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  #1  
Alt 07.12.2000, 21:15
Stefan07226
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Homöopathie im Brieftaubensport

Hallo zusammen, hat jemand von Euch erfahrung damit seine Tauben mit homöopathischen Präparaten gesund zu halten?
Ich habe gelesen, daß die Tauben im Gegensatz zu herkömmlichen Arzneimitteln keine Resistenz dagegen bilden. Außerdem bin ich sehr daran interressiert meine Tauben ohne Antibiotika zu versorgen. Insbesondere interressieren mich mögliche Vorsorgemaßnahmen gegen Erkrankungen der Oberen Luftwege.
Ich stelle diesen Beitrag in den Stammtisch und ins Gesundheitsforum, da mich neben der Meinung eines Tierarztes auch die Erfahrungen der Züchter aus der Praxis interressiert.

Gut Flug Stefan
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  #2  
Alt 09.12.2000, 23:10
Tiberius Mohr, Tierarzt
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard RE: Homöopathie im Brieftaubensport

Hallo Herr Stefan,

leider kann ich Ihnen keine Indikation für den Einsatz von homöopathischen Mitteln nennen. Trotzdem werde ich versuchen, das Thema aus medizinischer Sicht etwas zu beleuchten. Dabei handelt es sich um meine, naturwissenschaftlich geprägte Sicht der Dinge. Wenn andere Tierärzte andere Erfahrungen haben — und diese auch wissenschaftlich begründen können — sind sie hiermit herzlich eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen (aber bitte Fakten, keine Märchen).
Ich möchte gleich zu Beginn betonen, daß ich bei der Behandlung von Tauben keineswegs den Einsatz von pflanzlichen Präparaten ablehne, sofern die Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen ist. Homöopathika hingegen werden in unserer Praxis nicht eingesetzt — wir setzen ausschließlich Präparate ein, für deren Wirksamkeit wir garantieren können.

Hier zunächst einige Fakten zum Thema „Homöopathika“:
1) Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Pflanzenheilkunde und Homöopathie: die Pflanzenheilkunde verwendet wirksame Bestandteile von Pflanzen in wirksamer, angemessener Dosierung.
Die Homöopathie verdünnt einen – möglicherweise in entsprechender Dosierung durchaus wirksamen – Stoff so lange, bis kein Molekül des ursprünglichen Wirkstoffes mehr in einer Packung vorhanden ist.

2) Die homöopathische Lehre besagt, daß ein Mittel mit steigender Potenz wirksamer wird. Was uns als Naturwissenschaftler etwas irritiert ist die Tatsache, daß mit steigender Potenz der ursprünglich enthaltene Wirkstoff weiter verdünnt wird. Z.B. ist ein Mittel mit der Verdünnungsstufe „D 6“ also konzentrierter als ein Mittel in „D 20“, soll aber angeblich weniger wirksam sein... (wobei natürlich ab einer gewissen Verdünnungsstufe keine „Steigerung“ mehr möglich ist: weniger als nichts kann ja nicht drin sein)... So erklärt sich auch, daß sich gegen homöopathische Mittel keine Resistenzen entwickeln können – wogegen denn auch?!

Erklärung:
Die Verdünnungsstufen homöopathischer Arzneimittel werden als Potenzen bezeichnet. In Deutschland am gebräuchlichsten sind die D-Potenzen. Zur Herstellung einer solchen Potenz wird der Arzneistoff stufenweise im Verhältnis 1:10 mit einem Verdünnungsmittel (meist Alkohol oder Wasser) potenziert, d.h. vermischt und verschüttelt. Feste, nichtlösliche Stoffe werden mit Milchzucker verrieben. Diese erste Stufe wird mit D1 bezeichnet. Wird der Vorgang mit dem resultierenden Gemisch noch einmal genauso wiederholt, entsteht eine D2, usw. In anderen Ländern sind C-Potenzen gebräuchlicher; hier wird in jeder Stufe anstelle des Verdünnungsfaktors 10 der Faktor 100 gewählt. Bei LM- oder Q-Potenzen ist der Faktor 50.000.

