterarbeitet. Bei Mißerfolg aber auch die Elterntiere nicht weiter zur Zucht einsetzt! Nach diesem Prinzip haben einige Züchter teilweise sogar über Jahrzehnte gearbeitet. Und diese haben dann (allerdings meist unter Einsatz von sehr vielen Tauben) irgendwann eine wirklich gute Linie geschaffen, welche nachhaltig Leistung auf breiter Front vererbt hat und jeweils Taubensport-Geschichte geschrieben hat.


Dein Untertitel "Züchter mit dem kleinen Korb" deutet an, dass dieser letztere Zuchtweg für dich eher nicht zu favorisieren ist. Dennoch spricht natürlich nichts dagegen mit einer Toptaube eine solche Paarung zu tätigen und sie auf der Reise zu testen. Wenn es gelingt, könnte dieses Tier selber wiederum eine beständige Zuchttaube sein, mit etwas höherer Wahrscheinlichkeit, als eine nicht ingezüchtete Taube, eben wegen des Homozygotiergrades.


Wenn man den durchschnittlichen Inzuchtgrad der Tauben im Bestand der Gebrüder Janssen über die Jahre anhand der Bestandsgröße, die sie hatten, abschätzt (dafür gibt es in der Populationsgenetik Formeln), dann scheint es bei denen so im Bereich um die 15-20% Inzucht (Durchschnittswert über alle Tiere) mit den Leistungen stark bergab gegangen zu sein. Es gibt zudem eine wissenschaftliche Arbeit, die mal das Heimkehrvermögen von Brieftauben und sehr eng miteinander verwandten Tauben (Inzuchtkoeffizient von 37,5!) miteinander verglichen hat. Ergebnis: diese stark ingezüchteten Tiere waren deutlich langsamer und gingen häufiger verloren.


Irgendwann werden also auch die besten Taubenlinien durch Inzuchtdepression schlechtere Leistung bringen, denn dann wirken sich nicht nur "schlechte" Gene, die homozygot werden, negativ aus, sondern es fallen zudem andere Effekte der Interaktion zwischen verschiedenen Genotypen mehr und mehr weg (wie z.B. die sogenannte Überdominanz). Doch bei einem Inzuchtkoeffizienten von 6,5 würde ich das noch nicht in spürbarem Maß erwarten. Dafür gibt und gab es in der Geschichte des Taubensportes zu viele Beispiele von hervorragenden Leistungstieren mit einem ähnlichen oder gar höheren Inzuchtgrad.



LG


Meinolf
Danke Meinolf,

sehr informativer Beitrag, gerne mehr davon!
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Mit sportlichem Gruß

Peter
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  #5  
Alt 23.02.2022, 08:11
schmalz schmalz ist offline
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Hallo Wilfried und Meinolf,
danke für die interessanten Beiträge.
Gruß Frank
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  #6  
Alt 27.02.2022, 11:36
WernerW WernerW ist offline
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Zitat:
Zitat von OOO Beitrag anzeigen
Hallo,
ich freue mich darüber das Wort Inzuchtkoeffizient zu lesen. Als ich 2008 dazu mal [URL="http://racing-pigeon-blog.blogspot.com/2008/09/populationsgenetik-fr-taubenvter-teil-9.html"]


Irgendwann werden also auch die besten Taubenlinien durch Inzuchtdepression schlechtere Leistung bringen, denn dann wirken sich nicht nur "schlechte" Gene, die homozygot werden, negativ aus, sondern es fallen zudem andere Effekte der Interaktion zwischen verschiedenen Genotypen mehr und mehr weg (wie z.B. die sogenannte Überdominanz). Doch bei einem Inzuchtkoeffizienten von 6,5 würde ich das noch nicht in spürbarem Maß erwarten. Dafür gibt und gab es in der Geschichte des Taubensportes zu viele Beispiele von hervorragenden Leistungstieren mit einem ähnlichen oder gar höheren Inzuchtgrad.



LG


Meinolf
Hallo Meinolf

wieder mal ein ein gute Beitrag ob es manche verstehen sei dahingestellt .. oder auch nicht.

Zu deinen letzten Satz wäre noch zu sagen das man diese Tauben an den Fingern abzählen kann !!!

