Weitstreckentauben!

Meine ersten Erfahrungen als Jungzüchter mit dem Taubenmarkt in Lier.

Im April 1988 machte ich als Jungzüchter die erste Erfahrungen mit dem Taubenmarkt in Lier. Zusammen mit meinem damals schon über 70jährigen Grossvater, mit dem ich damals zusammen Tauben reiste, fuhren wir nach Lier, da es hieß, daß man sich dort gute Jungtauben günstig aussuche könnte.
So weit, so gut!
Nachdem wir schon einige Zeit über den Taubenmarkt geschlendert waren, um die einzelnen Angebote der Züchter zu vergleichen, zog es mich immer wieder hin zu den Taubenkörben mit dunklen Tauben aus der alten van den Bosch-Sorte, aus der die Ende der 80er Jahre sehr populäre Meulemans-Rasse abstammte.
Keine Frage, die Tauben mußte ich haben. Wir kauften auf meinen Wunsch hin dann schliesslich nach langem, harten Verhandeln alle 30 Jungtauben zu einem akzeptablen Preis.
Nachdem wir die Tauben im Pkw untergebracht hatten, wollten wir noch ganz kurz einen letzten Gang über den Marktplatz machen. Es war mittlerweile sowieso schon schon kurz vor Ende der Veranstaltung geworden. Einige Züchter bauten ihre Stände bereits ab. Da winkte mein Grossvater mich auf einmal zu sich und zeigte auf einen ganz bestimmten Stand abseits am äußersten Ende des Marktes. Er hatte dort schon vor einiger Zeit einen ziemlich alten Züchter mit Käppi und verschlissenem Mantel entdeckt. Er war ihm aufgefallen, weil er immer wieder laut schrie: "Weitsstreckentauben, Weitstreckentauben...!". Der Züchter hatte nur einen ganz kleinen Korb mit 5 blaugefiederten Jungvögeln vor sich stehen. Die Tauben gefielen mir. Sie sahen aus "wie aus dem Ei gepellt". Nach einigen Verhandlungen einigte man sich auf den Preis für alle Tauben im Korb. Viel Geld, hab ich mir damals noch gedacht, wenn ich ganz ehrlich bin. Im Jungschicken im August des Jahres flogen nur die dunklen van den-Bosch Tauben bis zu 3/4 Preise. Im nächsten Jahr im Altfliegen ließen sie immer mehr nach. Ganz anders die Jungtauben von dem älteren Züchter. Von den blaugefiederten Weitstreckentauben war zunächst im Jungfliegen überhaupt nichts zu sehen,drei waren sogar ausgeblieben. Allerdings umso mehr im darauffolgenden Jahr beim Altfliegen. Wir trauten unseren Augen kaum und staunten nicht schlecht. Die Tauben übertrafen sich gegenseitig. Einer machte jährig sofort 10 Preise. Der andere, ich nehme an sein Bruder -Abstammungsnachweise gab es nicht, nur die Ringkarten- machte 8 Preise. Die Ringnummern, an die ich mich noch heute gut erinnere, lauteten: B-88-204 und B-88-205. Der B-88-204 wurde eine der bestenn Tauben, dei wir je reisten. Eine gute Investition! Als wir im nächsten Frühjahr -möglichst blaue Jungtauben-bei dem selben Züchter direkt bei ihm zuhause abholten, konnte keine der Tauben mehr an die Leistungen der beiden Vögel anknüpfen. Blaue Junge waren bei ihm nicht mehr zu bekommen. Die Leistungen der beiden "Weitstreckentauben" in Zucht und Reise allerdings haben uns noch über Jahre große Freude bereitet.

Diese nachdenklich machende Kurzgeschichte beruht auf wahren Begebenheiten.