Ich habe so meine Schwierigkeiten damit, einem Stoff, der nicht da ist, eine Wirkung zuzuschreiben. Es mag wohl sein, daß nach dem Einsatz von Homöopathika ein bestimmtes Leiden kuriert wurde. Der naturwissenschaftliche Beweis dafür, daß das Mittel — und nicht andere Begleitumstände — die Linderung herbeigerufen hat, bleibt in allen Fällen aus. Wie schon gesagt: die Vorstellung, daß etwas nicht vorhandenes wirken soll, ist sehr verdächtig und erinnert eher an Alchimie und Zauberei als an Medizin.

3) Bei Tieren (hier bleibt der Placebo-Faktor „ich glaube an die Wirkung, deshalb tritt sie auch ein“ aus) ist noch nie der Nachweis der Wirksamkeit von Homöopathika gelungen. Zu unterscheiden ist hier zwischen dem Nachweis der Wirksamkeit und der Erklärung der Wirkung. Grundsätzlich gilt: wer heilt hat Recht. Wenn es gelänge, in einer wissenschaftlichen Doppelblind-Studie (hier wissen weder Betreuer noch behandelnde Ärzte, ob das betreffende Mittel oder ein Placebo verabreicht wurden) von repräsentativem Ausmaß (also nicht nur mit 10 oder 20 Tieren) die Wirksamkeit eines (hochpotenzierten) Homöopathikums nachzuweisen, wäre auch das Fehlen einer vernünftigen Erklärung nicht so schlimm – das ist aber nicht der Fall.

4) Beim Menschen sind durchaus Heilungserfolge während der „Therapie“ mit Homöopathika bekannt. Zum einen können andere Begleitumstände (Spontanheilungen, Heilungen, die auch ohne die Gabe irgendwelcher Mittel eingetreten wären etc. – das gibt es schließlich auch in der Schulmedizin) dafür verantwortlich sein, zum anderen spielt die psychische Komponente beim Menschen eine erhebliche Rolle. Der Glaube an die Wirksamkeit eines Mittels kann buchstäblich Berge versetzen – sogenannte „sich selbst erfüllende Prophezeiungen“ – deshalb gibt es ja auch alle möglichen Placebo-Produkte mit langem Beipackzettel voller angeblicher Wirkungen. Außerdem betrachtet der Homöopath – anders als leider einige Schulmediziner – den Patienten als Ganzes (und nicht nur als Puzzle aus einem „Spielplatz“ für Kardiologen, Chirurgen, Urologen u.s.w., bei dem das eine Teil nichts mit dem anderen zu tun hat) und nimmt sich sehr viel Zeit – allein das hilft vielen Menschen.
Traurig aber wahr: einige Menschen müssen erst zum Homöopathen gehen, bis ihnen jemand wirklich zuhört...

5) Die ab und an kursierenden Gerüchte über angebliche Wirkungen bei Tieren gehen ausnahmslos von überzeugten, beinah fanatischen Homöopathen aus. Es drängt sich der Verdacht auf, daß hier eher der Wunsch der Vater des Gedankens war: wenn jemand sehr fest daran glaubt, daß es seinen Tieren morgen besser gehen muß, dann sehen sie für ihn am nächsten Tag auch „irgendwie gesünder“ aus; „irgendwie gesünder“ ist aber leider sehr subjektiv und nicht meßbar, deshalb ist es als einziges Indiz einfach nicht aussagefähig.
Für die Wirkungsweise nicht vorhandener Stoffe — das ist an sich schon unnormal genug — haben sich Homöopathen die unterschiedlichsten, für den Verstand recht schwer verdaulichen Erklärungen gebastelt: der Geist des Stoffes, der nach der Verdünnung in der Flüssigkeit verbleiben soll (na ja, wenn das so ist...) mußte ebenso herhalten wie andere okkulte Vorstellungen. Wenn jeder Stoff in seiner Umgebung etwas von seinem Geist hinterläßt, dann sind wir folglich von lauter Geister unterschiedlichster Stoffe umgeben. Wozu dann noch Homöopathika einnehmen, es reicht ja ein tiefer Atemzug oder ein Glas Leitungswasser — aber vielleicht ist da die Konzentration zu hoch...

6) Einige unserer Patienten, die Anhänger von Homoöpathika waren, wollten den Beweis der Wirksamkeit antreten. Beispielsweise glaubte ein Besitzer, er könne den nachgewiesenen massiven Wurmbefall seines Tieres homöopathisch behandeln – nach vier mißlungenen Versuchen hat er dann (endlich) auf eine vernünftige Wurmkur zurückgegriffen (nachweislich erfolgreich) – seitdem entwurmt er regelmäßig mit einem wirksamen Arzneimittel... – um nur ein Beispiel zu nennen.