Hier mal noch einen Ergänzung zu Thema :
Einfluss der Inzucht auf die Flugfähigkeit von Brieftauben

Zusammenfassung
Der Einfluss der Inzucht wurde während 12 Rennen von 10 bis 202 km auf die Flugfähigkeit von Brieftauben untersucht. In dem Versuch wurde dabei die Flugfähigkeit von Inzuchtbrieftauben (F = 37,5 %) mit Kontrollbrieftauben verglichen. In dem ersten Rennen waren 53 Kontrollbrieftauben und 71 Inzuchtbrieftauben am Start. In den weiteren Rennen reduzierte sich allerdings die Gesamtzahl auf Grund von Disqualifizierungen. In der Mehrheit der Rennen wurden signifikante Unterschiede im Median der Fluggeschwindigkeit zwischen der Kontrollgruppe und den Inzuchtbrieftauben festgestellt. Diese Unterschiede können durch die verschiedenen Witterungsverhältnisse während der Rennen und durch die größere Witterungsempfindlichkeit der Inzuchtbrieftauben verursacht worden sein. Der Median der Fluggeschwindigkeit der Inzuchtbrieftauben war bei allen Rennen um 21 % geringer als der Median der Flugschwindigkeit der Kontrolltiere. Dies kann als ein Ergebnis der Inzucht angesehen werden. Beim Vergleich der Witterungsfaktoren, wie Windgeschwindigkeit, Lufttemperatur und Geschwindigkeit des Rückenwindes, wurde festgestellt, dass sich diese drei Faktoren bei den Inzuchtbrieftauben signifikant stärker ausgewirkt haben als bei den Kontrolltieren.

Hier in Englisch:

http://www.ulmer.de/Artikel.dll/m03-...DA5172E9AE3CCE F65976B6305DEEE3C6320

Wer mehr über das Thema lesen will kann es hier tun :

https://www.internet-taubenschlag.de...p/t-21642.html


Hier galt deshalb auch für mich von jeher: "Die Inzucht in der Hand eines Laien, ist wie das Rasiermesser in der Hand eines Affen".

Wünsche noch einen schönen Tag.
__________________

ES IST IMMER BESSER, DASS MAN MEHR WEISS, ALS MAN SAGT!
mit freundlichen Grüßen
Werner
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  #7  
Alt 27.02.2022, 22:23
OOO OOO ist offline
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Standard so viele Finger hat keiner ;-)

Zitat:
Zitat von WernerW Beitrag anzeigen
...
Zu deinen letzten Satz wäre noch zu sagen das man diese Tauben an den Fingern abzählen kann !!!...
Hallo Werner,
da alle Tauben, die ich habe, in einem Zuchtprogramm verwaltet werden, das die Inzucht jeder Taube automatisch berechnet und darstellt, die im Programm angelegt ist und über die ausreichend Informationen über die Nachkommen vorliegen, habe ich zumindest über Tauben, die irgendwie mit meinen Tauben verwandt sind, einen ganz guten Überblick. Das sind aus der Zeit, als ich noch Programm in der RV schickte, schon einige Tauben, und das sind, seit ich Weitstrecke schicke, sogar sehr sehr viele Tauben.


Da mich die Zuchtwege anderer Züchter schon immer sehr interessierten, habe ich immer geschaut, Abstammungen so komplett wie möglich zu erfassen (das Internet ist, was so etwas betrifft, ja sehr ergiebig). Das ging so weit, dass in meinem Zuchtprogramm mittlerweile 7688 Tauben erfasst sind (ich weiß, jeder hat so seinen Spleen, aber ich habe da einen besonderen). Viele Stammbaume meiner Weitstrecken Tauben reichen sogar bis Moses und Saar zurück (zwei berühmte Basistauben für die NL-Weitstecken Tauben aus den 1940ern).


Und daher kann ich dir versichern: Leistungstauben mit einem Inzuchtkoeffizienten von 6 bis 7 sind (oder besser waren) gar nicht so selten, wie du denkst. Doch da heutzutage zur Reise wohl hauptsächlich Kreuzungszucht betrieben wird, sind sie heute kaum noch zu sehen.



So sind beispielsweise bei mir 241 Tauben erfasst, die den niederländischen Weitstrecken Schlägen A&L v.d. Wegen, Jaq v.d. Wegen und Janus v.d. Wegen zuzuordnen sind und von denen mindestens die zwei Elterntiere erfasst sind.
Von diesen 241 Tauben besaßen nur ganze 57 Tiere keine Inzucht und nur 32 weitere Tiere einen Inzuchtkoeffizienten von weniger als 6! Die restlichen bei mir erfassten 152 Tiere dieser drei Züchter (Vater mit seinen beiden Söhnen, daher die gleiche Taubenfamilie) und damit 63% der erfassten Tiere dieser Population haben einen Inzuchtkoeffizienten von mindestens 6. Im Mittel liegt er in dieser bei mir erfassten Population (schnell getippt, weil ich das mit dem Programm jetzt nicht so einfach auswerten kann) bei etwa 10 bis 11 und war im letzten Jahrzehnt, in dem mit diesen Tauben noch am Reisen teilgenommen wurde, sogar bei über 15.



