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Alt 08.06.2014, 15:50
Berger Berger ist offline
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Standard passend zum aktuellen Thema erschienen Juli 2012 => "Korbaufenthalt"

Vormittags Einkorben oder doch besser zwei Nächte Korbaufenthalt!?
Immer wieder wird bei Wettflügen jenseits der 500 km strittig über die Einsatzzeit diskutiert. Hintergrund ist die seit geraumer Zeit in Deutschland gebräuchlich gewordene Praxis, die Tauben bei Flügen jenseits der 500 km Marke erst am Vortag des Wettfluges und wegen der langen Fahrzeit zu einer wesentlich früheren Tageszeit einzusetzen.
Die insgesamt kürzere Zeit im Korb (Kabi) scheint für zahlreiche Verantwortliche und Organisationen die bevorzugte Wahl zu sein. Neben dem Gedanken, dass die kürzere Zeit doch sicher für die Tauben besser sei werden dafür auch immer finanzielle Gründe genannt. An den Finanzen lässt sich nur schwer streiten, da das eindeutige Fakten bzw. Beträge sind. Jedoch die Frage, ob es für die Taube besser ist möchte ich an drei Punkten diskutieren und dabei stark in Frage stellen. Dabei möchte ich im Folgenden drei Aspekte ansprechen und dabei die Vorteile die ich bei 2 Nächten Korbaufenthalt sehe den Nachteilen gegenüberstellen.
1. Nahrungsaufnahme
Klarer Vorteil bei 2 Nächten Korbaufenthalt!

Die Tauben werden am Tag vor dem Auflass im Kabi gefüttert. Somit ist die letzte Futteraufnahme bis zum Start wesentlich später was ich als großen Vorteil erachte. Denn ich bewerte es als wesentlich besser wenn die Tauben zum Startzeitpunkt noch nicht ihre Energiereserven angreifen müssen.
Demgegenüber stehen die Nachteile des Vor- oder Mittagseinkorben:
Hier fressen die Tauben am Morgen in der Regel nur noch sehr wenig, da man am Vorabend ja wahrscheinlich satt gefüttert hat und am Morgen der Appetit gering ist. Wenn sie überhaupt noch etwas fressen!? Somit wird die Zeit von der letzten Futteraufnahme bis zur Nächsten nach der Ankunft am heimatlichen Schlag sehr lang. Bei Flügen über 500 km, also in der Regel rund 7-8 Stunden Flugzeit bekommen die Tauben erst am Flugtag mittags bzw. Nachmittags wieder Futter. Bei letzter Fütterung im Schlag sagen wir ca. 9 Uhr am Einsatztag und einem Auflass um 6 Uhr mit Ankunft der ersten Tauben gegen 13 bis 14 Uhr bedeutet das rund 30 Stunden ohne jedwede Futteraufnahme! Eine so lange Zeit ohne Futteraufnahme und dann auch noch Höchstleistungen erbringen passt aus meiner Sicht nicht wirklich gut zusammen.
2. Wasseraufnahme
klarer Vorteil bei 2 Nächten Korbaufenthalt!

Die Tauben werden im Kabi am Einsatztag mit mehr Ruhe getränkt und dann natürlich den ganzen restlichen Tag nach der Ankunft am Auflassort.
Demgegenüber stehen die Nachteile des Vor- oder Mittagseinkorben:
Beim Mittagseinkorben fehlt die Zeit ausreichend Wasser aufzunehmen. Man muss bedenken, dass die Tauben diese Situation des frühen Einkorbens in der Regel ja gar nicht kennen! Also wird schon zuhause im Schlag zu wenig Wasser aufgenommen. Und Wassermangel ist eindeutig das schlimmste was passieren kann. Im Kabi bzw. nach dem Einkorben in der RV ist zudem oft sehr wenig Zeit zum Tränken, da man ja auf den weiten Flügen mit mehreren RVen zusammen transportiert und die Tauben (Körbe) einsammeln muss und somit weniger Zeit zum Trinken verbleibt.
Dann kommt die ganze Fahrstrecke, wenn es denn richtig gemacht wird mit einer Pause zum Tränken. Aber ich glaube aus meiner Beobachtung heraus nicht, dass in der "kurzen" Pause alle Tauben trinken gehen. Und oft sind die Boxen auch noch relativ gut besetzt, da bei nur einer Nacht Korbaufenthalt der Kosten wegen die Fahrzeige ausgelastet werden.
Dann weiß man im Voraus auch nicht wie die Außentemperaturen an diesen Transporttagen sind. Eindeutig ist die Temperatur aber am Mittag am höchsten. Und Hitze ohne die ständige Möglichkeit Wasser aufzunehmen ist das schlimmste für die ansonsten an Hitze recht gut angepassten Tauben. Hitze während der Standzeit am Auflassplatz ist aber kein Problem, da die Tauben hier jederzeit Wasser aufnehmen können.