Fazit: als Begleitmaßnahme können Homöopathika (zumindest ab etwa D 6) nicht schaden (da sie ja nicht wirken); sie als Ersatz für wirksame und notwendige Arzneimittel gegen vorhandene Erreger einzusetzen ist jedoch nicht nur Tierquälerei, sondern auch sträflicher Leichtsinn.

Zu guter Letzt:
Die Medizinische Fakultät der Universität Marburg erklärte im Ärzteblatt vom 3. März 1993 die Homöopathie zur Irrlehre. Zitat: „Ihr Wirkprinzip ist (unabsichtlich durchgeführte) Täuschung des Patienten, verstärkt durch die Selbsttäuschung des Behandlers".

Hier für die Leser des Forums der erste Teil einer wissenschaftlichen Abhandlung zum Thema Homöopathie von Dr. med. (M.D.) Stephen Barrett, in der Übersetzung von Dr. med. Thomas Kajidi. Der Artikel beschreibt vornehmlich die Zustände in den USA.

„Homöopathie: der letzte Schwindel!“ (unveränderte Originalfassung)

Homöopathische "Heilmittel" genießen einen Sonderstatus auf dem Gesundheitssektor. Sie stellen die einzige Gruppe von Quacksalbererzeugnissen dar, die von Rechts wegen als Medikamente vermarktet werden dürfen.
Dies ist Folge zweier Umstände: Erstens erkennt der Federal Food Drug and Cosmetic Act (US Bundesgesetz über Nahrung, Drogen und Kosmetika) all jene Stoffe als Medikamente an, die in der "Homeopathic Pharmacopoeia of the United States" niedergelegt sind. Dieses Gesetz wurde durch einen homöopathischen Arzt, der Senator war, durch den Kongreß geschleust. Zweitens hat die FDA bei homöopathischen Produkten nicht den selben Standard eingehalten wie bei anderen Medikamenten.

Das zugrundeliegende Fehlkonzept:
Homöopathie geht zurück auf das späte 17. Jahrhundert. Damals legte Samuel Hahnemann (1755-1843), ein deutscher Arzt, seine Grundprinzipien nieder. Hahnemann war zurecht unzufrieden mit den damaligen Methoden des Aderlassens, Blutegelansetzens, des Einläufeapplizierens und den anderen drastischen medizinischen Prozeduren seiner Zeit, die weit häufiger schadeten als Nutzen brachten. Da er dachte, daß bei Krankheiten die "Körpersäfte durch ihre gegenteiligen Wirkungen ins Gleichgewicht zu bringen" seien, entwickelte er seine "Lehre des Simile" (Ähnlichkeitsprinzip,
Similia similibus curentur = Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt). Das ist die Vorstellung, nach der die Symptome einer Krankheit durch extrem geringe Mengen von Stoffen behoben werden können, die ähnliche Symptome im gesunden Menschen erzeugen, wenn sie in größeren Mengen angewandt werden. Das Wort "Homöopathie" ist aus den griechischen Worten homoios (gleich) und pathos (Leiden oder Krankheit) abgeleitet.
Hahnemann und seine ersten Schüler führten "Arzneimittelproben" durch, bei denen sie gesunden Leuten Pflanzen, Mineralien und andere Stoffe einflößten, übrigens auch sich selbst, und dabei genau aufzeichneten, was sie beobachteten. Später wurden diese Aufzeichnungen zu Buchlisten zusammengetragen, die materia medica genannt wurden. Diese dienen dazu, die Symptome eines Patienten mit einem "entsprechenden" Medikament zur Deckung zu bringen.
Hahnemann verkündete, daß Krankheiten im Grunde genommen Selbstheilungsstörungen des menschlichen Körpers seien und daß nur ein kleiner Schubser notwendig sei, um den Heilungsprozeß anzustoßen. Er behauptete auch, daß chronische Krankheiten Ausdruck eines "unterdrückten Juckens" (psora), eine Art übler Wind oder böser Geist ist. Zunächst benutzte er niedrige Dosen anerkannter Medikamente. Später indessen verwandte er riesige Verdünnungen und spekulierte, daß je niedriger die Dosis, desto wirkungsvoller das Medikament sei: ein Prinzip, daß er das "Gesetz der Potenzierung" nannte. Das ist genau das Gegenteil der Dosis-Wirkungsbeziehung, die von Pharmakologen nachgewiesen wurde.