Dass aber gerade diese Taubenpopulation auf der Weitstrecke insbesondere bei sehr harten Flügen viele beeindruckende Erfolge erzielt hat (und ihre aber mittlerweile gekreuzte Nachzucht auch heute noch erreicht) ist, denke ich, hinlänglich bekannt. Noch in 2009 wurde von A&L v.d. Wegen der Europa Cup, die 1. As-Duif FZB und die 1. As-Taube Perpignan über 5 Jahre gewonnen (und da lag eben die Inzucht schon deutlich über 10 bei quasi jeder Taube in dieser Population).


Also es geht durchaus: Auch Inzuchttiere können außergewöhnliche Leistung bringen. Der Inzuchtgrad selbst (insbesondere, wenn noch moderat) muss nicht zwingend zu Leistungsverlust führen (auch wenn Inzucht das sehr oft zur Folge hat).

Entscheidend ist eben die zwingend notwendige sehr gute Qualität der Ausgangstiere, mit denen Inzucht betrieben wird, und dass deren Inzuchtprodukte selbst auch ausgiebig getestet werden und dass darüber identifizierte schlechte Nachzucht zusammen mit ihren Elterntieren von der Zucht konsequent ausgeschlossen werden.
Da man jedoch bei diesem Zuchtweg auch häufiger die schlechten Eigenschaften im Erbgut "ans Tageslicht" bringt, braucht es hierfür (es sei denn man hat extrem viel Glück) einen größeren Bestand.



All diese Bedingungen waren bei den v.d. Wegens erfüllt. Man schaue sich nur die Größe der Schlaganlage an, die A&L v.d. Wegen nutzten. Und die Ausgangstauben wie z.B. Oud Doffertje, Gruiters Duivin und Rombouts Duivin sind Legende. Wohl nur deshalb gelang es. Aber, und das ist eine nicht zu unterschlagende Erkenntnis, ... es gelang!


Noch ein paar Beispiele von v.d. Wegen Erfolgstauben mit ihren Inzuchtgraden (und da gäbe es in dieser Population Dutzende ähnliche zu nennen):
NL 83-8310766 de Perpignan, 2.nat Perpignan '90, IZK 12,49%

NL 86-8618483 de Turbo, 1.nat Pau'88, 12.nat Pau '89, IZK 10,94%
NL 86-8618491 de Beer, 1.nat Marseille '88 , IZK 18,79%
NL 97-9768223 Barcelona 223, 1. Primus Inter Pares Barcelona 2000-2005, IZK 18,32%
NL 90-2759635 de Marathon, 12.int Barcelona '93, IZK 39,61%



LG
Meinolf

PS: Wenn jetzt einer "ja, auf der Weitstrecke..." denkt: Ähnliche Beispiele finden sich auch in der Population der Janssen Tauben aus den 1970er bis 1980er Jahren. Dennoch würde ich niemandem diesen Zuchtweg empfehlen (es sei denn, er kann alle genanten Voraussetzungen wirklich erfüllen, testet und selektiert sehr diszipliniert, verkauft die Besten nicht und besitzt Jahrzehnte lange Geduld). Kreuzung macht einem das Leben da doch deutlich einfacher.
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Geändert von OOO (27.02.2022 um 23:01 Uhr)
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  #8  
Alt 28.02.2022, 06:57
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gesmo gesmo ist offline
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Zitat:
Zitat von gesmo Beitrag anzeigen
Hallo Frank ,
Ich weiss nicht was hinter dem 229 für Leistungen sind aber ein versuch ist es immer Wert .
Die erste Vitalitäts Sichtung wäre nach 36 Tagen . Im Vergleich " Nur " mi deinen anderen

Tauben . Es geht zu unterscheiden Vitalität in Inzucht - Oder in Kreuzung .
Abschliessend nach 2-3 Jahren erst zu beurteilen . Reise Korb .

Ich bevorzuge den 5.Grad der gibt die Anzahl der Geburten an . Der 4. Grad wäre Cousin - Cousine .
Aber nur auf eine besondere Leistungs - Linie ( Taube ) ! Dann Züchte ich nur aus denen die

bei mir was besonderes gemacht haben . Anmerkung noch Der 5- 6 Grad hat weniger Vitalitäts Ausschuss - nenne das mal so .Ich Züchte dann mit Enkel weiter . Dann wieder holt sich dasSpiel mit anderen " Sorten ( ! ) beginne immer mit Enkeln aus Geschenkten Tauben .
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B G Wilfried


Wie immer lösche ich Sätze oder Wörter sieht das so aus . bei mir erkenne ich das nicht .Sende aber ab .
Moin Meinolf ,
was hältst du eigentlich davon mein System .