3. Regenerationszeit
klarer Vorteil bei 2 Nächten Korbaufenthalt!

Die Tauben haben viel mehr Zeit und Ruhe vor dem eigentlichen Auflass!
Die längere Standzeit wird fürs ausreichende Versorgen genutzt und die Tauben haben extrem viel Zeit zur Orientierung und Regeneration vom Transport. Man sollte sich klar vor Augen halten, dass jeder Transport für die Tauben eine Belastung darstellt und die Belastung bei deutlich längerer Fahrzeit auch wesentlich ausgeprägter ist. Gerade im Sinne des Tierschutzes ist es besser den Tauben nach dem langen Anfahrtsweg Zeit zum Regenerieren zu geben. Die längere Standzeit von einigen Stunden ermöglicht auch allen Tauben den Weg zur Wasserrinne. Dies ist gerade bei höheren Temperaturen ein wichtiger Aspekt. Denn Hitze alleine schadet den Tauben nicht, wie wir ja alle wissen wenn es im Hochsommer auch auf dem Schlag über 40° C sein kann. Tauben sind sehr gut in der Lage durch ihre Temperaturregulationsmechanismen die Körpertemperatur konstant zu halten. Nur dafür benötigen Sie ausreichend Wasser, welches sie während der Standzeit ja ständig aufnehmen können.
Demgegenüber stehen die Nachteile des Vor- oder Mittagseinkorben:
Hier haben die Tauben viel weniger Zeit zur Regeneration vor dem Auflass und die Zeit und damit Möglichkeit der Wasseraufnahme ist auch deutlich geringer. Ich denke der kürzere Aufenthalt im Korb wird durch die viel schwerwiegenderen Nachteile mehr als aufgehoben.
Aus meiner Sicht hat sich in Deutschland dieses Vorgehen des Vor- und Mittageinsetzens immer weiter ausgebreitet ohne dabei die für mich enormen Nachteile zu berücksichtigen. Und wenn man einmal die Kostenrechnung aufmacht, sprechen wir über vielleicht 8 – 15 Euro pro Stunde für die Fahrer. Die Transportzeit bleibt die gleiche und somit sprechen wir im Vergleich von rund 14 bis 18 Stunden mehr Standzeit. Je nach Zeit und Stundensatz gehe ich von einem Mehraufwand von 112 (€ 8 x 14 h) bis 270 (€ 15 x 18 h) Euro pro Fahrer aus. Ich bin sicher, dass man mit seinen Fahrern für die reine Standzeit einen geringeren Betrag besprechen und vereinbaren kann. Bei zwei Fahrern, wovon ich ausgehe sind es also rund 225 Euro Mehrkosten. Aufgeteilt auf mehrere RVen sollte das nicht zu hoch sein zum Wohle der Tauben! Und nebenbei angemerkt, es gibt auch noch berufstätige Züchter, die das frühe Einsetzen nur durch Urlaub usw. organisiert bekommen. Bei unseren heute flexibel gehandhabten Reiseplänen funktioniert das frühe Einsetzen aber für berufstätige Arbeiter nicht mehr.
Ein ganz anderer positiver Aspekt ist, dass durch das Einsetzen zwei Tage vor dem Auflass der Züchter einen „Freien“ Tag bekommt. Diesen von der Versorgung der Alttauben befreiten Tag kann man gut für die Familie oder andere Dinge nutzen.
Ich hoffe diese Zeilen tragen zur Sensibilisierung der Verantwortlichen bei.. Eine allgemeingültige und verbindliche Regelung, vor allem auch implementiert in der Reiseordnung des Verbandes, kann nur zu einer bundesweit einheitlichen und tiergerechten Vorgehensweise führen.
Alfred Berger
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