Die Voraussetzung für die Aufnahme in die Homöopathische Pharmacopoeiais sind nicht etwa moderne wissenschaftliche Studien sondern homöopathische "Arzneimitteltestungen", die während des 18. und frühen 19. Jahrhunderts durchgeführt wurden. Die neueste Ausgabe beschreibt, wie mehr als tausend Stoffe für den homöopathischen Gebrauch zuzubereiten sind. Sie legt weder die Symptome noch die Krankheiten fest, für die diese homöopathischen Stoffe eingesetzt werden sollen. Das wird ausschließlich durch den praktischen Anwender (oder Hersteller) bestimmt. Die Tatsache, daß Stoffe in der Homöopathischen Pharmacopeia aufgelistet sind und vom (amerikanischen) Gesetzgeber als "Medikamente" anerkannt werden, bedeutet nicht, daß das (amerikanische) Gesetz oder die FDA sie als wirkungsvoll einstuft.

Da homöopathische Mittel tatsächlich weniger gefährlich waren als jene der Schulmedizin des 19. Jahrhunderts, begannen viele medizinisch Tätige sie einzusetzen. Um die Jahrhundertwende gab es etwa 14.000 praktizierende Homöopathen und 22 homöopathische Schulen in den USA. Aber in dem Maße, in dem die medizinische Wissenschaft und die medizinische Aufklärung voranschritten, verlor die Homöopathie mehr und mehr an Einfluß in Amerika, wo ihre Schulen entweder geschlossen wurden oder modernere Methoden übernahmen. Die letzte rein homöopathische Schule in den USA schloß während der 20er Jahre dieses Jahrhunderts.

Viele Homöopathen behaupten, daß bestimmte Leute eine ganz bestimmte Affinität zu ganz bestimmten Stoffen haben (ihren sog. "konstitutionellen Wirkstoff") und daß sie auf dieses Mittel bei einer großen Zahl von Krankheiten reagieren würden. Solche Heilmittel können je nach dem "Konstitutionstyp" der betreffenden Person verschrieben werden, der ähnlich wie die astrologische Typisierung nach den entsprechenden Heilmitteln benannt wird. Zum Beispiel wird dem "Ignatia-Typus" nachgesagt, er sei ein nervöser Typ und habe nah am Wasser gebaut, außerdem soll er keinen Tabakqualm mögen. Die typische "Pulsatilla" ist eine junge Frau mit blonden oder hellbraunen Haaren, blauen Augen, zierlicher Gestalt, die sanft, furchtsam, romantisch, emotional und freundlich, aber auch scheu sein soll. Der "Nux vomica-Typus" soll aggressiv, kriegerisch, ehrgeizig und überaktiv sein. Der "Schwefeltyp" ist am liebsten unabhängig... und so weiter und so fort. Klingt das etwa wie eine vernünftige Grundlage für Diagnose und Behandlung?