Abstammungen habe ich nur noch vom meinen Mentor Wilfried aus Arcen . N L

Von einer Taube aus 2014 Linie Vera ein Weibchen . Und Linie Lieke aus 2017 ein Vogel .
Das konnte ich nicht komplett austesten .Aber sehr gute Ansätze lagen vor .
Tauben Verkauft ( alle alten ) Mein Handikap kennst du , es hat sich nochmals verschlechtert .

Kann die Tauben nur im Sitzen noch fangen . Aber gebe nicht auf .

Fahre aber nur mit dem 2 er Korb zum einsetzen . 3 Vögel - 2 Weibchen wäre abwechselnd möglich . B G Wilfried
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  #9  
Alt 03.03.2022, 20:22
OOO OOO ist offline
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Standard Züchten ist trotz allem eigentlich unkompliziert

Hallo Wilfried,
ich weiß nicht ob es DIE gute oder DIE schlechte Zuchtstrategie gibt. Die Umstände (Zeithorizont, Ziele, Bestandsgröße,...) bestimmen ganz erheblich darüber, was wann den Zielen zuträglich ist und was nicht. Und oft ist es sogar so, dass sich ein gewählter Weg mit der Zeit verändern muss. Z.B. war der gewählte Weg bei den Gebr. Janssens wohl bereits in den 70ern/80ern am Ende und der bei v.d.Wegen wäre dieser Weg auch bald am Ende gewesen. Es sei denn, da wäre langsam mal etwas frisches eingekreuzt worden.



Was aber gesichert bei aller Theorie immer richtig ist und zum Ziel führt und dabei eigentlich ganz unkompliziert und einfach und durch unzählige auch sehr erfolgreiche Züchter bestätigt wurde, ist:
0. Voraussetzung: gesunder Schlag -> gesunde Tauben

1. Viel Züchten. Viel meint hier nicht nicht die Taubenzahl, sondern viel im Sinne von viel Ausprobieren, über die Breite des Bestandes, z.B. aus allen erfolgreichen Fliegern und nicht nur aus der (ev. teuren und daher liebgwonnenen) Zuchtmannschaft züchten, damit man über die Zuchtqualitäten der eigenen Tauben etwas erfährt.

2. Alle Tiere ausgiebig in Bezug auf die gesetzten Zuchtziele testen (also wenn z.B. Barcelonaflieger gezüchtet werden sollen, muss auch Barcelona als Test her und nicht nur Brive oder nur eine Handbeurteilung)

3. Anschließend NUR mit den Tieren weiter machen, die gute Leistung in der Zucht und/oder in Bezug auf die Zuchtziele gezeigt haben. (Dieser Schritt, die konsequente/strenge Selektion der Tauben für die Weiterzucht, ist wohl der wichtigste der drei genannten)


und aus meiner Sicht noch zu ergänzen:

4. Tauben, die auf dem eigenen Schlag etwas geleistet haben, IMMER ggü. importierten Tauben bis zu deren Leistungsbeweis auf dem eigenen Schlag bevorzugen (auch wenn die Abstammung der Importierten noch so schön sein mag und die der eigenen dagegen ev. blass aussieht).


Und wenn Punkt 1 bis 3 mal zu moderater Inzucht führt: Was soll's! Solange nicht der ganze Bestand im Durchschnitt in stärkere Inzucht abdriftet und dabei die Leistung erkennbar nachläßt, ist doch alles gut. Lieber "Sehr Gut" an "Sehr Gut" gepaart mit ein bischen Inzucht drin, als "Sehr Gut" an "Mässig Gut", um Inzucht zu vermeiden.

Wenn man immer mal etwas Neues von aussen einführt und testet, dann wird Inzucht wahrscheinlich eh kein die Leistung negativ bestimmendes Thema im Bestand werden.


So gesehen braucht man dann auch keine Gedanken an den Inzuchtkoeffizienten verlieren.

Trotzdem mag ich den Parameter, weil er mir zeigt, wo ich im Thema Inzucht gerade stehe, in Bezug auf konkrete Paarungen und auch in Bezug auf meinen Bestand im Durchschnitt und die Entwicklung von Inzucht im Bestand über die Zeit. Das ist gerade dann spannend, wenn ich Punkt 4. ernst nehme und meinen Bestand nicht quasi fortwährend durch Neueinführungen massiv austausche.





Soweit meine Gedanken dazu.


LG
Meinolf


PS: Und ja, bitte, gib nicht auf!
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Geändert von OOO (03.03.2022 um 20:44 Uhr)
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