Die "Heilmittel" sind Placebos.
Homöopathische Produkte werden aus Mineralien, Pflanzenstoffen und verschiedenen anderen Stoffquellen hergestellt. Wenn die Grundsubstanz löslich ist, wird ein Teil mit neun oder neunundneunzig Teilen destillierten Wassers und/oder Alkohol verdünnt und ordentlich geschüttelt (succussed). Falls der Stoff nicht löslich ist, wird er fein gemahlen und im gleichen Verhältnis mit pulverisierter Lactose (Milchzucker) verrührt. Ein Teil der verdünnten Medizin wird dann weiter verdünnt und der Prozeß wird solange fortgesetzt bis die gewünschte Verdünnung erreicht ist. Verdünnungen von 1 bis 10 werden mit der römischen Zahl X gekennzeichnet (1X = 1/10, 3X = 1/1000, 6X = 1/1.000.000). In der selben Art werden Verdünnungen von 1:100 mit der römischen Zahl C gekennzeichnet (1C = 1/100, 3C = 1/1.000.000 und so weiter). Die meisten Heilmittel haben heutzutage Bereiche zwischen 6X bis 30X, aber es werden auch Produkte von 30C oder höher vermarktet.
Occillococcinum, ein 200C Produkt "zur Bekämpfung von Erkältungen und grippeähnlichen Symptomen" enthält "Verdünnungen", die noch abenteuerlicher sind. Sein "aktiver Wirkstoff" wird hergestellt durch Inkubation (über 40 Tage) kleiner Mengen von Leber und Herz einer frisch geschlachteten Ente. Die so gewonnene Lösung wird dann filtriert, gefriergetrocknet, rehydriert, verschiedenemal verdünnt und schließlich auf Zuckerkügelchen imprägniert.
Wenn ein einziges Molekül dieser Entenherz oder -leberlösung die Verdünnungsprozeduren überstehen würde, wäre seine Konzentration 1 zu 10.000.000.000.000.000.000.000.000.000.
000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.00 0.000.000.000.000.000.000.000.000.000
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Diese große Zahl mit 400 Nullen ist wesentlich größer als die geschätzte Zahl von Molekülen im gesamten Universum (etwa 1 googol, was einer 1 mit 100 Nullen entspricht).
Der U.S. News & World Report hat in seiner Ausgabe vom 17.02.1997 festgestellt, daß nur eine einzige Ente pro Jahr gebraucht wird, um dieses Produkt herzustellen, das 1996 etwa einen Umsatz von 20 Millionen Dollar erreichte. Die Zeitschrift verpaßte dem unglücklichen Tier den Namen die "20 Millionen Dollar-Ente."

Tatsächlich gibt es nach den Gesetzen der Chemie eine Grenze der Verdünnung, nach deren Überschreitung die Ursprungssubstanz nicht mehr nachweisbar ist. Diese Grenze, die durch die Avogardrosche Zahl beschrieben wird, entspricht in etwa den homöopathischen Potenzen 12C oder 24X (1 Teilchen in 1024).
Hahnemann selbst hatte erkannt, daß es praktisch keine Möglichkeit gibt, daß auch nur ein Molekül seiner ursprünglichen Stoffe in den extremen Verdünnungen zurückbleiben würde. Aber er glaubte, daß das kräftige Schütteln oder Pulverisierung bei jeder Stufe der Verdünnung eine Art Geisterspur zurückläßt, die "nicht länger für Sinne wahrnehmbar ist". Die soll dann in der Lage sein, die "Lebenskräfte" des Körpers neu zu erwecken.
Diese Theorie ist durch nichts belegt.
Schlimmer noch, wenn sie wahr wäre, müßte jeder Stoffpartikel, der zufällig auf diese Art mit Wassermolekülen zusammenstößt, eine "Spur seiner "Wesenheit" daran zurücklassen, was dann extrem starke (und unvorhersehbare) medizinische Wirkungen bei Menschen zur Folge haben könnte, die das mal eben so trinken.

Viele Befürworter behaupten, daß homöopathische Produkte Impfstoffen ähneln, weil beide einen kleinen Stimulus erzeugen, der eine Immunantwort auslöse. Dieser Vergleich ist falsch. Die Größenordnung aktiver Wirkstoffe in Impfstoffen ist viel größer und kann gemessen werden. Hinzu kommt, daß Immunisierungen Antikörper produzieren, deren Konzentration im Blut ebenfalls gemessen werden kann, aber homöopathische Produkte produzieren keinerlei meßbare Antworten.

Stan Polanski, ein Assistenzarzt der im öffentlichen Gesundheitsdienst bei Ashville, North Carolina arbeitet, hat weitere Argumente geliefert:
· Stellen Sie sich vor, wie viele stoffliche Einheiten in jeder homöopathischen Medikation vorhanden sein müssen, wenn man sie in Größenordnungen von Molekülen oder größeren Größenordnungen vorstellt. Sogar unter den allerstrengsten und saubersten Verhältnissen müßte allein der Luftstaub am Medikamentenherstellungsort mit Tausenden verschiedener Moleküle verschiedenster organischer Herkunft aus lokalen Quellen (Bakterien, Viren, Pilze, Speicheltröpfchen, Hautschuppen, Insektenkot) aber auch von weiter entfernten Quellen (Pollen, Erdpartikel, Verbrennungsprodukte, Rußpartikel) zusätzlich mit mineralischen Teilchen irdischer oder sogar extraterrestrischer Herkunft (Meteorstaub) verschmutzt sein. Gleichermaßen müßten die "inerten" Stoffe, die im Verdünnungsprozeß benutzt werden, ihre eigene Heerschar von Mikrokontaminationen mitbringen.

· Der Verdünnungs-/Potenzierungsprozeß in der Homöopathie hat eine stufenweise Verdünnung zum Ziel, die zu phantastischen Extremen getrieben wird. Sie wird mit "Succussion" zwischen jeder einzelnen Verdünnung durchgeführt. Succussion ist ein Schütteln oder Klopfen der Gefäße in einer ganz bestimmten Art und Weise. Da stellt sich doch die Frage, wie die entstehende Wirkstoffpräparation während dieser Schritt-für-Schritt Verdünnungsprozedur wissen kann, welche der unzähligen Substanzen im Gefäß jene herausragende ist, auf die es dann ankommt? Wie kommt es, daß Tausende (Millionen?) chemischer Komponenten wissen, daß sie gefälligst stillzuhalten haben, sozusagen rumstehen müssen, während eine einzige Substanz zum „Heiler" auserkoren worden ist? Daß dieses Szenario zu irgendeinem bestimmten Produkt führen könnte, das ausgerechnet eine ganz bestimmte Krankheit behandeln können soll, liegt jenseits jeglicher Plausibilität.

· Deshalb ist es unmöglich zu akzeptieren, daß die homöopathischen Apologeten den aktiven Wirkstoff in ihrem Produkt korrekt identifiziert haben, es sei denn, sie können endlich einen plausiblen (nicht magischen) Mechanismus für die "Potenzierung"durch Verdünnung dieses einen (sich von so vielen Stoffen in ihrem Produkt unterscheidenden) nachweisen. Jede Studie, die von sich behauptet, sie hätte die Wirksamkeit einer homöopathischen Medikation bewiesen, sollte von vorneherein zurückgewiesen werden, es sei denn, sie umfaßte eine Liste all jener Substanzen, die in mindestens der gleichen (oder höheren) Konzentration vorhanden sind wie jene (unterstellt) aktive Substanz in jedem Stadium des Verdünnungsprozesses. Außerdem müßte gleich eine Begründung mitgeliefert werden, warum diese anderen Stoffe nicht als die eigentlichen Wirkstoffe angesehen werden können.

· Die Methode der"Arzneimitteltestung" durch die die Homöopathen entscheiden wollten, welche Medizin zu welchem Symptom paßt, macht auch keinen Sinn: Testung bedeutete, verschiedene Substanzen zu nehmen, jedes Zwicken, Zwacken und Zucken, das danach auftrat aufzuzeichnen (oft mehrere Tage lang). Anhänger der Homöopathie nehmen doch tatsächlich an, daß jede Empfindung, die danach berichtet wurde, auch tatsächlich auf diese eingebrachte Substanz zurückzuführen sei und daß deshalb die extrem verdünnten Dosen dieses Stoffes genau die richtigen seien, um jeden, der diese Symptome hat, zu behandeln.

Dr. Park hat festgehalten, daß die Hoffnung, auch nur ein einziges Molekül der "medizinischen Substanz" zu erwischen, die unterstelltermaßen in einer 30X Pille vorhanden sein soll, erfüllt werden könnte, wenn man mindestens 2 Milliarden von diesen Pillen schlucken würde, was etwa 1000 Tonnen Lactose entspricht, dazu alle möglichen Verunreinigungen, die dieser Milchzucker logischerweise enthalten würde.

Unbeeindruckende "Forschung"
Da viele homöopathische Heilmittel keinerlei nachweisbare Mengen aktiver Inhaltsstoffe aufweisen, ist es unmöglich, zu testen ob sie das enthalten, was ihr Etikett aussagt. Im Gegensatz zu vielen wirksamen Medikamenten wurde bei ihnen der Nachweis der Wirksamkeit gegen Krankheiten nicht in Doppelblindstudien klinischer Tests erbracht. Tatsächlich ist die überwiegende Mehrheit homöopathischer Mittel noch nicht einmal einem solchen Test unterzogen worden.
1990 analysierte ein Artikel im Review of Epidemiology 40 randomisierte Studien, die homöopathische Behandlungen mit Standardbehandlungen, einem Placebo oder keiner Behandlung verglichen. Die Autoren schlossen, daß alle, außer drei dieser Untersuchungen, schwerwiegende Fehler im Studienaufbau hatten und daß nur eine einzige der drei ein positives Resultat aufwies. Die Autoren schlossen, daß es keinen Beleg dafür gibt, daß homöopathische Behandlung effektiver ist als Placebo. Prescrire International veröffentlichte eine ähnliche Beurteilung 1995.
1994 wurde in der Zeitschrift Pediatrics ein Artikel veröffentlicht, in dem behauptet wurde, daß für eine homöopathische Behandlung nachgewiesen werden konnte, daß sie gegen milde Formen von Durchfall bei nicaraguanischen Kindern wirksam sei. Diese Behauptung war gegründet auf dem Befund, daß an manchen Tagen die „behandelte" Gruppe weniger weichen Stuhl gehabt hatte als die Placebogruppe. Dagegen wurde von Sampson und London angeführt: (1.) die Studie benutzte unzuverlässige und unbewiesene diagnostische und therapeutische Schemata, (2.) es waren keine Vorkehrungen gegen Produktverunreinigungen getroffen worden, (3.) die Behandlungsauswahl geschah willkürlich, (4.) waren die Daten nicht korrekt gruppiert und enthielten Fehler und Widersprüche, (5.) die Ergebnisse waren nur von fraglicher klinischer Signifikanz, (6.) sie hatte keinerlei Bedeutung für die öffentliche Gesundheit, weil das einzige Heilmittel, das bei leichtem kindlichen Durchfall notwendig ist, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist, mit der eine Entwässerung (Dehydratation) verhindert oder korrigiert werden kann [3].
Prescrire International eine Literaturübersicht veröffentlicht, in der folgende Schlußfolgerung gezogen wurde:
Da homöopathische Behandlungen häufig bei Störungen angewandt werden, die einen wechselhaften Verlauf haben, bei denen es auch Spontanheilungen gibt (ein Grund für das Ansprechen von Placebos), werden diese Therapien bei vielen Menschen als effektiv für manche Patienten angesehen. Dennoch muß man trotz der großen Zahl von Vergleichsstudien, die bis heute durchgeführt wurden schließen, daß es keinen Beweis dafür gibt, daß Homöopathie effektiver ist als eine Placebotherapie, die unter gleichen Bedingungen verabreicht wird.
Im Dezember 1996 wurde ein ausführlicher Bericht durch die Homeopathic Medicines Research Group (HMRG), einem Expertengremium, das von der Kommission der Europäischen Gemeinschaft zusammengestellt worden war, veröffentlicht. Die HMRG enthielt Mitglieder, wie homöopathisch orientierte Arztforscher, Experten in klinischer Forschung, klinischer Pharmakologie, Biostatistik und klinischer Epidemiologie. Das Ziel dieser Gruppe war, die publizierten und nicht publizierten Berichte kontrollierter Studien für homöopathische Behandlungen auszuwerten. Nachdem 184 Berichte durchforstet worden waren, schlossen die Panel-Mitglieder, daß (1.) nur 17 dieser Studien vom Aufbau und von der Dokumentation her so ausreichend waren, daß sie überhaupt analysiert werden konnten, (2.) in einigen dieser Untersuchungen homöopathische Methoden eine größere Wirkung gehabt haben könnten als Placebo oder gar keine Behandlung, (3.) die Zahl der Teilnehmer in diesen 17 Untersuchungen zu klein war, um irgendwelche Schlüsse über die Effektivität homöopathischer Behandlung für irgendeine spezifische Erkrankung zu ziehen. Einfach gesagt: das Gros homöopathischer Forschung ist wertlos und kein einziges homöopathisches Erzeugnis konnte den Wirksamkeitsnachweis für irgendein therapeutisches Ziel führen. Das "National Council Against Health Fraud" warnte, daß "das Sektierertum innerhalb der Homöopathie die Glaubwürdigkeit homöopathischer Forscher ernsthaft in Frage stellt."
1997 entschied eine Londoner Gesundheitsbehörde, daß man nicht länger für homöopathische Behandlung zahlen werde, nachdem man zu dem Schluß gekommen war, daß keine ausreichende Rechtfertigung für einen weiteren Einsatz vorlag. Die Lambeth, Southwark und Lewisham Health Authority hatte mehr als 500 Patienten pro Jahr zum Royal Homeopathic Hospital in London überwiesen. Die Ärzte für öffentlichen Gesundheitsdienst bei der Behörde überprüften die veröffentlichte wissenschaftliche Literatur im Rahmen eines allgemeinen Versuchs, nur noch nachweisbar wirksame (sog. "evidence based") Behandlungen einzukaufen. Die Gruppe kam zu dem Schluß, daß viele Studien mit methodischen Fehlern behaftet waren und daß die neuesten Forschungen, die vom Royal Homeopathic Hospital produziert worden waren, keinerlei überzeugende Beweise dafür enthielten, daß Homöopathie irgendeinen klinischen Nutzen gebracht hatte.
Die Befürworter pochen auf die wenigen "positiven"Untersuchungen, als Beweis dafür, daß "Homöopathie wirkt. "Sogar dann, wenn ihre Ergebnisse dauerhaft reproduzierbar wären (was eher unwahrscheinlich ist), wäre das Höchste, was eine Studie über einen einzelnen Wirkstoff für eine einzige Krankheit beweisen könnte, daß dieser Wirkstoff eben gegen diese Erkrankung wirksam ist. Keinesfalls würde dies die zugrundeliegenden Theorien der Homöopathie beweisen oder daß homöopathische Behandlung bei anderen Krankheiten sinnvoll ist.
Placeboeffekte können natürlich wirkungsvoll sein, aber der potentielle Vorteil, der darin besteht, Symptome mit Placebos zu lindern, sollte gegen den Schaden aufgewogen werden, der daraus entstehen kann, daß man sich auf unwirksame Produkte verläßt oder dafür Geld verschwendet. Spontanheilungen sind auch ein Faktor, der zur Popularität der Homöopathie beiträgt. Wir vermuten, daß die meisten Leute, die ein homöopathisches Erzeugnis für ihre Gesundung verantwortlich machen, genauso gut ohne dieses Mittel gesund geworden wären.
Die Homöopathen setzen sich mit einer mächtigen Lobby dafür ein, daß ihre Dienste durch die nationale Krankenversicherung bezahlt werden. Sie behaupten, daß sie eine Betreuung liefern, die sicherer, sanfter, "natürlicher" und weniger kostenträchtig als die herkömmliche Behandlung sei und auch mehr dem Aspekt der Prävention Rechnung trage. Tatsache ist jedoch, daß die homöopathischen Behandlungen überhaupt keine Prävention darstellen und viele homöopathische Führungsköpfe sogar gegen Impfungen predigen. Genauso schlimm ist die Tatsache, daß von der 1997er Konferenz des National Center for Homeopathy berichtet wurde, wie ein homöopathischer Arzt vorschlug, man solle doch homöopathische Erzeugnisse einsetzen, um die coronare Herzkrankheit zu behandeln bzw. ihr vorzubeugen. Dem Artikel zufolge, hatte der Vortragende empfohlen, verschiedene 30C und 200C Präparate als Alternativen zu Aspirin oder cholesterinsenkenden Medikamenten einzusetzen.
Ein besserer Verbraucherschutz ist notwendig.




Mit freundlichen Grüßen

Susanne & Tiberius Mohr


Ich bedanke mich hiermit bei meiner Frau (und Kollegin) Susanne für die Verfassung des größten Teils dieses Artikels. Aufgrund der überwältigenden Anzahl von Veröffentlichungen und Gutachten zu diesem Thema wäre es mir ohne ihre Hilfe nicht möglich gewesen, in angemessener Zeit das Wichtigste für diese Antwort zusammenzutragen.



Weiterführende Literaturhinweise:

1. Kaufman M. Homeopathy in America. Baltimore, 1971, The Johns Hopkins University Press.
2. Hill C, Doyon F. Review of randomized trials of homeopathy. Review of Epidemiology 38:139-142, 1990.
3. Sampson W, London W. Analysis of homeopathic treatment of childhood diarrhea. Pediatrics 96:961-964, 1995.
4. NCAHF Position Paper on Homeopathy. Loma Linda, Ca.: National Council Against Health Fraud, 1994.
5. Wise, J. Health authority stops buying homoeopathy. British Medical Journal 314:1574, 1997.
6. Hauck KG. Homeopathy and coronary artery disease. Homeopathy Today 17(8):3, 1997.
7. Kessler DA. Panel discussion on herbal dietary supplements. Consumer Safety Symposium on Dietary Supplements and Herbs, New York City, March 3, 1998.
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